12. chapter
[ a d o r a ]
Die gesamte wochenlang hat Nathan versucht, mit mir zu reden. Ich musste einfach jedes Mal abblocken.
Ich sehe es nicht ein, ohne Grund zu verzeihen und so zu tun, als wäre nie etwas gewesen.
Er hat es verdient von mir ignoriert zu werden, immerhin musste ich den ganzen Herzschmerz ertragen.
Diego hat versucht mich außerhalb der Schule mit Shopping, schwimmen oder Spaziergängen abzulenken. Doch wie sollte ich trotz des Spaßes meine Gefühle ignorieren?
Ich habe es eigentlich gut gemeistert mein Lächeln auf meinen Lippen zu behalten, während ich innerlich jede freie Minute daran denken muss, warum Nathan plötzlich doch wieder meine Nähe sucht.
Er gibt sich echt Mühe mich zu beeindrucken oder mir zu zeigen, dass ich ihm alles bedeute — indem er mich jede Sekunde beachtet, mir Komplimente gibt oder immer wieder Andeutung auf unsere Vergangenheit macht.
Selbst Ella und Ayleen haben zugegeben, dass eine zweite Chance vielleicht doch nicht so verkehrt wäre.
Bin ich im falschen Film?!
Mir ist bewusst, dass ich diesen Idioten über alles liebe, aber zu tief ist der Schmerz, den er mich über tagelang fühlen lassen hat.
Doch würden meine verstreuten Gedanken und Gefühle nicht schon genug sein, kommt noch dazu, dass Nathan am Wochenende Geburtstag hat und seinen 18 natürlich mit jedem aus der Schule feiern möchte. So kam es auch, dass er mich persönlich gebeten hat zu kommen — ich habe natürlich nicht gleich zugesagt.
Der Junge muss zappeln. Bevor ich nicht weiß, ob er sich über alles bewusst ist und dazu steht, dass er einen großen Fehler gemacht hat, werde ich nicht nachgeben.
„Hör auf so hässlich zu gucken", murmelt Diego vor mir in seine Kaffeetasse und tretet mir unterm Tisch mit seinem Bein gegen meins. Brummend stemme ich meinen Kopf auf meiner Hand ab und lasse das angeknabberte Brötchen auf den Teller fallen.
„Du hast gesagt, du magst Nathan nicht. Wieso sagst du jetzt plötzlich, dass ich zu seinem Geburtstag gehen soll?", frage ich ihn eingeschnappt.
Diego verschränkt seufzend seine Arme vor der Brust und setzt das gleiche schelmische Grinsen auf, wie bei jedem Gespräch über Nathan.
„Weil ich nicht blind bin, Guapa. Ihr seid einfach besessen nacheinander, das sieht jeder. Ihr solltet euch zusammen reißen und endlich darüber reden. Wenn ihr noch länger schweigt, werde ich euch zwingen miteinander zu reden", stöhnt Diego frustriert.
Verlegen räuspere ich mich. „Wie kommst du da drauf das...ähm...das—". Ich krisele unangenehm meine Nase und schaue mit roten Wangen in sein belustigtes Gesicht.
„Ella hat mir viel über euch erzählt, außerdem reicht ein Blick von Nathan aus, um zu sehen, wie sehr er dich will". Diego nimmt mir seine Worte ab und nach seinen, füllt sich mein Bauch abrupt mit Schmetterlingen.
Nathan will dich. Und wie sehr ich ihn will. Seine Lippen wieder zu spüren, würde jetzt alles besser machen. Doch leider sind wir beide verdammte Sturköpfe.
Unbewusst beiße ich auf meine Unterlippe und kralle meine Fingernägel in meinem Oberschenkel fest. „Schon feucht?", grunzt Diego plötzlich kurz vorm lachen und erst jetzt bemerke ich, was ich hier eigentlich tue. Wütend schmeiße ich ein Brötchen nach ihm und laufe schnaubend in die Küche.
Wie peinlich.
Ein lachender Diego stellt sich neben mich und reicht mir sein Teller zum Abwaschen. „Es war nur ein Spaß, Guapa. Aber somit weißt du, dass du ihn auch willst.
Dein Körper sehnt sich nach Nathan Walker. Du würdest ihn am liebsten tief in deiner—", bevor Diego Sachen sagt, welche ich um jeden Preis meiden möchte, stopfe ich das Handtuch in seinen Mund und zeige ihm warnenden meinen Zeigefinger.
„Halt deinen Mund. Du musst meine Fantasien nicht auch noch aussprechen", nuschle ich grinsend. Diego zwinkert mir zu und kneift in meine rechte Pobacke. „Mache ich doch gerne".
✦
Ich will Diego gerade sagen, dass ich nicht mitkommen werde zu Nathans Party, als es plötzlich klingelt. Murrend öffne ich die Tür, gehe sofort zu Seite, als Ella und Ayleen an mir vorbeirennen.
„Hast du mit ihr geredet?", höre ich aus dem Wohnzimmer die Stimme von Ella und schlagartig wird mir klar, was hier abläuft.
„Ja hat er. Aber nein! Nein, nein und—", ich wedle mit meinen Händen hin und her, während mir meine Freunde trotzdem immer näher kommen.
„Oh ja, Adora. Du wirst dort hingehen", meint Ayleen plötzlich drohend ruhig, wodurch ich mein Gesicht verwirrt verziehe. Seit wann kann sie so reden? Auch Ella schaut etwas verstört in ihre Richtung, doch als sie sieht wie ich aus atme, erhellt sich ihr Gesicht wieder.
