
Der Zwischenfall
"Kaia?"
Zwei Arme schlangen sich um meinen Hals, sodass ich fast nach hinten umgefallen wäre.
"Dir geht es gut, ein Glück!", meinte sie, mich immer noch drückend.
Das nannte ich mal eine Überraschung! Sie hatte ich hier sicherlich nicht erwartet.
"Was machst du hier? Ich dachte du würdest noch in Tiányì nach einem Mentor für dein spezielles Feuerbändigungstraining suchen?", fragte ich, um meine Verwirrung zu beseitigen.
"Ich hab von den beiden hier erfahren, dass du von den Imperialen aufgelesen wurdest... Dann, nachdem die beiden beschlossen hatten noch eine Weile in Tiányì zu bleiben und ich immer noch keinen Meister für die spezielle Technik gefunden hatte, beschloss ich die Beiden auf der Suche nach dir zu begleiten. Ich meine irgendjemand muss doch auch auf die da aufpassen...", den letzten Satz flüsterte sie und deutete zu Zena hinüber. Ich atmete auf und lächelte. Es war schön noch jemanden dabei zu haben, der Zena ein bisschen im Zaum hielt.
"Also erzähl! Wie bist du von den Imperialen entkommen? Was hast du so erlebt?", redete Kaia auf mich ein sodass ich etwas zurückweichen musste.
"Ach..", fing ich gerade an, als mich Zena unsanft beiseiteschob.
"Kann ja wohl nicht so schwer gewesen sein von dort abzuhauen, wenn sie es geschafft hat. Das hätte ich sicher mit links geschafft immerhin bin ich ja der Avatar.", meinte sie leicht eingeschnappt. Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie Yong sich anspannte. Er wollte etwas erwidern, so viel war klar. Schnell warf ich ihm einen warnenden Blick zu, wodurch er sich etwas entspannte und von seinem Vorhaben abließ. Wenn die anderen erfahren sollten, dass ich der Avatar war, dann durch mich.
"Ach ja, wie läuft's mit deinem Avatar Training?", fragte Yong Zena nun sarkastisch. Sie wurde aschfahl und ließ ihren Blick hilfesuchend kreisen.
"...Gut natürlich! Wie nicht anders zu erwarten!", meinte sie schließlich hektisch.
Jun seufzte kurz und wandte sich an Yong und mich.
"Ihr zwei müsst uns unbedingt von euer Reise erzählen! Wo seid ihr denn hier untergekommen?", fragte er neugierig.
"Seit gut einer Woche bei Trai, dem Sohn von Mei-... ich meine Frau Tuyet..." Und hier stolperte ich wieder fast über meine eigene Zunge...
"Beim Sohn der Heilerin?"
"Genau... bei ihm und seiner Frau Hang.", antwortete ich etwas zögerlich, angespannt darauf wartend, dass meine Tarnung gleich platzen würde, aber da war nur ein Schnauben von Seiten Zenas zu hören.
"Ihr seid also in der Hütte des Sohnes der alten Schrulle untergebracht? Wir drei sind im Stammessitz untergebracht als wichtige Gäste. Wär ja noch schöner, wenn wir bei der unterkommen müssten, dir mir nicht Mahl richtiges Wasserbändigen beibringen kann!"
Diesmal war ich es, die die Fäuste ballte.
"Meisterin Tuyet ist keine alte Schrulle! Sie ist eine weise, ehrenwerte Frau, die nach ihren Traditionen lebt! Vergiss einfach das Wasserbändigen, denn das Heilen ist eine essenzielle Form des Wasserbändigens, die du mit der Einstellung nie meistern wirst!"
Geschockt über meine eigenen Worte und Lautstärke hielt ich mir schnell die Hand vor den Mund, als könnte diese Geste das Gesagte wieder rückgängig machen. Aber Zenas Gesichtsausdruck war eindeutig: ich hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.
"Du! Für wen hälst du dich eigentlich, du kleine Nichtbändigerin?! Ich -"
"Sie ist keine Nichtbändigerin mehr, hast du das vergessen?!", schritt Kaia ein. Sie war vor die wütende, auf mich zukommende Zena getreten und hielt sie zurück.
"Ach Ja, das hätte ich schon fast wieder vergessen...", gab Zena noch etwas schnippisch zurück und warf mir noch einen kurzen undeutbaren Blick zu, den ich wahrscheinlich nicht zu positiv bewerten sollte. Ich glaube, dass ihre schlechte Laune wahrscheinlich mit meiner Anwesenheit zusammenhing. Kopfschüttelnd seufzte Kaia und zuckte mit den Schultern, was mich erleichtert lächeln ließ. Wenigstens war ich so nicht die einzige, die Zena bei aller Mühe nicht verstehen konnte.
