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10 | Eine Entschuldigung

• Justin Bieber- Sorry •      

»Und was ist dann passiert?« Loreens dunkle Augen werden ganz groß, während sie nervös auf meinem Bett hin und her rutscht, so als würde ihr alleine beim Zuhören unbehaglich werden.

Sobald ich im Bus gesessen habe, habe ich sie angerufen und darum gebeten, zu mir zu kommen. Sie wusste zwar nicht, was passiert ist - wie hätte sie auch - aber sie ist ohne irgendwelche unnötigen Fragen zu stellen, sofort los gefahren und nun sitzen wir hier. Auf meinem Bett. Ich erzähle ihr was mir bei den Moranis' passiert ist. Dass ich genau auf meinen Fast-One-Night-Stand gestoßen bin, hat sie genauso wenig geglaubt wie ich, als ich Alec vor einigen Stunden vor mir stehen sehen habe. Ich musste ihr mindestens fünf Mal versichern, dass ich sie nicht verarsche.

Ich lasse mich seufzend zurückfallen und vergrabe das Gesicht in einem Kissen, während ich mich mit hochrotem Gesicht zurück an das Geschehen erinnere, obwohl ich nichts lieber täte, als es zu verdrängen. Aber da muss ich jetzt wohl durch - immerhin muss ich Loreen alles erzählen. Wer soll mir denn sonst seelischen Beistand leisten?

»Nachdem er das gesagt hat, hat er sich wieder hingesetzt und mich angelächelt, als wäre nie etwas passiert. Glaub mir, ich lüge nicht, wenn ich sage, dass mein ganzes Gesicht rot gewesen ist. Jedenfalls hat es sich so angefühlt, als stünde ich komplett in Flammen.« Ich lege mir die Hände um das Gesicht, als mir alleine bei dem Gedanken an Alec wieder heiß wird. »Ich wollte nur noch sterben in diesem Moment. Hätte sich nicht einfach ein schwarzes Loch unter mir aufmachen und mich schlucken können?«

»Es war bestimmt nicht so schlimm«, meint Loreen. Einerseits bin ich ihr dankbar dafür, dass sie versucht, mich zu beruhigen, andererseits würde ich ihr am liebsten den Kopf umdrehen, weil sie das alles kleiner darstellt, als es gewesen ist.

»Genau«, bestätige ich eine Spur bissiger, als ich beabsichtigt hatte. »Es war noch schlimmer, Loreen. Er hat mit mir gespielt. Er wollte mich auf die Probe stellen und ich mich geradewegs in seine Falle getappt.«

Sie runzelt die Stirn. »Was meinst du damit?«

Ich seufze. »Verstehst du denn nicht? Er hat das alles aus Rache getan. Zuerst dachte ich, dass er es vielleicht vergessen hat, aber das hat er nicht, Loreen. Er ist immer noch sauer. Stinksauer. Und bestimmt auch verletzt – in seinem verfluchten Ego oder Stolz oder...was auch immer. Hätte er nicht einfach so tun können, als wäre nie etwas passiert?« Ich raufe mir verzweifelt die Haare, als ich mich daran zurück erinnere, dass er sich zu mir vorgebeugt hat und ich im ersten Moment geglaubt – oder gehofft – habe, dass er mich küssen wird. »Er wollte sehen, welche Wirkung er auf mich hat und ich habe genauso reagiert, wie er es sich gewünscht hat. Verdammt, ich hätte zugelassen, dass er mich wieder küsst. Ich hätte ihn geküsst.« Ich presse mir mein Kissen gegen das Gesicht und schreie einmal laut hinein. Verzweiflung, Wut und Scham zerren an mir.

Loreen legt eine Hand auf meinen Arm und schaue auf. »Ich wollte es so sehr, Loreen. Ich bin mir sicher, dass er es weiß – nein, ich weiß, dass er es weiß und er weiß, dass ich weiß, dass er es weiß. Verstehst du das?« Ich setze mich auf und schlinge dabei die Arme um das Kissen in meinem Schoß. Loreen sieht mich etwas verwirrt an, aber dann nickt sie.

