22. Das war keine Frage
31 Minuten später
Ein Vollidiot.
Jap.
Er ist ein Vollidiot.
Ein Mörder. Ein eiskalter Mensch ohne Herz.
„Chloe was sagst du? Findest du auch, dass er ein eiskalter idiotischer Mörder ist der mich verhungern lassen will?", flüstere ich ihr zu als sie im Bett neben mir liegt, an mich die angenehm warme Wärmeflasche gepresst, welche mir Marta gebracht hat. „Wenigstens habe ich dich bei mir...mehr brauche ich nicht. Soll er sich den blöden Apfel eben behalten. Immerh-"
Ich stocke mitten im Satz als es an der Tür klopft, sofort zucke ich zusammen. Mein Herzschlag beschleunigt sich fast schlagartig.
Mein Blick hastet zu der Tür.
Bevor ich weiter nachdenken kann, höre ich das leise Klicken eines Schlüssels im Schloss.
Die Tür öffnet sich langsam, und Marta tritt ein, ein Tablett in den Händen. Sie trägt es behutsam, als wäre es zerbrechlich. Gebannt verfolge ich sie mit meinem Blick als sie immer näher kommt.
„Hier..", sagt sie und stellt das Tablett vorsichtig auf dem Nachtkästchen neben mir ab. Auf dem Tablett stehen eine dampfende Schüssel mit Gemüsesuppe, die nach frischen Kräutern duftet, ein zart gebratenes Hähnchen, Kartoffelpüree und gedünstetes Gemüse, dazu ein kleiner Korb mit knusprigem Brot und der rote Apfel, den ich vorher noch in der Hand hielt.
Marta richtet die Teller und das Besteck noch ein wenig aus, als müsse alles perfekt stehen, während ich sie überrascht dabei beobachte.
„Mr. Sanchez hat mich beauftragt, Ihnen etwas frisches und warmes zum Essen zu bringen." sagt sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.
Adrian hat ihr das befohlen? Ob das Essen vergiftet ist?
Ich betrachte das Essen und sofort läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Es ist gefühlt ewig her, dass ich etwas warmes zu Essen hatte.
„Danke Marta...das riecht wirklich köstlich.", sage ich und schenke ihr ein Lächeln. „Wirklich viele dank..."
Sie nickt mir einmal zu und verlässt schließlich leise wieder das Zimmer. Ich warte nicht lange und lasse mir das leckere Essen sofort schmecken.
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09:27 Uhr
Die Regendusche lässt warmes Wasser sanft auf meinen Körper prasseln, und zum ersten Mal seit Tagen spüre ich wieder wohlige Wärme.
Als ich das Wasser abstelle, greife ich nach einem flauschigen, weißen Handtuch, das auf einem goldenen Halter liegt. Der weiche Stoff umhüllt mich.
Der Dampf hängt noch in der Luft, während ich die Badezimmertür öffne und leise ins angrenzende Zimmer trete. Neugierig gehe ich zu der großen Kommode gegenüber vom Bett, öffne die erste Schublade in der Hoffnung irgendetwas zum Anziehen zu finden. Als ich den Inhalt der Kommode sehe stocke ich kurz.
Sie ist voll mit Kleidung in meiner Größe Shirts, Pullover, Jogginghose. Alles sieht neu aus, sorgfältig gefaltet und ordentlich eingelegt. Ich fahre über den Stoff eines weichen Pullovers, frage mich, ob Adrian das alles für mich besorgt hat. Der Gedanke ist seltsam und irgendwie beunruhigend. Wie lange plant er, dass ich bleibe?
Ich ziehe mir schließlich frische Kleidung an, ein einfaches Shirt und eine zart rosa Jogginghose, die perfekt passt. Das Gefühl von Sauberkeit und Wärme tut gut, doch die Fragen in meinem Kopf lassen mich nicht los.
Mit einem leichten Seufzer lasse ich mich aufs Bett sinken und kuschel mich zu Chloe. Solange ich sie bei mir hab geht es mir gut.
„Chloe ich hab dich so lieb.", flüstere ich ihr zu und drücke ihr einen Kuss auf ihren weichen Kopf. Entspannt streckt sie sich einmal und miaut mich an.
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2 Wochen später
„So 2 Wiederholungen noch.", erkläre ich Chloe, welche desinteressiert auf dem Bett liegt, während ich ein paar Sportübungen auf dem weißen flauschigen Teppich vor meinem Bett mache.
Es ist das Einzige was meinen Kopf zur Zeit halbwegs klar hält. Denn wenn ich auch nur eine Sekunde zu lange darüber nachdenke, dass ich bei einem Mörder gefangen bin, der in irgendwelche krummen Geschäfte verwickelt ist und dessen Wohlstand wohl nicht nur vom Club kommt, verliere ich den Verstand.
Bisher sind 2 Wochen vergangen.
2 Wochen in denen ich Adrian zum Glück kein einziges mal gesehen habe.
Die einzige Person die ich regelmäßig gesehen habe ist Marta welche mir 3 Mal am Tag etwas zu Essen ins Zimmer bringt. Sie ist wirklich eine liebe Frau und ich freue mich jedes Mal wenn ich sie sehe. Wir reden meist nur kurz, es wirkt als dürfte sie nicht lange bei mir im Zimmer bleiben. Vermutlich ein Befehl von Adrian.
Manchmal höre ich verschiedene Stimmen in der Villa. Es wohnen definitiv noch andere Personen hier.
Ob sie wissen, dass ich überhaupt hier bin?
„Gut...das wars.", sage ich keuchend und lege mich auf dem Boden auf meinen Rücken, nachdem ich meine letzte Übung erledigt habe.
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Nach einer erfrischenden Dusche wickle ich zuerst mich und dann meine Haare in ein Handtuch. Barfuß und noch leicht tropfend öffne ich die Tür zu meinem Zimmer. Doch kaum habe ich die Schwelle überschritten, bleibt mein Herz stehen, als ich sehe das jemand auf meinem Bett sitzt.
Adrian.
„Bist du wahnsinnig?" fauche ich ihn an während ich das Handtuch enger um meinen Körper ziehe. „Ich hätte nackt sein können!"
Adrian reagiert nicht sofort, seine Miene bleibt reglos. Seine Augen wandern langsam über meinen Körper, und ich spüre jeden Zentimeter dieses Blicks, wie eine Berührung auf meiner Haut.
„Stimmt.", sagt er schließlich, seine Stimme ruhig. Er beugt sich nach vorne, stützt sich mit seinen Ellenbogen an seinen Oberschenkeln und lässt weiter in aller Ruhe seine Augen über meinen Körper wandern. „Aber das bist du nicht."
„Aber was wenn? Du kannst nicht einfach hier reinplatzen."
Genervt atmet er aus.
„Avery, falls ich etwas sehen sollte, was ich noch nie gesehen habe werfe ich ne Münze danach."
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, woraufhin sich ein amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen bildet.
„Weshalb bist du hier?", frage ich schließlich und verschränke die Arme vor der Brust. Meine Stimme klingt schärfer, als ich es beabsichtigt hatte, doch die Anspannung der letzten Wochen hat sich aufgestaut. Ich wusste, dass dieser Moment kommen würde. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis ich von Nutzen für ihn bin.
„Heute Abend findet hier in der Villa eine Feier statt," , beginnt er zu erklären. „Es werden zahlreiche wichtige Personen anwesend sein. Potenzielle Geschäftspartner und aktuelle Kunden."
„Vom Club?", hake ich nach.
Er macht eine kurze Pause, als ob er abwägt, wie viel er mir wirklich sagen muss. „Ich möchte, dass du meine Begleitung bist.", sagt er schließlich ohne auf meine Frage einzugehen.
Sein Ton lässt keinen Zweifel daran, dass es keine Bitte ist. Trotzdem schüttle ich sofort den Kopf. „Nein. Auf keinen Fall. Ich will da nicht dabei sein...zwischen all den Menschen."
Adrian lächelt, auf eine Art die nichts mit echter Freude zu tun hat. „Das war keine Frage, Avery." Seine Stimme bleibt ruhig, aber es schwingt eine Kälte mit, die mir Gänsehaut über den Rücken jagt.
Adrian steht langsam vom Bett auf und zupft sich seine Anzugjacke zurecht. Seine Augen sind starr auf mir während er mir näher kommt. Mit jedem Schritt den er auf mich zugeht, erhöht sich mein Herzschlag.
Einen Schritt vor mir bleibt er schließlich stehen.
„Um 20:00 Uhr beginnt es. Du wirst gefälligst dein schauspielerisches Talent einsetzen. Hast du ja schon mal. Wenn du auf dumme Ideen kommst oder versuchst abzuhauen, habe ich keine Scheu zu drastischen Maßnahmen zu greifen. Du verstehst."
Mein Herz beginnt unangenehm laut zu pochen, denn seine Stimme lässt keinen Zweifel daran, dass er es ernst meint.
Ohne noch etwas zu sagen dreht er sich um und will gerade bei der Tür rausgehen. Für einen Moment bleibt er stehen. Er dreht sich um und sieht mich an.
„Zieh dir ein Kleid an.", sagt er und verschwindet schließlich das Zimmer.
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