159. Hier?
Avery P.O.V.
Ich gähne leise, versuche meine Müdigkeit zu verbergen, während er mir den letzten Raum des Hauses zeigt, aber Adrian bemerkt es sofort. Sein Blick wandert zu mir, und das sanfte Lächeln auf seinem Gesicht macht mein Herz schwer vor Zärtlichkeit.
„Bist du müde, Liebes?" fragt er, seine Stimme weich und voller Wärme.
Ich sehe zu ihm auf und mein Mund formt sich zu einem kleinen Lächeln. Ich nicke langsam. „Ein bisschen.", gebe ich zu, obwohl ich mich in seiner Nähe am liebsten noch länger wachhalten würde.
Er hebt eine Hand, streicht sanft eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und beugt sich vor, um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Die Geste ist so liebevoll, so vertraut, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann, vor lauter Emotionen.
„Ich bringe dich zum Haus." sagt er leise. „Dort kannst du dich ausruhen."
Ich nicke ihm dankbar zu. Adrian dreht sich zu seinen Mitarbeitern, die kurz aufblicken, als sie uns kommen sehen. Er hebt die Hand und verabschiedet sich. „Chicos, sigan trabajando! Nos vemos mañana. Gracias por todo."
„Claro, jefe! Cuídense!" antwortet ein Arbeiter mit einem Lächeln, während er mir einen respektvollen Blick zuwirft. Die anderen Männer nicken ebenfalls, einige winken kurz, bevor sie wieder in ihre Arbeit versinken.
Wir lassen die Baustelle hinter uns und betreten den kleinen Waldabschnitt. Die Geräusche der Maschinen und der Bauarbeiten verblassen, ersetzt durch das leise Rascheln der Blätter und das Knirschen von Kies unter unseren Schritten.
Am Auto angekommen, öffnet er mir die Beifahrertür, wartet, bis ich eingestiegen bin, und geht dann um das Auto herum. Es ist seltsam, ihn so zu sehen – hinter dem Lenkrad.
Als er den Motor startet und den Wagen sanft auf die Straße lenkt, kann ich ein Grinsen nicht zurückhalten. „Das ist irgendwie ungewohnt."
Er wirft mir einen kurzen Blick zu, eine Augenbraue fragend gehoben. „Was ist ungewohnt?" fragt er, während er konzentriert fährt.
„Dich am Steuer zu sehen," antworte ich mit einem Lachen. „Ich bin es gewohnt, dass du einen Fahrer hast. Das hier ist... neu."
Er schüttelt den Kopf, ein kleines Lächeln spielt auf seinen Lippen. Er wirft mir einen Blick zu, nimmt eine Hand vom Lenkrad und hält sie mir offene hin. Ohne zögern lege ich meine Hand in seine.
Ich lasse meinen Kopf an die Lehne sinken. Die Ruhe, die in der Luft liegt, zusammen mit der Art, wie er meine Hand auf der Mittelkonsole hält, erfüllt mich mit einem Gefühl von Sicherheit, das ich kaum in Worte fassen kann.
Er sagt nichts mehr, aber das Lächeln auf seinem Gesicht bleibt, und wir fahren weiter.
____________
45 Minuten später
Adrian schaltet den Motor aus und steigt aus, bevor ich es überhaupt realisiere. Schnell ist er bei meiner Seite, öffnet mir die Tür, und seine Hand ist sofort da, um mir beim Aussteigen zu helfen.
„Danke.", sage ich leise, mein Herz schlägt schneller, wegen der Art, wie er mich ansieht. Als wäre ich alles, was zählt.
Doch bevor ich einen weiteren Schritt machen kann, höre ich plötzlich ein aufgeregtes Bellen. Mein Kopf dreht sich in Richtung des Hauses, und ein schwarzer Blitz schießt auf uns zu
- Zeus.
Bevor ich mich richtig darauf einstellen kann, ist er schon bei mir, sein Schwanz wedelt so heftig, dass sein ganzer Körper mitzuwippen scheint.
„Zeus!" rufe ich begeistert, und ich gehe automatisch in die Hocke, um ihn zu begrüßen. Doch er ist so aufgeregt, dass er nicht einmal bremst - mit einem energiegeladenen Sprung landet er direkt auf mir und drückt mich mit seiner Freude zurück auf den Boden.
Ich lache, während ich auf dem Rücken liege. Zeus großes, nasses Gesicht ist direkt vor mir und er schleckt mich voller Begeisterung ab. Seine Pfoten graben sich in meine Haut, und ich kann spüren, wie seine Energie mich fast erdrückt.