Ich seufze. »Naja, auf jeden Fall – wo bin ich stehen geblieben? Ach ja. Er hat so getan, als wäre nichts gewesen. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen und im selben Moment konnte ich nicht wegsehen. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat, aber es war schrecklich...und er hat da gesessen und es genossen.«

»Und dann? Bist du einfach gegangen?«

»So in etwa.« Ich zucke mit den Schultern und schnaube. »Caleb ist runter gekommen. Er hat vermutlich die Spannung zwischen uns gespürt, weil er gefragt hat, was los ist. Ich bin aufgestanden und ins Badezimmer gerannt, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Echt, ich hab's keine Sekunde länger mit diesem...diesem Arschloch ausgehalten. Und dann bin ich weggelaufen. Ich habe irgendeine Entschuldigung gemurmelt und bin zur Bushaltestelle gerannt.«

Loreen starrt mich an, als wäre ich vollkommen gestört. Ich packe sie an den Schultern und schüttele sie heftig. »Verstehst du das? Ich kann da nicht mehr hin. Nie wieder! Alec wird mich nicht einfach so in Ruhe lassen. Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm in die Falle gegangen bin. Er hat es total genossen mich zu verführen und dann stehen zu lassen.« Ich starre sie an und versuche, nachzudenken. Es muss doch irgendeine Lösung geben. »Ich muss kündigen. Ich kann das nicht. Kannst du dir das vorstellen? Ich sehe es schon vor mir, ich werde in einer Gummizelle sitzen und bis an mein Lebensende traumatisiert sein, während ich den ganzen Tag vor und zurück schaukeln werde. Das ist mein voller Ernst, Loreen. Er wird mich fertig machen.« Ich tippe mir mit dem Finger gegen den Kopf. »Psychisch fertig machen.«

~

»Dad, hör zu. Bitte«, flehe ich meinen Vater an, als er am Abend von der Arbeit nach Hause kommt. Ich habe beschlossen, zu kündigen, aber bevor ich das tue, muss ich erst mit meinem Vater sprechen. Das was ich hier tue, ist verrückt und das weiß ich, aber hinter dem Rücken meines Vaters zu kündigen, wäre selbstmörderisch.

Mein Vater dreht sich seufzend um. Er wirkt müde, als sein Blick auf mich fällt. Ich fühle mich schlecht, weil ich ihn nach einem langen Arbeitstag mit meinen Problemen belästige, aber die Angst vor Alecs psychischer Rache ist größer, als die Angst vor einem Wutausbruch meines Vaters.

Er reibt sich über die Augen. »Ich bin müde. Was ist denn, Rebecca?«

»Ich muss mit dir über diesen Babysitter-Job sprechen. Es-«

»Vergiss es«, fällt er mir wütend ins Wort und dreht sich auf der Stelle um. »Darüber wird nicht mehr diskutiert. Du gehst da hin und basta.«

»Und wenn ich dir sage, dass ich schlecht bezahlt werde?« Ich gebe ganz bestimmt nicht so einfach auf. Jedes Mal wenn ich Alecs blaues und sein braunes Auge vor mir sehe, die provokant aufleuchten, wird mir übel und ich male mir aus, was er sonst noch mit mir anstellen wird.

»Dann sage ich dir, dass das nicht mein Problem ist.« Er geht weiter, seine Schritte langsamer, dafür aber bebender. Eigentlich sollte das der Zeitpunkt sein, wo ich mich geschlagen gebe und verschwinde, aber Alecs Augen tauchen wieder vor meinem inneren Auge auf und ich schlucke schwer.

»Und wenn ich dir sage, dass sie mich schlecht behandeln?«, versuche ich einen erneuten Anlauf. Ich renne meinem Vater, der immer größere und schnellere Schritte nimmt, durch das halbe Haus hinterher.

»Dann sage ich dir, dass du schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen bist und es auch bleibst.« Er nimmt immer zwei Stufen aufeinmal, aber ich gebe mir Mühe, mit ihm mitzuhalten, als er schließlich auf sein Zimmer zusteuert.

