Gedanken zur Zukunft
Ein Jahr zuvor:
,,Jetzt leg schon das Buch weg und genieß das hier'', wurde ich von Tessa ermahnt.
Man war schließlich nicht häufig mit seinen Freunden in einem Ferienhaus und genoss das gute Wetter. Wir hatten sogar einen kleinen Whirlpool und einen wunderschönen Garten, in dem es nur so blühte. Ich saß mit meiner Sonnenbrille auf der Liege und atmete tief ein.
,,Du hast recht. Ich muss mir das definitiv abgewöhnen'', sah ich ein und legte das Buch neben mich hin.
Keila kam mit Getränken auf uns zugelaufen und gab jedem ein Glas.
,,Das ist das erste Mal, dass ich eine Limonade gemacht habe. Ich hoffe, sie schmeckt euch.''
,,Die schmeckt wirklich gut'', versicherte ich ihr, als ich an ihr nippte.
,,Wie sieht es eigentlich jetzt bei dir aus, Tessa? Wirst du dich mit diesem Flynn treffen?''
Es war ja klar, dass Keila das unbedingt wissen wollte, so neugierig wie sie war.
Tessa hatte über eine Dating-App einen Typen kennengelernt, mit dem sie sich überraschender Weise ziemlich gut verstand. Ich hielt um ehrlich zu sein nicht viel von solchen Plattformen, aber vielleicht gab es dort auch wirklich Leute, die so auf diesem Wege jemanden finden wollten.
Wenn Tessa ihn wirklich sympathisch fand, konnte es ganz gewiss nicht schaden, sich mit ihm zu verabreden, damit sie sich persönlich sehen konnten. Das war wichtig. Es brachte doch nichts, wenn es harmonierte, wenn man miteinander schrieb, aber in echt viel zu unterschiedlich war. Man musste es einfach testen und hoffen, dass es passte.
,,Ich denke schon. Zumindest würde ich gerne einen Kaffee mit ihm trinken. Ich meine, das ist eine unverbindliche Sache, wo man sich entspannt kennenlernen kann. Ich denke nicht, dass er dazu nein sagen wird. Irgendwo muss man ja anfangen.''
Tessas Blick war auf die Blumen gerichtet und ich wünschte es mir wirklich für sie, dass sie sich mit Flynn, wenn sie sich denn treffen würden, genauso gut verstehen würde wie im Internet. Ich wollte ihr schon anbieten, dass ich mit zum Café kommen würde, doch ich merkte schnell, dass dies schwachsinnig und viel zu aufdringlich wäre. Sie musste das allein machen. Es ging hier um die beiden und da brauchte sie keine gute Freundin, die neben dran saß und sich alles anhörte.
,,Wenn du merken solltest, dass das irgendwie nichts ist, kannst du mich gerne anrufen. Ich komme gerne vorbei und hol dich da raus'', bot ich ihr an und Tessa nickte.
,,Danke dir. Das ist nett.''
Sie würde das schon hinbekommen. Sie sagte immer ihre Meinung und ich glaubte daran, dass sie sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Auf den Fotos, die sie mir von Flynn gezeigt hatte, hatte er gar nicht mal so schlecht ausgesehen.
Er besaß kurzes dunkelblondes Haar und braune Augen und hatte auf dem Bild in die Kamera gelächelt. Ich konnte mir ihn und Tessa sehr gut zusammen vorstellen und war gespannt, wie es zwischen ihnen weitergehen würde.
,,Wisst ihr, wer mich letztens angeschrieben hat?'', fragte Keila plötzlich.
,,Keine Ahnung, Sag schon, wer?''
Ich wusste es wirklich nicht und hatte absolut keinen Plan, wen sie meinte.
,,Kaiden. Der Typ, der mich verlassen hat, als ich ihm erzählt habe, dass ich ein Austauschjahr in Kalifornien machen möchte.''
Das war ja mal was ...
,,Wie kommt es dazu, dass er sich auf einmal bei dir meldet?''
Für mich war das Ganze wirklich seltsam und irgendwie auch dreist.
Er hatte sich von ihr getrennt und nun kam er wieder angekrochen?
,,Ich weiß auch nicht, was er sich dabei gedacht hatte. Er hat mich angeschrieben und mich gefragt, ob wir uns treffen könnten. Er würde mich angeblich sehr vermissen. Ich habe natürlich abgelehnt, weil er mich damals so sehr verletzt hat. ich möchte ihn nie wiedersehen. Soll er dich mit jemand anders glücklich werden. Von mir kriegt er ganz bestimmt nicht eine zweite Chance.''
Ich fand es gut, dass sie es so sah. Er hatte ihr wehgetan und sie hatte damit abgeschlossen. Sie würde ganz gewiss jemand besseren kennenlernen, der sie genau so behandelte, wie sie es verdient hatte. Ganz egal wie lange sie warten müsste. Die richtige Person würde sich für sie entscheiden.
,,Du kannst froh sein, dass du einen Josh hast und es so gut bei euch läuft. Ihr scheint euch kaum zu streiten und man merkt, wie wichtig ihr einander seid. Das finde ich echt bewundernswert.''
Keila hatte recht. Ich hatte Glück mit meinen Freund. Er war immer für mich da und ich konnte mich auf ihn verlassen. Natürlich hatten wir auch unsere Diskussionen, aber diese hatten wir stets sehr schnell geklärt.
,,Wir haben auch unsere Herausforderungen. Aber wir haben bis jetzt diese alle aus der Welt schaffen zu können, weil wir da gemeinsam einen Weg gefunden haben. Wir sind ehrlich zueinander und sagen einander das, was wir denken. Kommunikation ist da total wichtig.''
,,Das hast du du schön gesagt'', lobte mich Keila.
,,Finde ich auch'', stimmte ihr Tessa zu. ,,Hast du eigentlich schon mal ans Heiraten gedacht? Würdest du das wollen?''
Das war schwierig zu beantworten.
,,Ich denke nicht, dass man jemanden heiraten muss, um zu beweisen, dass man ihn liebt. Aber wenn es sich ergeben sollte, wäre ich von dieser Idee nicht abgeneigt. Ich würde nicht einmal verlangen, dass Josh mir den Antrag macht. Das kann ich als Frau ebenso tun. Es muss einfach der richtige Moment sein, um diesen Schritt zu gehen. Es wird sich dann ergeben, wenn es soweit ist.''
Ich stellte mir vor, wie ich im weißen Kleid voranschritt und am Altar vor meinem Freund stand, der mich mit einem so liebevollen Blick ansah. Und genau dieses Bild war mit ihm gar nicht mal so beängstigend. Ich liebte ihn und wünschte mir, dass es so bleiben würde. Wenn ich ihn jemals heiraten würde, dann sollte es für immer so bleiben. Dieses Versprechen sollte aufrichtig sein und nicht so enden wie bei unseren Eltern.
Wir würden es besser machen und dafür sorgen, dass es gut sein würde. Und wer weiß. Vielleicht hatten wir irgendwann ganz klischeehaft ein Haus und Kinder.
Es sprach an sich nichts dagegen, dass es irgendwann so sein würde. Solange übten wir uns darin, gemeinsam in einer Wohnung zu leben und auf Bella aufzupassen. Bis jetzt stellten wir uns gar nicht so schlecht an.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro