Kapitel 8 || Monster
Gegen zehn kam meine Mutter noch einmal nach vorne, um mir zu sagen, dass sie und mein Vater ein wenig schlafen würden. Ich sollte in der Zeit die Kutsche immer weiter in Richtung Osten, die Handelsstraße entlang, lenken. In etwa drei Stunden sollten wir unsere erste Bleibe erreicht haben, in der wir übernachten würden, dann wären wir vom einen Ende der Border zum Anderen gekommen, was schon eine beachtliche Länge war. Die Warnung vor den Monstern ignorierte ich fast gänzlich.
Die Dunkelheit war ungewohnt, ich hatte das Gefühl nicht mal mehr meine eigene Hand zu sehen. Nach einiger Zeit gewöhnten meinen Augen sich jedoch daran und ich konnte zumindest ein wenig sehen. Im geschützten Teil der Kutsche hatten wir eine Laterne, doch ich wollte nicht das meine Eltern aufwachten. Das schimmernde Licht der Border spendete zumindest etwas Helligkeit und ließ mich gleichzeitig seltsam schläfrig werden.
Plötzlich meinte ich wahrzunehmen, wie sich in der Ferne etwas bewegte. Erschrocken zuckte ich zusammen und verengte meine Augen zu kleinen Schlitzen. Normalerweise hätte ich mir eingeredet, dass mein Sehvermögen mir einen Streich gespielt hatte, doch auch das Verhalten der Pferde sagte mir, dass etwas nicht in Ordnung war. Nervös drehten diese ihre Ohren in alle möglichen Richtungen.
Und dann erkannte ich es. Zwei Monster, eindeutig. Zwar standen sie weit weg, doch reichte ihr schauriger Anblick selbst aus dieser Entfernung, um mir die Gänsehaut kalt über den Rücken zu jagen. Ein Wesen, dessen grünlich angelaufene Haut in Fetzen von seinem Körper hing und Arme orientierungslos nach vorne gestreckt waren. Neben ihm stand ein Skelett, dem Anschein nach trug es einen Bogen auf dem Rücken. Durch die Knochen konnte man sehen, was sich hinter ihm befand. Unruhig schnalzte ich und trieb die Tiere zu einem flotten Trab an. Noch hatten uns die Kreaturen der Dunkelheit nicht gewittert, allerdings hatte ich nicht vor es darauf ankommen zu lassen.
Immer häufiger erspähte ich diese Wesen, doch die Border schien sie zum Glück fernzuhalten. Nur ein einziges Mal hatte eines der grünhäutigen Dinger die Verfolgung auf genommen, doch die Pferde waren zu schnell für es.
Die Handelsstraße näherte sich immer mehr der Border an, doch viel beruhigen tat es mich nicht. Immer wieder biss ich auf meinen Lippen herum, auch als ich begann Blut zu schmecken hörte ich nicht auf.
Eine halbe Stunde früher als ich es erwartet hatte, kam ein großes Fachwerkhaus in Sicht. Das Reetdach war von Wind und Wetter geprägt, die Fensterrahmen verzogen und der Gartenzaun bemoost. Normalerweise wäre ich geschockt über das Aussehen des Gebäudes, in Nya gab es kein einziges, das auch nur ansatzweise so heruntergekommen war, aber in dieser Nacht war ich einfach nur froh mich in baldiger Sicherheit zu wissen.
Erleichtert schwang ich mich von dem Kutschbock und schob das große Gartentor auf. Ein schrilles Kreischen erklang und ich verzog meinen Mund. Es müsste dringend mal wieder geölt werden. Ich griff nach den Zügeln der erschöpften Pferde und führte sie auf den verwilderten Hof. Mit geschickten Griffen machte ich die Tiere von dem Gefährt los und versorgte sie. Dann kletterte ich widerwillig in den Wagen und weckte meine Eltern. Zu Abend aßen wir nicht mehr, alles, was wir wollten, war Schlaf.
Allerdings schien irgendetwas nicht zu wollen, dass ich meine Ruhe bekam. Ein Geräusch, dass ich nicht wirklich zuordnen konnte hatte mich geweckt. Verschlafen stand ich auf und tapste zum Fenster. Ein schwarzer Schatten huschte um die Kutsche herum. Ein Dieb?
Hastig suchte ich meinen Rucksack nach dem Totem ab. Es war eine kleine, geschnitzte Figur, die mit einem Zauber belegt worden war. Wenn man sie trug und getötet wurde, erhielt man ein weiteres Leben. In Nya trug jeder Mensch eines dieser kleinen Armbändchen. Ich hatte es bis dato nie für nötig gehalten und somit nicht um gemacht, außerdem mochte ich keinen Schmuck. Nachdem ich es in den Tiefen der Tasche gefunden hatte, legte ich es mir schnell um und schlüpfte in meine Schuhe. Die Jacke riss ich im gehen vom Haken und auch das Klappmesser, welches auf dem kleinen Beistelltisch lag, nahm ich mit.
Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Räuber mit der Portalgun davon rannte, kam ich auf dem Hof an. Ohne groß nachzudenken, hetzte ich ihm hinterher. Auch wenn er definitiv schwerer tragen musste als ich, war es für ihn ein Leichtes seinen Vorsprung zu behalten. Um mich nicht so sehr auf meine Seitenstechen zu konzentrieren, begann ich meinen Vordermann genauer zu betrachten.
Brauens, etwa schulterlanges Haar wehte hinter ihm her, er war dünn, beinahe mager, doch seine Bewegungen waren flink und geschmeidig. Eine große Narbe zierte seinen blassen linken Unterarm und ein Bogen samt Köcher hing über seiner Schulter. Wenn ich mich nicht täuschte trug er ebenfalls ein Schwert bei sich. Sollte es zum Kampf kommen, würde ich jämmerlich verlieren.
Doch dann passierte etwas, dass ich geahnt hätte. Eines der hautlosen Viecher stellte sich ihm in den Weg, doch während er elegant auswich, rannte ich direkt in die Krallen des Monster. Klauenartige Finger schlugen sich in meine Oberarme. Ein erstickter Schrei entwich mir, während ich panisch versuchte mich auf dem Griff des Ungeheuers zu befreien, welches mir seinen fauligen Atem ins Gesicht blies.
Geschrieben von:
trollollollokkkk
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