71. Gefühle
Nur wenige Minuten später, nachdem es an der Haustür geklingelt hat und ich vergebens versucht habe zu lauschen, da ich Stimmengewirr wahr genommen habe, wird meine Zimmertür aufgerissen. Erschrocken fahre ich zusammen und starre dann anschließend in zwei blaue, besorgte Augen.
Ich schlucke, als Adam auf mich zukommt und seine Arme um mich legt. Es tut gut ihn bei mir zu haben. Es tut gut, zu wissen, dass egal was passieren würde, er immer hinter mir steht.
Ich schniefe, da ich meine Tränen nun nicht mehr zurückhalten kann. Adam verstärkt seinen Griff um mich und drückt mich näher an sich heran. Verzweifelt und nach halt suchend kralle ich mich an meinen großen Bruder fest. Würde ihn am Liebsten nun nicht mehr gehen lassen, da mir ohne ihm alles so sinnlos erscheint.
"Ich bin so schnell gekommen wie es mir möglich war, Engel.", haucht mir mein Bruder ins Ohr und gibt mir dann noch einen sanften Kuss auf die Stirn.
Ich schaue ihn mit meinen verheulten blau-grünen Augen an und sehe wie er bei meinem Anblick inständig seine Lippen fest aufeinander presst.
Mir fällt es mehr als schwer auch nur ein Wort heraus zu bekommen, deswegen schweige ich Adam mehrere Minuten einfach nur an, ehe ich meinen Mund öffne und meine Stimme sich mehr als gebrochen anhört. "Es tut so verdammt weh, Adam."
Mein großer Bruder nickt, so als würde er wissen wie es sich anfühlt. Doch Adam weiß genau wie sich dieses Gefühl, welches momentan meinen kompletten Körper einnimmt, anfühlt. Schließlich hat er seine große Liebe schon vor Jahren für immer verloren. Er weiß was ich durchmache. Er weiß, wie unser Vater durchdrehen kann und er weiß, dass dies alles kein Kinderspiel ist. Zudem weiß Adam, dass ich nicht so stark bin, wie ich immer tue.
"Florina, ich weiß was du spürst und ich weiß, dass dieser Schmerz, welcher in deiner Brust tobt dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Ich kenne das Gefühl, wenn jeder Atemzug sich noch so schwer anfühlt und du denkst du bekommst jede Sekunde keine Luft mehr, so als würdest du ersticken. Und ja ich weiß auch ganz genau, dass jedes Schlucken noch so schwer fällt, da es scheint dieser dicke Kloß schnürt dir alles ab. Ich kann mir vorstellen, dass dein Puls viel zu hoch ist und dein Herz vor lauter schmerz nur gegen deine Brust hämmert, so stark das du denkst, es würde jeden Moment herausspringen. Ich könnte noch so viel aufzählen und alles würde jetzt in diesem Moment auf dich zutreffen. Ich habe noch nie wirklich mit jemanden darüber gesprochen, außer mit meinem Therapeuten damals.", Adam schaut mir mit glasigen Augen in die Meinen und fährt sich dabei nervös durch sein dichtes, dunkelblondes Haar.
"Aber Florina, glaube mir, alles wird gut. Auch wenn es im Moment nicht danach aussieht. Ich weiß, dass Damian dich mindestens genauso sehr liebt wie du ihn und ich weiß, dass ihr Beide das wieder hin bekommt, egal was Dad sagt. Ich kann dir im Moment leider nicht helfen, aber Schatz, ich verspreche dir, dass ich alles versuchen werde um dir zu helfen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Denn du bist das einzige Mädchen auf dieser Welt, dass ich noch aufrichtig lieben kann. Es wird niemals mehr, eines kommen, dass ich mehr lieben könnte als dich, denn das war Risha und diese wird nie wieder zurück kommen."
Mit offenstehendem Mund starre ich meinen großen Bruder an, der nun lächelnd die Tränen aus seinem Gesicht wischt, die soeben seine Augen verlassen haben. Er hat Risha geliebt, dass weiß ich. Und außerdem spüre ich, dass er sie immer noch liebt und ich glaube diese Liebe wird niemals vergehen.
