01. chapter
[ a d o r a ]
„Ich weiß doch auch nicht, was mit ihm los ist. Ich mache mir nur Sorgen, ob irgendwas passiert ist", meine Stimme hallt wütend durch mein Zimmer und an der anderen Leitung höre ich meine beste Freundin Ella seufzen.
„Vielleicht hat Nathan vieles zu tun", will sie mir einreden, doch wissen wir beide ganz genau, dass er eigentlich so gut wie immer Zeit hat.
Seit der wunderschönen Nacht geht er mir aus dem Weg und sagt unsere Treffen ab. Nathan ist eigentlich nicht so kompliziert, doch hatte ich über den ganzen Abend schon Bauchschmerzen.
„Er liebt dich, Engel. So eine Liebe wie eure würde niemand einfach so wegwerfen". Vorsichtig lächle ich und atme tief durch. „Ich werde ihn nochmal anrufen", nuschle ich und lege danach auf.
Zitternd lege ich meinen Finger auf den Namen von Nathan und warte darauf, bis er annimmt. Seit einer Minute piept es jetzt schon und ich will gerade auflegen, als er plötzlich etwas genervt abnimmt.
„Adora. Ich bin gleich bei dir, wir müssen reden", versichert er mir und ich höre aus seiner Stimme heraus, dass es ernst ist. Mein glückliches Lächeln verschwindet und ich will ihn fragen wieso, aber hat er schon aufgelegt.
Seufzend lege ich mein Handy auf meinen Schreibtisch und gehe mir durch meine Haare. Mit langsamen Schritten tapse ich die Treppen runter, als es an der Tür klingelt, und öffne die Haustür.
Nathan kommt mit breiten Schultern und einem emotionslosen Gesicht auf mich zu gelaufen. Verwirrt schüttle ich meinen Kopf und will meine Hände um seinen Nacken legen, um meine Lippen auf seine zu drücken.
„Nicht", brummt er und legt meine Hände von sich. Meine Brust zieht sich zusammen und die Bauchschmerzen werden immer schlimmer. „Komm rein", flüstere ich und schaue auf den Boden.
Beunruhigt beiße ich auf meine Unterlippe und schließe die Tür — zu unserem Glück sind meine Eltern nicht da, also bleibt mir genügend Zeit, mit ihm zu reden.
Nervös spiele ich mit meinen Fingern an meiner Hose, setzte mich gegenüber von ihm auf die Couch und versuche seine Augen auf meine zu ziehen. Nathan bleibt angespannt und seufzt ein paar Mal, bevor er sich gestresst seine Haare rauft und sich aufrecht zu mir beugt.
„Nathan, bitte rede mit mir". Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine, abrupt verkrampft er sich und zieht sie wieder zurück. „Adora", impulsiv steht er auf und läuft plötzlich hin und her.
Überfordert stehe ebenso ich auf und drehe ihn zu mir. Langsam merke ich, wie sich Ungeduld und Wut in mir ausbreitet. „Verdammt. Jetzt rede!", zische ich ihn an, jedoch bereue ich es direkt, als seine Augen aufblitzen und er seine Hände zu Fäusten ballt.
„Das zwischen uns—", knurrend neigt er seinen Kopf zu mir nach unten und packt grob nach meinem Handgelenk, damit ich nicht nach hinten weichen kann. „—es ist vorbei, Adora".
Gefühle, wie Wut? Nichts davon.
Es ist, als würde mein Kopf wie leer gefegt sein, nur der Schmerz durchdringt meine Brust und zieht sich durch mein Herz. Schwer schluckend weichen die Falten aus meinem Gesicht und ich habe das Gefühl zu ersticken, als ich realisiere, dass er keine Witze macht.
Geschockt stoße ich kurz die Luft aus, bevor ich die Augen schließe und versuche den Druck in meinem Magen loszuwerden. Meine Unterlippe fängt an zu zittern und sofort ziehe ich meine Hand aus seiner raus.