„Zeus!" Adrians Stimme ist streng. Er tritt einen Schritt näher und sieht Zeus mit einem ermahnenden Blick an. „Sei vorsichtig, Großer. Du musst sanfter sein." Ich sehe, wie Adrian sich leicht nach vorne lehnt, bereit, Zeus zurückzuhalten, falls es nötig wird.
Doch ich schüttle lachend den Kopf, meine Hände in Zeus weichem Fell vergraben. „Es ist okay," sage ich zwischen zwei Lachern. „Er freut sich nur."
Adrian sieht mich an, skeptisch, aber als er mein Lächeln bemerkt, entspannt er sich ein wenig. „Er vergisst manchmal, wie groß er ist," murmelt er, während er Zeus sanft am Halsband hält und ihn ein Stück zurückzieht.
Zeus sieht ihn mit seinem typischen, unschuldigen Hundeblick an, die Zunge hängt aus dem Maul, und sein Schwanz schlägt immer noch unaufhörlich hin und her. Ich setze mich wieder auf, meine Hände stützen mich, während ich Zeus betrachte, der mich wie ein verlorenes Familienmitglied anstarrt.
„Ich habe dich auch vermisst, Großer." sage ich liebevoll zu Zeus und streichle ihm über den Kopf. Er leckt meine Hand und ich lache wieder.
Adrian reicht mir eine Hand, um mir aufzuhelfen. „Komm, bevor er dich nochmal umwirft."
Ich nehme seine Hand, lasse mich von ihm hochziehen und klopfe den Staub von meiner Kleidung. Zeus hüpft um uns herum, immer noch voller Energie, und Adrian beugt sich kurz zu ihm herunter. „Ruhig, Junge," murmelt er mit einer Mischung aus Strenge und Zuneigung. „Sie ist kein Spielzeug."
Ich strecke die Hand aus und streichle Zeus ein letztes Mal, bevor wir weiter in Richtung des Hauses gehen.
Zeus trottet dicht neben uns her, seine Aufregung legt sich mit jedem Schritt etwas mehr, aber sein Schwanz schlägt immer noch unermüdlich.
Als wir das Haus erreichen, öffnet Adrian die Tür, und ich spüre einen kurzen Anflug von Nervosität. Adrian deutet mir lächelnd rein zugehen. Ich setze einen Fuß vor den anderen und betrete das Haus. Es ist sehr urig, ländlich aber edel in dunklem Holz gehalten. Der erste Raum den man betritt ist das gemütliche Wohnzimmer. Doch kaum kann ich die neuen Eindrücke richtig aufnehmen, höre ich plötzlich Schritte näher kommen.
„Es wurde auch schon Zeit dass du-" Hunters Worte brechen abrupt ab, als er mich sieht. Er kam gerade vom Flur neben der Treppe. Nun steht er wie angewurzelt da.
Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Hunters Augen weiten sich, sein Blick wandert zwischen mir und Adrian hin und her, und ich sehe, wie die Verwirrung in seinem Gesicht von einem Ausdruck des Schocks abgelöst wird. Es ist, als hätte er nicht einmal im Traum damit gerechnet, mich hier zu sehen.
„Avery..?", fragt er flüsternd.
„Hi, Hunter," sage ich leise, ein kleines, unsicheres Lächeln auf meinen Lippen.
Er steht wie in Trance da. Dann, ganz langsam, löst sich der Schock aus seinem Gesicht, und ein Ausdruck tiefer Freude breitet sich aus.
„Du bist hier," murmelt er, als könne er es selbst kaum glauben. Er macht mehrere schnelle Schritte auf mich zu, bleibt aber plötzlich stehen und wirft Adrian einen unsicheren Blick zu.
Adrian spannt sich an, sein Blick kühl, aber nicht feindselig. Es dauert einen Moment, bevor Adrian schließlich knapp nickt.
Das reicht Hunter. Sein Gesicht hellt sich weiter auf, und er tritt näher.
„Es ist so schön, dich zu sehen," sagt er, seine Stimme ist warm und voller echter Freude. Er hebt die Arme, zögert einen Moment, und sieht mich an, als wolle er sichergehen, dass es für mich auch in Ordnung ist. Als ich nicke, legt er seine Arme vorsichtig um mich und zieht mich in eine freundschaftliche Umarmung.
„Ich bin auch froh hier zu sein..," sage ich leise, meine Stimme bricht ein wenig.
Hunter löst sich ein Stück weit von mir, hält mich aber noch an den Schultern, als wolle er sicherstellen, dass ich wirklich hier bin.