"Jedenfalls", fuhr Zena fort, nachdem sie festzustellen schien, dass niemand etwas einzuwenden hatte, "Wir müssen eigentlich schon wieder los, denn ich habe ein wichtiges Treffen mit den Stammesältesten! Wenn ihr uns entschuldigt...". Zena schob Jun vor sich her, weg in Richtung Stammessitz. Dieser bekam noch ein "Aber" heraus, kassierte dabei aber einen bösen Blick von Zena.
Kaia schaute mit weit geöffneten Augen hinterher.
"Ich dachte das Treffen wär erst in anderthalb Stunden...", murmelte sie und wandte sich schnell an mich, "Nun Ja, sieht aus, als müsste ich mit, aber wir sehen uns. Wie wär's mit Morgen, während oder nach Zenas Training oder so?". Sie winkte noch hektisch zum Abschied und huschte schließlich Jun und Zena hinterher. Morgen während oder nach Zenas Training? Innerlich fluchte ich bei der Erkenntnis, dass das auch mein eigenes Training sein würde. Was machte man nur in so einer Situation?
Yong schaute den dreien nach.
"Was war denn das?", fragte er offensichtlich verwirrt vor der plötzlichen Begegnung, die fast so schnell geendet hatte wie begonnen. Schließlich, nach einer kurzen Denkpause, schüttelte er den Kopf.
"Zena ändert sich nie, was?", folgerte er aus der Unterhaltung von vorhin.
"Nein, tut sie wohl nicht..."
Irgendwie hatte ich mir mehr von dem Wiedersehen erhofft, aber daran war wohl der ungünstige Zeitpunkt Schuld. Aber ich war froh sie wiederzusehen, ja vielleicht sogar Zena (Was war nur in mich gefahren?).
"Deswegen warst du also so schlecht drauf! Du bist ihnen beim Training begegnet, beim Wasserbändigen!", Yong stockte kurz, "Aber du weißt, dass du es ihnen sagen musst, oder etwa nicht?". Ich nickte, natürlich wusste ich das, es klang nur viel einfacher, als es in Wirklichkeit war.
"Ich habe es versucht, war kurz davor, aber dann kam Kaia und... die Gelegenheit hat sich einfach nicht mehr wirklich geboten", ich scharrte mit meinem Fuß im Schnee, "Aber ich werde es ihnen ganz sicher sagen, verlass dich drauf!".
Yong grinste.
"Daran habe ich gar keinen Zweifel, aber... Wie steht's um dein Luftbändigen? Das muss wohl schon vollkommen eingerostet sein! Wenn du nicht aufpasst bist wieder auf Stufe Null...", neckte er.
"Das kann man doch gar nicht so einfach wieder vergessen...!", maulte ich zurück.
Er lachte laut auf: "Wollen wir wetten?"
"Na warte...!"
Ich jagte ihm lachend hinterher durch die Gassen des nördlichen Wasserstamms, vorbei an zahlreichen Ständen, Gebäuden, Plätzen und Skulpturen, durch die Menschenmengen hindurch.
Schnaufend, die Hände auf die Oberschänkel gestützt, kamen wir schließlich bei Trais Haus an.
"Na, wie geht es unseren beiden Reisenden? Habt ihr fleißig eingekauft?", begrüßte uns Trai freundlich.
"Natürlich! Wir haben alles dabei!", antwortete Yong mit einem strahlenden Lächeln auf den Beutel klopfend.
"Zuverlässig wie eh und je", merkte Hang, die gerade hereinkam, zufrieden an, "So engagierte Gäste haben wir nur selten hier...". Sie ging zu Trai hinüber und umarmte ihn fröhlich.
"Wie gesagt... Wir stehen tief in eurer Schuld für die Bleibe und versuchen uns irgendwie zu revanchieren", entgegnete Yong verlegen.
"Das stört uns überhaupt nicht. Unser Haus hier dient oft als Gaststätte für Reisende und Schüler", wandte Trai lächelnd ein, "Nehmt doch Platz und erzählt einen Schwank aus eurem Leben. Wir sind immer für eine gute Geschichte zu haben.". Wir ließen uns am Tisch nieder und gegenüber von uns setzte sich Trai rücklings auf einen Stuhl und sah uns gespannt an.
Nachdem wir nur schwiegen, ergriff er schließlich selbst wieder das Wort: "...Tuyet hat mir zum Beispiel erzählt, sie habe dich heute eine Kleinigkeit vorführen lassen, vor dem Avatar. Sie schien sehr stolz... Scheint wohl gut gelaufen zu sein."
"Ja, ich hab mich, glaube ich, ganz akzeptabel angestellt...", antwortete ich zögerlich.
"Das glaube ich gerne. Schön zu hören, dass du Fortschritte machst, auch wenn Tuyet es schade fand, dass du so schnell wieder weg warst...", fügte er hinzu.