»Und wenn-«

»Rebecca«, faucht er und dreht sich vor Mums und seinem Schlafzimmer ein letztes Mal zu mir um. Das Gesicht hat er verzogen. Oh oh. Er ist wirklich wütend. Vielleicht war ich ein bisschen zu nervig. »Ich bin es leid. Ich bin es leid, mir deine Probleme anzuhören, die überhaupt keine Probleme sind. Du denkst dir einfach nur lächerliche Ausreden aus, um dich vor der Arbeit zu drücken und das akzeptiere ich nicht. Die Moranis' sind eine anständige Familie, Rebecca. Du hättest es nicht besser haben können. Und jetzt sei zufrieden und lass mich doch bitte ein wenig entspannen, ja? Ich bin eben erst nach Hause gekommen.« Er beugt sich zu mir vor, streicht mir die Haare zurück und küsst mich auf die Stirn, bevor er sich schließlich abwendet und die Tür vor meiner Nase zu knallt.

~

Caleb öffnet die Tür einen Spalt breit und als er mich erkennt, dreht er sich um und geht wieder. Ich bleibe stehen, lege die Hand an die Tür und drücke dagegen, bis sie ganz auf geht, um einen Blick in das Haus zu erhaschen. Und das alles, ohne das Haus zu betreten.

»Hey, Caleb«, rufe ich und beuge mich ein wenig nach vorne, immer noch darauf bedacht, nicht ins Haus zu treten. Ich muss mich am Türrahmen festhalten, um nicht umzufallen.

Er dreht sich langsam um und sieht mich mit hochgezogenen Brauen an, als er sieht, dass ich trotz offener Tür nicht reinkomme. Ich winke ihn zu mir herüber und wie nicht anders zu erwarten, zögert er kurz, doch dann kommt er tatsächlich zurück zu mir.

Einen Meter vor mir bleibt er etwa stehen. Er schaut mich verunsichert an und ich kann erkennen, wie sich die Fragezeichen in seinem Gesicht vermehren und wachsen. Ich ignoriere das und winke ihn noch näher heran, bis er weiter nach vorne tritt und schließlich vor mir stehen bleibt. Aber auch das reicht mir nicht, also flüstere ich:»Noch näher

Caleb runzelt die Stirn. Ich packe ihn schließlich ungeduldig an den Schultern und ziehe ihn zu mir heran.

»Ist...ist er hier?«, flüstere ich ihm ins Ohr.

Caleb stellt sich wieder gerade hin und runzelt die Stirn. »Wer?«

»Na...er. Du weißt schon, wen ich meine.« Ich presse kurz die Lippen aufeinander, während ich immer mal wieder hinter Caleb blicke, um sicherzugehen, dass dieser Teufel nicht plötzlich um die Ecke kommt. Dieser schöne Körper ist bloß eine Verkleidung, um die Menschen um ihn herum zu täuschen, denn eigentlich ist Alec Satan höchstpersönlich. »Ich meine...deinen Bruder. Ist er da?«

Caleb schaut mich irritiert an, bevor er den Kopf umher dreht, als würde er das Haus zum ersten Mal sehen, doch dann schüttelt er den Kopf. »Er ist wieder zurück gefahren. Wegen der Uni.«

Ich lege den Kopf schief und kneife die Augen ein wenig zusammen. »Und du sagst auch ganz sicher die Wahrheit? Ich meine...vielleicht steckt ihr unter einer Decke und du deckst ihn bloß, damit ich dir glaube und vertraue und dir völlig leichtgläubig folge. Und während wir um die Ecke gehen, packt er mich von hinten, zieht einen Sack über meinen Körper und wirft mich über die Schulter, bevor er mich in seinen Kofferraum steckt und dann entführt. Meine Eltern werden sich Sorgen machen. Vielleicht will Alec mich ja-«

»Äh...Becca?« Caleb zieht die Brauen zusammen und sieht mich an, als wäre ich einem UFO entsprungen. »Wovon redest du da?«

