44. Nie wieder
Adrian P.O.V.
„Na gut.", sage ich schließlich seufzend und stehe wieder langsam auf. „Dann hat wenigstens einer von uns das Bett."
Ich beobachte sie noch kurz, aber es dauert nicht lange bis ihre Atmung ruhiger wird und sie schließlich einschläft.
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15 min später
Als ich aus der Dusche kommt, trockne ich mich ab, ziehe eine Jogginghose an und gehe zum Bett. Ich lasse mich auf die weiche Matratze sinken und die Müdigkeit überkommt mich fast schlagartig.
Ich schließe meine Augen und spüre, dass es nicht lange dauern wird, bis ich schlafe. Doch bevor ich endgültig wegdrifte, bemerke ich, wie sich die Matratze neben mir leicht absenkt.
Ich drehe mich zur Seite und sehe im schwachen Licht Avery, die sich gerade irgendwie ins Bett schleppt. Sie liegt halb quer über der Matratze, die Haare zerzaust, und macht unverständliche Laute. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Avery murmelt weiter, greift meine Decke und zieht sie näher an sich. Ohne es zu merken, rutscht sie dabei immer näher an mich heran. Stück für Stück wird der Abstand zwischen uns kleiner, bis ich schließlich ihren warmen Atem an meiner Schulter spüre. Sie ist so nah, dass ich ihre Haut riechen kann, einen schwachen Duft von ihrem Parfüm. Ihre Stirn streift meinen Arm, und ich bleibe reglos liegen, beobachte sie, während sie sich fast schon vertraut an mich ranschmiegt.
Wie kann sie mir so sehr vertrauen, dass sie unbewusst meine Nähe sucht? Ich habe sie entführt. Sie sollte Angst vor mir haben, sollte mich hassen. Doch jetzt liegt sie hier, dicht an mich gedrückt, als wäre ich jemand, bei dem sie Schutz sucht.
Sie ist definitiv jemand der immer an das Gute in Menschen glaubt, selbst wenn sie allen Grund hätte, misstrauisch zu sein. Vielleicht ist das ihre größte Stärke, aber vielleicht auch ihre größte Schwäche.
Ohne wirklich darüber nachzudenken, bewege ich meinen Arm und lege ihn vorsichtig um sie. Es fühlt sich fast schon normal an, wie eine natürliche Reaktion auf ihre Nähe. Sie murmelt etwas Unverständliches und kuschelt sich noch näher an mich. Ihr Kopf liegt jetzt auf meiner Brust, und ich kann spüren, wie sich ihr Atem langsam beruhigt, als ob sie in diesem Moment Ruhe findet.
Meine Gedanken rasen. Was tue ich hier eigentlich? Ich sollte mich distanzieren. Aber irgendetwas in mir weigert sich, sie loszulassen. Vielleicht ist es der Teil von mir, der schon lange nichts mehr gespürt hat.
Ich halte sie sanft und sehe sie an, nur für einen kurzen Moment, aber irgendwie verliere ich mich in diesem Anblick. Ihr Gesicht ist entspannt, fast friedlich, die Sorgen und der Lärm des Tages scheinen in ihrem Schlaf von ihr abgefallen zu sein. Und für einen Augenblick vergesse ich, wer sie ist, wo wir sind, und was alles passiert ist.
Vorsichtig greife ich nach meiner Decke, hebe sie an und breite sie langsam über Avery aus. Sie rührt sich kaum, ihr Atem bleibt ruhig, und ich sorge dafür, dass sie vollständig zugedeckt ist.
Ihr leiser, gleichmäßiger Atem erfüllt den Raum, ein sanfter Rhythmus, der fast beruhigend wirkt. Ich atme tief ein, lasse die Anspannung des Tages von mir abfallen und sinke endlich in den Schlaf.
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Avery P.O.V.
7 h später
„Wieso habe ich überhaupt dein Shirt an?" Die Frage stelle ich mehr mir selbst als ihm, während ich aufgewühlt meine Jeans und ein Top vom Sessel nehme und ins Badezimmer verschwinde. Ich kann Adrians amüsierten Blick, auf mir spüren, als ich die Tür hinter mir zuknalle.
Als ich 20 Minuten später nach der Dusche frisch angezogen aus dem Badezimmer komme, sitzt Adrian bereits wieder an seinem Laptop.
Während dem Duschen kamen ein paar Erinnerungen von der Party zurück.
Verdammt ich glaub ich war komplett betrunken.
Das letzte an was ich mich erinnern kann ist, das Adrian mir mein Champagnerglas weggenommen hat. Ab dann ist alles schwarz.