Adrian räuspert sich leise, und Hunter tritt schnell einen Schritt zurück, seine Hände hebend. „Alles gut.." sagt er schnell zu Adrian, ein kleines Grinsen auf den Lippen. „Ich werde sie nicht kaputtmachen, versprochen."
Adrian schüttelt den Kopf, ein kaum merkliches Lächeln auf seinen Lippen. „Besser ist es...ich habe sie gerade erst wiederbekommen.", murmelt er und sieht mich dabei voller Liebe an.
Plötzlich höre ich Schritte, die von der Treppe aus kommen. Die energischen Absätze hallen auf dem Holzboden, bevor eine Person am Ende der Treppe erscheint.
Sofia.
Ihr Blick bleibt an mir hängen, und ihre Augen weiten sich. Für einen Moment sieht sie fast erschrocken aus. Sie wirkt plötzlich völlig aus der Fassung gebracht. Ihre Lippen öffnen sich leicht, als wolle sie etwas sagen, doch sie bringt keinen Ton heraus. Ihr Blick wandert zwischen Adrian und Hunter hin und her, als würde sie nach einer Erklärung suchen.
„Avery?" Ihre Stimme ist ungewohnt leise, und es ist das erste Mal, dass ich sie ohne die gewohnte Kälte höre. „Du... bist hier?" Ihr Tonfall verrät pure Überraschung, fast Ungläubigkeit.
„Hallo Sofia." sage ich lächelnd.
Ihre Miene bleibt kühl, doch in ihren Augen liegt ein seltsamer Glanz. Es wirkt, als würde sie sich tatsächlich über meine Anwesenheit freuen, auch wenn sie es auf ihre typische, distanzierte Art ausdrückt.
Hunter scheint immer noch nicht ganz zu wissen, was er mit der Situation anfangen soll, und selbst Adrian steht etwas steif neben mir.
Sofia neigt leicht den Kopf, ihre eisblauen Augen schmal, aber nicht feindselig. „Ich hätte nie gedacht, dass ich dich noch einmal sehen würde... zumindest nicht hier."
Bevor ich antworten kann, räuspert Adrian sich und spricht mit seiner gewohnt ruhigen, aber bestimmten Stimme. „Hunter, Sofia. Ich werde Avery jetzt das Zimmer zeigen. Sie ist von der Reise erschöpft."
Sofias nickt. Hunter nickt ebenfalls langsam, wirft mir noch einen kurzen Blick zu und murmelt: „Ruh dich aus."
Ich werfe den beiden ein Lächeln zu. Adrian legt mir sanft eine Hand auf den Rücken und führt mich durchs Wohnzimmer. Er bleibt vor einer Tür gleich rechts vom Wohnzimmer stehen, öffnet sie und tritt zur Seite, um mir den Blick freizugeben.
„Hier ist mein Schlafzimmer. Die anderen Räumen sind besetzt, aber du kannst all deine Sache hier hin geben..", sagt er leise, als ich eintrete.
Das Zimmer ist urig und gemütlich, die Wände aus dunklem Holz, das den Raum warm und einladend macht. Ein großes Bett mit einer weichen, beigen Tagesdecke steht an der Wand, und eine kleine Lampe auf dem Nachttisch. Es gibt eine Tür, die offenbar direkt ins Badezimmer führt. Der Raum hat etwas Heimeliges, etwas Beruhigendes.
„Es ist wirklich schön.", sage ich ehrlich und drehe mich zu Adrian um.
Adrian bleibt in der Tür stehen, seine Hände in den Hosentaschen, während sein Blick liebevoll, aber vorsichtig auf mir ruht. „Du kannst hier schlafen.." sagt er mit ruhiger Stimme. „Ich werde im Wohnzimmer schlafen."
Ich drehe mich zu ihm um, meine Gedanken überschlagen sich. Die Worte verlassen meinen Mund, bevor ich sie wirklich durchdacht habe. „Du kannst hier bleiben."
Adrian blinzelt, als hätte er nicht richtig gehört. „Hier?" fragt er leise, seine Stimme voller Überraschung, aber auch voller Fürsorge.
Ich nicke langsam, mein Blick weicht nicht von seinem. „Ja. Hier."
Seine Augen weiten sich, und ich sehe, wie die Bedeutung meiner Worte bei ihm ankommt. Seine Stirn legt sich in leichte Falten, als wolle er sicherstellen, dass er mich nicht falsch verstanden hat. „Bist du sicher?" fragt er schließlich leise.
Mein Herz schlägt schneller, aber ich halte seinen Blick. „Ja," sage ich fest, meine Stimme nicht mehr so leise wie zuvor. „Ich will, dass du hier bleibst."
