Kapitel 7 - Bitchfight #2
"Stark, ich brauche Ihre Hilfe"
Meine Aussage wird von einem Donnerschlag betont, der es in sich hat. Meine spitzen Ohren vibrieren förmlich. Ich sehe etwas beunruhigt zur Decke des Quinjets. Irgendetwas fühlt sich hier verdammt komisch an. Auch Loki ist nicht mehr ganz die Ruhe selbst, er scheint fast schon ängstlich. Das bemerkt auch Rogers:
"Was ist? Hast du Angst vor ein paar Blitzen?"
"Rogers, irgendetwas stimmt hier nicht!"
Ich sehe ihn an. Dann schaue ich zu Loki, der sich unruhig auf seinem Platz windet.
"Schau ihn dir an. Wenn selbst er Angst hat, sollten wir uns erst recht Sorgen machen"
Loki murmelt etwas darüber, dass er keine Angst hat, sondern nur nicht erfreut über das Folgende ist, was meine Vermutung nur bestätigt. Ich stelle mich vor Loki, hebe sein Kinn mit einer Fingerspitze und zwinge ihn so, mich anzusehen.
"Was passiert hier? Wovor hast du Angst?"
Offensichtlich will er gegen den zweiten Satz protestieren, doch ein intensiver Blick meinerseits lässt ihn seine Meinung wohl ändern. Mit einem verachtenden Blick ruckt er sein Kinn aus meinem Griff. Zeit zum antworten bleibt ihm allerdings nicht, denn gerade, als er den Mund aufmacht, wird der Quinjet von einem Aufprall erschüttert. Ich schwanke stark und muss mich auf Lokis Schulter abstützen, um nicht auf ihn drauf zu fallen. Das quittiert der schwarzhaarige Gott mit einem angepissten Blick. Dann geht alles ganz schnell. Stark öffnet die Luke des Jets und eine Person landet auf der Rampe. Ein großer Mann, gut gebaut, lange blonde Haare, silberne Kampfrüstung mit rotem Cape. Das muss Thor sein. Loki gibt einen ängstlichen Laut von sich, als Thor Stark mit seinem Hammer gegen den Captain klatscht. Ich selbst werde grob zur Seite gestoßen, leiste aber keinen Widerstand. Das wäre vermutlich ziemlich dumm. Loki wird aus seinem Sitz gerissen, dann wirft sich Thor mit ihm zusammen aus dem Jet in das Unwetter. Während einer kurzen Besprechung zwischen Rogers und Stark sehe ich zwischen den abgerissenen Gurten und der offenen Luke hin und her. Stark dagegen ist etwas unternehmungslustiger: er geht auf die Rampe zu und macht sich sprungbereit.
"Stark, wir brauchen einen Angriffsplan!"
Rogers sieht etwas verzweifelt aus.
"Ich habe einen Plan: Angriff"
Damit springt Iron Man aus dem Jet. Der Captain schnappt sich einen Fallschirm und beginnt, sich ebenfalls absprungfertig zu machen. Ich sehe wortlos zu. Romanoff warnt ihn noch, dass er es besser nicht mit Göttern aufnehmen soll, aber Rogers hört natürlich nicht auf sie. Dann läuft er einfach zur Rampe und springt. Ich kann gerade noch "Hey, warte auf mich" rufen, da ist er schon weg. Jetzt gehe auch ich zur Rampe und betrete sie. Ich habe zwar keine Höhenangst, aber die Vorstellung, da runter springen zu müssen, ist nicht sehr angenehm.
"Sorry, Romanoff, aber ich kann die Jungs nicht alleine lassen. Sie stellen bloß wieder Unfug an"
Dann springe ich ab. Es ist ziemlich windig. Die kalte Luft und der Regen peitschen in mein Gesicht, während ich unaufhaltsam Richtung Erdboden falle. Moment! Unaufhaltsam?! Verdammt, ich habe meinen Fallschirm vergessen! Kurz steigt Panik in mir auf, bis ich Rogers Gestalt ein paar Meter unter mir erkenne. Das ist die Lösung! Schnell schieße ich eine Spinnenwebe auf ihn ab, die sich an seinen Arm heftet. Er schaut irritiert auf, dann erkennt er mich und hilft mir, mich an ihn heran zu ziehen. Meine Hand schließt sich um sein Handgelenk, dann zieht er den Fallschirm. Der Schirm öffnet sich und mit einem heftigen Ruck wird unser Fall gebremst. Eine kurze Weile sinken wir so langsam herunter, dann fangen meine Hände an, abzurutschen. Verdammt, scheiß Regen! In einem einzigen Kraftaufwand ziehe ich mich hoch, klettere an seinem Arm hoch und verkreuze meine Hände hinter seinem Nacken. Um mich zu unterstützen, schlingt der Captain einen Arm um meine Hüfte und nimmt so ein wenig Zug von meinen Armen.
