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Erster Akt, Erster Aufzug, Erster Auftritt


„Leichtigkeit braucht am meisten harte Arbeit" 

Ort: Lichtung im Wald, Handelnde: Ayame, Meera, Fylla, Agnita, Jaron, Finola, andere Mitglieder der Maskenhände im Hintergrund StatistInnen

Der schönste Moment für Ayame war es, zu sehen, wie das Ergebnis der Strapazen und endlosen Stunden des Tüftelns und Grübelns im Licht erstrahlten und die Pangeaner mit vor Staunen offenen Mündern zurückließen. Die Aufführung war nicht nur ein Spektakel, das unter großem Getöse über die Bühne ging. Sie war auch die Belohnung für all den Schweiß und den Schlaf, den sie geopfert hatte. Dabei waren es nicht die großen Momente wie das Flackern der Lichter in der Streitszene oder die Explosion des Vulkans im letzten Akt. Sondern die kleinen Augenblicke, die vom Publikum gar nicht wahrgenommen werden würden. Nur sie, Jaron und der Rest der Schauspieltruppe wussten, wie lange sie an dem Fall Efréns durch die Luke gearbeitet hatten oder wie oft sie die Szene mit Setsukos Verführung wiederholen mussten, weil das Licht nicht richtig gewesen war.

„Leichtigkeit braucht am meisten harte Arbeit." Sie  verdrehte die Augen. Wieder eine von Jarons Weisheiten, die sich bewahrheitete. Der Amós trieb sie regelmäßig in den Wahnsinn, aber er beherrschte sein Handwerk.

Sie, zum Glück, auch. Gespannt lehnte sie sich in ihrem Versteck, in einem der Baumwipfel mit direktem Blick auf die Bühne, vor. Ihre Flügel zuckten erwartungsvoll und es ziepte nur leicht. Ja, die kleinen, leichten Momente brauchten viel Geduld und waren die tatsächlichen Helden der Aufführung. Dennoch genoss die Nerai, wie der Vulkan in seiner Pracht über den Schauspielern aufragte, die gerade auf die Bühne schlichen.

Unheilvoll brodelte und donnerte es. Finola. Ayame grinste und krallte ihre Zehen in die Rinde des Astes. Die Niomfe war ein wahres Wunderkind mit den Requisiten. Ihre Erfindung, eine Rinne, in der die Niomfe Steine hinunterrollte, funktionierte wirklich gut. Der Vulkan begann zu zischen und Rauch stieg auf, waberte über die Bühne. Nebel hüllte die Schauspieler und ersten Sitzreihen ein. Auch das funktionierte einwandfrei.

Drei.

Funken sprühten aus dem Schlund. Ein paar Pangeaner deuteten darauf oder stießen verzückte Geräusche aus.

Zwei.

Der Vulkan und die Bühnenbretter begannen zu wackeln. Aus dem Publikum hörte sie, wie manche aufschrien oder erschrocken nach Luft schnappten. Sollten sie nur, denn ihre Arbeit war auch atemberaubend.

Eins.

Das Ruckeln stoppte abrupt und es schien, als würden alle die Luft anhalten. Als würde die Zeit stehen bleiben, ehe sie in einer Explosion aus Farbe endete. Blütenblätter in den verschiedensten Rot- und Gelbtönen regneten auf alle Anwesenden herab. Gelächter und erstickte Jauchzer drangen an ihr Ohr, bevor es wieder still wurde und das Publikum aufmerksam dem Rest des Stücks folgte. Es wurde Zeit für Ayame. Sie verstärkte den Griff ihrer Finger um den Ast und schob ihren Fuß vorsichtig am Stamm entlang, bis sie den nächsten Ast spürte. Vorsichtig testete sie die Stabilität. Die raue Rinde schabte an ihren Fußsohlen, als sie den zweiten Fuß daneben schob. Schnell griff sie mit den Händen nach und klammerte sich an den Ast. Fast jeden Abend seit zwei Wochen kletterte sie diesen Baum hinauf und wieder hinunter, aber sie blieb dennoch vorsichtig. Vorsicht hatte ihr diese Anstellung gebracht. Vorsicht machte sie so gut in dem, was sie tat. Und das eine Mal, als sie nicht vorsichtig gewesen war ...

