Die Last der Erinnerung
Hallo und willkommen zurück im Mavel-Universum ;) Es geht wieder weiter und ich will euch gar nicht lange aufhalten. Viel Spaß beim Weiterlesen ;)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Die Last der Erinnerung
Clea PoV
Der düstere Ort bereitete mir eine Gänsehaut und ich sah mich unsicher um. Wo ich war konnte ich nicht sagen und auch warum ich hier war, wusste ich nicht. Allerdings schien ich nicht wirklich hier zu sein, denn alles um mich herum wirkte wie ein dichter Schleier, der mich von der Realität abschirmte.
Doch dann entdeckte ich etwas, dass mich erstarren ließ. Denn nicht allzu weit entfernt von mir, entdeckte ich zu meinem Entsetzen Stephen, der in der Luft schwebte- von gefährlichen gläsernen spitzen Stäben umgeben, die bedrohlich auf ihn gerichtet waren. Und vor ihm stand Ebony Maw- der ergebene Diener von Thanos und da wurde mir mit einem Schlag klar, was hier vor sich ging: ich befand mich offenbar in der Vergangenheit. Und das hier...musste ein Schiff der „Black Order" sein und ohne Zweifel wollte Maw Stephen foltern, bis dieser ihm den Zeitstein überließ.
Ein Schrei von Stephen ging mir durch Mark und Bein, als mehrere gläserne Stäbe sein Gesicht berührten und ihm damit anscheinend starke Schmerzen zufügten. Ebony Maw schien dies jedoch nur allzu köstlich zu amüsieren, denn er sah triumphierend zu Stephen und seine Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Grinsen.
,,Schmerzhaft, nicht wahr? Sie wurden ursprünglich für die Mikrochirurgie entwickelt und jeder Einzelne davon..."
Maw unterbrach seine Ansprache, als er sich umdrehte und auch ich sah auf das, was seine Aufmerksamkeit von Stephen abgelenkt hatte. Und dort stand doch allen Ernstes Tony Stark- in roter glänzender Rüstung und richtete seine beiden mechanischen Handflächen samt aktivierter Waffe auf Maw, den das jedoch völlig kalt ließ.
,,könnte das Leben deines Freundes sofort beenden."
,,Ehrlich gesagt, er ist nicht mein Freund. Ihm das Leben zu retten ist eher Höflichkeit unter Kollegen.", gab Tony zurück, was mich erstarren ließ, doch da nutzte Maw schon seine telepathischen Kräfte und zwei schwere Maschinenteile kamen angeflogen.
,,Du rettest gar nichts. Deine Kräfte sind belanglos im Vergleich zu meinen."
,,Ja, aber der Kleine hat mehr Filme gesehen." kam es trocken von Tony, der kurzer Hand aus der Rüstung eine kleine Rakete auf die Außenwand des Raumschiffs abfeuerte.
Die Wand explodierte und der Sog riss Maw nach draußen ins Weltall. Entsetzt sah ich, wie auch Stephen in die Richtung flog, doch da kam eine weitere Person in einem rüstungnählichen Anzug wie aus dem Nichts und schoss etwas auf Stephen ab, was wie ein langer silberner Faden aussah. Tatsächlich bekam er ihn zu fassen und nach ein paar Schwierigkeiten konnte er ihn zurück ins Raumschiff ziehen. Beide landeten unsanft auf einem Gitter und Tony Stark versiegelte die Außenwand des Schiffes mit einer dicken Eisschicht.
Erleichtert, aber auch niedergeschlagen sah ich zu Stephen, der nun eine heftige Diskussion mit Tony begann. Als ich mich jedoch abwandte, stand er wie aus dem Nichts vor mir und sah mich ausdruckslos an.
,,Zu Spät!"
Erschrocken fuhr ich hoch und spürte, wie mein Herz raste. Zu Anfang war es ja noch ertragbar gewesen, doch das Ende hatte mir einen entsetzlichen Schrecken eingejagt, obwohl die Botschaft so klar und deutlich, wie niederschmetternd war: ich war zu spät!
Ja! Viel früher hätte ich eingreifen müssen, denn dann hätte Thanos sein Ziel vielleicht gar nicht erreicht und selbst wenn...ich hätte Stephen und die anderen im Kampf unterstützen müssen. Dann wäre ich zumindest mit ihm gestorben, anstatt alleine zurückbleiben und ohne ihn leben zu müssen. Etwas, das mir absolut unmöglich erschien.