Ich erwidere Calebs Blick, der mich glauben lässt, dass ich den totalen Dachschaden hätte, aber das stimmt nicht. Ich bin hier offensichtlich die Einzige, die noch vernünftig handelt und nicht total verrückt ist. Ich bin ganz sicher nicht verrückt, wenn dann ist Alec hier derjenige, der verrückt ist und er will auch mich in den Wahnsinn treiben. Er wird nicht aufgeben, bis er mich psychisch erniedrigt - bis kein Fünkchen Leben mehr in mir steckt. Und weil ich nicht so scharf auf psychische Erniedrigung bin, muss ich ganz besonders vorsichtig sein.

»Vergiss es«, sage ich schnell und trete endlich, wenn auch immer noch etwas misstrauisch, ins Haus. Ich schaue mich um und schließe nebenbei die Tür hinter mir, als ich Caleb ins Wohnzimmer folge. Fast schon paranoid gleitet mein Blick in jeden Winkel der Zimmer.

Als Caleb sich an den Esstisch setzt und ungerührt über seine Hausaufgaben beugt, atme ich erleichtert auf, denn Alec scheint tatsächlich nicht da zu sein. Mit einem lauten Seufzer lasse ich mich auf einen der Stühle am Esstisch fallen und lehne mich zurück.

Erst jetzt fällt mir auf, wie nassgeschwitzt meine Hände sind. Ich reibe sie an meiner Hose ab und versuche, mich zu beruhigen. Er ist nicht da. Beruhige dich, Becca. Alles wird gut. Ich nicke mir selbst zu, um meiner inneren Stimme Recht zu geben. Alec ist nicht da, ich bin alleine mit Caleb und ein kleiner Sechstklässler wird mir wohl kaum etwas antun können. Ich werfe einen Blick auf den kleinen Jungen, der mir gegenüber am Tisch sitzt. Dazu sieht er sowieso viel zu desinteressiert aus.

Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um Alec und unser erstes und letztes Aufeinandertreffen und ich frage mich wie sich die Leidenschaft, die ich in dieser Nacht in seiner Gegenwart verspürt habe, in fast schon panische Angst verwandeln konnte.

Alleine der Gedanke an ihn, lässt mich so viele widersprüchliche Gefühle empfinden, dass ich gar nicht weiß, welchem ich folgen soll. Wenn ich an seine Hände denke, die meinen Körper hinab fahren und an seine Lippen, die über mein Gesicht bis hin zu meinem Ausschnitt fahren, wird mir so heiß, dass ich mich am liebsten ins nächste Loch werfen würde, weil ich glaube, dass jeder, der mein gerötetes Gesicht sieht, weiß woran ich denke. Aber im nächsten Moment kippt die Stimmung. Es taucht der Alec auf, der mich vor fast einer Woche in die Enge getrieben und gedemütigt hat und meine Gefühle schwanken zwischen Wut und Angst.

Ich bin so vertieft in meine Gedanken, dass ich gar nicht bemerke, dass ich Caleb anstarre, bis mir plötzlich etwas ins Auge fällt.

»Was ist das?«, frage ich und zeige auf seinen Arm. Er hat den Ellenbogen auf den Tisch gestützt, der Ärmel seines grünen Pullovers ist nach oben gerutscht und entblößt seinen nackten Arm, der gar nicht so nackt ist, denn die weiße Haut ist teilweise mit dunklen Flecken bedeckt. Ich runzele die Stirn.

Caleb schaut von seinen Hausaufgaben auf. Im ersten Augenblick wirkt er verwirrt, doch dann folgt sein Blick meinem und er betrachtet seinen nackten Unterarm für mehrere Sekunden, als hätte er ihn noch nie zuvor bemerkt. Als er dieses Mal wieder aufschaut und meinen prüfenden Blick sieht, verengen sich seine Augen.

Ich will über den Tisch nach seinem Arm greifen, um ihn mir besser ansehen zu können, aber er ist schneller, zieht den Arm zurück und schiebt seinen Ärmel schnell wieder nach oben. Er sieht mich wütend an - ich weiß nicht, ob er sauer auf mich ist, weil es mir aufgefallen ist oder weil er unachtsam war und es mich sehen lassen hat.