Ayame stieß hart die Luft aus. Der Gedanke an damals war verboten! Aber ihren Erinnerungen war das egal. Die überfielen sie in den ungünstigsten Momenten. Ein Pfiff bewahrte sie vor der Dunkelheit. Das war ihr Zeichen. Sie war spät dran. Ayame stieß noch einmal die Luft aus und setzte einen Fuß auf den nächsten Ast. Etwas schneller, aber immer noch vorsichtig kletterte sie den Baum hinunter. Leichtfüßig huschte sie im Dunkeln an dem nichtsahnenden Publikum vorbei, die gebannt Jaron betrachteten, wie er auf die Knie sank. Oh Faleyatos, sie waren bei seiner Sterbeszene. Würde sie es rechtzeitig schaffen? Sie schlüpfte hinter die Vorhänge, wo Meera und Finola auf sie warteten. Sobald die Niomfe sie erblickte, sauste sie los. In dem dämmrigen Halblicht, das von der Bühne durch die Seitengasse drang, konnte sie Meeras Blick nicht deuten, aber die Geste erkannte sie: eine geballte Faust vor der Brust, die die Nitara kurz vorbewegte. Schnell.

Ayame nickte und drückte sich an Meera vorbei in die Hauptgasse, um das Verschwinden des Vulkans vorzubereiten. Sie fasste den Hebel, der vom Vorhang versteckt, eine Falltür betätigen würde. Finola würde ein Seil lösen und der herunterfallende Vorhang würde die Spitze des Vulkans verbergen. Leider konnten sie die Bühne nicht so hoch bauen, dass er gänzlich in dem Loch der Falltür verschwand. Dafür hatten sie nicht genug Sicherungsstützen. Die Nerai spähte hinter dem Vorhang hervor, um die Stichgeste nicht zu verpassen. Durch die Finger am Hebel lief das altbekannte Kribbeln, das sie immer an dieser Stelle bekam. Sie mochte es, wenn alles reibungslos verlief wie ineinandergreifende Zahnräder.

Tock. Tock. Tock.

Jaron lag am Boden. Seine Arme, die er gerade noch gen Himmel gehalten hatte, ließ er das vierte Mal fallen. Tock. Das war ihr Einsatz. Die Nerai betätigte den Hebel und im selben Moment fiel der Vorhang und die Lichter gingen aus. Atemloses Schweigen. Jaron kam hinter die Bühne und Henry und Setsuko traten in ihren Rollen als Spötter und Geschichtenerzähler auf die Bühne, um die Schlussszene zu spielen. Setsuko stolzierte mit zu großen Ausfallschritten an den mittleren Bühnenrand, wo sie sich mit den Händen auf der Brust hinstellte. Henry versuchte, es ihr nachzumachen, doch stolperte über seine überdimensionalen Schuhe, eine Spezialanfertigung. Pandu-Anjan und Finola hatten in Rhuyasetz einen Schuster aufgetrieben, der sie angefertigt hatte. Die Menge lachte und Henry kam wieder auf die Beine, stellte sich neben Setsuko, die ihm nur den Kopf zudrehte und vermutlich einen abschätzigen Blick zuwarf. Ayame konnte es von ihrer Position aus nicht sehen.

Nun begannen sie den Schlussdialog darzustellen oder eher Setsuko führte den Schlussmonolog, während Henry immer wieder unwichtige oder falsche Details einwarf.

Die Lichter gingen aus und einen Moment war muckslöckchenstill. Dann setzte zögerlich ein Stampfen ein. Das Applauslicht ging an. Fylla musste den Lichtlöckchen heute besonders gute Körner gefüttert haben. So hell strahlten sie sonst nie. Die Nerai konnte auch die ersten Sitzreihen sehen, wie alle begeistert die Hände wackelten. Setsuko und Henry standen kurz da, nahmen sich dann an den Händen und verbeugten sich. Danach liefen sie von der Bühne, um den anderen Schauspielern Platz zu machen, die sich nun ihren Applaus abholten. Zeit, das Zusammenpacken vorzubereiten. Finola hatte sicher schon wieder die Hälfte der Requisiten in Kisten verstaut und würde sauer, wenn sie nicht sofort mithalf. Ayame hatte lange mit der Niomfe gerungen für diese paar Minuten der Ruhe. Der Regieassistentin wäre es am liebsten gewesen, sie würde sich sofort nach dem Absenken des Vulkans ums Aufräumen der Blüttenblätterlava kümmern. Diese Frau stand nie still. Irgendwann würde ihr das noch zum Verhängnis werden.