Adrian schaut mich lange an, und in seinen Augen liegt etwas, das ich nicht ganz deuten kann – Rührung, Verwunderung, vielleicht sogar ein Hauch von Bewunderung. „Okay" flüstert er schließlich, sein Ton immer noch vorsichtig, aber auch voller Zärtlichkeit. „Wenn du dir sicher bist."
Ich nicke erneut, ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. „Ich bin sicher."
Für einen Moment sagt er nichts, und ich spüre, wie schwer dieser Moment für uns beide ist – wie bedeutungsvoll er ist. Noch vor Monaten hätte ich niemanden in meiner Nähe geduldet, erst recht keinen Mann. Und jetzt... jetzt will ich, dass er bleibt.
Ich werfe einen kurzen Blick auf die Tür, die ins Badezimmer führt. „Ich gehe schnell duschen." sage ich.
„Natürlich...", sagt er und geht langsam zu dem kleinen Schrank an der Wand. Er zieht einen warm aussehenden, dunkelgrauen Pullover heraus und wendet sich zu mir.
„Hier" sagt er leise, während er den Pullover in meine Richtung hält. Seine Augen suchen meinen Blick. „Den kannst du gerne anziehen. Er ist bequem und warm."
Ich nehme ihn vorsichtig entgegen, gerührt von der Geste. Der Stoff fühlt sich weich an, und er riecht nach angenehm ihm.
„Danke." sage ich leise, drücke den Pullover leicht an mich und sehe, wie ein kleines Lächeln auf seinen Lippen spielt.
„Lass dir Zeit," sagt er sanft. „Ich gehe nach oben und mache mich auch sauber. Ich bin noch ziemlich..." Er schaut an sich herunter, deutet auf den Staub und Dreck, der noch an seiner Kleidung und Haut haftet. „...baustellenmäßig unterwegs."
Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht. „Okay."
Adrian nickt, bleibt noch einen Moment in der Tür stehen, als wolle er etwas sagen, entscheidet sich dann aber dagegen. Stattdessen wendet er sich um und verlässt das Zimmer.
__________
Als ich frisch geduscht zurück ins Zimmer komme, ziehe ich seinen Pullover über. Er ist viel zu groß, die Ärmel reichen mir bis zu den Fingerspitzen und der Stoff bedeckt meine Oberschenkel fast komplett. Doch genau das macht ihn so angenehm. Ich lasse mich auf das Bett sinken, ziehe die Knie an meine Brust und schlinge die Ärmel darum, während ich den weichen Stoff spüre. Ich spüre die Erschöpfung der Reise bis tief in meine Knochen und kann kaum abwarten etwas Schlaf zu finden.
Ich schnappe mir mein Handy vom Nachtkästchen und tippe eine Nachricht an Ben.
A: „Bin gut angekommen. Alles nach Plan gelaufen." 16:35 Uhr
Ich schicke die Nachricht ab und lege mein Handy wieder weg. Es dauert nicht lange, bis Adrian zurückkommt. Ich höre seine Schritte auf dem Holzboden, und dann klopft es leise. Er öffnet langsam die Tür.
Er trägt ein frisches T-Shirt und eine bequeme Hose, sein Haar ist noch leicht feuch.
Seine Schritte stocken, als er mich sieht. Seine Augen bleiben an mir hängen, und für einen Moment sagt er nichts. Ich sehe, wie sich ein warmes Lächeln auf seinen Lippen abzeichnet.
„Der Pullover steht dir.", sagt er schließlich leise, seine Stimme klingt seltsam weich. Ich spüre, wie mein Gesicht warm wird, senke den Blick und streiche unbewusst über den Stoff.
„Er ist wirklich bequem." murmle ich.
Adrian tritt näher, bleibt vor mir stehen und schaut mich einen Moment lang einfach nur an. „Hast du Hunger?" fragt er schließlich.
Ich nicke, fast automatisch, weil mir plötzlich auffällt, dass ich den ganzen Tag kaum etwas gegessen habe.
Er streckt mir die Hand entgegen. „Komm. Ich koch dir etwas."
Ich sehe erst seine Hand an, dann sein Gesicht, bevor ich meine Finger in seine lege. Seine Hand ist warm und sicher, und er hilft mir vom Bett hoch. Gemeinsam gehen wir in die Küche.
Die Küche ist klein, aber funktional. Adrian öffnet ein paar Schränke, während ich an der Theke stehe und zusehe, wie er Zutaten zusammensucht. „Pasta?" fragt er über die Schulter, und ich nicke erneut.
„Klingt perfekt."
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