02| backasswards
Kapitel 02
Backasswards
[Melody Rose Morgan]
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Ich schmeiße meinen Schlüssel auf die Kücheninsel und laufe weiter zu der Couch, die vor dem Fenster steht. Ohne weitere Umschweife schmeiße ich mich drauf. Es ist kaum zu glauben, wie fertig einen das Ganze machen kann. Sollte so etwas nicht eher Spaß machen?
Noch dazu muss ich arbeiten. Die Verrückten scheinen im Moment alle aus ihren Löchern zu kriechen. Klar ist das gut, weil ich so auch die Chance habe meine eigenen Patienten zu haben, da Dr. Clark gar nicht alle übernehmen kann.
Shawn hatte mir, als ich mit meinem Studium fertig war, angeboten, mir eine nette kleine Praxis, die natürlich immer noch mehr als groß genug ist, zu kaufen. Doch das erschien mir nicht richtig. Jeder andere muss auch studieren. Nicht jeder hat einen reichen Popstar als Freund und kann sich deshalb eine eigene Praxis leisten. Ich wollte anfangen, wie alle anderen auch.
Noch dazu kommt, dass ich nicht von Shawn abhängig sein möchte. Ich verdiene mein eigenes Geld, das wird so bleiben und so ist es gut.
Ich blicke auf das Handy in meiner Hand und hoffe, dass es gleich klingelt, auch wenn es ein total dummer Gedanke ist. Schließlich hat Shawn ja erst angefangen sich aufzuwärmen und ist jetzt kurz vor dem Konzert. Da hat er Besseres zu tun, als mich anzurufen.
Ich stehe auf, laufe in die Küche und greife mir ein Glas, um es mit Wasser zu befüllen. Ich bin so erschöpft, dass ich eine Weile einfach nur dastehe und auf das Glas in meiner Hand starre. Meine Finger umschließen es perfekt. Der Ring an meinem Finger ist wunderschön. Nicht zu groß und nicht zu klein. Einfach nur schön.
Nach einer Weile befülle ich es dann schließlich mit Wasser. Ich trinke das Glas mit einem Mal aus und stelle es in die Spüle.
Das Apartment, in dem wir wohnen, erscheint mir ohne Shawn immer so groß. Ich habe keine Ahnung, was ich groß machen soll, außer erneut die gefühlt hundertste Folge von Grey's Anatomy zu schauen.
Müde bewege ich mich in das Schlafzimmer und tausche meine Jeans gegen eine Jogginghose und mein T-shirt gegen einen fetten Pulli. Selbst wenn es Sommer ist, ist es bei mir immer so, dass ich mir etwas Warmes zu Hause anziehen muss, weil ich sonst friere. Shawn meint dazu immer nur, dass ich einen gestörten Kreislauf habe. Wahrscheinlich hat er damit gar nicht so Unrecht.
Ich lege meine Beine hoch, wobei mein Blick wieder auf meinen Bauch fällt. Manchmal vergesse ich doch tatsächlich in dem ganzen Stress, dass ich in ein paar Monaten ein Baby bekomme. Doch dann kommen Momente, wie dieser, die mich wieder daran erinnern. Ich lächele und fahre mir über meinen Bauch, der noch nicht sonderlich groß ist.
Ich frage mich, wie ich es schaffen soll, eine gute Mutter zu sein. Wie nämlich meine Mutter schon sagte, bin ich eine 25-Jährige, die sich wie ein Kind aufführt.
Und was ist mit Shawn? Er wird der beste Vater der Welt sein, der leider fast nie da ist. Die Wahrheit ist, dass ich Angst habe. Das alles macht mir immer mehr Angst, je näher alles rückt. Hochzeitsplaner, die mir ein riesiges Wattebausch Kleid aufschwatzen wollen, machen es nicht unbedingt besser.
Aber ich beiße mich durch. Die Hochzeit ist für Shawn. Er will sie so haben und ich liebe ihn. Also muss ich nur noch die paar Monate durchhalten und alles wird gut.
Ich erschrecke förmlich, als mein Handy klingelt. Ich krabbele zu dem Wohnzimmer Tisch und greife danach.
«Ja?», frage ich und hoffe, dass es Shawn ist.
«Na, wie gehen die Hochzeitsvorbereitungen voran?», fragt mich Kat, ohne ein 'hallo'.
«Scheiße. Ich darf nicht mal Muffins statt der Torte haben!», beschwere ich mich. Kat bricht in Lachen aus.
«Was ist daran so lustig?», frage ich grimmig.
Kat bringt immer noch lachend eine Erklärung heraus:«Muffins? Du willst Muffins haben? Wegen Shawn oder wie? Das ist ja absolut lächerlich. Ich meine klar, er mag sie sehr gerne... Aber ich denke, er will vermutlich auf seiner Hochzeit lieber eine Hochzeitstorte haben.»
«Mach dich nicht über Muffins lustig, sonst sage ich ihm das!», motze ich herum, bevor ich hinzufüge, «Außerdem hasse ich zu protzige Sachen. Ich meine Shawn hat viel Geld, aber warum muss es auch so aussehen? Wenn die Hochzeit weniger kostet, kann ich auch meinen Teil dazu beisteuern.»
«Manchmal bist du wirklich seltsam, weißt du das? Du hast einen reichen Verlobten und du willst das nicht ausnutzen?»
«Nur weil er reich ist, muss ich ihm ja nicht auf der Tasche liegen! Ich fühle mich so oder so schon schlecht, dass er die Miete bezahlt», murmele ich.
«Gott, Melody», murmelt Kat verzweifelt. Als wäre es so schlimm.
«Ja sorry, so bin ich halt. Ich lasse mir jetzt keine Komplexe wegen meiner Art einreden!», brumme ich.
Kat kichert etwas und murmelt dann, «Alles gut. Wie geht es dir sonst so?»
«Geht... Ich vermisse Shawn... Und dir?»
«Ganz gut... Ben ist ein bisschen nervig, aber sonst ist alles gut», antwortet sie und fügt noch hinzu, «Wann kommt Shawn von der Tour zurück?»
«In etwa zwei Monaten, aber dann muss er fast gleich wieder weg», antworte ich mit einem tiefen Seufzer.
«Das Tourleben ist scheiße. Weißt du was? Ben hat gestern wieder so eine abgeschleppt und mich dann aus der Wohnung gescheucht! Er ist so ein Idiot! Wie konntest du es nur mit ihm aushalten?», fragt Kat dann. Meine Lippen werden zu einem Grinsen.
«Er ist wie ein Hund. Du musst ihm zeigen, wo es lang geht. Jetzt mal im Ernst: Du kannst ihm wirklich deine Meinung sagen. Das braucht der ab und zu, damit er nicht überkackt.»
«Ich bin aber nicht du, Melody. Ich sage nicht jedem, was ich denke.»
«Dann wird es höchste Zeit!»
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