„W-Was redest du da?", schluchze ich leise auf und unterdrücke die brennenden Tränen in meinen glasigen Augen. Nathans Lippen bleiben steif in einer geraden Linie stehen und seine Augen werden nicht weich — so wie sie es eigentlich immer geworden sind, wenn ich angefangen habe zu weinen.
„Es ist vorbei". Ich drehe mich von ihm weg und ziehe meine zitternden Hände an meinen Bauch. Stark presse ich meine Lippen aufeinander und verhindere die Tränen. „Nathan, wieso? Wieso so plötzlich? Warum verflucht!?", sprudelt es fragend aus mir heraus und ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme dabei immer lauter wird.
Enttäuscht funkeln meine Augen ihm entgegen und für eine Sekunde kann ich erkennen, wie sich in seinen Augen etwas regt, doch wird er schlagartig wieder kalt und senkt seinen Blick mit schüttelndem Kopf. „Akzeptiere es, Adora. Ich liebe dich nicht mehr", als er die Worte zu Ende wispert, zucke ich in mir zusammen und schaue weg.
„Du kennst mich. Von zweiten Chancen halte ich nicht viel, also überleg es dir wirklich, ob du unsere Beziehung einfach wegwerfen willst". Ich spüre, wie mein Körper wieder an Kraft gewinnt und sich die Trauer in Wut umwandelt.
Ich zucke nicht einmal mit der Wimper und verstecke jede gebrochene Emotion hinter einer dicken Mauer. Dicht stelle ich mich vor ihm und beobachte ihn dabei, wie er provozierend grinsend seine Hand hebt und sie auf meine Wange legt.
„Ich bin mir sicher".
Was ein Wichser.
Tief blicke ich in seine Augen und präge mir zum letzten Mal sein hübsches Gesicht ein, bevor ich meine Augen von ihm abwende und nach hinten zum Fenster laufe. „Verschwinde, Nathan", knurre ich und obwohl ich von außen hin wie ein Eisblock wirke, zerbricht tief in mir jede Liebe.
Ich schnalze mit der Zunge und höre die Haustür ins Schloss fallen, danach fühle ich den Schmerz in mir ausbrechen und muss mich kontrollieren nicht umzufallen. Laut schnappe ich nach Luft und drücke meine Fingernägel in meine Handflächen.
Er gehört mir nicht mehr. Er hat Schluss gemacht. Nathan. Mein Nathan ist nicht mehr bei mir.
Bei den Gedanken jagt sich ein Schauer über meinen Rücken und ich taumle zur Couch. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und spüre wie die ersten Tränen über meine Wange fließen und sich so tief in meine Haut brennen, dass ich mich verfluchen könnte, warum mich ein Junge so beeinflusst.
Ich greife neben mir nach meinem Handy und entsperre es, um meine Galerie zu öffnen. Zitternd drücke ich auf Auswählen, um jedes einzelne Foto von Nathan und mir zu löschen. Schnell lege ich es wieder beiseite und wische unter meinen Augen entlang.
Menschen kommen und gehen.
Die Liebe anscheinend auch.
Aber das Gefühl, hilflos gegenüber seinen Gefühlen zu sein, ist wirklich grauenhaft. Ich kenne mich nicht aus mit negativen Gefühlen und das will ich auch gar nicht, aber fühle ich mich, als würde ich ersticken.
Von außen wirkt man stark und nicht verwundbar, und von innen? Einsam und man weiß nicht, wohin mit sich. Ich versuche es mir recht zu machen und jede Erinnerung an Nathan sofort zu verbannen, jedoch kann es doch nicht so einfach sein.
Es liegt an einem selber, ob einem eine Trennung leicht oder schwerfällt. Und Nathan loszulassen — ich wusste es schon immer, das würde mich innerlich zerstören.
Wie laut müsste ich nun schreien, damit mich einer hören könnte, wie verletzlich er mich macht? Wann würden Menschen verstehen, wie viel Worte in einem anrichten können? Dass Wörter schärfer als Klingen sein können?
Wahrscheinlich niemals.
Ich selbst kann und will es nicht begreifen, aber Nathan ist mein Anfang und Ende.
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