"Danke... Ich hab den Fallschirm vergessen"
Zum Glück sehe ich seinen Blick nicht. Als ich den Blick nach unten richte, sehe ich, dass wir nur noch ein Stück über den Baumwipfeln sind. Und dann passiert es: eine Windböe lässt den Fallschirm zusammen klappen. Ich reagiere instinktiv: meine Arme lösen sich von Rogers Schultern, ich schieße eine Spinnenwebe auf den nächsten Baum, dann greife ich Rogers Handgelenk und bereite mich auf die Belastung vor, die gleich an meinem Arm hängen wird. Die Webe spannt sich und wie erwartet spüre ich Rogers Gewicht an meinem Arm. Es reißt mir fast den Arm aus dem Gelenk, aber fallen lassen ist keine Option.
Die Spinnenwebe bremst zwar unseren Fall, verhindert aber nicht, dass wir in einem Kuddelmuddel aus langen Armen und Beinen über den Boden rollen. Als wir endlich liegen bleiben, liege ich auf Rogers. Schnell rolle ich mich von ihm herunter.
"Aller klar?"
Ich nicke. Beim Aufprall war er ja unten, das hat das ganze etwas angenehmer gemacht. Wir beide rappeln uns auf und klopfen die Erde von unserer Kleidung.
Meine feinen Ohren nehmen Kampfgeräusche in der Nähe auf. Ach ja, jetzt fällt mir wieder ein, warum ich ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen bin. Jungs.
"Okay, hör zu. Du gehst da rüber und stoppst die Jungs, ich sorge dafür, dass unser Lieblingsgott keinen unauffälligen Abgang macht. Klar soweit?"
Ich drehe mich um und bin schon dabei, die kleine Lichtung zu verlassen, da ruft mir der Captain nach:
"Hey, seit wann erteilen Sie die Befehle?!"
Ich drehe mich um und werfe ihm ein zuckersüßes Lächeln zu.
"Seit ich die einzige hier bin, die jemanden auch ohne Handschellen fesseln kann"
Dann renne ich an einem halb umgekippten Baumstamm hoch und schwinge mich an meinen Spinnenweben durch den Wald.
Es dauert nicht lange, Loki zu finden: er versteckt sich nicht gerade. Er macht auch keine Versuche, abzuhauen, und das macht mich äußert nervös. Der Gott hat es sich auf einem Felsen bequem gemacht und beobachtet den Kampf. Obwohl er es nicht zeigt, weiß ich, dass er meine Anwesenheit bemerkt hat.
"Würdest du mich bitte beachten? Das ist echt beleidigend, so ignoriert zu werden"
Mit einem arroganten Lächeln dreht sich der Mistkerl zu mir um. Genau darauf habe ich gewartet: ich überkreuze meine Arme, schieße auf seine Handgelenke je eine Spinnenwebe und springe dann über ihn. Jetzt sind seine Hände von dem klebrigen Zeug gebunden und ich kann ihn entspannt einschnüren. Loki wehrt sich nicht.
"Sorry, kleine Vorsichtsmaßnahme... Ich will nicht ein zweites Mal einen Kurzschluss riskieren"
Der Gott verdreht nur die Augen, dann wendet er seine Aufmerksamkeit zurück auf die Lichtung, auf der Thor und Stark kämpfen. Ich setze mich neben ihn und beobachte den Kampf ebenfalls. Nach einem heftigen Schlagabtausch bekommen beide Captain America's Schild an den Kopf. Besagter Captain betritt die Lichtung und nach einer kurzen Unterhaltung bekommt Iron Man noch einen Schlag vor die Brust und Thor attackiert den Captain. Der Kampf wird von einer Schockwelle beendet, die von Thors Hammer und dem Schild ausgehend beinahe mein übersensibles Gehör zerstört. Sobald ich das Klingeln aus den Ohren los bin, klebe ich Loki an den Felsen und schwinge mich ebenfalls auf die Lichtung.
"Habt ihr's jetzt?! Kriegt euer Testosteron unter Kontrolle!"
Ich durchbohre jeden einzelnen mit einem Blick und weise dann mit dem Daumen Richtung Felsen.
"Während ihr euch wie die Kindergartenkinder geprügelt habt, habe ich dafür gesorgt, dass Loki nicht auf dumme Gedanken kommt!"
Jetzt sehen sowohl Iron Man als auch Thor etwas schuldbewusst aus.
"Durch euer kindisches Verhalten haben wir eine halbe Stunde Zeit verloren, um zu verhindern, dass mein Gehirn explodiert und alle hier tötet!"
Okay, genug geärgert. Ich denke, sie haben die Quintessenz meiner Aussage verstanden. Zeit, die Stimmung aufzulockern und das Eis zur brechen.
Eis. Ich bin erstaunt, dass meine Gehirn sogar ohne mich lustig sein kann.
"Schaut euch an, was ihr angerichtet habt!", eine ausschweifende Handbewegung Richtung der zerstörten Lichtung, dann eine dramaturgisch wichtige Pause.
"Bäume haben auch Gefühle!"
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