Beginnen wir ganz am Anfang...
Tja, irgendwie wäre es ja schöner, wenn man den Blog direkt mit einem lustigen Thema beginnen könnte. Wie zum Beispiel, dass man nicht nur bei Jungs aufpassen muss, wenn man die Windel wechselt. Aber da das Leben nun mal nicht immer nur lustig ist, wird es auch hier hin und wieder ernst werden.
Hm, wie fange ich am besten an.
Kinder bekommen war bis vor einigen Jahren nie eine Option für mich. Genauso, wie ich niemals heiraten wollte, oder einen Urlaub in Österreich machen... hallo Spießerleben.
Tja, was ist aus all den naiven und „guten" Vorsätzen aus meiner Teeniezeit geworden. Fassen wir kurz zusammen ich bin verheiratet (schon einige Jahre), unser erster, großer Urlaub ging nach Österreich (und es war sicherlich nicht der Letzte) und tja seit nun fast vier Monaten bin ich eine Mami. Ich würde sagen, die Not-To-Do-Liste aus meiner Teeniezeit kann ich getrost in den Müll werfen.
Aber nicht alles war so einfach wie das heiraten und in den Urlaub fahren. Bis zu unserem kleinen Gummibärchen war es ein langer und steiniger Weg für uns.
Gleich vorab, ich möchte kein Mitleid. Ich nutze lediglich diese Plattform und diese Variante hier um meine Geschichte zu teilen und vielleicht auch einigen Mut zu machen, denen es genauso geht.
Nun gut, als ich wollte nie Kinder, mein Mann hingegen gleich drei (liegt vielleicht daran, dass ich keine Geschwister habe und er zwei ältere Brüder). Ich habe gehandelt und gefeilscht und wir sind uns einig Ava wird unsere kleine verwöhnte Prinzessin werden... also ein Einzelkind.
Ups, das kann man jetzt auch falsch verstehen, fast so als hätte ich das kleinere Übel gewählt, dem ist nicht so.
Doch auch noch ein Jahr nach unserer Hochzeit war ich der Meinung "Schatz wir sind auch ohne Kinder happy" und naja mein Liebster hat sich wohl mit dem Gedanken angefreundet (sonst hätte er mich vermutlich auch nicht geheiratet).
Tja und dann zogen zwei, süße Wackelnasen bei uns ein und wie das dann bei den meisten Frauen so ist, wenn man etwas kleines, süßes und kuscheliges hat, um das man sich kümmern muss, dann werden die sogenannten Muttergefühle in einem geweckt. Ehrlich, bis zu diesem Zeitpunkt habe ich geglaubt, dass ich solch ein Gen nicht mal in mir trage. Wie schon bei meiner Not-To-Do-Liste aus der Teeniezeit habe ich mich auch in diesem Punkt geirrt.
Der Wunsch nach einem Baby war geboren und mein Mann trug dieses wissenden Lächeln in den Augen. Dieser Schuft hatte er vielleicht deswegen zugestimmt, als ich meinte, dass ich Kaninchen möchte? Männer!
Okay, was tut mal also als erstes, wenn man sich nun doch für ein Kind entscheidet und so schnell wie möglich einen positiven Test in den Händen halten will?
Eh falsch, nicht das was ihr denkt. Also echt ey. Man setzt natürlich die Pille ab und dann tut man das was ihr denkt. Und mal Butter bei die Fische (sagt man das so?), man ist so motiviert, dass man es häufig tut. Kommt schon sind wir ehrlich, so läuft das dann nun mal.
Und ja irgendwann sollte es doch dann knallen... dem war bei uns leider nicht so.
Nun muss ich sagen, dass mir bereits als ich fünfzehn war ein Eierstock entnommen wurde, weil ich dort eine Zysten hatte (ein gutartiger Tumor - kein Krebs) und somit natürlich meine Chancen von Beginn an beeinträchtigt waren. Dennoch versicherten die Ärzte mir und meinen Eltern, es würde später keine Probleme bei der Kinderplanung geben.
Nun denn, nachdem wir also einige zeitlang erfolglos unser ungeschütztes Vergnügen genossen haben, hieß es auf Ursachenforschung zu gehen.
Diese beginnt ganz üblich bei dem Frauenarzt eures Vertrauens. Meine ist eine liebe Frau. Wirklich ich mag sie, aber sie wirkt manchmal als würde sie nicht gerne schlechte Nachrichten übergingen. Ich aber mag es lieber, wenn ein Arzt direkt mit mir redet.
Nun gut, sie wollte meine Hoffnung nicht trüben und sagte mir, dass wir bis zu einem Jahr lang Geduld haben müssen (ich hatte die Pille auch mehr als 10 Jahre am Stück genommen) und sollte es dann nicht klappen, dann würde man weitere Maßnahmen einleiten.
Okay, wir gaben uns damit zufrieden. Was blieb uns auch anderes übrig?
Es zogen also zwölf Monate ins Land...
Ich kann euch sagen, es ist nicht leicht, wenn ihr den Wunsch nach einem Baby habt und es einfach nicht klappt. Und zusätzlich um euch herum plötzlich alle schwanger werden. Fast so, als sei eine Seuche ausgebrochen und nur ihr seid immun dagegen.
