
Kapitel 10 || Manuel
Als ich aufwachte, war es ungewöhnlich dunkel. Verwirrt rieb ich mir die Augen, während ich mich fragte, ob Lotta meine Gardinen zugezogen hatte. Allerdings stellte ich schnell fest, dass ich mich nicht in meinem Zimmer befand und auch nicht bei einem meiner Freunde. Nach etwa einer weiteren Minute der Verwunderung, fiel mir wieder ein, dass ich mich in Varia befand. Gähnend streckte ich mich. Ich hatte einen komischen Traum gehabt, ich wurde beinahe von einem dieser Monster gefressen, um dann von einem Dieb, der unsere Portalgun gestohlen hatte, gerettet zu werden.
Dann begann ich aus Langeweile den Raum genauer zu betrachten. Die Wände waren aus einem dunklen Holz, In der Mitte stand ein modriger Balken, der die Decke stützte. Ein verzogenes Fenster ließ ein fahles Licht herein. Fasziniert stand ich auf. Wie ferngesteuert lief ich auf das viereckige Loch in der Wand zu, bis mein Fuß an einen Körper stieß. Das Ding richtete sich in Lichtgeschwindigkeit auf und schlug um sich, bis es mein Bein traf. "Au!", fluchte ich und wich erschrocken einen Schritt zurück. Der Mensch sprang auf kam mir gefährlich nah. Es war der Dieb, ich hatte nicht geträumt. "Du bist es nur...", murmelte er erleichtert und trat wieder einen Schritt zurück. "Aber trotzdem, was fällt dir eigentlich ein -" "Ich - Das war keine Absicht, wirklich. Ich wollte nur zu dem Fenster.", rechtfertigte ich mich. Er verdrehte seine giftgrünen Augen. "War ja klar, typischer Sonnen-Anschmachter. Zu tollpatschig für die Welt, aber noch nie einen Mond gesehen haben." Genervt wiederholte er seine Geste. Ich entschloss mich, dass es besser wäre nichts zu sagen und einfach weiter zu gehen. Scheinbar war das die richtige Entscheidung gewesen, denn er sagte nichts mehr.
"Wo sind wir?", erkundigte ich mich nach einer Weile. "In den Tiefen des Lavendel Waldes." antwortete er mit einem überraschten Seitenblick zu mir. Dann stand er mit einem langgezogenen Seufzen auf und kam zu mir rüber.
Nebeneinander stehend beobachteten wir, wie die Dunkelheit langsam der Sonne wich und der Himmel sich rosa färbte. Staunend betrachtete ich das Farbspektakel, welches sich über den Wipfeln der Bäume abspielte. Es sah aus, als hätten die Götter ganze Eimer von Farbe umgestoßen. So bunt hatte ich den Morgen noch nie erlebt. "Bezaubernd, nicht wahr?", murmelte der Braunhaarige neben mir mehr zu sich, als zu irgendwem anders. Trotzdem nickte ich. Wirklich schlau wurde ich aus ihm nicht, allerdings störte ich mich nicht an seiner plötzlichen Freundlichkeit.
Und je länger wir so da standen und den Himmel betrachteten, desto stärker wurde das Verlangen in mir nach draußen zu gehen.
Mit einer schnellen Bewegung drehte ich mich um und streifte mir meine Jacke über und kniete mich hin, um meine Schuhe zu zuschnüren, als sich eine Hand fest in meine Schulter krallte. Ein erschreckend realistisches Bild von der letzten Nacht kam mir in den Kopf und ich schüttelte sie hastig ab. "Lass mich los.", zischte ich, doch der Grünäugige starrte mich nur unbeeindruckt an. "Geh nicht nach draußen." "Warum sollte ich auf dich hören? Und was soll da draußen sein? Bei Tageslicht ist Varia friedlich, ich hab es selbst gesehen.", meinte ich und verschränkte trotzig meine Arme. "Ich will dir den Anblick nicht antun. Im Morgenlicht verbrennen die Monster, zumindest die Meisten. Aber im Schatten der Bäume können sie überleben. Weder das Eine, noch das Andere ist angenehm anzusehen." Ungläubig zog ich die Augenbrauen hoch. "Ich hab aber keine gesehen, auch wenn wir an einer Baumgruppe vorbei gefahren sind." "Die Handelsrute ist auch ein Phänomen für sich, zumindest bis sie an Nya vorbei ist. Die Border hat eine sehr starke Wirkung auf die Ungeheuer. Aber wenn du mir nicht glaubst, geh raus und lass dich fressen, sei dir jedoch gewiss, dass ich dich nicht retten werde." Widerwillig zog ich meine Schuhe wieder aus. "Und wie kommen wir dann wieder hier weg?" erkundigte ich mich. "Wir warten bis zum Mittag. Bis dahin ist der Großteil von ihnen gestorben und wir können weiter ziehen." erklärte er. Das klang logisch. Ich nickte also und ließ mich auf den Boden fallen. "Wie heißt du eigentlich?", wollte er dann nach einer Weile wissen. Überrascht blickte ich zu ihm auf. "Patrick und du?" "Manuel.", antwortete er und blickte wieder aus dem Fenster. Auf meinen Lippen hingegen breitete sich ein Lächeln aus. Der Name passte zu ihm.
Geschrieben von:
trollollollokkkk
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