Und das ließ mich ein Gefühl verspüren, was mich auf die Beine brachte: ich musste weg! Einfach weg hier und allen anderen, die mich möglicherweise von meinem unausweichlichen Schicksal abhalten würden. Mein Instinkt riet mir zu fliehen und genau das tat ich.
Es war schon Nacht, als ich aus dem Zimmer trat und mich aufmerksam umsah. Aus dem einen Zimmer hörte ich noch Stimmen, aber auf den Gängen des Quartiers war niemand mehr zu sehen. Zumal auch die Meisten das Quartier in den letzten Tagen oder besser gesagt Wochen verlassen hatten.
Tony war mit seiner Familie wohl nach Hause gegangen, aber für sein Riesenego hätte ich ohnehin am wenigsten Nerv gehabt und auch Nebula und ihr komischer pelziger Begleiter, der sich Rocket nannte, waren mit ihrem Raumschiff Richtung Weltall verschwunden. Zumal es mir ein Rätsel war, wie Gideon das monströse Ding durch ein Portal von Abraxas zugesandt bekommen hatte, aber offenbar hatte dieser es für den Transport auf Miniaturgröße geschrumpft und danach wieder auf Normalgröße wachsen lassen.
Doch all diese Ereignisse waren mir vollkommen gleichgültig, denn ich sehnte mich nur nach einer einzigen Person und die würde ich nie wiedersehen. Allerdings wusste ich, dass es einen Ort gab, wo ich Stephen immerhin etwas nahe sein konnte und das war sicherlich auch der einzige Ort, an dem ich es jetzt gerade aushalten würde.
Als ich das Sanctum Santorum erreichte, kam es mir so vor, als hätte ich es erst gestern verlassen. Es sah so aus wie damals, als ich es zum ersten Mal gesehen hatte, allerdings schienen Stephen und Wong die Schäden, welche beim Angriff von Mordo entstanden waren, beseitigt zu haben.
Kurz blitzten die Ereignisse jenen Abends wie in Lichtgeschwindigkeit vor mir auf und ich sah alles wieder vor mir. Unsere Flucht vor Mordo, meinen ersten und einzigen Kuss mit Stephen, den Kampf gegen Mordo und seine Anhänger...bis ich schließlich Stephen einen letzten Blick zugeworfen und mich dann mit Mordo in die Darkforce gestürzt hatte. Noch immer hallte die Stimme von Stephen in meinem Kopf wieder, wie er meinen Namen rief, doch es war bloß noch eine Erinnerung. Eine Erinnerung, die mich anscheinend nie wieder losließ und eine so geballte Last hatte, dass sie mich fast innerlich erdrückte.
Ich betrat nun langsam den Tempel und als ich die Tür hinter mir schloss, spürte ich schon die entsetzliche Leere, die nun hier herrschte. Ohne Stephen wirkte der Ort schon so verloren, wie ich es war und schien vollkommen im Schatten zu liegen. Jeglichen faszinierenden Glanz hatte er verloren und auch das Gefühl von Heimat und Geborgenheit, welches ich einst hier verspürt hatte, war vollkommen verschwunden. Zwar hatte ich hier Zuflucht gesucht, doch als einzige Person hier im Tempel...fühlte ich mich so allein wie noch niemals zuvor in meinem ganzen Leben.
Langsam durchquerte ich die Eingangshalle und erst jetzt sah ich das große klaffende Loch, welches in der Treppe prangte. Und als mein Blick nach oben zur Decke wanderte, war auch diese von einem großen Loch gezeichnet und ich fragte mich, was hier wohl eingestürzt war. Es musste etwas Großes gewesen sein und mein Instinkt sagte mir, dass es zu Zeiten von Thanos' Angriff passiert sein musste. Wahrscheinlich waren Maw und sein Gefolge hier in den Tempel eingefallen, ehe sie Stephen höchst wahrscheinlich entführt hatten, um an den Zeitstein zu kommen.
Der Zeitstein! Ich hatte ihn in der Obhut von Stephen gelassen und dies schien sich nun als der größte Fehler meines Lebens herauszustellen. Nicht etwa, weil ich kein Vertrauen mehr zu Stephen bezüglich der Aufgabe als Wächter hatte, sondern vielmehr, weil ich Thanos somit direkt auf seine Spur gebracht hatte. Nur durch mich hatten Maw und die anderen Stephen wegen des Steins aufgespürt und ihn wahrscheinlich Qualen erleiden lassen, die noch schlimmer als der Tod waren. Somit stand eine Sache außer Frage: ich war schuld daran, dass Stephen überhaupt erst ins Visier geraten war!
