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16 | Arschlöcher bleiben Arschlöcher

Jacob Lee - Demons 

Es ist still zwischen uns. Nachdem ich ihm meine Adresse genannt habe, haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Alles was im Auto zu hören ist, ist die laute Rockmusik, die aus den Lautsprechern des Wagens dröhnt. Eigentlich habe ich nichts gegen laute Musik während der Autofahrt, aber in diesem Moment würde ich das Radio am liebsten herausreißen und aus dem Fenster werfen.

Die ganze Zeit über spukt mir der Kuss von eben im Kopf herum. Ich würde Alec gerne fragen, warum er mich geküsst hat - und das nicht nur einmal. Außerdem würde ich ihn gerne noch einmal küssen, ich würde gerne so viel tun - aber schweigend nebeneinander im Auto zu sitzen, gehört definitiv nicht dazu. Zu leugnen, dass ich mich von diesem Mann, der neben mir sitzt, angezogen fühle, ist lächerlich und deshalb tue ich es gar nicht erst.

Ich lehne meinen Kopf gegen das geschlossene Fenster und schaue hinaus auf die leeren, dunklen Straßen, an denen wir stumm vorbeifahren. Insgeheim freue ich mich darüber, dass Alec mir angeboten - wohl eher mich dazu gezwungen - hat, mich nach Hause zu fahren, da die Busse nach acht nur noch selten fahren und ich nicht gerade scharf darauf bin, an einer Bushaltestelle zu erfrieren und bei jedem noch so kleinen Laut zusammen zu zucken. In einer nicht ganz so sicheren Großstadt zu wohnen, ist nicht immer von Vorteil.

Verzweifelt versuche ich mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, schaue in die Autos, die neben uns herfahren und beobachte die wenigen, meist ziemlich seltsamen Menschen, an denen wir vorbeikommen, aber umso mehr ich versuche, den Kuss aus meinen Gedanken zu streichen, umso mehr denke ich daran zurück. Unwillkürlich hebe ich die Hand und fahre mit den Fingern über meine Lippen. Sie prickeln immer noch und sobald ich mir vorstelle, wie sich Alecs Mund an meinem angefühlt hat, steigt mir die Hitze ins Gesicht.

Das was wir eben im Wohnzimmer getan haben, war viel mehr als nur ein Kuss. Es ist, als spüre ich seine Hände immer noch da, wo er mich berührt hat. Was würde ich dafür geben, immer noch mit ihm auf diesem Sofa zu sitzen und ihn zu küssen, statt stumm nebeneinander im Auto zu sitzen.

Alec räuspert sich neben mir und zieht mich damit aus meinen Gedanken. Ich schaue ihn an. Er beachtet meinen Blick nicht, starrt weiterhin auf die Straße. Mit einer Hand umfasst er das Lenkrad, während die andere Hand auf dem Schaltknüppel liegt.

»Vorhin an der Schule«, meint er plötzlich und sieht mich an. »Da haben diese Typen behauptet, du seist verrückt.«

Ich atme tief aus, als ich versuche das Szenario von heute Mittag zu verdrängen und nicke langsam, woraufhin sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen heben. Er schaut wieder nach vorne auf die Straße und lächelt, während er leise mit dem Daumen auf dem Lenkrad herum trommelt. »Was hast du ihnen angetan?«

»Nichts«, sage ich schnell, als ich mich an die peinliche Situation in der Schule zurück erinnere. Ich hätte mir echt eine bessere Ausrede einfallen lassen sollen, aber die Sache mit dem Hund war das Einzige, das mir in diesem Moment in den Sinn gekommen ist. Wenn ich jetzt zurück daran denke, wird mir übel.

Alec wirft mir einen ungläubigen Blick zu.

»Na schön«, seufze ich ergeben und sinke dabei immer tiefer in meinen Sitz. »Du hast gesagt, ich soll mir etwas einfallen lassen, um Caleb zu helfen...da habe ich Pizza mit reingezogen. Mir ist halt nichts anderes eingefallen«, murmele ich, während ich an einem losen Faden ziehe, der an meiner Hose hängt.

»Pizza?« Er runzelt kurz die Stirn, bevor er plötzlich zu lachen beginnt. »Ach, du meinst deinen erfundenen Hund?«

»Ja«, seufze ich. Alec sieht mich an und erst da fällt mir auf, was ich da eben zugegeben habe. Die Röte steigt mir ins Gesicht, als ich versuche, mich schnell zu verbessern. »Ähm, ich meine natürlich nein. Es gibt ihn wirklich.«

Alec nickt grinsend, den Blick weiterhin auf die Straße geheftet. »Schon klar. Pizza, dein Hund.«

Ich versuche den ironischen Unterton in seiner Stimme nicht zu beachten und mir stattdessen ein anderes Thema einfallen zu lassen, um nicht länger über die Existenz meines Hundes zu diskutieren. Wenn das so weiter geht, muss ich mir bald einen Hund zulegen und meinen Eltern erklären, warum ich ihn Pizza nennen muss. Das wird bestimmt lustig.

Auch wenn ich weiß, dass er mir nicht glaubt und die ganze Pizza-Hunde-Sache total lächerlich ist, würde ich das nie im Leben zugeben. Es zu wissen und es laut auszusprechen und zuzugeben, sind zwei Paar Schuhe.

»Wie geht es dir eigentlich?«, frage ich also, als mir kein besseres Gesprächsthema einfällt. Ich fahre mir durch mein braunes Haar, das immer noch an allen Seiten absteht. Nachdem ich vorhin neben Alec ins Auto gestiegen bin, habe ich versucht, es zu zähmen, denn dadurch, dass er während unseres Kusses zwischendurch durch meine Haare gefahren ist, hat er sie so aussehen lassen, als wäre es zwischen uns nicht nur bei diesen paar Küssen geblieben.

»Wieso?«

»Na, weil du dich doch vorhin bei der Schlägerei verletzt hast.« Ich sehe ihn an. Es ist zu dunkel, daher kann ich seine Gesichtszüge nur schwach ausmachen.

»Besser«, meint er, ohne mich anzusehen.

»War ich eine gute Ärztin?«, frage ich stolz und klopfe mir dabei auf die Brust.

»Fast so gut wie ich«, grinst er und wirft mir einen amüsierten Blick zu, bevor er wieder nach vorne schaut.

Ich lache. »Ich bezweifle, dass du ein guter Arzt wärst.«

»Autsch, das war hart«, meint er, lächelt aber amüsiert. »Erzähl das bloß nicht meinen Professoren.«

»Deine Professoren? Wieso nicht?« Ich erstarre augenblicklich, noch bevor die Worte meinen Mund verlassen haben. »Moment mal. Was studierst du eigentlich?«, frage ich.

Er antwortet nicht, aber das muss er auch nicht, denn das Grinsen in seinem Gesicht spricht Bände. Ich schlage mir entsetzt die Hände vor den Mund. »Nein - was? Im Ernst?« Ich zeige mit dem Finger auf ihn, was ihn nur zum Lachen bringt. »Medizin? Du?« Völlig entsetzt schüttele ich den Kopf, drehe mich in meinem Sitz herum und starre fassungslos nach vorne. »Das glaube ich nicht. Du wirkst überhaupt nicht wie ein Medizinstudent.«

»Das sind Vorurteile.«

»Das sind keine Vorurteile.« Ich verdrehe die Augen. »Ich habe genug gesehen, um das behaupten zu dürfen.«

Alec legt seine Hand wieder auf mein Bein und ich weiß nicht, ob ihm bewusst ist, welche Wirkung er mit so einer einfachen Berührung bei mir auslöst oder ob er so etwas total belanglos tut. Er wirft mir einen Blick zu, das typische dreckige Grinsen im Gesicht. »Du hast nicht nur viel gesehen, Beccs, sondern alles. Die nackte Wahrheit.«

Bei seiner Anspielung auf unsere erste Begegnung wird mir augenblicklich heiß. Ich versuche alles, um mir nicht vorstellen zu müssen, wie ich ihn vollkommen nackt auf diesem Bett liegen lassen habe, aber natürlich führt das nur dazu, dass ich es mir erst recht vorstelle.

Zwei Minuten später hält er am Straßenrand an. Ich erkenne sofort unser Haus. Ein wenig zittrig in den Beinen, reiße ich die Tür auf und steige aus.

