Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Chapter XI - Die Täuschung

Etwas in Verlegenheit gebracht räusperte sich Scarlett und streckte dann die Hand aus, um Hugh den Verbandskasten aus der Hand zu nehmen – oder zumindest hatte sie das vor. Zu ihrer Verwunderung jedoch machte dieser regelrecht einen Bogen um sie. Stattdessen gab er den Kasten nicht ihr, sondern Sykes. Dieser knurrte vorwurfsvoll und reichte ihn dann mit einem entschuldigenden Ausdruck an sie weiter.

'Was soll das denn?'

Als ob er ihre Gedanken bemerkt hatte, setzte Sykes schnell zu einer Erklärung an: „Hugh und Thornton mögen Fremde nicht sonderlich", versuchte er das Verhalten zu rechtfertigen, während er sich an einen der Tische lehnte. „Also, was macht jemand wie DU hier? Du siehst nicht aus, als gehörtest Du schon in den Knochenforst?", dabei musterte er sie erneut, dieses Mal eingehender.

Scarlett runzelte ein wenig die Stirn.

Was sollte das denn bitte heißen?

Jetzt erwiderte sie seine Geste und ließ den Blick erneut über ihn schweifen.

„Ich sehe auch an Dir keine Markierungen für erfolgreiche Runs?", meinte sie und Sykes hob die Augenbrauen. Eigentlich wollte sie nur ein wenig zurück sticheln.

Doch Sykes wirkte, als hätte sie ihn kalt erwischt. Das Lächeln fiel ihm aus den Zügen und einen Moment erschien es, als säße eine Puppe vor ihr, der man die Fäden durchgeschnitten hatte.

„Weil ich sie nicht im Gesicht trage", meinte er dann. Seine Stimme war eine Nuance kühler als zuvor, doch er fing sich rasch wieder. Seine Mundwinkel hoben sich wieder, doch Scarlett empfand es weniger als charmant als zuvor. Irgendwie machte Sykes einen seltsamen Eindruck auf sie. Und nicht nur er.

War sie nun doch paranoid geworden?

'Die letzten Male, als Du dieses Gefühl hattest, wollte Dich etwas töten', erinnerte Scarlett sich. Aber das war Unsinn... oder?

„Ich habe ausreichend Beweise meines Mutes zur Schau zu tragen", sprach Sykes derweil weiter und tippte auf die lederne Augenklappe, die einen Teil seines Gesichts verdeckte.

„Ah." Scarlett zog die Lippen zu einem Lächeln, welches ihre Augen nicht erreichen wollte. Die meisten Rotmäntel trugen die Markierungen im Gesicht oder an der Hand, um sie stolz zur Schau zu tragen. Für jeden erfolgreichen 'Run', also eine abgeschlossene Mission, erhielten sie eine Markierung, die stets ausladend gefeiert wurde. Diese Zeichnungen waren wie Medaillen, daher wollten die Meisten jene stets klar erkennbar tragen. Das musste natürlich nicht bei allen so sein.

Trotzdem...

Eine seltsame Spannung schien sich in der Luft aufzubauen. Hughes und Thornten, die eben noch miteinander geflüstert hatten, waren ebenfalls verstummt und hatten den Blick in ihre Richtung gewandt. Es wirkte, als hätte Scarlett unabsichtlich ein Streichholz direkt neben eine Spur aus Schwarzpulver geworfen... und jeder erwartete nun den großen Knall.

'Hier stimmt doch etwas nicht.'

Es war, als setzte diese Erkenntnis plötzlich all die einzelnen, zerstreuten Puzzleteile zusammen. Sykes, Thornton und Hughes. Alle nannten sie sich beim Namen... aber sie hatte bisher keinen Namenscode von ihnen gehört. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise wiesen sie sich damit aus. Dass Sykes keine Zeichen trug, hätte sie noch verstanden. Aber alle drei? Das ergab keinen Sinn. Bei einem nahm sie diese Begründung vielleicht ab, aber nicht bei ihnen allen.
Außerdem sollten auch noch von allen die Gleiter beschädigt sein? UND alle Tinderlinge? Wie denn das? Diese Zufälle wären schon zu viel, aber es gab noch mehr. Thorntons Kleider waren zu groß und alle – selbst Sykes – schienen es penibel zu vermeiden, sie anzufassen oder ihr wirklich nahezukommen.
Sie kannte dieses Verhalten. Von denen, die nicht infiziert worden waren und sich vor der Ansteckung fürchteten. Aber Rotmäntel mussten diesen Unsinn nicht fürchten. Es gab keine Ansteckung, keine Übertragung. In der Stadt trugen sie die Masken nur, um die Menschen zu beruhigen. Rotmäntel wussten das. Dass diese Männer sich dermaßen davor scheuten, sie zu berühren, konnte nur einen Schluss zulassen – und dieser ließ ihr die Kehle eng werden.