Benebelt von dieser Einsicht ging ich wie in Trance langsam die verbliebenen heilen Stufen nach oben und schritt durch die scheinbar endlosen Gänge des Tempels. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass alles nur ein böser Traum war und Stephen jeden Moment um die Ecke kam, doch dies war leider nichts anderes als Wunschdenken.
Er würde nicht um die Ecke kommen und er würde auch nicht mehr seine charmanten sarkastischen Sprüche abliefern, die sowohl mich als auch Wong immerzu wieder verrückt gemacht hatten. Aber genau diese Art hatte Stephen ja so besonders und einzigartig gemacht, denn er hatte stets immer das gesagt, was er dachte. Sein Herz hatte er auf der Zunge getragen, obwohl seine wahren Gefühle wohl immer tief in ihm verborgen gelegen hatten. Eine Eigenschaft, die ich mit ihm gemeinsam hatte und die sich manchmal als äußerst vorteilhaft erwies.
Ich hatte viel zu wenig Zeit mit Stephen verbringen können und nun wurde mir das zum Verhängnis. So viel hatte ich ihm noch sagen wollen, aber ich würde nie mehr die Gelegenheit dazu haben. Vielleicht würde ich ihn wenigstens im Leben nach dem Tod wiedersehen, sofern dies überhaupt existierte.
Was geschah denn mit einem, wenn man die Welt der Lebenden hinter sich ließ? Wohin würde die Seele gehen, wenn der Körper ein für allemal verloren war und eine Rückkehr ausgeschlossen blieb? Noch nie hatte ich mir diese Frage gestellt, aber bis vor meiner Zeitstein-Mission hatte mein Leben auch keinen tieferen Sinn gehabt. Natürlich hatte ich schon immer die Pflichten als Prinzessin und als Thronfolgerin dann schließlich noch mehr, aber das waren meines Erachtens alles unwichtige Dinge gewesen, die das Leben überhaupt nicht wertvoll machten.
Stephen hingegen, war alles was ich mir jemals hätte wünschen können und ich hatte ihn verloren. Es schien sich also zu bewahrheiten, dass man immer erst realisierte wie wichtig einem etwas war, wenn man es für immer verloren hatte.
Zwar wusste ich nicht genau wie, aber mein Weg führte mich schließlich zum Zimmer von Stephen. Irgendwie hatten mich meine Füße dorthin getragen und ich öffnete zögerlich die Tür. Vor meinem scheinbaren Tod hatte ich Stephen in seinem Arbeitszimmer ja einen Brief hinterlassen, da ich bereits gespürt hatte, dass mein Aufenthalt auf der Erde eine eher dramatische Wendung nehmen würde. Woher ich es gewusst hatte, das war mir bis heute nicht klar, aber ich hatte das ungute Gefühl gehabt und es hatte sich schließlich auch bewahrheitet.
Das Schlafzimmer von Stephen jedoch, hatte ich selten von innen gesehen und so umgab mich nun ein merkwürdiges Gefühl, als ich es ganz allein betrat. Es war ordentlich und aufgeräumt, was die Leere jedoch noch größer und gewaltiger erscheinen ließ.
Mein Blick fiel nun auf das leere Bett und in mir zog sich alles zusammen. Ich hatte Mühe, nicht zusammenzubrechen und mein Herz zerriss erneut in Stücke. Meine Trauer um Stephen und die Sehnsucht nach ihm waren so groß, dass sie mich fast überwältigten und langsam steuerte ich auf das Bett zu. Ohne groß nachzudenken legte ich mich hin und da liefen mir bereits die Tränen über die Wangen. Der Schmerz in mir breitete sich aus und ließ mich innerlich verbrennen, als ich die Trauer nun zum ersten Mal vollkommen zuließ.
Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in dem Kissen und hatte das Gefühl, dass der Schmerz mich langsam aber sicher von innen heraus tötete. Meine Seele und mein Herz waren bereits gespalten, da mir mit dem Tod von Stephen die zweite Hälfte von mir selbst entrissen worden war.
Er war tot! Er war weg und er würde niemals wieder zurückkehren. Und ich hatte ihm nicht einmal gesagt, dass er die Liebe meines Lebens gewesen war. Etwas, was ich mehr bereute als alles andere. Ich hatte es ihm damals nicht gesagt und jetzt würde ich keine Gelegenheit mehr haben. Denn Stephen war fort und ich würde ihn nie wiedersehen. Ich konnte nur hoffen, dass der Verlust meiner großen Liebe mich schnell genug umbrachte. Denn ich hatte keine Ahnung, wie ich auch nur einen weiteren Tag ohne ihn verbringen sollte.
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