»Ähm«, mache ich, als ich unschlüssig neben der offenen Tür stehe. Am liebsten würde ich ihn herein beten, aber das brennende Licht im Wohnzimmer verrät mir, dass meine Mutter, mein Vater oder auch beide schon zu Hause sind. Ich kann ihnen zwar erklären, warum Alec mich nach Hause gefahren hat, dass ich ihn jedoch mit nach oben auf mein Zimmer nehme, würde ich nicht mehr so einfach erklären können, also entschließe ich mich dazu, mich einfach mit ein paar netten Worten zu verabschieden. »Danke, dass du heute trotz deiner wichtigen Vorlesung vorbeigekommen bist. Das war nicht selbstverständlich-«

Alec lacht amüsiert auf. »Das habe ich nicht für dich getan, Rebecca, sondern für Caleb.«

»Ja, ich weiß...ach vergiss es«, murmele ich kleinlaut. »Danke fürs Fahren. Gute Nacht.«

Ich warte darauf, dass auch er mir eine Gute Nacht wünscht oder wenigstens irgendetwas sagt, aber er bleibt stumm. Eigentlich hatte ich vorgehabt, den Kuss von vorhin noch anzusprechen, aber jetzt, wo ich ihn ansehe und nichts als Kälte und Distanz in seinem Blick erkenne, wird mir schlecht. Mir wird klar, dass er mich vermutlich nur benutzt hat, dass das wieder eins seiner kranken Rachepläne gewesen ist.

Dass er in dem Moment verletzlich und ehrlich gewirkt hat, war anscheinend nur Teil von seinem Plan gewesen. Er wollte, dass ich glaube, dass ihm dieser Kuss auch etwas bedeutet und ich dumme, naive Kuh habe ihm tatsächlich geglaubt. Mein Griff um die Tür nimmt zu, als die blanke Wut mich ergreift. Ich zittere am ganzen Körper, als ich die Lippen zusammenpresse. Er soll nicht sehen, dass mich seine kalte, herzlose Art verletzt, soll nicht wissen, dass ich so dumm bin, dass ich jedes verdammte Mal wieder darauf reinfalle, aber sind wir mal ehrlich - vermutlich weiß er es sowieso schon und ganz bestimmt, pusht das sein verdammtes Drecks-Ego.

Ich umschließe die Tür so fest, dass vermutlich die Knöcheln an meiner Hand weiß hervortreten. »Weißt du was, Alec?« Meine Stimme bebt, als ich ihn anstarre. Ich will nicht, dass er mich weinen sieht und hoffe, dass die Nacht meine Tränen verschluckt. Diese Genugtuung will ich ihm nicht geben. »Du kannst mich mal.« Und mit diesen Worten schlage ich seine Autotür so fest zu, wie ich nur kann. Ich hoffe, dass ihm wenigstens so viel an seinem verdammten Wagen liegt, dass es ihm ein wenig wehgetan hat.

Wütend und verletzt laufe ich über die Straße, weg von Alec und seinem verdammten Auto, das in mir den Wunsch erweckt, es zu Schrott zu fahren, um ihn wenigstens so zu verletzen.

Ich renne auf unser Haus zu, ohne wirklich etwas sehen zu können. Nicht nur die Dunkelheit, sondern auch die Tränen, die meine Sicht verwischen, machen mir zu schaffen. Ich versuche, nicht zu weinen, aber leider scheitere ich genau an diesem kläglichen Versuch. Der Drang danach meine unausgesprochenen Gefühle und Gedanken in Tränen zu auszudrücken, um sie zu verarbeiten, ist zu stark. Es sind nicht Tränen der Trauer, viel mehr fühle ich mich gedemütigt. Und auch mein Ausbruch am Ende hat mir leider nicht die Genugtuung gegeben, die ich mir erhofft hatte, als ich die Tür so fest zugeschlagen habe, wie ich nur konnte.

Es ist kalt, als ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel taste und gleichzeitig die Jacke enger um mich ziehe. Erst als ich die Haustür hinter mir zuschlage und mich gegen das kühle Eichenholz fallen lasse, fällt mir auf, dass ich bis jetzt den Atem angehalten habe. Leise schluchzend schnappe ich nach Luft, während ich mir über das nasse Gesicht wische. Zu weinen, ist schrecklich, aber aus Wut zu weinen, ist noch schlimmer. Es fühlt sich an, als könnte man jede Sekunde explodieren, als wäre man ein Vulkan, kurz vor dem Ausbruch - und genau so fühle ich mich gerade. Ich bin der Vulkan und die Wut, die sich in mir sammelt und stetig wächst, ist die heiße, um sich spritzende Lava.