Ayame stand auf und streckte sich. Ihre Knie knirschten und ihre Flügel fühlten sich steif an. Gerade, als sie einen Besen holen wollte, um die Blütenblätter rund um den Vulkan wegzufegen, flitzte Agnita an ihr vorbei. Mit einem ernsten Ausdruck pfiff sie: „Ich schaue nach Mama."

Die Nerai nickte lächelnd und schaute der kleinen Nagra hinterher, die mit ihren Stummelbeinchen an Jaron vorbeimarschierte. Sie wäre fast in die Donnerrinne gelaufen, die neben einem Pfosten stand, aber stoppte kurz davor. Ayame drehte sich ab und hievte sich durch den Spalt zwischen Vulkan und Bühnenbodenbrettern, mitten in der Bewegung hielt sie inne. Fylla war zum Applaus nie hinter der Bühne, sondern holte ihren Werkzeugkasten für das Abmontieren des Vulkans und des Bühnengerüsts. Agnita wusste das. Warum war die kleine Nagra also hier?

Ayame stemmte sich wieder hoch und krabbelte aus der Versenkung. Würden ihre Flügel noch funktionieren, ginge das schneller. Wieder einmal verfluchte sie sich für ihre Dummheit und hastete los zu der ersten Gasse, von der aus sie einen guten Blick auf den Bühnenrand hatte. Und auf Agnita, die mit ausgestreckten Armen breit grinsend in der Mitte stand. Sie genoss sichtlich den Applaus und das Gelächter des Publikums. Ayame sog scharf die Luft ein. Das würde Ärger geben. Jaron hob die kleine Nagra hoch und verbeugte sich gemeinsam mit ihr, als wäre das geplant gewesen. Kurz darauf gesellten sich die anderen Darsteller zu ihm und verbeugten sich ebenfalls.

Schauspieler bis aufs Blut, in der Tat. Nur nicht anmerken lassen, dass etwas nicht absichtlich passierte, um hinter der Bühne dann die Konsequenzen- meist gesalzene Standpauken von Jaron und Finola- auszubaden. Ayames Herz hämmerte. Am besten, sie gab Fylla gleich Bescheid.

Unbemerkt von den Pangeanern, die langsam aufstanden und den Schauplatz verließen, schlüpfte sie an ihnen vorbei und lief um die Bühne zu ihren Wohnwägen. Fyllas Wohnwagen war der größte, weil auf ihm alle Bühnenelemente, von den Lichtern zu den Kulissen, transportieret wurden. Er war, zum Glück, auch der, der ihrem Aufführungsort am nächsten stand. So mussten sie nicht allzu weit schleppen und Ayame nun nicht so weit laufen. Sie sprang die paar Stufen zu der Tür hinauf und hämmerte abwechselnd mit der Faust und flachen Hand dagegen. Im nächsten Moment riss Fylla die Tür auf. An ihrem Hals hing noch eine Schutzbrille, deren schwarzes Leder einen starken Kontrast zu der blassen Haut bildete. Doch die Haut überzogen mehrere Spritzer Farbe und sie hatte viele kleine Holzspäne im Haar. Der scharfe Geruch von Balsamharz, der ihr immer Kopfschmerzen bereitete, lag in der Luft. Fylla hatte wohl gerade an einer Kulisse gearbeitet. Doch, um zu fragen, an welcher blieb keine Zeit. Die Nagra schob sich die Brille über die Augen und rauschte so zielsicher an Ayame vorbei zur Bühne, dass sie fast Schwierigkeiten hatte, mitzuhalten. Auf dem Weg dahin gestikulierten sie nichts. Sie umrundeten die Bühne und dort standen Jaron, Finola und Agnita. Die kleine Nagra hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und ihre Schultern bebten. Jaron schlug in einem schnellen Rhythmus auf ein Brett, das Finola ihm hinhielt. „Du darfst das nicht! Warum machst du es dann? Dafür gibt es keine Gute-Nacht-Geschichte", klopfte er und der letzte Faustschlag war so fest, dass das Holzbrett Finola aus der Hand fiel und sie nach vorne stolperte. Jaron fing sie instinktiv auf und für einen Moment verharrten sie in dieser Haltung. Dann sah Jaron auf und erblickte Fylla und Ayame. Er richtete Finola auf und wich vor ihr zurück. Sie bückte sich mit roten Wangen, um das Brett aufzuheben.

