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"Von der Treppe gefallen?", fragte meine Mutter mit verschränkten Armen und einem sehr skeptischen Blick nach, als ich Montag morgen, einen Tag nach dem Clubkonzert, aufstand und ihr sagen wollte, dass ich von der Schule zuhause bleiben wollte, wegen meiner Rippenprellung.
Ich stellte es also so hin, dass ich von der Treppe fiel und bat innerlich nur dafür, dass sie es mir glaubte, doch ihr Ausdruck schien weniger davon begeistert zu sein.
Verächtlicht musterte mich die Frau in ihrem schwarzen, aus Seide bestehenden Morgenmantel, dabei eine Tasse Kaffee in die Hand nehmend und seufzend.
"Nimm Schmerztabletten, dann gehts schon aber von der Schule bleibst du mir nicht zuhause", sagte sie schließlich und mein Blick fiel auf Namjoon, der am Esstisch saß und genau wusste, dass diese Rippenprellung sicher nicht von den Treppen kam.
Ich hatte es ihm nicht erzählt und dementsprechend wütend war er auf mich, was mich umso schlechter fühlen ließ.
Es kam mir langsam so vor, als würde ich mich immer mehr und mehr mit meinen Lügen über mich und meine Gesundheit in das Verderben stürzen, doch ich wollte es anscheinend nicht anders.
"Aber-", erhob ich erneut meine Stimme, wandte mich wieder zu meiner Mutter, doch ihre bösen Augen machten mir klar, dass sie keinen Widerspruch duldete.
"Mach dich jetzt endlich fertig für die Schule, Taehyung. Du weißt ja, wo die Tabletten sind also geh schon", murrte sie schon fast und samt meiner Dauerregenwolke über meinem Kopf schleppte ich mich mühsam wieder die Treppen nach oben und in mein Zimmer.
Nicht mal zum Arzt ließ mich dieses Weib.
Ich war für sie auch sicher nicht mehr wert, als der Dreck unter ihren Fingernägeln und das kratzte an mir.
Obwohl ich Namjoon hatte, fühlte ich mich so alleine.
Mein Stiefvater hasste mich, meine Mutter war nicht meine Mutter und mein Halbbruder konnte auch nicht mehr tun, als mein Elend mitanzusehen.
Ich fragte mich langsam wirklich, wo das alles noch hinführen sollte aber eins stand fest; es führte auf jeden Fall zu nichts Gutem.
Draußen regnete es, war aber dennoch warm, weswegen ich mir nur einen leichten, schwarzen Hoodie überzog, dazu eine evenfalls schwarze Jeans und fertig war ich auch schon.
In dieswn Klamotten sah ich alles andere als wie ein Model aus, doch genau damit fühlte ich mich wohl.
Ich war kein Model. Äußerlich sowie auch innerlich nicht.
Ein paar Seufzer verließen meine Lippen, als mir dann auch noch einfiel, dass wir heute Sport hatten und ich meine Mutter nun wohl kaum noch nach einer Entschuldigung fragen wollte.
Ihre Blicke vorher genügten mir.
Ein scheiß Tag wurde das heute, das wusste ich jetzt schon und nachdem ich mich im Bad auch nochmal zusammenrichtete, schnappte ich mir die Tabletten aus der Schublade, meinen Rucksack und einen Apfel, von dem ich widerwillig ein paar Bissen nahm, um dieses Schmerzmittel nicht mit leerem Magen zu mir nehmen zu müssen.
Das einzige, was ich für diesen Tag hoffte, war einfach nur, dass die ganzen Spasten der Schule mich in Frieden ließen und mein Sportlehrer zur Abwechslung mal ein wenig sozial war, um mich heute auch ohne Entschuldigung zu verschonen.
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