Immer noch ein wenig zittrig in den Beinen reiße ich die Tasche wütend von mir, bevor ich sie achtlos auf den Boden fallen lasse. Dieses verdammte Arschloch. Konnte er nicht einmal so tun, als wäre er nett? Musste er sofort wieder so...so gemein sein? Ein einfaches Gute Nacht oder Danke hätte mir vollkommen gereicht, aber nicht einmal das konnte er mir geben.

Ich drücke meine Hand zu einer Faust zusammen. Am liebsten würde ich mit diesem verdammten Kerl abschließen, ihn nie wiedersehen und auch nie wieder einen Gedanken an ihn verschwenden, aber ich weiß, dass das nicht geht, dass ich das nicht kann. Ich drehe mich langsam um, als mir bewusst wird, in was für einer ausweglosen und selbstmörderischen Situation ich mich befinde. Es ist, als würde ich auf direktem Wege auf meinen Tod zulaufen und nicht stehenbleiben, obwohl ich weiß, dass es mir das Herz zerreißen wird.

Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe. Vermutlich sollte ich das nicht tun, aber ich kann mich einfach nicht zurückhalten - vorsichtig schiebe ich den Vorhang zur Seite und stelle verblüfft fest, dass Alecs Wagen immer noch da steht. Warum zum Teufel fährt er nicht los?

»Rebecca, bist du das?«

Ich zucke zusammen. Es dauert, bis ich begreife, wer da nach mir gerufen hat. Oh nein. Natürlich, für einen Augenblick hatte ich sie völlig vergessen - meine Mutter. Ich beiße mir wieder auf die Unterlippe und drehe mich um, als erwarte ich, dass sie jeden Moment um die Ecke gestürmt kommt, aber es bleibt ruhig. Vermutlich hat sie es sich mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht, während sie darauf wartet, dass ich zu ihr gehe und mich neben sie setze.

»Ja, ich bin's«, rufe ich schnell zurück.

Ich kann nicht zu ihr gehen. Noch nicht. Stattdessen drehe ich mich noch einmal um. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte und ich weiß auch, dass ich am besten auf dem Absatz kehrt machen und zu meiner Mutter gehen sollte, aber etwas in mir schreit danach. Ein Blick. Ein einziger, verdammter Blick. Langsam beuge ich mich vor, schiebe wieder den hellen Vorhang zur Seite und schaue durch das Glas. Zu meinem Glück ist es so dunkel, dass Alec mich nicht sehen kann, dass er nicht sehen kann, wie ich ihn oder besser gesagt sein Auto beobachte.

Als mein Blick dieses Mal auf den schwarzen Range Rover fällt, kann ich sehen, dass Alec den Motor startet. Er fährt nicht sofort los und für einen Augenblick glaube oder hoffe ich, dass Alec den Motor doch noch einmal abstellt, die Tür aufreißt und zu mir gerannt kommt, um sich bei mir zu entschuldigen. Aber meine Hoffnung löst sich in Luft aus, als er eine Sekunde später wendet, um wieder zurück nach Hause zu fahren.

Ich bleibe wie angewurzelt stehen, lasse aber den Kopf stöhnend gegen die Tür fallen. Er ist nicht sofort weiter gefahren - wieso nicht? Vielleicht hat ihm ja leid getan, wie er mich behandelt hat...vielleicht hat er tatsächlich vorgehabt, die Handbremse zu ziehen und auszusteigen, um sich bei mir zu entschuldigen. Stopp. Hör auf damit. Er ist ein Idiot mit einem Ego, das vermutlich sogar dem von Kanye West das Wasser reichen könnte. Hör auf, dir Dinge auszumalen, die nicht der Realität entsprechen. Ich raufe mir wütend die Haare, weil ich weiß, dass meine innere Stimme Recht hat. Ich sollte keine lächerlichen Theorien aufstellen und mir Dinge ausmalen, die so unrealistisch sind, dass sie sowieso nicht der Wahrheit entsprechen können, aber ich tue es trotzdem. Rebecca, du bist so sooo dumm. Dumm dumm dumm. Alec braucht bloß mit den Augenbrauen zu wackeln und ich würde ihm am liebsten die Kleider vom Leib reißen und ihm auf den Schoß springen. So kann das doch nicht weiter gehen. Er wird schamlos ausnutzen, dass ich ihm so verfallen bin.