Ayame drehte kurz den Kopf zur Seite und tauschte mit Fylla ein wissendes Augenbrauenhochziehen. Die Nagra drückte zweimal sanft gegen die Gläser ihrer Brille, als würde sie sichergehen wollen, dass kein Licht durchdrang. Denn mittlerweile schienen nicht nur von der Bühne die Lichter herab, sondern waren auch die Löckchenlaternen auf dem Schauplatz rund um die Sitzplätze angemacht worden, sodass sie jetzt in der dunklen Nacht im Licht badeten. Dadurch konnte Ayame klar erkennen, wie die übrigen Mitglieder ihrer Theatertruppe mit dem Abbau begannen. Setsuko und Henry in ihren Alltagskleidern stapelten die Sessel aufeinander.

Fylla schnalzte mit der Zunge und der Kopf ihrer Tochter schoss in die Höhe. Der kleine Körper wirbelte flink herum. Die Augenbinde, die über ihren Augen lag, war ganz durchweicht. Sie schnalzte zurück: „Mama!"

Schon stürzte sie los, stolperte beinahe über ihre kurzen Stummelbeine, aber sie lief stur weiter und warf sich in Fyllas offene Arme. Behutsam strich die Nagra ihrer Tochter über den lockigen Haarschopf. Sie tippte ihr etwas auf die Schulter, das Ayame nicht wirklich sah. Vermutlich beruhigende Worte, damit sie zu weinen aufhörte. Der kleine Körper wurde immer noch von Schluchzern durchgeschüttelt. Ayame legte Fylla eine Hand auf die Schulter und drückte sie. Dankbar neigte die Nagra ihren Kopf und presste ihre Wange gegen Ayames Arm. Die Nerai unterdrückte ein Schaudern. Es war gut. Das war nur Fylla

 Dann wandte sie sich Jaron und Finola zu. Der Amós rieb sich die Nasenwurzel mit zwei Fingern und die Niomfe zeichnete etwas in ein Büchlein. Vermutlich war sie schon wieder zehn Schritte in der Zukunft, was noch gemacht werden musste und wie weit im Plan das Ausschimpfen der kleinen Agnita sie zurückgeworfen hatte. So brillant sie auch sonst war, manchmal hatte sie kein Herz.

In Ayame entzündete sich eine kleine Flamme, die ein Pochen in ihrem Kopf verursachte. Ja, Agnita durfte nicht vor oder während einer Vorstellung auf die Bühne, aber mussten die beiden sie deswegen zum Weinen bringen? Den Schniefgeräuschen nach hatte sie sich immer noch nicht eingekriegt. Sie zählte nur vier Aniksi!

„Was hast du zu ihr geklopft?", verlangte sie zu wissen und eine Stelle unter ihren Augenbrauen pochte. Ihr Ärger stieg, zu dem Pochen gesellte sich ein Ziehen in ihrem Nacken, als Jaron aufseufzte. Es war jedoch Finola, die antwortete: „Er hat sie nur daran erinnert, was sie nicht darf."

„Wie hat er das getan?" Ayame hätte die Frage gleich stellen sollen. Denn bei Jaron ging es immer um die Art, wie er etwas vermittelte und weniger um die Nachricht an sich. Der Amós war sehr leidenschaftlich in allem, was er tat. Auch in seinem Zorn. Finola warf einen Seitenblick zu Jaron und sog ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Auch sie wusste sehr gut, wie er sein konnte. Mit einem Plopp ließ sie ihre Lippen wieder aus den Zähnen frei und wandte sich zu Jaron. Sie tippte ihm auf die Schulter, bis er sie ansah. Ihr Kopf ruckte kurz Richtung Fylla und Agnita, die nun an ihrem Daumen nuckelte und sich gegen das Bein ihrer Mutter presste. Er hob nur eine dunkle Augenbraue. Finola seufzte und klopfte auf das Brett: „Entschuldige dich."

