Delia

"Guten Morgen Shini" Ich sprang aus dem Bett und streckte mich genüsslich. Guten Morgen kleines. Er hatte mir versprochen, die Nacht über meine Wärme zu sein. So gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Wenn ich so darüber nachdenke, hatte ich noch nie so gut geschlafen. Wir sind in eine andere Stadt gelaufen und bei Dämmerung in dieses Gasthaus geschlüpft. Es war eine seltsam ruhige Wanderung gewesen. Keiner hatte auch nur ein Wort gesagt. Ich schlüpfte in mein weißes Kleid mit den langen Ärmeln und sprang durch den Raum. Warum so fröhlich? Ja warum eigentlich? Grund dazu hatte ich eigentlich nicht. Sanjo sprach kein Wort mehr mit mir, was mich eigentlich nicht störte. Auch Sven und Nico schienen Abstand zu halten. Ich vermutete, dass sie mit Sanjo gesprochen hatten. Die drei waren mit der Zeit ein gutes Team geworden. Auch Chrissi schien sichtlich zufrieden in der Gruppe zu sein. Nur ich hatte mich immer wie ein Anhängsel gefühlt. Es waren eben alles Jungs die über Kämpfen reden wollten. Ab und zu diskutierten sie über die Perfekte Frau, wobei es meist um Kurvenreichheit ging. Es nervte mich. Sanjo nervte mich. Ich lass dich jetzt nicht mehr alleine. Ich lächelte und setzte mich aufs Bett. " Warum hören dich die anderen nicht?" Was sollte ich mit den anderen reden? Sie würden mir nicht zuhören. Außerdem sind deine Jungs mir zu unvorhersehbar. "Wem sagst du das". Ich lachte. Ich vermisste diese Gespräche, die ich mit meinen Jungs haben konnte, bevor er da war. Es klopfte. Shini fing an zu knurren. Ich strich meine Haare zurecht und rief: "Herein?". Die Tür des kleinen Gasthauses öffnete sich quietschend. Ich wünschte ich könnte ihn beißen. Ich wünschte mir in diesem Moment genau das gleiche. Sanjo stand im Rahmen, mit Augenringen, so groß wie Schluchten. Er schien eigentlich überhaupt zu müde zu sein, selbst zum Laufen oder gar zum Kämpfen. Und dennoch stand er mit Dolch in der Hand da und starrte mich an. "Was willst du?" murrte ich und drehte ihm meinen Kopfrücken hin. Die Wand war so viel interessanter und ansehnlicher als seine schlaffe Haltung. "Wer bist du?" - "Du redest Unsinn." - "Unsinn?" Ich hörte seine schnelle Atmung direkt vor mir. Ich schaute ihm in die Augen und erschrak. Sie waren Angsterfüllt. Sein Dolch schwebte schon bedrohlich über mir. Seine Hand zitterte und schweiß lief ihm die Stirn runter. "Was machst du da? Bist du verrückt!" Ich krabbelte rückwärts über das Bett. Was ist los? Ich will ihn beißen! Sag mir dass ich ihn beißen darf! Ruf mich, bitte! Wie erstarrt saß ich da auf dem Bett. Ich presste mich an die Wand und brach kein Wort heraus. All meine Gedanken sprachen durcheinander. Mein Kopf spielte mehrere Szenarien durch, wie das ausgehen könnte. Ich mochte keines davon. Sanjos Dolch schnellte auf das Bett runter und er erstach die Matratze. Ich kreischte und schmiss panisch das Kissen nach ihm. Er fing es und zerstach auch dieses. "Ist er böse?" er keuchte erschöpft und zitterte am ganzen Leib. "Wer?" stammelte ich. Er atmete schwer und starrte mich nur mit bedrohlichen Gesichtsausdruck an. Delia! Ruf mich! Wenn er dir etwas antut. Ich will gar nicht daran denken! Ich auch nicht und vor allem wollte ich nicht daran glauben, dass diese sonst so verspielten braunen Augen mir etwas antun wollten. Ich sprang aus dem Bett und rannte zur Tür, die so rettend offen gestanden hatte. Doch er packte mich am Arm und hielt seinen Dolch an meinem Hals. Tu ihr nur irgendwie weh ich schwöre es dir! "Was dann mh? Was willst du dann tun?" er schrie in den Himmel und so wie er durch den ganzen Raum schaute und dabei lachte, kam er mir wie ein verrückter Spinner vor. Mein Arm wurde glühend heiß. "Aua!" Sanjo ließ sofort los und schaute seine blutunterlaufene Hand an. "Shini hört er dich?" - "Das Ding hat auch noch einen Namen?" er kreischte und ging auf mich los. Ich fiel zu Boden und rang mit ihm. Der Dolch war mir eindeutig zu nah an meinem Hals. "Was ist es? Ist es böse? Es hätte dich fast verbrannt! Die ganze Nacht spürte ich diese absurde Wärme!"- "Shini hilf mir!" ich wurde panisch. Ich trat um mich und hielt seine Hände so fest ich konnte. Der Dolch sollte mich nicht aufspießen. Aber ich wollte doch erst noch so viele Antworten auf meinen angehäuften Frageberg. Ich hörte ein hohes Kreischen und spürte die Wärme in mir. Und dann wurde die Tür aufgeschlagen. Ein großer Elf mit weißem Haar rannte zu Sanjo und hob ihn scheinbar Problemlos am Kragen hoch. Jetzt bist du in Sicherheit. Valon ist da. Wer ist Valon? Sanjo wurde so dermaßen durchgeschüttelt, dass er Kapuze und Perücke verlor. "Ich hatte dir tausendmal gesagt, dass er wichtig für sie ist! Dich hat nicht zu interessieren was es ist! Du hattest Sorge zu leisten, dass es sie erreicht bevor das Chaos entsteht! Du hattest deine Chance!" Diese Stimme. Sie war energisch und hart und mir dennoch sehr bekannt. Sanjo wurde an die Wand geschmissen und blieb dort zitternd liegen. " Binar Shevaire Minirae Shevaire flammar..." Der seltsame Elf schüttelte entsetzt den Kopf und lief dann auf mich zu. "Ist alles okay Delia?" Er streckte mir die Hand entgegen aber ich wollte sie nicht. "Shini hilf mir." murmelte ich verzweifelt. "Er heißt Shini?" fragte der Elf lächelnd. Ist schon okay. Er ist disziplinierter. Ich lehnte seine Hand dennoch ab und stand alleine auf. Auf zitternden Beinen stand ich da, überwältigt von den Geschehnissen. Sanjo lag da, keuchend, spuckte ab und zu Blut. In mir ein Ding namens Shinishi, dass, so wie es aussah, meinen Körper kontrollieren konnte. Vor mir ein Elf in weißen Haaren, größer als die Tür. Ich korrigiere mich, vor mir stand ein Elf mit Chrissis Augen.