Obwohl ich wütend auf ihn bin und weiß, dass Alecs Gegenwart mir nicht gut tut, treibt mir der bloße Gedanke, wieder alleine mit ihm zu sein, die Röte ins Gesicht. Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen und gleichzeitig schäme ich mich dafür, dass ich mich auf ihn freue.

»Wer hat dich da eben nach Hause gefahren?«

Ich zucke heute Abend schon zum zweiten Mal zusammen, als ich die Stimme meiner Mutter wahrnehme. Dieses Mal aber steht sie im Flur, direkt hinter mir - und nein, ich habe keine Augen im Hinterkopf, dafür kann ich aber die Entfernungen ihrer Stimme einschätzen, die plötzlich so laut und deutlich ist. Trotzdem bin ich überrascht zu sehen, dass sie unmittelbar vor mir steht, als ich mich schließlich zu ihr drehe.

Sie lehnt lässig an der Wand. Ich kenne sie lange genug, um zu wissen, dass sie nur so tut, als würde sie beiläufig fragen, während sie innerlich darauf brennt, meine Antwort zu erfahren und weil ich sie halt so gut kenne, weiß ich auch, dass ich nicht lügen sollte. Jedenfalls nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Also antworte ich genauso ruhig:»Alec. Er ist der ältere Sohn der Moranis.«

Erleichtert darüber, dass ich ihre Frage ganz einfach beantworten konnte, atme ich aus. Aber wie nicht anders zu erwarten, schießt meine Mutter schon mit der nächsten Frage um sich. »Wie alt ist er?«

Ich starre sie an. Von allen Fragen auf der Welt stellt sie mir gerade diese? Wieso? Ich werfe ihr einen Vergiss-Deine-Verkupplungsversuche-Blick zu, aber Mum zuckt bloß mit den Schultern und meint:»Ich bin nur neugierig.«

Seufzend hebe ich meine Tasche auf und gehe an ihr vorbei, um mich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen zu lassen. Wie ich erwartet habe, liegt eine Decke auf dem Sofa, der Fernseher läuft und eine Tasse Tee dampft auf dem kleinen Tisch vor sich hin. So verbringt meine Mutter ihre Feierabende am liebsten, vor allem dann, wenn mein Vater Überstunden schiebt.

Mir ist schon klar gewesen, dass ich ziemlich wenig über Alec weiß, aber jetzt wird mir erst so richtig bewusst, wie wenig ich wirklich über ihn weiß. Wow Rebecca, reife Leistung, du machst mehrmals mit einem Typen herum, hast beinahe Sex mit ihm und weißt nicht einmal wie alt er ist? Ich lache auf. Das ist bitter, wirklich. Vor ein paar Wochen wusste ich nicht einmal, wie er heißt und habe erst vor ein wenigen Minuten erfahren, was er studiert. Wenn ich nicht nachgefragt hätte, hätte er es mir vermutlich nie von sich aus erzählt.

Alec scheint sowieso kein Mensch zu sein, der gerne und viel redet. Er benutzt seinen Mund gerne für andere, nützlichere Dinge, erinnert mich meine innere Stimme. Und er setzt ihn sehr gut ein. Ich widerstrebe dem Drang, mit den Fingern über meine Lippen zu fahren, da meine Mutter mich immer noch erwartungsvoll mustert und ich ihr ungerne erzähle, was tatsächlich zwischen Alec und mir läuft - zumal ich ehrlich gesagt, nicht einmal weiß, was genau da zwischen uns läuft. Also zucke ich bloß mit den Schultern und tue so, als würde ich mich vollkommen auf den laufenden Fernseher konzentrieren. »Zwanzig? Einundzwanzig? Allerhöchstens zweiundzwanzig schätze ich.«

»Oh.« Ein freudiges Lächeln wächst im Gesicht meiner Mutter heran. »Er ist ja ungefähr in deinem Alter.«

Ich verdrehe die Augen. Ist das ihr Ernst? Meine Mutter interpretiert immer gerne mehr hinein, vor allem dann, wenn es um Jungs geht, aber...aber so kann sie doch nicht von Alec sprechen, immerhin geht es hier nicht um irgendeinen Jungen, sondern...naja, Alec halt. Wenn sie wüsste, was er mit mir getan hat oder ich mit ihm, was wir getan haben und was ich mir wünsche, was wir tun würden, dann würde sie ihn und vielleicht sogar mich mit einem Hausschuh jagen.

