⛓️Velvet Chains⛓️
Minho veränderte sich.
Oder vielleicht war es meine Wahrnehmung, die sich veränderte.
Seine Berührungen waren nicht mehr kalt und berechnend. Sie waren sanft, fast zärtlich. Er behandelte mich nicht mehr wie ein Spielzeug, sondern wie etwas Zerbrechliches – als wäre ich wirklich das, was er mich nannte.
Babydoll.
Es verwirrte mich. Mehr, als ich zugeben wollte.
Er brachte mir Essen, ohne mich zu zwingen.
Er kämmte meine Haare, mit einer Geduld, die mich verstummen ließ. Wenn er sprach, war seine Stimme ruhig, tief, manchmal sogar beruhigend. Und wenn ich nachts vor Erschöpfung einfach einschlief, legte er eine Decke über mich, ohne ein Wort zu sagen.
Ich sollte ihn hassen.
Ich sollte jede Gelegenheit nutzen, ihn zu verletzen, zu fliehen, mich zu wehren. Doch stattdessen saß ich hier, ließ ihn meine Wange berühren, ließ mich füttern, und ließ seine Lippen auf meinen zu.
Ich wusste nicht mehr, was richtig oder falsch war.
War es eine Täuschung?
Ein neuer Trick, um mich gefügig zu machen? Oder… war es echt?
Ich wagte es nicht, mir die Antwort darauf zu geben.
Und doch spürte ich, wie mein Herz jedes Mal schneller schlug, wenn Minho mich ansah – und das machte mir mehr Angst als alles andere.
⛓️
Ich saß auf der Matratze und beobachtete, wie Minho sich durch den Raum bewegte.
Es war eine seltsame Szene—fast surreal. Seine Bewegungen waren ruhig, kontrolliert, fast routiniert, als hätte er diesen Raum schon unzählige Male geputzt.
Das Bettgestell quietschte leise, als er die Matratze hochhob, das alte Laken abnahm und es mit einem frischen, weichen Bezug ersetzte.
Der Stoff war hell, fast zu sauber für diesen kahlen Raum. Minho glättete sorgfältig die Falten, zog das Laken fest, als wollte er sicherstellen, dass nichts unordentlich blieb.
Ich wusste nicht, warum ich ihn so genau beobachtete. Vielleicht, weil ich nicht wusste, was sonst zu tun war. Vielleicht, weil es mich ablenkte—von meinen eigenen Gedanken, von dem Chaos in mir.
Als er fertig war, hob er einen Blick zu mir, seine dunklen Augen musterten mich einen Moment lang. Dann legte er die alte Bettwäsche zur Seite und kam langsam auf mich zu.
„Steh auf“, sagte er leise.
Ich zögerte kurz, doch dann tat ich es. Minho hielt ein Bündel Stoff in der Hand—diesmal kein Maid-Outfit, sondern einfache Kleidung.
Eine lockere Hose, ein weiches Shirt. Nichts Auffälliges, nichts Erniedrigendes.
Er reichte mir die Sachen, doch als ich sie nehmen wollte, zog er sie leicht zurück.
„Erst waschen“, murmelte er und nickte zur kleinen Tür an der Seite des Raumes.
Ich hatte den angrenzenden Waschraum schon gesehen, aber noch nie betreten. Mein Körper war seit Tagen nicht richtig gereinigt worden—nur mit einem feuchten Tuch, wenn Minho es für nötig hielt.
Das unangenehme Gefühl klebte an meiner Haut, und obwohl ich mich sträubte, folgte ich ihm.
Der Waschraum war klein, aber sauber. Eine schmale Dusche, ein Waschbecken, mehr nicht. Minho drehte das Wasser auf, prüfte die Temperatur mit der Hand und sah dann zu mir.
„Zieh dich aus.“
Ich wich unbewusst zurück, spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte.
„Ich—ich kann es allein,“ murmelte ich und schlang die Arme um meinen Körper.
Minho sah mich schweigend an.
Es war kein ungeduldiger Blick, kein drohender. Nur ruhig. Fast nachdenklich. Dann seufzte er leise.
„Dreh dich um.“
Er wartete, bis ich es tat, dann hörte ich, wie er sich bewegte, mir den Stoff reichte und sich zurückzog. Ein Zeichen, dass er mir diesen Moment ließ.
Erst als ich das warme Wasser auf meiner Haut spürte, bemerkte ich, wie sehr ich es gebraucht hatte. Die Hitze löste die Anspannung in meinen Muskeln, ließ mich für einen kurzen Moment vergessen, wo ich war.
Ich fuhr mit den Fingern über meine Arme, über meine Schultern. Die Tage hier hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt, und jetzt… fühlte es sich fast normal an.
Doch nichts hier war normal.
Nach ein paar Minuten hörte ich ein leises Klopfen.
„Bist du fertig?“
Ich zögerte. „Gleich.“
Minho wartete.
Ich wusste es, weil ich seinen Schatten durch die Milchglasscheibe der Tür sehen konnte.
Ich trocknete mich hastig ab, zog die frischen Sachen an. Sie waren weich, sauber—und sie rochen nicht nach ihm.
Ein seltsamer Trost.
Als ich die Tür öffnete, stand Minho direkt davor. Er musterte mich kurz, dann nahm er eine Bürste zur Hand, setzte sich auf die Matratze und bedeutete mir mit einer Geste, mich hinzusetzen.
Ich tat es. Wieder zögerlich.
Er begann, meine Haare zu kämmen, vorsichtig, Strähne für Strähne. Es war seltsam intim, aber nicht unangenehm.
Ich erwartete, dass er dabei sprach, doch er schwieg. Erst als er fast fertig war, durchbrach seine Stimme die Stille.
„Was hast du früher gerne gemacht?“
Ich blinzelte.
Die Frage kam so unerwartet, dass ich nicht sofort antworten konnte.
„Was?“
„In deiner Freizeit“, sagte er und zog sanft durch eine widerspenstige Strähne. „Hobbys. Irgendetwas, das du mochtest.“
Ich biss mir auf die Lippe.
Ich wollte ihm nicht antworten. Doch gleichzeitig… war es das erste Mal, dass er mich etwas Persönliches fragte, ohne dass es mit Kontrolle zu tun hatte.
„Musik“, murmelte ich schließlich. „Ich… habe Musik gehört. Und geschrieben.“
Minho schwieg einen Moment. Dann nickte er langsam.
„Schreiben, hm?“ Seine Stimme klang nachdenklich. „Lieder oder Gedichte?“
Ich schluckte. „Beides.“
Er stellte keine weiteren Fragen.
Ich wusste nicht, ob es ihn wirklich interessierte oder ob er nur mein Vertrauen gewinnen wollte. Aber als er die Bürste beiseitelegte und seine Finger noch einmal kurz durch meine Haare strichen, fühlte sich die Geste fast… beruhigend an.
Ich wusste nicht, was schlimmer war—dass ich Minho immer noch als meinen Feind sah.
Oder dass es mir langsam schwerer fiel, ihn als solchen zu betrachten.
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