»Was ist das?«, wiederhole ich, dieses Mal hebe ich die Stimme ein wenig. Natürlich weiß ich, was das ist, aber ich möchte wissen, wie er sich diese Blutergüsse zugetragen hat und seiner Reaktion nach zu urteilen, war es nicht einfach nur ein Unfall. Da steckt mehr hinter.

Aber Caleb nimmt mich gar nicht ernst. Er packt wütend seine Sachen zusammen, schlägt seine Bücher zu und ignoriert mich vollkommen, als er aufsteht und den Stuhl zurück schiebt.

»Caleb!« Meine Stimme bebt beinahe, als ich nach ihm rufe. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll, ich fühle mich überfordert, aber gleichzeitig möchte ich nicht einfach locker lassen.

Er geht an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Aus purer Verzweiflung heraus, packe ich ihn an seinem Arm, natürlich den, der nicht verletzt ist, um ihn zurück zu halten. Sein Körper versteift sich augenblicklich, als ich ihn berühre. Er dreht den Kopf langsam zu mir – das wütende Funkeln in seinen braunen Augen erinnert mich an Alec und es besteht kein Zweifel mehr daran, dass die beiden Brüder sind.

»Du kannst mich doch gar nicht leiden«, zischt er und obwohl die Wut seine Stimme dominiert, kann ich heraushören, dass sie mindestens genauso stark zittert. »Also tu nicht so, als ob du dich für mich interessieren würdest.«

Er entreißt sich meinem Griff und schüttelt den Kopf. Ich glaube zu sehen, dass seine Augen feucht werden, aber ich kann mich auch täuschen. Es geht einfach alles viel zu schnell und ich bin so perplex von dem plötzlichen Stimmungswechsel, dass ich gar nicht richtig hinterher komme. Vor ein paar Minuten saß mir der Kleine noch desinteressiert und komplett emotionslos gegenüber und innerhalb von einer Sekunde hat ihn die Wut gepackt und das alles durch eine einzige Frage ausgelöst, die er mir am Ende nicht einmal beantwortet hat.

Caleb dreht sich um und rennt los. Ich kann noch hören, wie er wütend die Treppen hinauf rennt, bevor er seine Zimmertür mit einem lauten Knall hinter sich zuschlägt.

Ich bleibe immer noch völlig entsetzt sitzen und versuche zu begreifen, was hier eigentlich passiert ist. Warum ist Caleb plötzlich so wütend geworden? Ich rufe mir seine letzten Worte ins Gedächtnis zurück und erstarre. Du kannst mich doch gar nicht leiden, also tu nicht so, als ob du dich für mich interessieren würdest.

Es dauert ungefähr zwei Sekunden, bevor es bei mir klingelt und mir einfällt, dass Alec meinte, dass Caleb mich einmal belauscht hat, als ich telefoniert habe. Natürlich meinte er das eine Mal, als ich zum ersten Mal auf Caleb aufpassen musste. Oh Gott, er hat es tatsächlich mit angehört. Ich habe mit Aaron telefoniert und Caleb als richtigen Freak bezeichnet und wahrscheinlich habe ich noch viel mehr gesagt, an das ich mich im Moment einfach nicht erinnere und vielleicht ist das auch besser so, denn sonst würde ich mich noch schlechter fühlen, als ich es ohnehin schon tue.

So schnell ich kann, springe ich auf und renne die Treppen hoch, angetrieben von meinem schlechten Gewissen und Schuldgefühlen. Als ich oben ankomme und vor einer geschlossenen Tür stehe, erinnert mich das Szenario an den ersten Tag, als ich hier auf Caleb aufpassen sollte und er sich plötzlich in seinem Zimmer versteckt hat. Damals habe ich nicht verstanden, warum er plötzlich weg gerannt ist und sich in seinem Zimmer eingeschlossen hat, jetzt weiß ich es. Verdammt.