Ganz glücklich war sie darüber auch nicht, das sah Ayame an der steilen Falte zwischen den Augen. Ungläubig riss der Amós den Mund auf und schnaubte abfällig. Ohne eine von ihnen noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stapfte er davon. Die Niomfe zuckte mit einem entschuldigenden Lächeln die Schultern und eilte davon. Ob ihm hinterher oder um die Liste der vielen Aufgaben abzuarbeiten, war die Frage, auf die Ayame keine Antwort wollte. Das Pochen und Ziehen verschwanden. Stattdessen legte sich die Resignation wie ein zu schwerer Mantel auf ihre Schultern und drückte auch ihre Flügel nach unten. Diese ziepten und ein scharfer Schmerz schoss ihr Rückgrat hinauf. Sie biss die Zähne zusammen und drehte sich zu Fylla und Agnita um. Die Mutter kniete vor der Tochter und hielt ihre kleine Hand in ihren beiden. Mit dem Daumen strich und klopfte sie auf Agnitas Handrücken. Die Kleine hatte eine rote Nase und ihre runden Wangen glänzten. Sie hatte das Tuch um ihre Augen abgenommen. Sie hielt sie geschlossen, um sie vor dem grellen Licht zu schützen, aber Ayame konnte dennoch die Schwellung der Lider sehen. Sie trat zu den beiden und kniete sich neben Fylla, legte ihr wieder die Hand auf die Schulter. Die Nagra reagierte nicht, sondern konzentrierte sich weiterhin auf die Nachricht, die sie an ihre Tochter weitergab. Fyllas Schultern waren angespannt und an ihrem Kiefer pulsierte ein Muskel. Sie schimpfte ihre Tochter aus, denn Agnita hatte trotz Jarons Überreaktion etwas getan, von dem sie wusste, dass sie es nicht durfte. Agnita zog schniefend die Nase hoch und machte einen Schmollmund. Mit den Patschehändchen haute sie schließlich auf die Hände ihrer Mutter, sodass diese innehielt.

Ayame hörte zwar die Schläge von Haut auf Haut nicht, da Efrén gerade mit Finolas Hilfe eine schwere Kiste über die Bühne schob, doch sie sah die Tippbewegungen. „Hatte Angst, wollte schauen, ob alles gut ist." Agnita schniefte wieder. Ihre Augenbrauen zog sie trotzig zusammen und die schmollende Unterlippe zitterte. Fylla seufzte, lächelte und schloss ihre Tochter in die Arme. Da Ayame immer noch die Hand auf der Schulter der Nagra liegen hatte, wurde sie mitgezogen und ehe sie sich lösen konnte, griff eine winzige, nasse Hand nach einem ihrer Finger und schloss sich fest darum. Eine Mischung aus Wärme und Schrecken durchfuhr sie und machte, dass alles in ihr heiß-kalt kribbelte. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus und ihre Flügel zuckten und stachen bei jeder kleinen Bewegung. Agnitas Hand ließ ihren Finger los. Zum Glück! Doch krallte sich in ihrem Kleid fest, als wollte sie sie noch näher ziehen. Ayames Brust schnürte sich zusammen. Wenn das so weiterging, könnte sie in dieser Gruppenumarmung zerdrückt werden. Was, wenn ihre Flügel noch mehr verletzt würden? Ihr Atem stockte und sie bekam keine Luft mehr. Es war, als würde etwas ihre Kehle und Lungen eng zusammenzudrücken. Nun legte Fylla auch ihren kurzen Arm um ihren Nacken, drückte sie nach unten und Ayame hielt es nicht länger aus.

Abrupt stieß sie die beiden von sich und krabbelte ein Stück zurück. Sie nahm ihre Umgebung gestochen scharf wahr, ohne jedoch zu verstehen, was sie sah. In ihren Ohren surrte es, ihre Sichtränder waren unscharf. Das Gras unter ihren Fingern war weder weich noch stach es übermäßig. Es war eine seltsame Mischung dazwischen. Sie hatte schon lange nicht mehr so eine heftige Reaktion auf körperliche Nähe gehabt. Seit damals eigentlich, aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie sollte nicht ... konnte nicht ...

Die unscharfen Ränder wuchsen und wuchsen. Ihr Sichtfeld wurde schwarz, bis sie sie nur mehr in einem kleinen Sichtfenster sah, wie Fylla auf sie zukam. Dann wurde endgültig alles schwarz. 

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