„Also? Warum bist Du hier?", bohrte Sykes nach.

„I-Ich" stammelte sie. Scarlett schienen die Worte im Hals hängenzubleiben. Die so samtig gesprochenen Fragen und Worte, erschienen ihr plötzlich wie ein kratziges Seil, das sich langsam aber sicher um ihre Kehle gelegt hatte und nur darauf wartete, sich zuzuziehen.

Konnte ihre schreckliche Vermutung wahr sein? Waren wirklich Eisenwölfe in die Bohnenranke eingedrungen? Aber wie?

'Er hat es Dir doch selbst erzählt', antwortete sie sich selbst und am liebsten hätte Scarlett sich geohrfeigt. 'Er hat die Geschichte nur verdreht: Ein anderer Rotmantel hat ihnen Zutritt verschafft. Vermutlich haben sie ihn gefoltert oder gezwungen. Sie müssen die Echten anschließend aus dem Turm geworfen haben... Deshalb sieht es hier so aus und deswegen ist alles zerstört...'

Scarlett wurde übel.

Sie saß wie ein Reh inmitten von Wölfen, die schon die Zähne fletschten und nur auf den richtigen Moment warteten, um ihr an die Kehle zu springen. Aber warum hatten diese Bastarde sie noch nicht getötet? Immerhin war sie allein und nur eine Frau unter drei Männern? Sie war in der Unterzahl und wäre schnell überwältigt.

Da wurde es ihr klar: Keiner von ihnen trug seine Schutzkleidung. Deshalb hielten sie abstand und nur einer von ihnen war mutig genug, sich ihr zu nähern. Sie hatte diese Bastarde überrascht und jetzt nutzten sie die Gelegenheit, sie auszufragen. Da lag ganz sicher auch kein Verwundeter unter der Decke auf dem Feldbett, der seine Ruhe benötigte – sondern die Ausrüstung der Eisenwölfe. Ihre Masken, ihre Schutzkleidung...

Shit.

Scarletts Puls raste und ihr Blut rauschte wie ein wilder Fluss in ihren Ohren. Sie musste sich zusammenreißen! Wenn die Wölfe merkten, dass sie ihre Scharade durchschaut hatte...

Daher räusperte sich Scarlett und spielte verlegen mit einer Strähne, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. Sollte Sykes glauben, sie wäre auf ihn hereingefallen und ein naives, kleines Dummchen. Männer mochten es, wenn man ihrem Charme verfiel und sie anhimmelte. Wenn andere sie ohnehin ständig unterschätzten, warum sollten die hier anders sein?

„Ich bin auf einer dringenden Mission", erzählte Scarlett und sofort schien ihr Gesprächspartner aufmerksamer zu sein. Er hob den Blick und auch seine Brauen ruckten in die Höhe. Hinter ihm drehte Rattengesicht-Thornten ebenso neugierig den Kopf und schien die Ohren zu spitzen.

„Eine dringende Mission?", schluckte Sykes den Köder bereitwillig und Scarlett konnte sehen, wie seine Augen aufleuchteten. „Was genau für eine Mission?"

Die Neugier flackerte wie eine Flamme dahinter, bereit, alles zu verschlingen, was sie ihm wie trockenen Zunder hinwarf. Dennoch musste sie vorsichtig sein.

'Du verdammter Bastard', dachte sie grimmig. Er hatte ihr geholfen, sie ausgespielt - und nun wollten sie die Informationen aus ihr herauspressen. Wenn sie ihnen zu wenig gab, war sie tot. Wenn sie ihnen zu viel erzählte, ebenfalls. Sobald sie keinen Nutzen mehr besaß, würde sie vermutlich auch lernen, wie sich Fliegen ohne Flügel anfühlte. Also... Wie kam sie aus der Sache raus?

„Ich muss diese Befehle", dabei klopfte sie auf den langen, ledernen Köcher, „auf schnellstem Weg zur Station Großmutter bringen."

„Zur Station Großmutter?", echote Sykes und seine Augen wurden größer. „Es kommen selten Befehle von Grimmhold direkt an Station Großmutter!" Dabei haftete sich sein Blick an die Pergamentrolle wie eine Zecke. „Weißt Du, was drinsteht?"