Das zerrt an einem und ich muss zugeben, dass ich mich nicht mit jedem ehrlich freuen konnte. Man ist einfach gefrustet und fragt sich warum die und nicht wir. Warum hat die mit der Kippe im Mund einen Kinderwagen, den sie vor sich herschiebt und wir rauchen und trinken nicht und werden trotzdem nicht schwanger.
Diese negativen Gedanken und ja auch der Neid, den man dann verspürt, die sind einfach normal denke ich. Dafür muss man sich nicht schämen und ich glaube kaum, dass es in so einer Situation nicht jeden irgendwann so ergeht.
Zusätzlich wurden wir immer wieder von unserem Umkreis (Familie und auch Freunde) gefragt „Na wann ist es denn bei euch soweit"
Arrghhhhh!!! Die schlimmste Frage die man einem Paar mit Kinderwunsch stellen kann. Man möchte schreien, man möchte Dinge kaputtschlagen und den Personen eine klatschen.
Was aber tut man stattdessen? Wenn man so wie wir, die Möglichkeit hat, dann bleibt man bei der Geschichte wir wollen keine Kinder. Hat man diese aber nicht, weil man zum Beispiel groß angekündigt hat „Wir versuchen schwanger zu werden", tja was tut man dann? Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass man solche Fragen dann nicht stellt. Auch nicht, wenn es lieb, oder scherzhaft gemeint ist. Bei den Paaren baut es nur zusätzlich Druck auf. Das ist Fakt.
Zurück zu unserer Geschichte. Nach dem ein Jahr vergangen war, ist noch immer nichts passiert. Es wurde also, noch von meiner Frauenärztin, Blut abgenommen und geschaut, läuft denn der Zyklus richtig. Naja, da war dann schon auffällig irgendwas stimmt wohl mit dem Hormonhaushalt bei mir nicht. Ja super, da hat man seinen blöden Besuch einmal im Monat und dann ist das ganze Blutbad auch noch völlig ohne Nutzen.
Auch mein Mann musste seine „Jungs" testen lassen. Alles super. Zum Glück, ich meine wir brauchen wohl nicht darauf eingehen, was es für einen Mann bedeuten kann, wenn mit seiner Männlichkeit etwas nicht stimmt.
Nun gut, dennoch es war der Zeitpunkt gekommen um der Wahrheit ins Auge zu sehen und das tut man am besten in einer Kinderwunschpraxis.
Ich bin der Empfehlung meiner Ärztin gefolgt und hier nach Berlin ins Westend Krankenhaus gegangen und ich kann euch sagen, das war wohl eine der besten Entscheidungen in meinem Leben.
Online habe ich einen Termin vereinbart. Es wurden mir alle Ärzte die in der KiWu-Praxis arbeiten angezeigt und ich konnte mir einen aussuchen. Hm was also sollte ich tun, wenn ich zwischen mehr als 6 Ärzten entscheiden auswählen kann. Flaschendrehen? Das Hexenbrett befragen, oder Augen zu und auf einen Namen tippen?
Nein, alles nichts für mich. Ich entschied nach Kompetenz zu wählen. Da gab es echt einen der hatte einen Prof. Dr. im Titel, also bitte wenn der nichts auf Tasche hat, dann weiß ich auch nicht.
Gesagt, getan. Der Termin stand und wir fuhren hin. Keine langen Wartezeiten, alles sehr freundlich und diskret. Nur selten sah man ein anderes Paar. Es ist eben eine Sache über die man nicht gerne spricht. Obwohl es so viele betrifft. Das wurde mir bewusst, als ich öfters dort aufschlug. Es waren Paaren jeden Alters und jeden Standes dort. Es kann jeden aus den unterschiedlichsten Gründen treffen.
Naja der Arzt mit dem Professorentitel und den tollen Auszeichnung an der Wand sagte gleich als erstes, bevor wir es auf gut Glück probieren und mit Hormonen rumpanschen sollte ich noch einmal unters Messer. Man muss einfach prüfen, ob mein einer Eileiter durchlässig ist und das Ei überhaupt die Chance hat zu wandern. Reine Routine, wird bei jeder Patientin gemacht. Nur das es bei den meisten Frauen zwei Eileiter gibt, die kontrolliert werden. Irgendwie so eine Art TüV für die Frau.
Ich ging für zwei Tage ins Krankenhaus. Dieser Eingriff bedarf einer Vollnarkose und was soll ich sagen, alles super. Im ersten Moment denkts du „Chakka, ich bin doch keine völlige Fehlproduktion der Natur" und im Nächsten fragst du dich, warum es dann nicht klappt und der Frust ist wieder da.
Nun geht es richtig los. Hormone sind das erste was man probiert. Das bedeutet man bekommt eine Spritze mit nach Hause (für teures Geld die Krankenkassen übernehmen nur einen Teil) und du musst dich an jedem Tag deines Zyklus selbst in den Bauch, oder Oberschenkel piksen. Wo es dir eben lieber ist. Ich habe von beidem genug, also wechselte ich ab.
