
05| backasswards
Kapitel 05
Backasswards
[Melody Rose Morgan]
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»Ich finde ja, du solltest das Kleid hier nehmen«, höre ich meine Mutter sagen. Ich blicke in den Spiegel.
Mein Mund verzieht sich sofort zu einer Fratze.
»Ist das dein Ernst? Ich sehe aus wie ein verdammter Wattebausch!«, gebe ich angewidert von mir. Das Kleid umschwemmt mich, wie ein aufgedunsener Schneeball. Ich könnte kotzen. Das ist absolut hässlich.
»Du siehst unglaublich...«
»Hässlich aus«, beende ich den Satz.
»Unglaublich schön aus«, höre ich meine Mutter sagen. Ich sehe sie mit einem Killerblick an. Wie kann sie das nur denken. Ich sehe so grauenhaft aus. Shawn würde sich fragen, warum zur Hölle er mich heiraten will.
»Ach Schatz, du bist viel zu kritisch mit dir selbst. Nicht zu vergessen mit den armen Kleidern. Sei nicht so gemein zu ihnen«, sagt meine Mutter schließlich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Ich lache auf, »Sonst kriegen sie noch Komplexe? Stimmt, das wollen wir ja nicht.«
»Wie wärs, wir machen eine Pause und gehen etwas essen, während wir uns über die Dekoration unterhalten?«, schlägt meine Mutter schließlich vor. Ich nicke zunächst mit dem Kopf, weil das bedeutet, dass ich keine komischen Kleider mehr anprobieren muss. Doch dann fällt mir auf, dass ich wohl oder übel über Tüllschleifen und Blumen reden muss.
»Na ja, was solls«, murmele ich noch. Mehr zu mir, als zu meiner Mutter.
Ich bewege mich in die Umkleidekabine und versuche mich aus meinem riesigen Wattebausch zu befreien, bevor ich schließlich in meine gemütlichen baggy Jeans reinschlüpfe.
Mit dem Kleid in der Hand komme ich wieder aus der Umkleide. Währenddessen ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Mein Daumen wandert zu Shawns Story, die ich gleich anschaue. Gott sei Dank finde ich nicht vor, was darauf hindeutet, dass er beim Fahren am Handy war. Beruhigt konzentriere ich mich auf den eigentlichen Inhalt.
Shawn befindet sich zur Zeit in Bologna und trägt, wenn ich mich recht erinnere, dieselbe Jacke, wie vor sieben Jahren auch schon.
»Wow. Kort steht ihm wirklich gut«, höre ich meine Mutter sagen. Anscheinend hat sie sich gerade unbemerkt von hinten an mich heran geschlichen, nur um heimlich mein Handy zu beobachten.
Ich nicke mit meinem Kopf, »Ja, das stimmt.«
Kaum zu glauben, dass Shawn immer noch fast genauso aussieht, wie damals. Ich hingegen fühle mich wie ein komplett anderer Mensch. Vor allem, weil ich mich in diesem ganzen Hochzeitskram befinde.
»Komm lass uns gehen«, fordert mich meine Mutter schließlich auf. Ich nicke und lasse das Handy wieder in meine Hosentasche sinken. In meinem Kopf jedoch bin ich bei Shawn. Es ist echt schwer ihn immer so stark zu vermissen, wenn er auf Tour geht. Mittlerweile müsste ich mich daran gewöhnt haben, doch das habe ich nicht. Ich schätze, ich werde mich auch nie daran gewöhnen. Es ist einfach etwas, das mich so lange, wie Shawn Musik macht, verfolgt.
Meine Brust zieht sich etwas zusammen, wenn ich daran denke, dass ich so viele wertvolle Tage mit Shawn verpassen werde. Vor allem, dass er auch das Leben unserer Tochter zur Hälfte verpassen wird.
»Mum, ich fühle mich nicht so gut. Wäre es okay, wenn ich nach Hause gehe?«, frage ich und drehe mich zu ihr. Sie sieht mich besorgt an.
»Wir müssen uns doch noch über die Dekoration unterhalten«, murmelt sie dann. Ich seufze.
»Geht das... Geht das vielleicht auch an einem anderen Tag? Bitte?«, frage ich und sehe sie erwartungsvoll an. Nach einer Weile nickt sie mit dem Kopf.
»Ich will doch nur, dass alles perfekt für dich wird. Und für Shawn. Aber ich will auch, dass es dir gut geht. Also kurier dich aus«, murmelt sie und umarmt mich.
»Ich habe mein Auto dahinten geparkt, also müssen wir uns hier trennen«, antworte ich. Meine Mutter blickt in die Richtung, in die ich mit meiner Hand deute, als könnte sie so mein Auto finden.
»Okay. Bis morgen dann«, murmelt sie.
»Jap. Bis morgen.«
Ich setze mich in Bewegung und mache mich in Richtung Auto auf.
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»Ich hasse Hochzeitsplanungen«, grummele ich und schmeiße meinen kleinen Rucksack aufs Sofa und lasse mich neben ihm und Luisa aufs Sofa fallen.
»Du hast Probleme. Du heiratest Shawn Mendes«, murmelt sie. Aus irgendeinem Grund müssen wir beide lachen. Vermutlich, weil das ihre Begründung ist, dass alles immer toll sein muss, weil ich ja Shawn Mendes heirate. Diese Argumentation hat sie wirklich schon lange nicht mehr gebracht.
»Jap genau. Sonst habe ich keine Probleme. Alle magisch erloschen, seit ich ihn kenne«, lache ich und bemühe mich von dem Sofa aufzustehen.
»Ja klar. Was sonst«, lacht sie. Wir beide wissen genau, dass es nicht so ist. Wegen ihm musste ich schon so viel durchmachen. Doch durch ihn habe ich noch so viel mehr Glück empfunden.
»Ich gehe mal ins Bett«, murmele ich dann, als ich an der Tür stehe.
»Ins Bett? Es ist 16 Uhr«, lacht die Rothaarige, während sie nach der Fernbedienung sucht und ihn anschaltet.
»Ich bin müde. Nachher stehe ich wieder auf, versprochen«, murmele ich und mache mich, so schnell es geht, auf den Weg ins Schlafzimmer.
»Okay«, höre ich Luisa noch sagen.
Schon die ganze Autofahrt und jetzt auch, lässt mich der Gedanke, dass Shawn unser halbes Leben verpasst, nicht los. Er wird immer auf Tour sein oder zu irgendwelchen Events müssen. Wir haben in den letzten sieben Jahren schon so wenig Zeit miteinander verbracht. Ich will nicht, dass mein ganzes Leben so verläuft. Ich will ihn nicht mein ganzes Leben lang vermissen. Genauso wenig möchte ich das meiner Tochter antun. Sie soll ihren Vater sehen. Mehr als einmal im Monat. Oder einmal im halben Jahr.
Ich drehe mich seitlich in das Kissen, sodass ich kaum noch atmen kann. Es ist weich und kuschelig. Am liebsten würde ich gerade hier liegen bleiben und alles, an das ich gerade denke, abschalten. Doch irgendwie klappt das nicht so richtig.
Ich vermisse ihn so sehr, dass es weh tut.
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»Oh really? You started teaching?«
»No, I started teaching myself the guitar« *awkward laugh*
Er hat mich umarmt. UMARMT. VON SICH AUS. Ich vermisse ihn.
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