Kapitel 6: Frank verwandelt sich in eine Nacktschnecke. Igitt.
Ich konnte mich aber nicht aufrichten. Ich hatte es eben versucht!
"Tut mir leid, Frieda, aber Aylin kann nicht aufstehen. Sie ist noch zu schwach dafür. Frank könnte hier mit ihr diskutieren, oder wir könnten eine Liege in der Principia aufbauen. Aber Aylin kann nicht aufstehen," erwiderte Coco mit ihrer Samtweichen Stimme.
"Ja, Aylin muss hier bleiben. Wir können sie noch nicht weglassen. Befehle vom Doktor. Könntest du das bitte Frank ausrichten? Danke," sagte auch Jake. Frieda nickte und rannte raus. Jake gab mir meinen Becher wieder. Ich nahm es in die Hand, trank aber diesmal nichts davon.
"Was-was ist passiert?" fragte ich. Es war mehr oder weniger ein Grunzen, da mein Kopf immer noch schmerzte. Coco wuselte im Raum hin und her, während Jack ganz ruhig in einem Stuhl saß und Lizza und mich beobachte.
"Charlotte und Zoey haben fünf Todesbälle auf euch fallen lassen, danach wurded ihr bewusstlos und man musste euch hierher bringen. Die Regel sagt eigentlich, dass man nicht mehr als drei Todesbälle aus nächster Nähe auf jemanden schießen oder schmeissen soll. Aber Charlotte kümmert sich nicht um die Regeln. Der Vater von meiner Halbschwester ist ein sehr wichtiger Mann im Senat, da riskiert sie nicht so viel," antwortete er. Seine Halbschwester? Achso, sie war ja auch Apollos Tochter, genauso wie Jake. Ich blinzelte und schaute mir Jake nochmal genauer an. Ich kannte ihn irgendwoher!
"Ich kenne dich doch irgendwoher...Ich weiß nicht mehr wo, aber ich habe dich irgendwo schonmal gesehen," murmelte ich. Der Junge dachte nach, dann zuckte er mit den Achseln. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich. Ich versuchte es wenigstens.
"Doch! Ich weiß es wieder!", rief ich und öffnete sie wieder, "Du warst mal im Vorstellungsgespräch im Internat High Peaks. Ich sollte dich ein bisschen rumführen, weil du das Internat ja nicht kanntest. Du warst gerade Zwölf und ich war Neun. Jake...Jake Ovedess, oder?" Ich stöhnte. Mein Kopf klopfte. Ein ganzes Schlagzeugkonzert. Jake schaute überrascht auf.
"Ja stimmt! Doch doch, ich erinnere mich. Danach bin ich aber nach Sonoma zu Lupa gekommen. Ich bin hier jetzt schon seit vier Jahren," antwortete er. Coco setzte sich zu uns und lächelte.
"Internat High Peaks? Ich war auch mal dort. Aber nur weil Mrs. Boring meine Tante ist und mein Vater und ich sie mal besuchen gegangen sind. Ich war nie wirklich dort in der Schule. Ich war in Los Angeles in der Schule. Bevor ich vor fünf Jahren mit Zehn hierherkam," sagte sie. Ich staunte von neuem. Neun und Zehnjährige! Das war viel zu jung! Coco nahm das Kühlpack von meiner Stirn, und legte stattdessen ihre Hand drauf.
"Du hast immer noch Fieber, aber es ist schon viel besser. Trink nochmal vom Einhorntrank, mein Halbbruder Pranjal hat ihn heute frisch zubereitet. Er ist mehr mit den Einhörnern, aber du wirst ihn ab und zu mal hier sehen." Ich nahm den Becher wieder in die Hand und trank den "Einhorntrank" aus. Ich sah Coco wie sie Jake an der Hand nahm und aufstand, einen ernsten Gesichtsausdruck im Gesicht. Sie redete leise auf Jake ein, während meine Augen sich langsam schlossen und ich wieder ins Land der Träume sackte.
Alptraum Level 100. Ganz Camp Jupiter war in Flammen, die Halbgötter bekämpften sich gegenseitig, ein riesen Sturm tobte im Himmel, überall lagen Leichen. Eine Frauenstimme lachte laut. Man konnte sie überall hören. In den Wolken blitzte ganz kurz ein goldenes Objekt, das so aussah wie ein Apfel, auf. Ich riss meine Augen auf und Tränen liefen mir aus den Augen. Ich zitterte und stieß gegen meinen Nachttisch. Coco eilte sofort zu mir hin. Hinter ihr kam Jake auch angelaufen, und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Lizza schaute vom Nachbarbett zu mir rüber.