"Ach ja, wir haben unsere Bekannten getroffen!", merkte Yong an und ich war ihm wirklich dankbar für den Themenwechsel, "Sie sind alle zum Glück wohlauf...". Trai schaute ihn zunächst überrascht an, aber lächelte schließlich sanft.
"Das freut mich zu hören. In solchen Zeiten kann man nie sicher sein, ob man Bekannte überhaupt wiedersieht oder eben nicht..."
Hang warf ihm einen warnenden Blick zu: "Nicht wieder dieses Thema, Trai!"
"Schon gut, ich weiß."
Yong und ich tauschten einen vielsagenden Blick aus. Diese Ungewissheit... Wir wussten beide genau wovon sie sprachen.
...
Ich war nervös. Verdammt nervös. Meine nächste Übungsstunde stand unmittelbar bevor, aber das sollte mich ja eigentlich fröhlich stimmen. Was ich dagegen einzuwenden hatte, war einzig und allein die Tatsache, dass Zena dort sein würde. Übersetzt in meinen gesunden Menschenverstand bedeutete dies: ich war erledigt. Als mir diese... ungelegene Gegebenheit (ich werde es einfach mal so ausdrücken)... heute morgen klar wurde, machte ich mich sofort daran, eine Lösung zu finden. Sollte ich einfach nicht hingehen? Das war mein erster Gedanke gewesen, aber das klang nur so einfach. Dabei würde ich Meisterin Tuyet enttäuschen, im Training nicht weiterkommen und könnte zudem auch noch ungewollten Verdacht erregen. Also ging ich auf Risiko. Ein Tuch hatte ich mir um den Hals gebunden und tief ins Gesicht gezogen, ebenso wie die Kapuze. Wenn jemand mich darauf ansprechen sollte, würde ich einfach mit rauer Stimme behaupten, ich hätte mich ein wenig erkältet. Hoffentlich war ich diesbezüglich überzeugend genug... Meine Kleider hatte ich etwas anders gewickelt, sodass sie nicht komplett identisch erschienen. Hier waren sowieso alle aufgrund der Kälte recht ähnlich gekleidet.
"Du glaubst ernsthaft, dass das so funktioniert?", zweifelte Sayo meinen Plan an. Ich hatte sie gebeten mich heute zum Training zu begleiten, das gab mir etwas mehr Sicherheit.
"Eine andere Möglichkeit habe ich nicht, Sayo...", erwiderte ich schwach.
"Wie du meinst, aber sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt!"
Mit einer Hand winkte ich sie ab, denn ich wollte mir jetzt nicht noch mehr Sorgen machen müssen.
Schnell überprüfte ich noch, ob ich nicht irgendetwas vergessen hatte und betrat den Trainingssaal.
Zögerlich sah ich mich in dem spärlich beleuchteren Saal um. Bis jetzt war nirgendwo eine Spur von Zena, was mich erleichtert aufatmen ließ.
Meisterin Tuyet sah mich hereinkommen und winkte mich schnell zu sich hinüber.
Es ging um meine Vorführung gestern. Sie meinte, ich sei eine sehr eifrige Schülerin und solle nun, da es gestern schon gut geklappt habe, öfter an der Puppe üben.
Ich bedankte mich für die Chance, die sie mir damit gab, und trat wieder zurück an meinen Stammplatz, um meine Übungen vorzubereiten.
Dass Zena den Raum betrat merkte man daran, das die Mädchen unruhig wurden. Zu ihr umdrehen wollte ich mich nicht, aber ich konnte mitbekommen, wie die Kinder sie geradezu mit Fragen überhäuften. Das würde ihre Stimmung sicherlich nicht heben. Ich wusste zwar, dass sie gern im Mittelpunkt steht, aber sie war auch die Art von Person, die ziemlich schnell genervt war.
"Seht an, wer sich sich da im Rampenlicht sonnt: Dein eingebildetes, zickiges Double...", meldete sich Sayo, mit wenig Begeisterung in der Stimme, zu Wort.
"Duck dich! Sie geht vorbei!", warnte mich Sayo gerade im richtigen Moment. Schnell wandte ich mich ab und tat so, als wäre ich ins Training vertieft.
"Was ist das hier? Ich dachte ich würde privat unterrichtet werden?!", hörte ich Zena sich beschweren.
"Alle meine Schülerinnen bekommen dieselbe Ausbildung, unabhängig davon, wer sie sind!", beharrte Meisterin Tuyet kühl.
"Aber... Ich bin neu hier! Ich kenn mich noch überhaupt nicht mit dem Bändigen aus! Wie soll das denn so funktionieren.", erwiderte Zena fast panisch. So kannte ich sie gar nicht.
"Ach wie gut, dass du mich daran erinnerst. Wenn du dich nicht damit auskennst, dann habe ich den perfekten Ort, um dich erst mal auf das Wasser einzustellen!"
