69. Ich brauche dich
Die komplette letzte Woche war der reine Horror. Ich habe versucht irgendwie mit meinem Schicksal umzugehen, doch geschafft habe ich es nicht und werde es wohl auch nie.
Meinem Dad bin ich aus dem Weg gegangen. Habe ihn gemieden und kein einziges Wort mit ihm gesprochen. Nicht einmal vorhin, als er mir mein IPhone zurückgegeben hat. Das war aber auch das Einzigste, was ich von meinen Sachen wieder bekommen habe. Vermutlich habe ich es eh nur bekommen, da wieder Schule ist.
Zu all dem Rotz hat mein Vater nun beschlossen mich jeden Morgen in die Schule zu fahren und auch wieder abzuholen, das ich ja nicht auf dumme Gedanken kommen könnte.
Mit gesenktem Blick und keinerlei Motivation betrete ich das Schulhaus und verschanze mich dort erst einmal in die Mädchentoilette, wo ich mein Handy anschalte.
Sofort springen mir unzählige Nachrichten, sowie verpasste Anrufe entgegen, doch darum kann ich mich jetzt im Moment nun wirklich nicht kümmern.
Ich muss mit mir selbst zurecht kommen, aber das kann ich nicht. Ich kann nicht auf mich alleine gestellt sein. Ich brauche jemanden an meiner Seite. Jemanden, der mich verstehen wird. Jemand, der meinen Vater genauso kennt wie ich. Jemanden, der mir eventuell helfen kann.
Mit zittrigen Händen wähle ich die mir allbekannte Handynummer und bete zu Gott, dass er ran geht.
Während es am anderen Ende der Leitung tutet schließe ich meine Augen, da sich erneut Tränen ansammeln. Tränen, welche in der letzten Woche mehr als genug geflossen sind.
"Florina, Gott seit Dank! Du lebst.", erleichtert ertönt die Stimme meines Bruders und ich muss mich zusammenreißen nicht wieder das Weinen anzufangen. Adam klingt müde, so als hätte er Nächte nicht geschlafen oder eben kaum geschlafen.
Aber ich werde mich wohl auch nicht besser anhören. Seit Tagen kein einziges Wort gesprochen. Mit niemanden. "Ich brauche dein Hilfe, Adam." krächze ich leise und mit zittriger Stimme in den Hörer.
Adam zieht hörbar scharf die Luft ein. Aber das würde ich an seiner Stelle vermutlich auch tun. Ich meine, ich habe mich tagelang nicht bei ihm gemeldet, besser gesagt konnte ich es nicht. Er wird sich sorgen gemacht haben.
"Was ist passiert?", erkundigt Adam sich bei mir und ich schlucke, da sich nun erneut Tränen lösen.
"Dad! Er ruiniert mir mein Leben. Ich habe alles verloren. Ich kann nicht mehr Lachen, nur noch Weinen. Es schmerzt alles so sehr. Kannst du heute Mittag nicht zu Hause vorbei kommen? Bitte Adam, ich brauche dich jetzt.", schluchze ich schweren Herzens.
"Engel, nicht weinen. Dad ist es nicht wert, dass du auch nur eine Träne wegen ihm vergießt. Ich verspreche dir, dass ich heute Mittag zu dir kommen werde, nur weiß ich leider noch nicht genau wann, da es darauf ankommt wie lange die eine Vorlesung heute dauert, zu welcher ich unbedingt muss.", ruhig spricht Adam mit mir und lindert ein wenig die Schmerzen in meiner Brust.
"Danke.", hauche ich und lege dann auf.
Schnell spritze ich mir ein wenig eiskaltes Wasser ins Gesicht. Aber natürlich bringt dies nichts. Meine Augen sind total rot und umrandet von tiefen, schwarzen Augenringen. Aber das ist alles kein Wunder, schließlich habe ich die letzten Tage kaum geschlafen und fast nur geheult.
"Florina?", die Stimme meiner besten Freundin ertönt hinter mir und ich zucke zusammen, da ich mich erschrecke.
Anna lässt die Tür, durch die sie gerade gekommen ist, zufallen und eilt auf mich zu. Erschrocken darüber mich hier so vorzufinden, verzieht sie schmerzhaft das Gesicht und schließt mich schlussendlich in ihre Arme. Ich brauche ihr nicht sagen, was ich fühle. Wie es mir geht. Das dieser Schmerz beinahe nicht auszuhalten ist, da sie mir das ansieht und mich schon immer blind verstanden hat.
Vermutlich weiß sie auch was passiert ist oder liegt mit ihrer Vermutung verdammt nah dran.
Ich schluchze an ihrer Schulter und kralle mich an sie fest, so als gäbe es nichts anderes oder niemand anderem der mir Helfen könnte. Der mir beistehen könnte. Der für mich da wäre.
"Willst du darüber reden?", fragt mich meine beste Freundin und streicht mir beruhigend über den Rücken.
"Mein Dad...", krächze ich und stocke, da mir der Atem droht auszubleiben.
"Pscht. Alles wird gut, Flo.", flüstert sie mir ins Ohr, doch ich schüttle mit dem Kopf. Nichts wird gut. Nie wieder wird es gut.
"Nein. Gar nichts mehr wird gut. Ich musste mein Laptop, mein Handy, meine Schlüssel und meine Kreditkarte abgeben. Er verbietet mir den Kontakt zu Damian und wenn ich mich nicht von ihm fern halte wird er ihn verklagen und das kann ich nicht zulassen.", weine ich und mein IPhone fällt mir aus der Hand und fällt auf den Boden. Doch dies ist mir gleichgültig. Es ist mir sowas von egal ob es kaputt gehen könnte oder nicht.
Anna holt tief Luft und muss den Schock erst Mal verdauen. "Das kann er doch nicht machen? Du bist volljährig? Du hast auch deine Rechte, nicht nur dein Dad. Außerdem ist der doch eh so gut wie nie zuhause.", Anna zeigt Wut gegen meinen Vater und ich weiß das sie ihn noch nie sehr mögen konnte, da er meint er ist etwas besseres und immer im Recht.
"Er ist der weltbeste Anwalt. Wenn er jemanden bluten sehen möchte, blutet dieser auch. Außerdem wenn ich abhaue, dann habe ich nichts mehr. Rein gar nichts mehr. Und so schnell wird er diese Stadt jetzt nicht verlassen, schließlich muss ich meine Lektion ja erst noch lernen.", ich kneife meine Augen zusammen und möchte das dies alles endlich aufhört.
Am Liebsten würde ich mir mein Herz aus der Brust reißen. Keine Schmerzen mehr fühlen und nicht mehr weinen müssen.
Aber leider geht das alles nicht, dass wäre ja viel zu leicht.
Ich hebe mein Handy vom Boden auf und muss feststellen das der Display gesprungen ist. Aber das interessiert mich nicht. Soll es doch kaputt sein.
Entschlossen nehme ich Anna in die Hand, da wir langsam ins Klassenzimmer müssen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen. Anna führt mich durch die Gänge, da ich es vermutlich eh niemals alleine zum Klassenzimmer geschafft hätte.
Im Klassenzimmer angekommen setze ich mich stumm auf meinen Platz und vergrabe mein Gesicht sofort in meinen Händen. Ich will niemanden sehen, niemanden hören und niemanden sprechen. Hoffentlich geht dieser Horrortag schnell zu Ende.
"Was ist los mit ihr?", besorgt erkundigt sich Pi bei Anna über mich, als ich nicht auf sein Angetippe eingehe.
"Ihr Vater verbietet ihr den Kontakt zu Damian und droht ihr damit ihn anzuzeigen, wenn sie sich nicht von ihm fern hält.", erklärt Anna meinem besten Freund die Sachlage.
"Sein scheiß Ernst?", beginnt Pi plötzlich zu schreien und ich schaue ihn schulterzuckend von der Seite an. "Weiß Adam davon?", fragt er mich anschließend wieder ruhiger.
Nickend zeige ich auf mein Handy, "Habe ihn vorhin angerufen, bevor mein Handy kaputt ging.".
Pi möchte gerade zu einer Antwort ansetzen, da klingelt es zum Schulbeginn und die Klassenzimmertür wird laut aufgerissen und anschließend mit einer Wucht zugeschmissen.
Ich zucke so sehr zusammen und wünsche mir in diesem Moment nichts sehnlicher als das der Boden sich aufmachen würde, um mich zu verschlingen.
"Mister Mason.", begrüßt ihn Jayden überglücklich und mein Blick wird hasserfüllt, als könnte ich Jayden mit meinen Blicken töten.
Ulala😏🙈 Mieser Cut, ich weiß😝 Aber das ist extra, damit die Spannung da bleibt🤗
Bescherrt mich wieder mit vielen schönen Kommentaren🤗❤
// Steffi
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