Scarlett schüttelte den Kopf.

„Nur dass es mit dem Verschwinden der zahlreichen Rotmäntel zu tun hat", dabei haftete sich ihr Blick an Rattengesicht und Hughes. Sykes war schwerer zu durchschauen. Gleichzeitig musste sie darauf achten, dass ihre eigene Fassade nicht brach. „Es sind viele von uns verschwunden. Manche glauben, es könnte etwas im Wald vor sich gehen."

Sie konnte sehen, wie die Männer Blicke austauschten. Nur kurz, für den Bruchteil eines Augenblicks – aber das reichte aus. Sie hatte also recht. Das waren Wölfe im Schafspelz.

„Bist Du nicht neugierig?", fragte Hughes nun und trat einen Schritt näher.

Scarlett merkte sofort, worauf das hinauslief, und sie schob den Behälter wieder hinter sich. „Nein. Befehle sind Befehle", meinte sie schnell und fügte deutlich und fest hinzu: „Und wenn man ihn ohne den richtigen Code öffnet, zerstört die Säure den gesamten Inhalt."

Sie konnte die Enttäuschung förmlich spüren.

'Dachtet ihr, es wäre so leicht? Euch die Kleidung der Ermordeten anzuziehen und mich auszuspielen... Dreckige Mistkerle.'

Dann kam ihm ein anderer Gedanke.

Oh Gott. War Raine vielleicht an diese Mörder geraten? War er einer der Rotmäntel gewesen, die aus der Bohnenranke geworfen worden waren?
Panik ließ ihr Herz ausschlagen. Der Gedanke streute Feuer in ihre Venen und Eis in ihr Herz.

'Nein. Nein. Beruhige Dich!', zischte sie sich selbst zu. 'Raine ist viel länger verschwunden... die können nicht lange hier sein. Die Verbindung ist erst seit ein paar Tagen unterbrochen.'

„Solch aufwendige Vorkehrungen für ein paar einfache Befehle? Wird die Krone etwa unruhig? Machen sie sich Sorgen wegen der großen, bösen Wölfe?", fragte Hughes nun und Scarlett erkannte, dass er sich das Sticheln einfach nicht zu verkneifen vermochte. Die anderen stimmten lachend mit ein.

Am liebsten hätte sie ihren Revolver gezogen und ihnen das dämliche Grinsen aus den Gesichtern geschossen.

„Wohl kaum", meinte Scarlett. Sie stieß ein holpriges, falsches Lachen aus und versuchte nicht dem Drang nachzugeben, ihre Finger in dem roten Stoff ihres Mantels zu vergraben, um sich von dem Drang zu schießen abzulenken.

Gerne hätte sie geantwortet: 'Die ach so bösen Wölfe sind feige Hunde. Sie kriechen wie Ratten umher und versuchen einen Aufstand anzuzetteln, statt ehrenhaft zu kämpfen oder ihre Niederlage zu akzeptieren'. Aber sie wusste, dass sie dann sicher als Teufels-Futter enden würde.

Also legte sie sich andere Worte zurecht: „Die Distanz ist viel zu weit, als dass sie lebendig durch den Nebel kommen würden. Keine Armee kommt lebend da durch – mit den Teufeln erst recht nicht."

„Wer weiß, wie lange noch? Auch ihre Technik entwickelt sich", meinte Sykes und sein Blick blieb an ihren Stiefeln und dem Tinderling hängen. Scarlett konnte die Gier darin sehen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie die Rezeptur der Impfung erfahren und Grimmhold gefährlich werden...", meinte Sykes und es kam ihr vor, als knurrte er es ihr entgegen. „Man sollte sie nicht unterschätzen."

Die Eisenwölfe besaßen andere Technik, die ihnen jedoch mit dem Nebel nicht weiterhalf. Bisher waren die Mechaniken aus Grimmhold jedoch ein Buch mit Sieben Siegeln für die Eisenwölfe. Sie konnten mit den Tinderlingen und den Siebenmeilenstiefeln nichts anfangen, verstanden sie nicht. Und das sollte besser auch so bleiben.

Offensichtlich hielten sie sich für besonders schlau. Die Wölfe, die Rotmäntelchen ausspielten und Lügen vor die Nase warfen, um sie abzulenken. Wie Blümchen, auf einer Wiese, um sie von ihrem Weg abzubringen. Aber... so leicht würde sie es ihnen nicht machen. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro