175. Egal was die Zukunft bereithält
2 Tage später
Hunter P.O.V.
Die Zweige knacken unter unseren Füßen, während wir durch das Waldstück laufen. Sofia hält meine Hand, ihr Griff leicht, aber fest und Valentina geht ein Stück vor uns her, während sie irgendetwas summt, das sie heute Morgen im Radio gehört hat. Der Pfad ist schmal, und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne brechen durch die Bäume. Es ist fast idyllisch – wenn man ignoriert, dass uns ein Agent ein paar Meter hinterhergeht.
„Ich werde mich nie an diese Spaziergänge gewöhnen..", murmelt Sofia neben mir und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Waldwege und High Heels passen einfach nicht zusammen."
Ich grinse. „Du hast dich doch freiwillig für die Schuhe entschieden."
Hinter uns räuspert sich der Agent, der uns begleitet, doch er sagt nichts. Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu. Irgendwie beruhigend, dass er da ist, auch wenn es absurd ist, dass wir solche Vorsichtsmaßnahmen brauchen.
Als wir aus dem Wald treten, öffnet sich der Blick auf das Haus. Das letzte Licht des Tages taucht die Szenerie in warme Goldtöne. Der Garten ist wild, aber gepflegt, das Gras leuchtet grün, und die Blumenbeete, die Avery liebevoll angelegt hat, blühen in allen Farben.
Ich lasse meinen Blick über das Grundstück schweifen. Und da sind sie.
Avery rennt lachend durch den Garten, Milo dicht hinter ihr, während Zeus mit einem Ball zwischen den Zähnen über die Wiese galoppiert. Adrian steht auf der Veranda und beobachtet sie, aber als Avery ihm etwas zuruft, setzt er sich in Bewegung, ein Lächeln auf seinem Gesicht, das ich nicht oft sehe. Als er sie erreicht, schlingt er die Arme um ihre Taille und hebt sie spielerisch vom Boden, während sie lacht und versucht, sich aus seinem Griff zu winden.
Egal wie oft ich die Beiden gemeinsam sehe: Es ist immer noch surreal. Der Mann, den ich kannte – der Mann, der von Dunkelheit und Kontrolle geprägt war – hat es wirklich geschafft. Er steht da, in einem einfachen Shirt und Jeans, hält seine ganze Welt in seinen Armen und lacht. Nicht dieses kontrollierte, kalte Lächeln, das ich so oft gesehen habe, sondern ein echtes Lachen.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das erlebe.", murmelt Sofia, ihre Augen auf Avery und Adrian gerichtet.
„Niemand von uns.", stimme ich zu.
Valentina atmet zufrieden neben mir ein und sieht zu Adrian und Avery hinüber. Adrian hält Avery fest in seinen Armen, während Zeus und Milo sich noch immer voller Energie über die Wiese jagen.
„Die beiden sind so süß", sagt Valentina, ihre Stimme voller Wärme.
Sofia schnaubt leise. „Ja, süß vielleicht, aber ich verstehe es immer noch nicht. Wie kann das überhaupt funktionieren? Sie könnten nicht unterschiedlicher sein."
Ich atme tief durch, meinen Blick noch immer auf die beiden gerichtet, bevor ich langsam spreche. „Genau das ist es, was die Beiden zusammenhält."
Sofia sieht mich an, die Stirn leicht gerunzelt. „Wie meinst du das?"
„Adrian hat genug Härte für zehn Leben.", beginne ich und atme einmal tief durch. „Er braucht niemanden, der genauso kalt und berechnend ist wie er. Er braucht jemanden, der ihn daran erinnert, dass es auch anders geht. Dass es noch Menschlichkeit gibt. Und Avery...Sie ist wie ein Gegenpol zu all der Dunkelheit in seinem Leben. Ihre Gutgläubigkeit, ihre Sanftheit – das hält ihn am Boden. Sie zwingt ihn, nicht nur zu funktionieren, sondern zu fühlen. Ohne sie wäre er längst verloren."
Sofia runzelt die Stirn, als wollte sie widersprechen, aber ich rede weiter.
„Und Avery...Avery liebt Adrian gerade weil er das Gegenteil von ihr ist. Seine Ruhe, seine Stärke und seine kontrollierte Art geben ihr Stabilität. Adrian fordert sie heraus, ohne sie zu verbiegen. Er liebt sie so, wie sie ist – ohne Bedingungen, ohne Erwartungen."
Sofia schweigt, aber ich sehe, wie ihre Haltung sich verändert.
"Sie braucht ihn.", sage ich abschließend. "Nicht, weil sie ohne ihn schwach ist, sondern weil er der einzige ist, der ihre Stärke zum Vorschein bringt, ohne ihre Sanftheit zu zerstören."
„Wow..", sagt Valentina und schluckt einmal schwer. „Das hätte man wohl nicht besser sagen können."
Sofia sieht mich eine Weile schweigend an, bevor sie sich wieder zu den beiden umdreht. Avery lacht jetzt über etwas, was Adrian gesagt hat und schubst ihn spielerisch, während er sie am Arm zurückzieht und sie festhält. Sofia seufzt, aber ich sehe das kleine Lächeln, das sich auf ihre Lippen schleicht, als Avery Adrian einen schnellen Kuss auf die Wange gibt und Adrian sie auf eine Art an sich zieht, die so beschützend ist, dass es fast absurd erscheint.
„Vielleicht hast du recht", gibt Sofia schließlich zu.
„Ich habe immer recht", erwidere ich trocken, was mir einen Stoß in die Rippen von Sofia einbringt. Valentina lacht leise, und wir setzen uns wieder in Bewegung, auf dem Weg zu dem Abendessen, zu dem wir ohnehin schon zu spät sind.
Als wir den Garten betreten und näher zum Haus kommen drehen sich Adrian und Avery zu uns um. Ihre Gesichter strahlen, voller Leben und Wärme. Milo und Zeus laufen bellend auf uns zu.
„Wir dachten schon, ihr hättet euch verirrt", sagt Adrian und schenkt uns ein Lächeln, das so ehrlich ist, dass es fast surreal wirkt. Es ist, als hätte er endlich Frieden gefunden – mit sich selbst, mit der Welt, mit Avery.
„Verirrt? Sofia hat den halben Weg blockiert, weil sie mit diesen High Heels versucht hat, durch den Wald zu kommen.", antworte ich grinsend.
Sofia schnaubt und zieht die Nase hoch. „Der Weg hätte besser vorbereitet sein können."
„Oder du hättest vernünftige Schuhe anziehen können." kontert Valentina trocken.
Sofia wirft ihr einen Blick zu, der vermutlich töten könnte. Doch bevor sie kontern kann, meldet sich Avery lachend. „Ich hoffe, du hast den Beiden nicht zu sehr das Leben schwer gemacht, Sofia."
„Nicht schwerer, als Hunter es verdient hat.", sagt Sofia, ein Hauch von Belustigung liegt in ihrer Stimme.
„Wie auch immer..Kommt mit. Das Essen wartet.", sagt Adrian lächelnd und deutet uns Richtung Veranda.
Wir treten auf die Veranda, die im Licht der untergehenden Sonne in warme Orangetöne getaucht ist. Der Holztisch ist bereits gedeckt mit Pasta, Wein und Brot. Adrian zieht einen Stuhl für Avery zurück, bevor er sich neben sie setzt, eine Hand locker auf die Rückenlehne ihres Stuhls gelegt.
Für einen Moment herrscht Stille. Aber es ist keine unangenehme Stille – es ist die Art von Stille, die eintritt, wenn jeder spürt, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
„Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so einen ruhigen Abend hatte," sagt Sofia plötzlich und streicht sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. Valentina öffnet eine Flasche Rotwein und beginnt uns allen ein Glas einzuschenken.
„Ich glaube, es tut uns allen gut, mal ein bisschen Normalität zu haben," sagt Avery und greift nach Adrians Hand, die auf dem Tisch liegt. Sein Blick richtet sich sofort zu ihr und er sieht sie an, als würde er alleine bei ihrem Anblick alles um sich herum vergessen.
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Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bäumen, als wir zu essen beginnen. Das Gespräch dreht sich um einfache Dinge – Erinnerungen, Pläne, und immer wieder fallen Blicke zwischen Avery und Adrian, die mehr sagen, als Worte es könnten.
Zeus und Milo rennend spielend um den Tisch, während Chloe müde in meinem Schoß liegt. Avery und Adrian stehen schließlich auf, als ob sie ein wenig Abstand suchen würden, und gehen gemeinsam zum Rand der Veranda.
Ich sehe ihnen nach, wie sie nebeneinander stehen, Adrians Hand an ihrem Rücken, ein instinktives Zeichen seiner Nähe und seines Schutzes.
„Du weißt, dass er sie nie mehr loslassen wird, oder?" sagt Valentina lächelnd zu mir, während sie sich ein Glas Wein einschenkt.
Ich seufze zufrieden und nicke schließlich. „Ja, das weiß ich."
In dem Moment wird mir klar, dass die Beiden nicht nur einander - sondern auch den Frieden, den sie so lange gesucht haben - gefunden haben.
Und solange sie zusammen sind wird sich daran auch nichts mehr ändern, egal was die Zukunft für sie bereithält.
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