Geschwister(liebe)
Die Beziehung unter Geschwistern ist eine ganz besondere. Oft ist es eine wahre Hassliebe. Das ist auch nicht verwunderlich. Man kennt sich von klein auf in jeder Situation und weiß beinah alles voneinander. Die Beziehung unter Geschwistern ist eine Beziehung fürs Leben. Die verläuft natürlich nicht immer harmonisch ab, sondern ist oft ziemlich kompliziert.
Man liebt sich und konkurriert gleichzeitig miteinander.
Die Beziehung zwischen mir und meiner fünf Jahre älteren Schwester Tina ist sehr komplex, Das ist sie auch schon von Anfang an gewesen.
Für meine Schwester war ich von Geburt an diejenige, die gefühlt mehr Aufmerksamkeit von uns beiden bekommen hat. Ich -das kleine Engelchen mit den blonden Locken und den blauen Augen, die jeden um den Finger wickeln konnte. In gewisser Weise -zumindest meine Oma betreffend-hatte Tina auch recht. Meine Oma hatte vier Enkelkinder, aber es gab immer mein Lieblingsessen und meinen Lieblingskuchen.
Umso weniger ist es verwunderlich, dass meine Schwester mir gerade in der Kindheit nicht wirklich wohlgesonnen gewesen ist. Das ließ sie mich auch oft spüren.
Eine der ersten Geschichten, an die ich mich erinnere ist eine „Toiletten-Geschichte". Ich muss ungefähr vier Jahre alt gewesen sein. Ich war mitten im Spiel und das ist ja wichtiger als darauf zu achten, dass man dringend auf Toilette muss, gerade wenn man bis vor kurzem noch eine Windel getragen hat. So schenkte ich meiner Blase erst viel zu spät Beachtung und lief eilig Richtung Toilette. Meine Schwester hat das mitbekommen und war - dank ihrer längeren Beine- schneller dort als ich und schloss sich ein.
Ich kauerte mich vor die Türe und schloss die Beine fest zusammen. Immer wieder klopfte ich an die Türe „Tina-aufmachen". Tränen schossen mir vor Verzweiflung in die Augen- zu stolz war ich darüber keine Windeln mehr zu brauchen...und dann passierte es: zwischen meinen Beinen wurde es nass und warm. Nun fing ich richtig an zu weinen. Tina schloss die Türe auf und lachte sich kaputt. Sie saß die ganze Zeit auf einem geschlossenen Toilettendeckel und las in ihrem Comic. Sie musste gar nicht und wollte nur, dass mir das passierte.
Geschichten wie diese gibt es viele zwischen meiner Schwester und mir, auch unzählige Streitereien, die meinen Eltern wohl den letzten Nerv geraubt haben müssen.
Aber es gibt auch die guten Erinnerungen. Wie wir heimlich zusammen die „Schwarzwaldklinik" geschaut haben, als wir eigentlich schlafen mussten. Oder als wir zusammen die Treppe vor der Haustüre mit Leim beschmiert haben, in der Hoffnung, dass Besucher dort kleben blieben (dies passierte natürlich nicht. Stattdessen gab es ein riesen Donnerwetter von unserem Vater inklusive Stubenarrest und Putzeimer um die Schweinerei wieder wegzubekommen).
Manchmal können wir uns gegenseitig kaum ertragen und sind froh inzwischen ziemlich weit voneinander entfernt zu wohnen. Dann wieder vermissen wir uns schrecklich.
Die Beziehung unter Geschwistern ist tatsächlich eine ganz besondere (ganz egal wie gut oder schlecht diese auch immer sein mag).
Gerade in schweren Momenten halten wir wirklich zusammen. Als meine Mutter damals die Diagnose Krebs bekommen hat waren wir zusammen an Ihrer Seite, haben uns gegenseitig getröstet und zusammen geweint.
Manchmal hassen wir uns, manchmal lieben wir uns. Aber ehrlich gesagt bin ich sehr froh eine Schwester zu haben, egal wie oft sie mich auch nerven mag ;)
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