»Caleb!« Ich klopfe gegen die Tür und warte kurz, aber wie nicht anders zu erwarten, öffnet er sie nicht. Ich schlage noch einmal dagegen, dieses Mal ein wenig kräftiger. »Caleb, bitte mach diese verdammte Tür auf. Lass uns...lass uns darüber reden, okay?«

Ich warte, aber es passiert leider immer noch nichts. Seufzend klopfe ich noch einmal, dieses Mal mit beiden Händen. Es passiert immer noch nichts, also lege ich mein Ohr an die Tür. »Caleb?«

Nichts. Nein, weniger als nichts. Überhaupt nichts. Nada y niente.

»Na schön, Caleb. Hör zu, ja? Auch wenn du mich hassen solltest, hör...hör einfach nur zu.« Ich seufze, weil ich weiß, dass das hier total in die Hose gehen wird, weil ich mich nämlich kenne und zu hundertprozentiger Sicherheit sagen kann, dass ich verdammt schlecht darin bin, mich zu entschuldigen. »Es tut mir leid. Du glaubst gar nicht wie leid es mir tut. Alles. Wirklich. Ich sage das nicht einfach so, weißt du Caleb, es fällt mir schwer, mich zu entschuldigen, aber ich gebe mir gerade echt Mühe. Nur für dich.« Ich lache gezwungen, bis mir einfällt, dass das gar nicht witzig ist und ich werde wieder ernst. »Was ich da gesagt habe...das kann man nicht entschuldigen. Hörst du mich? Es war falsch von mir. Ich weiß, dass eine Entschuldigung vermutlich nichts bringt, aber ich kann nicht mehr sagen, als, dass es mir leidtut. Wirklich wirklich leidtut.«

Ich halte inne und lausche, aber es ist immer noch nichts zu hören auf der anderen Seite.

»Ich habe nicht das Recht über dich zu urteilen. Ich kannte...kenne dich überhaupt nicht.« Ich lasse mich seufzend gegen die Wand neben der Tür fallen, klopfe immer wieder dagegen, aber er öffnet sie immer noch nicht. »Das was ich damals am Telefon gesagt habe, war ziemlich scheiße von mir und ich kann verstehen, wenn du mich deswegen nicht leiden kannst, aber du solltest wissen, dass ich das nicht so meinte...es war nicht auf dich persönlich bezogen. Ich war nur unglaublich sauer auf meinen Vater und...weißt du, ich komme nicht so klar mit Kindern«, ich lache auf, aber es klingt bitter, »...das ist wohl nicht zu übersehen, was? Ich weiß, dass es nicht richtig gewesen ist, meine Wut an dir auszulassen. Und ich kann mich noch so oft entschuldigen, es wird nichts von dem auslöschen, was ich damals in der Küche über dich gesagt habe, aber ich finde du solltest wissen, dass es mir wirklich leidtut. Niemand verdient es, dass man so über ihn redet.«

Stille. Autsch, dieser Korb tut echt weh.

»Vielleicht...vielleicht können wir ja von vorne beginnen.« Ich warte, aber nichts rührt sich auf der anderen Seite der Tür. »...oder auch nicht.«

Ich seufze und will ergeben aufstehen, aber dann sehe ich wieder das Bild von vorhin vor meinen Augen - seine feuchten Augen und die Blutergüsse an seinen Armen - und ich halte inne. Scheiße. Mein Herz zieht sich zusammen.

Auch wenn ich Kinder nicht wirklich leiden kann, hatte ich nicht das Recht, so schlecht über Caleb zu sprechen. Immerhin hat er mir nichts getan – er hat nur nicht mit mir gesprochen, aber das wäre bestimmt mit der Zeit gekommen.

»Weißt du was, Caleb?« Ich rutsche auf dem Boden herum, bis ich eine einigermaßen gemütliche Sitzposition finde und lehne mich gegen die Wand neben der Tür. »Ich bleibe hier. Genau hier. Vor der Tür. Bis du sie öffnest. Was? Das gefällt dir nicht? Tja, nicht mein Problem.«

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