"Alles klar, Aylin? Alptraum?" fragte meine Freundin besorgt. Ich nickte. Coco und Jake schauten sich an.
"Das ist nicht gut. Bei Demigottheiten haben Alpträume oft eine Bedeutung. Es ist meistens eine Vision, aus der Zukunft, der Gegenwart oder der Vergangenheit, oder eine Nachricht die die Götter dir schicken, was auch etwas bedeutet." murmelte Jake. Coco fragte mich was ich denn gesehen hatte. Ich erzählte ihr alles und zitterte immer noch.
"Ich denke du solltest Frank jetzt sehen. Du solltest ihm von deinem Alptraum erzählen. Vielleicht weiß er Rat. Außerdem solltest du ihn sowieso sehen. Wie geht es dir?" fragte der Heiler. Ich nickte, und sagte dass es mir besser ging und dass ich wirklich Prätor Zhang treffen wollte um mit ihm über Tess, Hazel Levesque, die Prophezeiung und meinem Alptraum zu reden. Jake nichte auch, stand von seinem Stuhl auf und drückte Coco einen Kuss auf die Lippen, bevor er in den hinteren Teil des Krankenzimmers ging.
Ein paar Minuten später saß ich in einem Rollstuhl und wurde von Coco zur Principia gerollt. Ich hatte immer noch Schmerzen überall, doch ich ignorierte sie. In der Principia fanden wir Zhang, wie er in Form einer Bulldogge auf seinem Stuhl lag und schlief.
"Äh, Prätor? Frank? Hörst du mich?", rief Coco. Sie wedelte ihm vor seiner Schnauze rum. Er knurrte, bevor er plötzlich seine Augen aufriss. Als er Coco und mich sah, verwandelte er sich wieder in Zhang.
"Entschuldigt, ich habe, äh, nachgedacht. Ja. Ich habe über die Prophezeiung nachgedacht," sagte er und räusperte sich verlegen. Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. Ja klar. Er hatte nachgedacht und überhaupt nicht geschlafen.
"Ähm, ich sollte hierher kommen um über die Prophezeiung zu diskutieren," stammelte ich. Er lächelte und setzte sich richtig hin. Dann bot der asiatisch aussehende Junge mir ein paar Jelly beans an. Ich lehnte ab. Dann begann er.
"Meine Kollegin Prätorin Hazel Levesque und Legionärin Tess Mayell sind verschwunden. Ich nehme stark an, dass das etwas mit der Prophezeiung zu tun hat. Und da du das Kind der Prophezeiung bist, wollte ich mit dir reden," fing er an.
"Und warum denkst du dass ich die bin, die in der Prophezeiung gemeint ist?" fragte ich ihn. Klar, Zack hatte es mir erklärt, Ella hatte es gesagt, ich kannte den ganzen Mist schon. Aber ich wollte es nochmal vom Prätor selber hören.
"In der Prophezeiung wurde Nachfahrin des Erntegottes gesagt. Damit ist Trip gemeint. Und ja, ich darf in Trip nennen, ich kenne ihn persönlich. Hätte ihn fast umgebracht. Es gibt fünfzehn Cerestöchter und vier Triptolemusnachfahren im Camp. Du bist die einzige Tochter von Ceres UND Nachfahrin von Triptolemus. Am Tag wo Lupa dich im Zug abgeholt hat warst du dreizehn und am dreizehnten Dezember bist du hier angekommen und hast deine Probatio Tablette bekommen. Soweit ich weiß bist du die einzige die da in Frage kommt," erklärte er. Ich seufzte. Das musste einfach passieren. Ich werde an meinem dreizehnten Geburtstag von einer Wölfin gekidnappt, ungefähr zwei Monate lang hart trainiert, nur um danach in einem völlig bekloppen Camp zu landen, dass ich auch noch einer Prophezeiung nach, die zwischen Kochrezepten von einem Kartoffelgratin zu finden war, retten sollte. Warum ich? Warum nicht Frank Zhang? Oder dieser Percy Jackson? Oder selbst dieser Lester Papapodapo-irgendwas?