Vor Überraschung hätte ich fast meine Konzentration über das Wasser, das über meinem Schoß schwebte verloren. Sie wurde wirklich genauso behandelt, wie alle anderen hier auch, nicht nur das, mein Tag war auch gerettet, zumal sie ihre heutige Trainingseinheit auf Eis meditierend verbringen würde.
Gespannt wartete ich noch, bis die grummelnde Zena den Saal mit Meisterin Tuyet verlassen hatte, um dann endlich erleichtert aufatmen zu können und mich meiner Kapuze und meines Tuches zu entledigen.
Der Rest des Trainings verlief ohne Probleme, aber als ich den Saal verließ, dämmerte es bereits. Vorsichtig blickte ich mich um. Von Kaia war weit und breit keine Spur, was wohl bedeutete, dass mein Plan wohl funktioniert hatte. Ich hatte Yong heute Früh gebeten Kaia etwas abzulenken, und so das Treffen etwas nach hinten zu verschieben. Wo die beiden jetzt wohl steckten? Sayo neben mir sah skeptisch umher.
"Hier ist es so menschenleer...", merkte sie an, "Die Leute hier wollen wohl nicht so gerne im Dunkeln unterwegs sein...". Mein Blick folgte dem ihren und sie hatte recht. Es waren tatsächlich erstaunlich weniger Menschen unterwegs. Fiel mir das jetzt erst auf, oder...? Schnell warf ich den Gedanken beiseite, denn er beunruhigte mich. Ich wollte einfach so schnell wie nur möglich zurück zur Unterkunft, also stapfte ich über den eisigen Boden Richtung Haus. Erstaunlich, wie schnell ich mich an den glatten Boden gewöhnt hatte. Ich war deutlich seltener ausrutschgefährdet und kam zudem deutlich schneller voran. Auf der Straße waren noch ein paar wenige eilige Menschen unterwegs, die noch schnell ihre Läden schlossen oder ihre Einkäufe nach Hause brachten. Wie konnte man nur so stressen, wenn doch die in Dämmerlicht getauchte Eisstadt so ein wunderbar friedliches Bild abgab? Ich seufzte und tappte weiter meines Weges.
Vor der Haustür angelangt seufzte ich noch einmal, um dann zu klopfen. Überrascht stutzte ich, denn die Tür war nur angelehnt. Seltsam, dachte ich mir und stieß die Tür langsam auf. Drinnen war es ungewohnt dunkel. Hatten wir keine Kerzen mehr? Fragend blickte ich hinüber zu Sayo hinüber, die, wie in Trance, mit ernstem Blick in die Finsternis hineinstarrte. Zögerlich drang ich weiter in den Raum vor. Irgendetwas stimmte hier nicht und es ließ mein Herz schneller schlagen und meine Hände schwitzen. Nur was war es? Wovor hatte ich Angst? Ich hatte nie ein Problem mit der Dunkelheit gehabt, das konnte es also nicht sein. Es hing irgendwie mit der seltsamen Atmosphäre zusammen, die hier wie eine Wolke aus Ungewissheit über dem Raum hing. Dann war da noch dieser Geruch... Der Gedanke ließ mich stocken. Ein süßlicher Geruch füllte das Zimmer, den ich hier sicher noch nie gerochen hatte, aber doch schien er mir so bekannt. Eine merkwürdige Süße gemischt mit dem Geruch von... Eisen.
"Blut...", sprach Sayo meine Befürchtungen aus. Den Geruch sollte ich eigentlich gut genug kennen, das ganze Gefängnis war damit eingedeckt gewesen. Ich stolperte noch ein paar Schritte weiter ins Zimmer hinein, darauf hoffend, dass meine Augen sich bald an die Dunkelheit gewöhnen würden. Der Boden schien schmierig und ich versuchte es zu ignorieren, so gut ich konnte. Es war jetzt wichtiger zu erfahren was hier los war. Könnte ich doch nur schon Feuerbändigen, dann könnte ich mehr, als nur vage Schemen erkennen. Ein plötzliches Geräusch aus dem Nebenraum ließ mich aufhorchen. Da war es wieder, ein Schluchzen, ein Klagen. Schnell beschleunigte ich meine Schritte auf dem rutschigen Boden in Richtung des Schluchzens und riss die Tür zu dem Zimmer auf.
Der ganze Raum war nur von einer einzigen Kerze beleuchtet, die einsam und verlassen in der Ecke stand. In der Mitte des Raumes saß eine kauernde und weinende Hang, ihre Hände, ihr Gesicht und ihre Klamotten blutverschmiert. Sie hatte etwas großes, lebloses in ihren Armen, fest an ihre Brust gedrückt, und schunkelte verzweifelt vor und zurück.
"Trai...", flüsterte ich schwach.
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