„Hier..", sage ich und gehe langsam zu Adrian. Ich strecke ihm sein Shirt welches ich zum schlafen anhatte entgegen. Langsam hebt er seinen Blick und sieht mich an. Dann fällt sein Blick auf das Shirt.
„Leg es auf den Stuhl", sagt er schließlich, gleichgültig wie immer, und wendet sich sofort wieder seiner Tastatur zu. Ich stehe einen Moment unsicher da, dann lege ich das Shirt vorsichtig auf den Stuhl.
Aber das Gefühl der Nervosität lässt mich nicht los.
Adrian hält plötzlich inne. Er tippt nicht weiter, sondern hebt seinen Blick wieder und sieht mich an.
„Du hast dich gestern einfach ausgezogen. Dann hab ich dir das Shirt schnell zugeworfen.", sagt er plötzlich als hätte er die Fragen die ich mir innerlich gestellt habe, gehört.
Sofort spüre ich, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt.
Adrian bemerkt es sofort und ein freches Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus. Er genießt meine Nervosität sichtbar.
„Ich habe mich weggedreht. Entspann dich." Seine Stimme ist jetzt ein wenig weicher, aber ich kann das Grinsen immer noch in seinem Gesicht sehen.
Ich will etwas sagen, irgendetwas. Stattdessen nicke ich nur stumm und drehe mich weg, versuche, den Knoten in meinem Bauch zu ignorieren. Ich will gar nichts wissen was sonst passiert ist, aber scheinbar war ich betrunken genug als das es mir egal war, dass Adrian sich neben mir ins Bett gelegt hat. Und das ich irgendwie in seinen Armen gelandet bin..
Ich trinke nie wieder etwas.
Nie wieder.
Nie nie nie wieder.
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5 h später
„Können wir bitte an die frische Luft gehen?", frage ich, denn den ganzen Tag in diesem Zimmer eingesperrt zu sein und nicht außer das Geräusch von Adrians Tastatur zu hören, ist verdammt beengend.
„Nein.", antwortet Adrian ohne zu zögern.
Ernsthaft?
„Ich muss arbeiten.", fügt er schließlich hinzu.
Dieser Satz klingt seltsam, vor allem seit der Info die Adrian mir gestern gegeben hat.
„Kann ich...", beginne ich, denn ich kann nicht glauben dass ich einen Funken Hoffnung habe, dass er ja sagt. „...einfach alleine eine Runde spazieren gehen? Nur um mal kurz rauszukommen?"
Sofort haste sein Blick zu mir.
„Auf gar keinen Fall.", sagt er mit so einem ersten Ton, dass es eigentlich keinen Sinn macht zu diskutieren.
„Wieso nicht? Ich werde auch nicht weglaufen!", schnauze ich ihn an, wobei ich mir da nicht so sicher bin. „Ich brauche einfach frisch-"
Doch bevor ich weitersprechen kann, hebt Adrian eine Hand und unterbricht mich.
„Es geht nicht darum, dass du abhaust, Avery.", Sein Blick ist ernst, und seine Stimme klingt ruhiger, als ich es erwartet hätte.
Er seufzt, reibt sich die Schläfen und sieht mich dann wieder direkt an. Man sieht ihm an, dass er eigentlich noch etwas sagen wollte. Aber er schweigt.
Er räuspert sich einmal und wendet sich wieder seinem Laptop zu.
Ich lasse mich enttäuscht aufs Bett sinken und ziehe meine Beine an mich. Mein Blick wandert zu Adrian der weiter auf seinen Laptop starrt.
Adrian blickt plötzlich hoch und erwischt mich dabei, wie ich ihn ansehe. Sein Blick ist scharf und ungeduldig. „Sieh mich nicht so an", sagt er, als wäre mein Blick ein Angriff, den er abwehren muss.
Ich sage nichts. Stattdessen lasse ich meinen Blick noch flehender werden, ohne ein Wort zu verlieren.
Er wirkt genervt, und ich merke, wie die Anspannung in ihm wächst. Seine Finger tippen immer langsamer auf der Tastatur, bis sie schließlich ganz innehält. Er atmet scharf aus, und ohne ein weiteres Wort klappt er seinen Laptop mit einem lauten Knall zu.
„Zieh dich an", sagt er schließlich, die Worte kommen wie ein Seufzen heraus. „Wir gehen nach draußen."
Für einen Moment kann ich kaum glauben, was ich da höre. „Wirklich?" frage ich, breit grinsend.
„Ja.", knurrt er, ohne mich anzusehen.
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