„Hazel ist eine Tochter von Pluto, dem Todesgott...Man könnte auch „Tochter des Todes" sagen. Also ist sie wahrscheinlich die andere Person die in der Prophezeiung gemeint wird..." grübelte er.
„Durch die Hand des Toten Apfels stirbt oder rettet sie die die Lebenden. Todes Kind bringen zur Vernunft. Das heißt...dass sie irgendwas tun wird. Und du sie davon abhalten musst," sagte er. Ich hatte aber etwas einzuwenden:
„Und was heißt „des Toten Apfels"? Das können wir doch auch nicht ignorieren..." Er zuckte mit den Achseln. Dann fuhr er aufgeregt fort, und sprang von seinem Stuhl runter.
„Also wenn sie irgendwas tun wird, dann musst du sie davon abhalten. Wahrscheinlich ist Hazel deshalb verschwunden. Sie wollte uns beschützen. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden wo sie sich versteckt hat, und sie dann irgendwie bewachen!" rief er. Er lief hektisch im Raum rum und verwandelte sich plötzlich in ein Känguru, ein Schwein und ein Puma bis er auf den Schreibtisch sprang und sich dort als Nacktschnecke von einem Tischende zum anderen Tischende bewegte. Ich hatte den Reflex sofort wegzurutschen, was ich nicht bedacht hatte war der Rollstuhl in dem ich saß.
„Ihhh!" schrie ich instinktiv. Die Nacktschnecke schaute mich an und verwandelte sich in einen Kater, kletterte wieder auf seinen Stuhl und verwandelte sich wieder in den Prätor. Zum Glück.
„Oh, tut mir leid. Wenn ich aufgeregt bin verwandle ich mich in alle möglichen Tiere," sagte er entschuldigend. Ich starrte auf die Schleimspur die sich über den ganzen Tisch zog. Dann betrachtete ich ihn genauer. Er war aus einem Mahagoni-Holz geschnitzt und unter einer schützenden Glasplatte zogen sich Schnitzereien über den ganzen Tisch. Beim genaueren Blick sah man einen Krieger der vor einem riesigen hölzernen Pferd wegrannte, zwei kleine Kinder bei einer Wölfin, ein General der einen Fluss überquerte und andere Bilder. Aeneas, Romulus und Remus und Caesar. Hatten wir im Römischen Geschichtsunterricht gelernt. Die ganze Geschichte Roms, bis zur Christianisierung wurde in diesen Tisch geritzt. Eine Feinarbeit vom höchsten Niveau. Ganz in der Ecke sah man einen Apfel mit einer Schrift drauf.
„Äh, Aylin? Hörst du mich?" Zhang wedelte mir vor meinen Augen rum. Ich schreckte hoch, und schüttelte beschämt den Kopf. Er seufzte.
„Ist nicht schlimm. Es war nicht sehr wichtig," murmelte er.
„Prätor Zhang, ich habe nur eine Frage. Was hat Tess Mayell damit zu tun?" fragte ich. Er zuckte mit den Achseln.
„Das weiß ich nicht. Sie ist verschwunden, genauso wie Hazel, aber die Prophezeiung ist wichtiger." Ich schaute ihn horrifiziert an. Natürlich war Tess wichtig! Sie war meine Freundin! Andererseits verstand ich ihn auch. Die Prophezeiung handelte offensichtlich über das ganze Camp. Er konnte nicht das Camp gefährden nur weil eine Person verschwunden war. Hazel war mit großer Sicherheit die andere der Prophezeiung, deshalb mussten wir sie finden.
„Ich glaube, ich weiß wo Hazel ist. Ich werde irgendwann mal dort vorbeischauen, wenn ich Zeit habe. Wenn du willst kannst du mitkommen, dann sei, sagen wir mal übermorgen, um Acht vor der Principia. Ich hole dich ab, dann können wir zu Hazels möglichen Versteck fliegen. Wenn du willst kannst du jetzt gehen. Oder rollen," sagte er. Ich nickte, drehte mich mit dem Rollstuhl um und rollte mit einigen Schwierigkeiten aus der Principia raus. Dort wartete Coco auf mich, die mich wieder zur Krankenkabine brachte.
„Wie ist es gelaufen?" fragte sie. Ich seufzte.
„Schlecht. Frank Zhang hat sich in eine Nacktschnecke verwandelt."
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