06| backasswards
Kapitel 06
Backasswards
[Melody Rose Morgan]
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»Ein Interview?«, ich ziehe meine Augenbraue in Richtung Mond. Vermutlich springt sie mir gleich aus dem Gesicht.
»Ja!«, gibt die Frau am anderen Ende der Leitung begeistert von sich.
»Mit mir?«, frage ich erneut nach. Klar ist es in all den Jahren schon vorgekommen, dass mir irgendjemand ein Mikrofon vor die Nase gehalten und erwartet hat, dass ich irgendetwas zu Shawn reinhauche, wie ein liebeskrankes Huhn. Aber bis jetzt wollte noch absolut niemand ein Interview mit mir alleine. Der Sinn dahinter ist mir auch noch nicht ganz klar geworden.
Ich würde sagen, ich bin jetzt offiziell zu einem D Promi aufgestiegen. Applaus dafür bitte.
»Ja, natürlich. Immerhin sind sie die Verlobte von Shawn Mendes.«
»Wissen Sie was? Es ist außergewöhnlich traurig, dass man in dieser Welt etwas zu sagen hat, nur weil man durch Zufall mit irgendeinem Star verlobt ist! Anstatt mir irgendwelche Fragen über Tüll zu stellen, sollten Sie vielleicht mal über den Klimawandel oder sonst welche Katastrophen berichten! Ich bin ein netter Mensch, aber das ist mir jetzt echt zu blöd!«, platzt es aus mir heraus. Ich verhalte mich gerade selber wie eine Naturkatastrophe, die wahrscheinlich morgen in jedem Klatschmagazin zerissen wird. Wobei, das war ja schließlich inoffiziell.
Dieses ganze Hochzeits-Gedöns bringt mich noch vollkommen um den Verstand. Ich wollte nie die dumme Hausfrau sein, die zu Hause hockt und nichts weiter macht, als sich über sinnlose Sachen den Kopf zu zerbrechen. Ich habe ein eigenes Leben!
Ich bin so entrüstet, das ich gar nicht mehr weiß, was das Fass jetzt endgültig zum Überlaufen gebracht hat. Meine Mutter oder diese Reporter. Vermutlich beides in Kombination. Noch dazu fehlt mir Shawn unheimlich. Wieso zur Hölle musste ich mir auch unbedingt einen Superstar als Verlobten aussuchen?
Ich weiß, jeder beneidet mich darum. Immer, wenn ich irgendjemanden treffe, höre ich nur "Ich bin ja so neidisch!", zumindest, wenn es weibliche Wesen sind.
So toll ist es aber nicht. Verlieb du dich doch einmal in eine Person, die fast nie zu Hause ist, würde ich am Liebsten immer entgegnen. Dann fällt mir aber wieder ein, dass sie es ja nur gut meinen. Ich glaube, dass mich mein 17-Jähriges ich gerade ziemlich auslachen würde. Wo bin ich hier nur gelandet?
Ich hocke brav zu Hause und plane die Hochzeit.
»Wer war das vorhin am Telefon?«, höre ich Luisa fragen, als sie ins Wohnzimmer kommt. Ich sehe sie an und schnaube.
»Eine von so einem komischen Klatschmagazin. Die wollte mich interviewen. Ist das zu glauben?«, antworte ich und verschränke meine Arme. Doch dann springe ich auf und laufe in die Küche, um mir dort ein paar Salzstangen zu holen, weil ich plötzlich unglaublichen Appetit darauf verspüre.
»Na ja... Du bist eben die Verlobte von...«,doch ich unterbreche sie. Noch während ich kaue, sage ich ,»Ich bin nicht nur die Verlobte von jemandem, ich bin auch noch ein eigenständiger Mensch!«
Luisa hebt abweherend die Hände in die Höhe, ehe sie mich stirnrunzelnd ansieht.
»Tut mir leid», murmele ich und füge hinzu: »Die Hochzeit und so... Das alles stresst mich wahrscheinlich einfach nur ziemlich.«
»Weißt du was? Ich denke, wir sollten etwas tun. Lass uns ausgehen!«, schlägt Luisa vor. Eigentlich würde ich jetzt herum meckern, aber irgendwie gefällt mir der Vorschlag sogar.
»Gute Idee!«, antworte ich knapp und laufe auf mein Zimmer zu.
»Was? Kein Sarkasmus oder Herumgenörgel? Ich glaub, es stimmt tatsächlich etwas mit dir nicht. Das ist doch nicht normal. Klaut dir dein Baby deine Persönlichkeit, anstatt Nährstoffe?«, gibt sie entsetzt von sich. Ich stoße ein trockenes Lachen aus.
»Ob du es glaubst oder nicht, daran liegt es nicht. Aber ich brauche ein wenig Ablenkung. Also, lass uns in eine Bar gehen oder so. Mal gucken, ob wir es noch drauf haben!«
Luisa baut sich vor mir auf.
Skeptisch fragt sie mich :»Melody, du machst mir Angst. Was genau hast du vor? Du weißt schon, dass wir beide vergeben sind?«
»Das ist mir durchaus bewusst. Aber ich will die Typen ja nicht flachlegen, ich will nur gucken, ob ich noch einen Drink spendiert bekomme, wenn ich will!«, lasse ich verlauten, ehe ich zu meinem Kleiderschrank gehe und willkürlich etwas hinausziehe.
»Du machst das immer noch?«, fragt Luisa lachend und zeigt auf das Oberteil, das ich gerade heraus gezogen habe.
Ich blicke auf das schwarze, enganliegende Top.
»Ja. Warum auch nicht? Hat immer super geklappt. Ansonsten müsste ich mir ja ernsthaft Gedanken darüber machen, was ich anziehe.«
»Du weißt schon, dass du schwanger bist?«
Ich gucke sie etwas sauer an.
»Willst du mir damit sagen, dass ich Fett bin? Das sieht man nicht, wenn ich eine lockere highwaist Jeans anziehe!«, antworte ich etwas angepisst, ehe ich eine schwarze Jeans herausziehe.
»Ist ja gut!«, Luisa wirft abwehrend die Hände in die Luft.
»Los! Mach dich auch zurecht!«, kommandiere ich und deute auf die Tür. Kopfschüttelnd läuft die Rothaarige aus der Tür.
Ich ziehe mich an und mache mich dann auf den Weg ins Bad, wo ich mich um den Rest kümmere. Concealer ist nach all den Jahren das Einzige, das ich angefangen habe zu benutzen. Und das auch nur, um die Augenringe zu verdecken, die dadurch entstehen, dass ich Nachts oft nicht schlafen kann, weil ich daran denke, wie Shawn während eines Livestreams verunglückt.
Ich verstehe einfach nicht, dass er so leichtfertig sein kann und zudem auch nicht auf mich hören will.
Nach ein paar Minuten, in denen ich gedankenversunken versucht habe, meine Haare zu bändigen, komme ich schließlich aus dem Bad und lasse mich auf das große Sofa plumpsen.
»Ich bin dann auch fertig!«
Luisa kommt aus dem Gästezimmer. Ich lächele.
»Du siehst mal wieder umwerfend aus!«, sage ich, bevor ich aufstehe und mich auf den Weg zur Tür mache.
»Du auch!«
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