„Ich hasse euch. Mehr als Nathan". Ich lasse meine Arme sinken. „Also hasst du uns nicht, denn liebst du Nathan...", scherzt Ella. Augen verdrehend gehe ich nach oben in mein Zimmer mich fertig machen — in einer Stunde fängt die Party schon an.
Etwas genervt und widerwillig lasse ich mich von Ella zu dem Haus von Nathan ziehen. Es ist stockdunkel, nur die bunten Lichter sind zu sehen. Die kreischenden Menschen und der Geruch von Alkohol ist aber noch viel deutlicher.
Mein Gesicht verzieht sich, als ich das Haus von Nathan betrete und den ersten beobachte, welcher sich im Waschbecken übergibt. Erstaunt geht mein Blick sofort zu Uhr — gerade mal 21 Uhr. Der Typ wird den Weg nach Hause auf jeden Fall nicht mehr finden.
„Da vorne ist Nathan. Wollen wir zu ihm?", schreit Diego von der Seite in mein Ohr. Mein Blick geht sofort zu dem dunkel blonden Jungen, doch als sein Blick für ein Bruchteil der Sekunde in meiner Richtung geht, verschwinde ich in der Menschenmenge und lasse meine Freunde stehen.
Es reicht, dass ich hier bin. Bei der letzten Party in Deutschland musste ich zu sehen, wie Nathan mit einer Schlampe rummacht. Payton würde mir jetzt echt noch fehlen.
Ich greife nach einem Glas Alkohol, denn würde ich diesen Abend wahrscheinlich gar nicht anders überleben. Leise würge ich und wische meinen Mund ab, als der ganze, übertrieben gefüllte Shot meinen Hals runterfließt.
„Ich hasse es, wenn du trinkst, Honey", raunt mir jemand von hinten in mein Ohr. Schnell drehe ich mich um und schaue in die Dunkeln-Augen von Nathan. Mit stockt der Atem, als ich ihn mustere.
Sein weißes Hemd ist oben leicht geöffnet und seine schwarze Jeans passt perfekt zu ihm.
„Alles Gute zum Geburtstag...", wispere ich und drehe mich wieder um. Sein Atem trifft sofort auf meinen freien Nacken und ich muss schwer schlucken, als ich seine kalten Finger über meinen Rücken streichen spüren kann. „Kein Geburtstagskuss?", flüstert er hämisch in mein Ohr.
Mit einem falschen Lächeln drehe ich mich zu ihm um und schlage seine Hand von mir, welche sich gerade auf meine Hüfte legen wollte.
„Frag doch Payton. Ich bin sicher, sie würde dir noch mehr geben", knurre ich und remple ihn an der Schulter an, doch hält er mich am Handgelenk zurück, als ich wieder dabei war zu flüchten.
„Ich will es aber von dir", grinsend zieht er mich zurück und fesselt mich zwischen Kücheninsel und sich. Ich lehne mich nach hinten, damit unsere Gesichter nicht noch näher kommen. Scharf ziehe ich die Luft ein und schließe mit Herzklopfen meine Augen, als er sich zwischen meine zitternden Beine stellt.
„Das geht nicht...", stoße ich hinaus. Nathan brummt aggressiv gegen meinen Hals und packt plötzlich meine Taille. Ich keuche auf, als er meinen Körper nach vorne gegen seinen drückt und ich seine angespannten Muskeln unter seinem Hemd fühlen kann.
Seine Nähe wird immer härter. Ich kann mich kaum noch kontrollieren. Wie feine Sandkörner rieseln seine Berührungen sanft über meinen Arm, bis ich den Verstand verliere und mich in seiner Wärme endgültig verliere.
„Nathan", wimmere ich leise und greife mich in seinem Hemd fest. Bestimmend legt er plötzlich seine Lippen auf meinen Hals und saugt sich eine Spur entlang. Gänsehaut durchzuckt meinen Körper und nach langer Zeit fühle ich mich wieder lebendig.
Als seine Lippen jedoch immer tiefer zu meinem Dekolleté wandern, erwache ich aus meiner Starre und realisiere, was ich hier gerade zugelassen habe. Räuspernd drücke ich ihn schnell von mir und schaue ihn fassungslos an.
„Nein. N-Nein".
Zitternd streife ich meinen verrutschten Ärmel wieder über meine Schulter und schwanke an Nathan vorbei.
„Adora. Honey. Bitte lass uns—", Nathan versucht verzweifelt nach mir zu greifen, allerdings bin ich zu geschockt von eben, um jetzt noch vernünftig mit ihm zu reden.
Schnell quetsche ich mich durch die Leute, bis ich plötzlich herumgewirbelt werde und in die Arme von Diego lande. „Wo warst du?", fragt er mich lachend und bewegt sich weiter zu Musik. Erstarrt schaue ich erst ihn an und dann wieder an die Menschen vorbei in Nathans Augen.
Ich lecke verlegen über meine Lippen, als ich sehe, dass er mich mit dunkeln Augen beobachtet und dabei an seinem Getränk nippt.
Als mein Blick auf die Knöpfe von seinem geöffneten Hemd schweift, fängt alles in mir an zu beben.
Das gerade war zu heiß.
„Nicht so wichtig".
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