Wenn dein Kind plötzlich ein Wutzwerg wird...
Ava ist nun fast 2,5 Jahre alt und befindet sich somit mitten in der Trotzphase. Quasi der erste Probelauf für die Pubertät. Gott, ich hab so Angst davor. Schon jetzt ist meine kleine Hexe verdammt willensstark. Was soll ich erst machen, wenn sie kein knapper laufender Meter mehr ist. HILFE!
Ich kann euch sagen mit einem Kleinkind in der Trotzphase fühlt ihr euch an manchen Tagen wie das Mitglied eines SWAT Teams. Ein Kind und dazu auch noch ein Mädchen mit zwei Jahren ist wie eine entsicherte Handgranate, die jederzeit und ohne Vorwarnung in die Luft gehen kann und alles in ihrem Umfeld in Schutt und Asche legt.
Wobei dieses Verhalten allen Anschein nach zu 99,9 Prozent zu Hause bei den Eltern auftritt. Denn, wer kennt die Worte der Großeltern nicht, dass das eigene Kind ja so artig war und immer gehört hat. Da zweifelt man manchmal an seinen eigenen Fähigkeiten. Das solltet ihr allerdings auf keine Fall tun. Denn es ist psychologisch ganz leicht zu erklären, woran dieses Verhalten eurer Kinder liegt. Diese andere Seite, die sie bei euch zeigen, aber in der Kita, oder bei Oma und Opa nicht, liegen einer Sache zu Grunde. Es ist das Urvertrauen. Sie wissen, dass ihr als Eltern sie (im Normalfall), egal was sie anstellen und sei es, dass sie in einem ihrem Wutanfälle ihr Zimmer auseinander nehmen, ihr es ihnen immer verzeihen werdet. Natürlich, ist das bei den Großeltern auch so, aber dennoch ist ein viel tieferes Vertrauen zu den Eltern da und so soll es ja auch sein.
Also lasst euch nicht erzählen, wenn euere Kinder mal wieder in eurer Anwesenheit frei drehen, dass ihr sie nicht richtig erzogen habt. Das ist Blödsinn! Vielleicht solltet ihr das nächste Mal einfach antworten, dass euer Kind so viel Vertrauen in eure Liebe hat, dass es sich traut auch mal auszubrechen und nicht immer nur Ja und Amen zu sagen. Ich wette, dass wird diesen Leuten ihr Maul stopfen, wie man auf gut Deutsch sagt.
Meine Tochter kann von jetzt auf gleich, in Bruchteil von Sekunden von einem süßen Mädchen mit blonden Zöpfen zum Wutzwerg mutieren. Und das manchmal durch völlig banale Dinge.
Sei es zum Beispiel, dass sie im Hochsommer keine Handschuhe anziehen darf. Oder, dass sie unbedingt die Tür aufmachen will, du aber einfach schon in der Wohnung warst, als es ihr eingefallen ist. Wie bitte hätte ich das also ahnen sollen? Genauso, wenn kein Sonnen-Fruchtzwerg mehr im Kühlschrank ist, sondern nur noch der Feuertütata-Fruchtzwerg. (Um die Sprache meiner Tochter zu verstehen sie mein rot und gelb. Bitte fragt mich nicht warum sie die Farben momentan so bezeichnet. Wir haben sie ihr richtig beigebracht. Aber manchmal, da erfinden kleine Kinder einfach ihre eigenen Worte für gewisse Dinge.)
Dann gibt es wiederum Situationen, wie das zu Bett gehen, da kann ich bereits alles so machen wie sie es jeden Abend möchte und trotzdem ist irgendwas falsch und es wird wieder getobt und geschrien, so dass mein Mann und ich an manchen Abenden völlig entnervt sind. Zum Beispiel nach dem wir das zwanzigste Mal mit ihr auf Töpfchen gehen müssen. Wir befinden uns eben gerade in der Phase des Trockenwerdens. Also weiß unsere Tochter, dass wir mit ihr sofort zur Toilette gehen, wenn sie sagt, dass sie muss und sei es nur um zwei Tropfen ins Töpfchen zu machen. Sie ist verdammt schlau und weiß, welche Knöpfe sie bei (eigentlich bei jedem) drücken muss.
Ich glaube jeder der ein Kleinkind bei sich im Haus wohnen hat, oder hatte, weiß genau wie diese Wutmomente aussehen und wie hilflos man machmal daneben steht.
Jeder Ratgeber, jeder Kinderpsychologe, jede Mutter und jeder Klugscheißer, der im Supermarkt an dir und deinem brüllenden Kind kopfschüttelnd vorbeigeht hat einen klugen Spruch auf den Lippen.
Aber lasst euch davon nicht beeinflussen und auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt zu den Klugscheißern gehöre, meine Erfahrung ist: Es gibt kein Patentrezept für alle Kinder.
Wenn ich zum Beispiel an Ava denke, dann hilft ihr in manchen Situationen eine ganz simple Umarmung um runterzufahren. Meistens dann, wenn sie einfach nur müde ist und aus diesem Grund alles doof findet. Ich meine, wer kennt das nicht auch von sich selbst?
Wenn sie aber beispielsweise ihre Grenzen mal wieder austestet, hilft nur konsequentes Verhalten von mir und meinem Mann. Ich denke es ist nicht verkehrt, wenn man auch mal streng ist. Häufig verhalten wir uns so, wenn sie sich nicht an einfache Absprachen hält, zum Beispiel zu ersten werden die Zähne ohne zu meckern geputzt.
Und manchmal da hilft eben nur Bestechung. Da müssen eben auch wir mal sagen: „Okay, ich kapituliere." Dann gibt es eben mal eine Folge Conni, oder eine Tüte Gummibärchen. Kinder brauchen auch das Gefühl, dass sie mal einen Kampf für sich entscheiden. Für uns ist es kaum der Rede wert, da es sich meist um Dinge handelt, die wir ohnehin nicht ganz so streng sehen, aber für Ava ist das ein gewaltiger Schub für ihr Selbstbewusstsein.
Und zum Schluss noch eine Beichte meinerseits: Manchmal, wenn ich einen langen Tag hinter mir habe und Ava wieder besonders viel die Grenzen getestet, das Spielzeug geworfen und mir gesagt hat, dass ich doof bin, dann denke auch ich an die Zeit zurück, als ich nur für mich verantwortlich war. Da denke auch ich mal, früher so alleine, bzw. zu zweit war es auch schön...
Und Abends, bevor ich selbst schlafen gehen, schaue ich meiner Tochter nochmal beim Schlafen zu. Dann sehe ich den kleinen Wutzwerg friedlich schlafen. Schlagartig ist sie wieder mein kleiner Engel und mein Herz ist voller Stolz für dieses kleine Mädchen und ich weiß, dass jeder Wutanfall ihrerseits wichtig für ihre Entwicklung zu einem selbstständigen und selbstbewussten Mensch ist.
Wie geht, oder wie seid ihr mit der Trotzphase umgegangen?
Kennt ihr diese Phase vielleicht von Geschwister?
Und eine kleine Anmerkung noch, ich habe eine neue Geschichte angefangen. Auf meinem Profil könnt ihr bereits die ersten Kapitel von "How We Love" lesen und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr vorbei schaut. :)
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