»Sieht er gut aus?«

»Was?« Ich starre meine Mutter an.

»Ob er gut aussieht«, wiederholt sie ihre Frage so ruhig, als würde sie sich nach dem Wetter erkundigen. Sie setzt sich neben mich auf das Sofa, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Verdammt, sie scheint das echt ernst zu meinen.

Ich schaue wieder den Fernseher an, versuche so desinteressiert wie nur möglich zu klingen, als ich ihr antworte:»Ja, schon so ein bisschen.«

Wow, ich werde ja immer besser im Lügen. Denn das Alec so ein bisschen gut aussieht, ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.

»Und was macht er so beruflich? Studiert er oder macht er eine Ausbildung?«

Ich stöhne. Wenn ich nicht antworte und mich komisch verhalte, wird sie bemerken, dass da was im Busch ist. Aber kann sie nicht aufhören, mich mit diesen verdammten Fragen zu durchlöchern? Zumal mir dadurch nur bewusster wird, wie wenig ich tatsächlich über Alec weiß und obwohl es das nicht sollte, ärgert es mich. Er weiß auch nicht viel über mich, erinnere ich mich, jedenfalls stellt er nie Fragen.

Ich sehe meine Mutter an, die mich immer noch fragend mustert. Wenn ich ihr jetzt verrate, dass Alec Medizin studiert, wird sie alles in die Wege leiten, damit ich morgen seine Freundin bin, er übermorgen um meine Hand anhält, wir überübermorgen in den Flitterwochen stecken und ich ihr überüberübermorgen ein paar Enkelkinder in die Welt setze. Was, das klingt unrealistisch? Wenn meine Mum sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist aber auch wirklich nichts unrealistisch.

»Weiß nicht«, lüge ich schließlich, weil mir das als die beste Antwort erscheint.

Mum hebt eine Braue, so als wäre es unmöglich von mir, nicht zu wissen, was der Sohn meines Arbeitgebers denn für einen beruflichen Weg einschlägt.

Nach diesem kleinen Verhör bin ich nur noch erleichterter, dass ich Alec nicht mit ins Haus geschleppt habe. Ich möchte gar nicht wissen, wie das Ganze sonst geendet hätte. Den Fragen meiner Mutter kann sich keiner entziehen, nicht einmal Alec.

»Und...sollte ich mir Gedanken machen, weil er dich nach Hause gefahren hat?«

Jetzt bin ich an der Reihe, die Braue zu heben. »Was? Wieso?«

»Na...« Meine Mutter sieht mir in die Augen. »Läuft da was zwischen euch? Du weißt, dass du mir erzählen kannst, wenn du einen Freund hast. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, auch wenn ich finde, dass du dich kurz vor deinem Abitur aufs Lernen konzentrieren solltest - du bist jetzt bald achtzehn. Da ist das völlig normal sich mal ein bisschen auszutoben. Ich wüsste nur gerne, mit wem du dich triffst, also bring ihn doch mal mit nach Hause, lade ihn zum Abendessen zu uns ein. Ich würde ihn gerne kennen lernen und dein Vater würde sich bestimmt auch freuen.«

»Mum«, stöhne ich. Natürlich muss sie es sofort wieder übertreiben. So ist sie gerne. »Er hat mich nach Hause gefahren, nicht um meine Hand angehalten.«

Ich stehe auf. »Wenn du mich jetzt entschuldigst. Ich bin wirklich müde und muss noch duschen.«

Mit diesen Worten verschwinde ich auf mein Zimmer. Ich muss meiner Mutter und ihren lächerlichen Fragen entkommen, bevor es schlimmer wird und sie in ihren Gedanken schon bei der Frage ist, ob eine standesamtliche Hochzeit reichen würde oder wir es doch traditionell in der Kirche nachfeiern sollten, ob wir es mit den Gästen bei den engsten Verwandten belassen oder etwas ganz Großes daraus machen und in welcher Farbe die Dekoration sein soll. Ja, darauf kann ich wirklich verzichten.

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