Diese Spritze sieht aus wie ein Pen für Insulin, den Diabetiker benutzen und funktioniert auch genauso.
Zusätzlich fährst du alle paar Tage in die Klinik und per Ultraschall wird geschaut ob ein Bläschen (also ein Ei) heranwächst und wenn das groß genug ist, dann musst du mit einer anderen Spritze den Eisprung auslösen.
Das musst du auch sofort tun. Egal wo du dich befindest, lass alles stehe und liegen und jag dir die Spritze in den Bauch. Die musste man selbst anmischen. Ich komme aus der Pflege also easypeasy, aber wenn man da vielleicht nicht her kommt, dann fühlt man sich sicherlich wie bei Dr. HOUSE.
Und dann fährst du nächsten Tag wieder in die Klinik. Jetzt muss dein Partner ran. Ganz klassisch. Jap, er hat Spaß mit sich selbst und alles was dabei rumkommt landet in einem Becher. Dann wird es seinen Jungs gemütlich gemacht, bevor sie mit einer Art Spritze auf die Reise geschickt werden.
Also, um es einfach zu erklären, es funktioniert wie Sex, nur ohne Sex. Aber den sollte man zusätzlich natürlich auch haben, denn was war der erste Rat vom lieben Professor bevor er uns nach dem Kennenlernengespräch entlassen hat? „Immer schön weiter Sex haben." Ich lächelte ihn nur milde an und er meinte trocken es gibt Paare die glauben bei einmal im Monat sollte es doch klappen. Da fehlten mir die Worte.
Ja gut nachdem Sex, ohne wirklich Sex zu haben, hieß es warten. Warten darauf, ob du wieder Besuch bekommst, oder aber auf ein positives Ergebnis in Form eines Bluttestes. Wahlweise auch ein Schwangerschaftstest von DM, oder Rossmann (keine Werbung!), aber das Geld kann man sich sparen, denn Blut nehmen sie ohnehin in der KiWu-Praxis ab.
Naja es hat nicht geklappt, wie bei den meisten bei dieser Methode, aber es nun mal die einfachste.
Das ganze Prozedere bekommt man drei Mal von der Kasse genehmigt, also das heißt, sie steuern drei Mal etwas Geld dazu.
Ich sage euch, es hat drei Mal nicht funktioniert. Wir waren gefrustet und ich zweifelt immer mehr an mir selbst. Eine Frau die keine Kinder bekommen kann... wo gibt es sowas? Man fühlt sich einfach unvollständig und weniger weiblich.
Mein Mann war immer eine tolle Stütze für mich. Ohne zu murren ertrug er auch meine schlechte Laune, wenn wieder einmal der Frust zu groß wurde. Obwohl es für ihn sicherlich auch eine schwere Zeit war.
Nach drei gescheiterten Versuchen saßen wir nun wieder beim Professor und hielten Kriegsrat. Der Gute schaute mich über seine Halbmondgläser hinweg an und streichelte seinen langen, weißen Bart... HALT STOPP falsche Geschichte. (Mein Potterherz ging gerade mit mir durch)
Nein mal ernsthaft, mein Mann und ich wir waren frustriert und der Professor erklärte uns der nächste Schritt wäre dann die künstliche Befruchtung.
Eine teuere Angelegenheit, die auch keine hundertprozentige Chance bietet, dass es klappt. Eine Therapie die nur wenige Krankenkassen voll übernehmen und auch nur wenn beide Partner bei der Kasse versichert sind und verheiratet.
Das hieß für uns Kasse wechseln. Wir taten das und gleichzeitig entschieden wir uns dazu, dass wir den Sommer über eine Pause machen. Wir wollten diesen einfach genießen und uns nicht ständig über die Babyplanung Gedanken machen müssen...
Und dann BOOOM...
aber das gehört in ein anderes Blogkapitel.
Am Ende habe ich am noch ein paar Fragen an euch.
Wie hat euch dieses Kapitel gefallen? War es gut zu lesen und trotz des ernsten Themas nicht zu trocken? Und war es vielleicht auch interessant, für diejenigen unter euch, die keine Kinder haben und darüber auch noch nicht nachdenken?
Wie findet ihr es, dass man in Deutschland scheinbar nur Unterstützung durch die Krankenkassen erfährt, wenn man verheiratet ist? Ist die Ehe in euren Augen eine Grundvoraussetzung um Eltern sein zu dürfen?
Habt ihr schon Erfahrung in euren Umfeld mit dem Thema gemacht, oder hat es euch vielleicht sogar selbst betroffen? Ihr dürft mir auch privat schreiben, wenn ihr es nicht öffentlich machen wollt. Ich habe dafür volles Verständnis.
Bis zum nächsten Mal und habt ein Nachsehen mit mir. Ich schreibe hier frei von der Leber, das ist auch für mich völlig neu und sicherlich haben sich entliche Fehler eingeschlichen, aber lassen wir die Fehler einfach mal Fehler sein. Es gibt wichtigeres im Leben. :)
Anni
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