Kapitel 3
»Oh mein Gott. Das ist ja Austin McMillan!« reflexartig duckte ich mich.
In dieser fetten Villa nebenan lebte tatsächlich Austin Mc-motherf*cking-Baddy.
Doch Neugier trieb meinen Kopf wieder nach oben, »Was zum... Was geht denn da ab!?«
Ich konnte es einfach nicht begreifen.
Wieso dachte man nicht daran die Gardinen zu zuziehen, wenn man plante eine Frau zu sich nach Hause einzuladen?
Durch das Glas meines Fenster blickte ich auf das von gegenüber. Links und rechts erkannte ich dessen Vorhänge, die gerade darum flehten, endlich zugezogen zu werden.
Zwischen unserem kleinen aber feinen Familienhäusschen und dieser Luxuspracht lagen kaum mehr als zehn Meter Entfernung und ich fing an den Architekten zu hassen, der diesen glorreichen Einfall gehabt hatte.
Doch noch viel Schlimmer war, dass ich wie „geblendet" von dem Schauspiel war, welches sich gerade vor meinen eigenen Augen abspielte.
Da. Ein nackter Oberkörper, der sich bewegte.
Muskeln und eine makellose Haut.
Er hatte sein T-Shirt über den Kopf gezogen, während er sich langsam zu ihr herunterbeugte. Zu der Frau, die nur noch in Dessous bekleidet vor ihm lag.
Oder eher gesagt lag sie unter ihm und das auf seiner Bettwäsche. Rot und in Spitze.
Jetzt streifte er ihren BH-Träger nach unten. Er tat es mit dem Mund. Ein Stöhnen durchfuhr sie, ich hörte es durch das geschlossene Fenster.
Ach du heilige...!
Austin McMillan.
Tatsächlich es war Austin McMillan.
Er ist einfach so unverwechselbar, schoss Chloe's Stimme durch meinen Kopf.
In Biologie hatte meine beste Freundin ihn so dermaßen oft angehimmelt.
Die blonde Frau warf ihren Kopf ins Genick. Von Weitem sah es so aus, als würde sie vor Lust geradezu explodieren.
Gewaltig und in totaler Ekstase.
Diese Frau.
Irgendwie kam sie mir doch bekannt vor.
Moment. Sie sah genauso aus wie Mrs. Banks. Nein, - das war Mrs Banks, meine Lehrerin aus dem Deutschkurs!
Blaue Augen starrten mich an.
Austin starrte mich an.
Ein Blick, der mich packte.
Fast pustete es mich um. Aber nur fast.
Habe ich da gerade eben laut los geschrien?
Und mein Körper raste nach unten.
Oh man Scheiße.
Meine Finger umklammerten die Fensterbank.
Hat er mich etwa gesehen?!
Minuten vergingen, in denen ich so ausharrte.
Wahrscheinlich waren es auch nur Sekunden.
Denn dann hörte ich es an unserer Haustür klopfen.
Nein, niemals. Ist er das?
Nochmal klopfte es.
Dann noch ein weiteres Mal. Nein, nein, nein!
Mom sollte ihm doch die Tür öffnen!
Sollte sie ihm doch sagen, dass man seine Vorhänge besser zu zog und die Nachbarschaft nicht mit Live-Pornos belästigte!
Halt. - Mom war nicht da!
Genau heute musste sie ihren wirren Joker für „einen-Ausgeh-Abend-in-der-Woche", in die Tat umsetzen.
Da war ja auch noch Nic.
Aber auf den war ohnehin nicht Verlass.
Zumindest nicht an einem Freitag Nachmittag.
Der steckte sicher irgendwo im Nirgendwo.
Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Fuck.
Also rannte ich die Treppe nach unten.
Es klopfte erneut. Diesmal lauter. Doch ich ließ es nicht zu einem weiteren Mal kommen.
»Hallo?« und ich öffnete unseren Eingang.
Und da stand er.
Tatsächlich. Er ist es.
Blaue Augen, blickten auf mich herab. Überfluteten mich. Sein Blick war so offen wie das Meer. Beinahe unüberwindbar.
Während ein Drei-Tage-Bart erzählte, dass es ihm wohl egal war, wie weit ihn der Ozean treiben würde.
Oh nein, jetzt wurde ich schon poetisch.
Weg war die Föhnwelle, denn die zerzauste Frisur stand ihm zu Berge.
Sex-Haare, lallte mein Kopf.
In seinem Gesicht lag noch etwas Weiteres...
War es Eitelkeit?
Nur flüchtig sah ich Austin in der Schule. Seit der „Next-Year-Next-Level-Party" hatte ich nicht einmal mit ihm gesprochen. Aber na gut, ohnehin redeten wir nicht miteinander. Er war beliebt und ich war... ich war nun ja... „verdeckt" unterwegs.
Ich schätzte, dass er unsere bedeutungslose Begegnung einfach durch einen Filmriss vergessen hatte. Aber das war mir gerade natürlich mehr als nur recht gewesen.
Und jetzt stand er vor meiner Haustür. Breit und einen Kopf größer. Lange war es her, dass wir uns derart gegenüberstanden.
Doch wurde ich wieder darauf aufmerksam, dass er seitdem viel männlicher geworden war, anders wie ich gehofft hatte.
»Oh wow,« von unten nach oben besah er mich.
Derart hatte mich bisher noch nie jemand gegrüßt. Allerdings war auch das Letzte was ich wollte, mich von „Mr. McBadArsch" beirren zu lassen.
Perfekte Muskeln. Sie zeichneten sich unter dem Stoff ab. Er musste sich wohl noch schnell ein Shirt übergezogen haben. Das war wohl besser, zum Einen, da ich selbst an jedem Teil meines Körpers fror, denn es herrschte eine frische Briese draußen. Zum Anderen, wollte ich mir nicht ausmalen, welches Auftau-Programm dieser Body an mir getätigt hätte.
»Hi... Channing?«
»Violet Channing,« korrigierte ich.
»Du... bist Austin.«
Wow, sehr einfallsreicher Dialog, Violet.
»Ja, genau,« und er fuhr sich durchs Haar.
Bitte, bitte erkenn' mich bloß nicht wieder!
»Sorry, nur der Nachname stand auf der Klingel,« diese vollen Lippen bewegten sich weiter, verhallten wirr in meinem Kopf, »du kennst mich. Wir gehen dann wohl auf dieselbe Schule, hm?«
Ich nickte.
Er hat also wirklich keine Ahnung, wer ich bin. - JACKPOT!
Von Nahen sah er tatsächlich attraktiver aus als im Unterricht aus letzter Reihe oder wenn er sich mit Alk in einen Zustand der Bewusstlosigkeit beamte.
Echt sexy. Wenn Poseidon wohl einen Sohn hätte, würde der wohl genauso aussehen.
Mein Geist erlangte wieder Fassung: Um Himmel's Namen. Reiß dich zusammen, Violet!
»Sag' mal machst du sowas öfter?« riss er mich aus meinen Gedankenkonflikt.
Abwesend wirken? Innere Selbstgespräche führen? »Was meinst du?«
»Na, in Unterwäsche die Tür auf machen,« er beäugte nochmal mein ganzes Selbst. Irgendwie unfassbar langsam und schnell zugleich.
Sofort tat ich es ihm gleich.
Hellrosa Rüschen. Ich trug die Schlafspitze und meinen knappen Slip. Und auch noch die mit dem Kitty-Kopf-Muster.
Eigentlich hatte ich mich zuvor ins Bett geschmissen, um mich still und leise mit „Das Reich der sieben Höfe" in den Schlaf zu lesen.
Und dann war da plötzlich Austin und seine Live-Vorstellung gewesen...
Oh nein nein nein nein!