Ich ziehe Adam in meine Arme und hoffe inständig, dass ich seinen Schmerz ein wenig mildern kann. Natürlich vergeht der Schmerz in meiner Brust nicht, aber solange Adam bei mir ist, fühlt es sich ein wenig erträglicher an.
"Ich liebe dich, Schwesterherz.", flüstert Adam so leise, dass es sich beinahe nur wie ein Raunen anhört.
Ich grinse ihn an und entgegne ihm, "Ich liebe dich auch, Bruderherz."
Zufrieden legt Adam seine Arme um mich und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Wenn du willst können wir uns ja zusammen einen Film ansehen?", fragt mein Bruder mich und ich nicke sofort.
Ich würde jetzt nichts lieber tun, als einfach nur ein wenig Zeit mit Adam zu verbringen.
Wir entschlossen uns dazu den Film Who am I zu schauen. Ein Actionfilm, welcher aber auch gleichzeitig eine Art Komödie ist und dies ist im Moment genau das Richtige für uns Beide.
Viel bekam ich von dem Film jedoch nicht mit, da ich eingeschlafen bin. So müde war ich. Nur zum Glück konnte ich endlich mal wieder gut schlafen, was wahrscheinlich daran lag, dass Adam neben mir geschlafen hat und eine gewisse Sicherheit auf mich ausgestrahlt hat.
Als ich am nächsten Morgen gegen fünf Uhr aufwache, schläft mein Bruder noch seelenruhig. Ich beschließe ihn noch schlafen zu lassen und mich dafür schon mal zu duschen und für die Schule fertig zu machen.
Zwar habe ich keine Lust in die Schule zu gehen und weiß nicht, wie ich auf Damian reagieren soll, nachdem ich ihn gestern einfach so mit Pi alleine stehen lassen habe. Aber ich konnte nicht anders. Ich wollte vor ihm nicht weinen. Ich konnte ihm nicht erzählen, was mein Vater von mir verlangt und das er mich momentan mehr oder weniger im Haus gefangen hält.
Ich wollte etwas anderes. Ich wollte Damian berühren dürfen. Will ihn küssen dürfen. Und will ihn einfach nur bei mir wissen.
Doch ich weiß, dass das Leben kein Ponyhof ist. Es meint es manchmal nicht gut mit mir und ich falle viel zu oft in ein schwarzes, tiefes Loch.
Ich bin damals schon gefallen, als meine Oma so plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben ist. Es war damals der reinste Schock für mich. Ich war fast täglich bei ihr. Bin meistens einfach nach der Schule zu ihr gegangen, ohne nach Hause zu gehen. Meine Eltern waren schließlich fast eh nie zuhause. Und Grandma hat jeden Tag so ein köstliches Mittagsessen für mich und Adam zubereitet. Irgendwann kam Adam nicht mehr mit zu Grandma, ab da an bin ich alleine zu ihr.
Ich fand es nicht schlimm, als Adam nicht mehr mitgegangen ist, schließlich habe ich ihn trotzdem gesehen. Aber er wollte langsam sein eigenes Leben auf die Beine stellen. Grandma, war einfach die Beste für mich. Ich habe ihr vertraut. Ich habe sie geliebt. Und ich vermisse sie einfach so schrecklich.
Nach ihrem Tod, bin ich das erste Mal in eine Depression gefallen und habe mich nach langem überlegen Dr. Francesco anvertraut. Natürlich wissen meine Eltern bis heute davon nichts. Aber ich glaube, sie würden mich eh nur auslachen und behaupten das sind alberne Flausen. Doch das der unvorhersehbare Tod von Oma mich tatsächlich sehr mitgenommen hat, dass würden sie nicht verstehen.
Ja Leute :D Ein emotionales Kapitel wie ich finde, schließlich erfährt man einiges über Adam's tatsächliche Gefühle und zum anderen kommt die Grandma der Beiden mal wieder zum Vorschein.
Was sagt ihr zu diesem Kapitel? :D
Und ja, ich habe dieses Kapitel ein zweites Mal geschrieben, da die erste Version mir einfach nicht gefallen hat und in eine komplett andere Richtung gegangen wäre und dies wäre eine Richtung gewesen, welche ich nicht will. Mit diesem bin ich deutlich mehr zufrieden xD
//Steffi
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