4. An der Stange
Avery P.O.V.
21:08 Uhr
Kathi steht bereits an zweiter Stelle in der langen Schlange des Clubs, die sich noch über mehrere Meter den Gehweg entlangzieht. Sie wirkt ungeduldig, schaut immer wieder um sich und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Wo warst du so lange?", fragt sie mich, kaum dass ich vor dem Club bei ihr ankomme. Hinter uns murmelt die Menge, während die Schlange langsam vorwärts rückt.
„Lass uns einfach reingehen..ich brauch etwas zu trinken.", antworte ich schwach.
Kathi mustert mich einmal stirnrunzelnd. „Deine Wange...sie ist total rot..was ist passiert?"
„Dominic ist passiert.", sage ich emotionslos und krame meinen Ausweis aus meiner Tasche. „Ich will einfach Ablenkung. Bitte.", sage ich spürbar aufgebracht und muss einmal schlucken um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
„Okay..", sagt Kathi schließlich.
Wir reichen dem Securitymann unsere Ausweise als wir dran sind und gehen schließlich in den Club.
„Bitte gehen wir gleich zur Bar..", rufe ich Kathi durch die viel zu laute Musik zu, sofort nickt sie zustimmend.
„Okay...ähm übrigens...ich hab meine Geldbörse vergessen...es tut mir echt so leid.", sagt sie und ich kann nur die Augen verdrehen.
„Schon okay.", sage ich und deute ihr zu Bar mitzukommen.
„Was ist das billigste und gleichzeitig stärkste was sie haben. Preis-leistungsmäßig.", frage ich den jungen Barkeeper. Stirnrunzelnd sieht er uns an.
„Vodka Shots.", sagt er schließlich.
Kathi drängt sich neben mich. „Wollen wir nicht die leckeren Erdbeer Cosmopolitans nehmen?"
„Kathi, Die kosten hier 18€ pro Glas.."
„Na und?", fragt sie, als ob nicht ich alles zahlen müsste. Angespannt seufze ich aus und hasse mich jetzt schon für meine nächsten Worte an den Barkeeper.
„Wir nehmen 2 Mal den Erdbeer Cosmopolitan"
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Ausgelassen bewegen wir uns zu der Musik. Die letzten Cosmopolitans und Tequila Shots hätte ich mir wahrscheinlich sparen können, denn ich habe echt Mühe mein Gleichgewicht zu halten.
„Sie mal!", sagt Kathi und deutet zu einem der Tanzpodeste. „Die Stange ist frei!"
Bevor ich überhaupt reagieren kann läuft Kathi schon Richtung Stange.
„Kathi warte! Bist du irre!", rufe ich ihr nach doch kann mir ein Lachen nicht verkneifen, als ich sie im nächsten Moment an der Stange tanzen sehe.
„Komm hoch! Das ist total witzig!", ruft sie mir berauscht zu.
„Ich muss mich schon im Stehen fast übergeben, keine Ahnung ob das ne gute Idee ist.", sage ich doch spiele tatsächlich mit dem Gedanken, einfach mitzumachen.
„Ach..komm schon. Sei nicht so prüde.", drängt Kathi mich.
„Na gut..", gebe ich schließlich nach. Sie reicht mir ihre Hand und holt mich zu sich hoch auf das Podest. Ich greife die kalte Stange und beginne zu der Musik zu tanzen.
„Ich liebe die betrunkene Avery.", sagt Kathi lachend.
Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf die Musik. Alles um mich herum blende ich aus. Das einzige was ich spüre is der Alkohol der durch nein Blut rauscht und der Bass der meinen Körper virbieren lässt. Ich verliere jegliches Gefühl von Zeit, als ich plötzlich durch Kathis gestresste Stimme aus meinem tranceähnlichem Zustand gerissen werde.
„Avery!!"
Ich zucke zusammen und mache die Augen auf, als ich sehe, dass Kathi nicht mehr neben mir an der Stange tanzt, sondern unten in der Menge steht und mir hektisch deutet nach unten zu kommen.
„Was ist denn?", frage ich verwirrt, als ich im nächsten Moment, am Unterarm gepackt werde und gewaltvoll vom Podest gezogen werde.
„Autsch..du tust mir weh.", fauche ich den mir bekannten Security an. Derselbe der mich letztens rausgeschmissen hat.
„Der Boss will dich sehen.", sagt er kalt und schleppt mich hinter sich her, ans hintere Ende des Clubs. Ich versuche mich zu wehren, doch es ist zwecklos. Vor einer grossen schwarzen Tür, bleibt er schließlich stehen.
Mein Herz pocht bis zum Anschlag, denn es ist kein Geheimnis, dass ich wohl in Schwierigkeiten bin.
Der Security Typ klopft einmal an der Tür, macht sie dann langsam auf.
Er zieht mich hinter sich mit in den Raum, welcher sich als riesiges Büro entpuppt. Der Raum hat keine Fenster, er ist komplett dunkel, fast gänzlich schwarz eingerichtet. Das einzige was etwas Farbe hat sind die dunkelbraunen Möbel und der dunkelgrüne Lederstuhl am Rand. In der Mitte des Raumes steht ein großer Schreibtisch, hinter welchem Adrian Sanchez sitzt.
Mit wütend funkelnden Augen fixiert mich Adrian, als wolle er mich an Ort und Stelle erwürgen.
„Hier ist sie Boss."
„Danke Hunter. Du kannst gehen.", sagt Adrian woraufhin Hunter den Raum verlässt. Als die Tür hinter mir zuknallt zucke ich heftig zusammen.
Die Stille ist fast unerträglich, doch ich stelle mit bewusst aufrecht hin, um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Auf einmal wie aus dem nichts kommt etwas hinter Adrians Schreibtisch hervor.
„Oh Gott oh gott o gott..", sage ich panisch, meine gespielte Gelassenheit dahin, als ich einen riesigen schwarzen Rottweiler langsam in meine Richtung kommen sehe.
„Zeus. Platz.", sagt Adrian ernst, woraufhin sich der Hund sofort hinlegt.
Grusliger Name. Grusliger Hund. Grusliger Besitzer.
Passt ja.
Ich lasse Zeus keine Sekunde aus den Augen und er mich auch nicht. Langsam gehe ich etwas zurück, um Abstand zu dem Hund zu bekommen. Adrian verfolgt dabei wortlos jede meiner Bewegungen.
„Er macht nichts.", sagt er ohne den Hauch einer Emotion in seiner Stimme.
Nervös schlucke ich.
„D-das hat der letzte Besitzer, des Hundes der m-mich gebissen hat auch gesagt.", antworte ich während mein Herz mir droht, aus der Brust rauszuhüpfen.
Adrian ignoriert meine Aussage und erhebt sich langsam von seinem lederüberzogenen Schreibtischstuhl. Er zupft sich die Ärmel seines Hemdes zurecht und kommt langsam auf mich zu. Sofort rutscht mir gefühlt mein Herz in die Hose doch ich lasse mir nichts anmerken. Aber aus irgendeinem Grund habe ich aber das Gefühl das Adrian meine Angst längst klar sehen kann und es genießt.
Zeus steht ebenfalls auf und geht dicht an Adrians Bein entlang mit in meine Richtung.
Er soll diesen grusligen Hund weggeben.
„A-adrian b-bitte gib den Hund weg."
„Für dich immer noch Mr. Sanchez.", fährt er mich sofort an.
„Okay..ähm..g-geben Sie b-bitte den Hund weg.."
„Ich habe hier Kunden. Wichtige Kunden. „, Beginnt er ohne auf meine Angst vor dem Hund einzugehen. „Und wenn du wie eine Idiotin auf der Stange tanzt, werde ich vor diesen Kunden an Glaubwürdigkeit verlieren." Seine Stimme ist so tief und rau, dass mir die Gänsehaut über den Rücken läuft.
„Jaa..tut mir leid...das lief echt blöd..meine Freundin Kat-"
„Wieso bist du in meinem Club?", unterbricht er mich toternst. Für einen Moment sehe ich ihn etwas verwirrt über die Frage an.
„Keine Ahnung...unser Stammclub w-war letztens voll...dann kamen wir hier her." Ich versuche so sehr es geht meine Nervosität nach außen hin zu verbergen, doch so richtig klappen will es nicht.
Als würde er mir nicht glauben mustert er mich einmal kritisch. Dann fällt sein Blick auf meine Wange, welche den Schmerzen nach wohl immer noch gerötet ist. Seine Augen verweilen einen Moment darauf, bevor er wieder mich ansieht.
„Wurdest du hierher geschickt? Von Dominic?"
„Wieso muss ich dich Siezen und du mich nicht?", platzt es aus mir raus.
„Beantworte gefälligst meine Frage.", fährt er mich an.
„Nein, wieso sollte überhaupt irgendjemand mich schicken? Hat das was mit euren Immobilien Geschäften zu tun?"
Irritiert sieht er mich an. Er sagt kein Wort.
„Hör zu...mir tuts echt leid, falls ich deine...ähm...Ihre Kunden verjagt habe...ich werde nicht mehr an den Stangen tanzen."
Mein Blick fällt immer wieder zu Zeus, welcher treu an seiner rechten Seite sitzt.
„Du kannst gehen.", sagt Adrian und dreht sich um, ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
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