Hitze sammelte sich in meinem Kopf, sowie das überwältigende Gefühl, sofort auf der Stelle zu verschwinden.
Verdammte Scheiße! Austin McMillan sieht mich gerade in Unterwäsche!
„Verschwinden" - Und genau das, würde ich auch jetzt tun.
Doch dann. Plötzlich.
Es blendete mich. Da war ein Blitzlicht.
Austin hatte ein Foto gemacht. Verdächtig lange hielt er sein Smartphone in der Hand.
Halt. Halt. Halt. Stopp.
Er hatte ein Foto von mir gemacht!
EIN FOTO VON... MIR... IN UNTERWÄSCHE!!!
»M-M-Moment! Lösch das. SOFORT!!!« die Haustür war nun mein einziges Schutzschild.
»Wieso? Das wird mein neuer Sperrbildschirm,« er starrte eindeutig viel zu lange auf das Display, »Oh Hallo, hallo, süße Kitty.«
»Das reicht, okay? Bitte, bitte. Lösch das,« niemals in meinem Leben hätte ich daran geglaubt, dass ich jemals wieder Austin McBaddy anbetteln würde.
»Okay, okay, machen wir doch einen kleinen, netten Deal daraus. Du hast nichts gesehen und dafür,« er hob sein Handy in die Höhe,
»-habe auch ich nichts gesehen und schweige wie ein Grab. Einverstanden?«
Das konnte er nicht ernst meinen!
Unwiderruflich musste ich an unsere Begegnung auf der Party denken. Hätte ich bloß zuerst meine kranken Foto-Ideen umgesetzt. Ich war einfach so naiv gewesen.
»Ich wiederhole mich nicht noch einmal. Also, einverstanden? Ich meine, wir wollen doch nicht, dass dieses Foto die ganze Schule sieht, oder?«
»E-E-Einverstanden!« japste ich.
Doch mein ganzer Körper erwartete ausgesprochenen Widerstand. Alles brannte förmlich in mir und wollte diesem Großkotz gefälligst die Meinung sagen. Das schuldete er mir, verdammt! Um genauer zu sein, hatte ich das schon vor vielen Jahren machen sollen!
Doch die entsetzliche Wahrheit war: Er hatte mich sowas von an den Eiern... oder eher gesagt Eierstöcken. Wieder einmal.
»Oh je, oh je, dieser intensive Blick... Was stört dich denn so? Nichts wird passieren, wenn du dich an unsere Abmachung hältst,« er hielt inne, »oder ist es, weil - ich deine winzigen Brüste in diesem BH gesehen habe?«
»So klein sind die gar nicht!« überrascht von der eigenen Stimme, hielt ich mir die Hand vor den Mund.
Es ließ ihn schmunzeln.
Klare Fluten traten durch seine Augen und ich ertrank.
»Ach ja und eines noch, hör auf zu spannen,« es riss mich aus meiner Trance.
»Das macht Mädels, wie dich, nämlich nur noch unattraktiver. Nen' schönen Tag noch.«
Bitte was? Ich glaubte ihm kein Wort.
Violet Garfunkel war zwar gestorben, doch morgen wachte ich womöglich auf und „Violet the Cat" war geboren. Das konnte ich einfach nicht zulassen!
Irgendetwas musste ich doch tun können. Irgendetwas. »Hey, halt - Moment mal. Lösch es jetzt sofort, sonst...!«
Er drehte nochmal, »Oder sonst was?« jetzt verschränkte er die Arme ineinander.
»Sonst...« Verdammt. Mir fiel nichts ein.
Er grinste. »Naja, bis bald,« abwinkend hob er die Hand, »wir sehen uns dann womöglich Morgen in der Schule. Ach ja, und auf eine frohe Nachbarschaft!«
Das war's also.
Austin hatte etwas gegen mich in der Hand. Wieder. Etwas, was er jederzeit gegen mich verwenden könnte. Austin McMillan hatte die Macht jederzeit mein Leben zu zerstören.
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