Kapitel 01
Backasswards
[Melody Rose Morgan]
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«I'm back, bitches», rufe ich aus, während ich in die riesige Halle reinrutsche und dabei fast in eine Torte reinkrache. Ich wedele mit meinen Armen und kann einen Zusammenstoß noch gerade so verhindern.

Die Frau mit den streng nach hinten gebundenen Haaren und dem perfekt sitzenden Kleid sieht mich missbilligend an.

«Gott im Himmel, womit habe ich das nur verdient», murmelt hingegen meine Mutter, die neben ihr steht und mich mindestens genauso ansieht. Ich verdrehe meine Augen.

«Du musst in deinem früheren Leben ein ganz toller Mensch gewesen sein, denn du hast die beste Tochter, die man nur haben kann!», antworte ich ohne mit einer Wimper zu zucken.

«Ich glaube eher, dass ich einen Mord begangen habe oder etwas dergleichen. Vielleicht war ich auch Drogendealer oder ein ganz gehässiger Mensch. Sodass ich jetzt eine fünfundzwanzig Jährige Tochter habe, die sich wie ein Kleinkind aufführt», murmelt sie. Ich verziehe meinen Mund zu einem Schmollen und fahre mit meinem Finger an dem Rand des Tortenstücks, das auf meinem Teller liegt, entlang. Dann stecke ich ihn mir in den Mund.

«Was ist da drinnen?», frage ich und sehe unsere Hochzeitsplanerin an.

«Schokolade, Karamell und Schokocreme», antwortet sie, während sie auf meinen Finger schielt und dann ihre Augenbraue hochzieht.

«Ist gut. Aber Karamell ist nicht so mein Fall», murmele ich dann.

«Okay», gibt die Frau sichtlich genervt von sich, scheint dann aber mit ihrem Konzept fortzufahren, «Hier hätten wir eine Vanilletorte und -»

Ich unterbreche sie, bevor sie fortfahren kann.

«Was ist denn jetzt schon wieder?», stöhnt meine Mutter verzweifelt.

«Vanille mag ich nicht. Die kommt schon einmal nicht in Frage. Dabei muss ich immer an Deo in den Umkleiden meiner früheren Highschool denken», gebe ich etwas angewidert von mir, während ich daran denke, wie Britney sich den Scheiß überall draufsprüht, wo er nicht hingehört.

«Danke für diese bildliche Untermalung», antwortet die Hochzeitsplanerin, Gabriella, und spitzt ihre nude farbenen Lippen. Schließlich verzieht sie sie noch kurz, bevor sie fortfährt. In ihren Kopf sind vermutlich plötzlich ganz viele Bilder von verschwitzten, pickeligen Teenagern aufgetaucht.

«Ein Frage», sage ich und sehe Gabriella an. Sie nickt.

«Ja?»

«Könnten wir nicht auch einfach Schoko- und Blaubeermuffins machen?», frage ich und sehe sie erwartungsvoll an.

«Muffins? Das ist doch nicht dein Ernst!», höre ich meine Mutter schnauben. Ich zucke mit den Schultern. Für jedes Mädchen ist die Hochzeit vermutlich ein Lebenstraum. Für mich ist es jedoch nur ein anstrengendes Event, nachdem die wirklich schöne Zeit kommt. Es juckt mich nicht, ob die Feier prunkvoll war, solange ich mit Shawn zusammen bin.

«Ich denke nicht, dass das möglich ist. Schließlich ist dies eine Hochzeit mit vielen prominenten Gästen... Da kann man nicht Muffins anbieten, wie auf einem Flohmarkt», erklärt mir Gabriella. Das Wort «Muffins», betont sie hierbei, wie etwas vulgäres. Als ob es etwas schlimmes wäre, Muffins zu servieren.

«Das ist aber Shawns Lieblingsgebäck», murmele ich und sehe beide an. Die Frau stößt ein Seufzen aus.

«Ich denke nicht, dass er Muffins statt einer Hochzeitstorte möchte», erklärt sie mir, als würde sie ihn so viel besser kennen und als wäre ich bloß ein dummes Kind.

«Können wir das heute verschieben?», frage ich. Gabriella nickt dankbar, obwohl sie vermutlich einen überquellenden Terminkalender hat.

Nachdem wir uns von ihr verabschiedet haben, braucht sie nur durch die Tür zu gehen, um die Meckerei meiner Mutter zu entfachen.

«Verschieben? Wieso das denn? Und dann auch noch Muffins! Dich hat doch der Wahnsinn gepudert. Du heiratest nicht irgendwen irgendwo, du heiratest Shawn Mendes!»

«Er ist auch nur ein Mensch», sage ich und laufe auf die große Tür zu, um schleunigst nach Hause in unsere Wohnung zu fahren. Wäre es nur die Torte oder nur ein Tag, den ich mit den Planungen verbringe, wäre es okay. Aber so geht das schon die ganze Zeit. Ich halte das nicht mehr aus.

«Jetzt lauf nicht vor deiner Verantwortung weg!»

Seit die Hochzeitsplanungen bekommen haben, hat sich meine Mutter irgendwie wieder in diesen keifenden, gehässigen Drachen rückentwickelt und ich halte das nicht aus.

«Mach was du willst, ich fahre jetzt nach Hause. Und dort werde ich Muffins essen!», murmele ich. Ich schnappe mir meinen Autoschlüssel und steige in Shawns Jeep. Ich knalle die Tür zu. Ich sehe noch, wie meine Mutter an dem Auto vorbeiläuft und sich in ihres setzt, vermutlich ziemlich angepisst auf mich.

Ich krame in meinen kleinen Rucksack herum, in der Hoffnung mein Handy zu finden. Nach ein paar Minuten der hoffnungslosen Suche, finde ich es doch. In den Kontakten suche ich nach Shawn und drücke schließlich auf anrufen.

«Bitte nimm ab, bitte nimm ab», murmele ich leise vor mich hin, während ich meine Augen schließe. Ich massiere mit meiner freien Hand meine Schläfe. Ich halte das alles wirklich nicht mehr aus. Zudem versuche ich schon seit Tagen mit Shawn zu reden, doch wir verpassen uns ständig.

«Hey honey», begrüßt mich die Stimme meines Verlobten, die ich schon so lange nicht mehr gehört habe.
«Ich vermisse dich, presse ich zwischen meinen Lippen hindurch.

«Ich dich auch. Gibt es einen Grund weshalb du anrufst?»

Ich setze an, um ihm von den beschissenen Hochzeitsplanungen zu erzählen, lasse es dann aber und schüttele meinen Kopf.

«Nein. Ich vermisse dich nur.»

«Könnten wir das dann auf später verschieben? Ich muss mich jetzt aufwärmen», höre ich ihn sagen. Ich murmele etwas, das nach einem 'ja' klingt und lege ohne weiter zu warten auf. Auch wenn ich es ihm nie sagen würde, hat das schon wehgetan. Ein kleiner Stich zieht sich durch mein Herz. Ich weiß ja, dass er sich vorbereiten muss. Dass er gleich ein Konzert hat.

Ich bin nur einfach so durch mit den Nerven, dass ich ihn wirklich brauche. Es dämmert schon und das nächste Mal, wenn er anruft, bin ich vermutlich im Bett.

Vor Frustration schlage ich kurz auf das Lenkrad, wobei ich mir wehtue. Ich stoße ein jämmerliches Wimmern aus, bevor ich losfahre.