
55. Unschuldig weiß
Mann, ich bin ganz schön langsam, oder? 55 Kapitel und darin ist eine Zeitspanne von Ende Juli bist Ende Dezember enthalten. Expecto Patronum ist mit 52 Kapiteln abgeschlossen worden und Avada Kedavra wird noch ein ganzes Stück mehr brauchen, bis ich es beenden kann. Ach ja. Naja, mehr für euch zum Lesen :D
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„Ähm – Lily, ich bin mir nicht sicher, ob du das sehen willst", sagte Marlene leise und legte sich eine Hand vor den Mund, um ihr Kichern zu verbergen. „Was auch immer die Jungs angestellt haben", fing die rothaarige Hexe an und schüttete eine ordentliche Ladung Mehl in eine riesige Schüssel. „Ich will es gar nicht wissen." Ellie stellte sich neben ihre Freundin und blickte ebenfalls aus dem Fenster.
„Oh Mann! Dass man so was mit einer Ladung Schnee und einem Gartenstuhl anstellen kann", meinte sie kopfschüttelnd und grinste dann. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du hättest bereits ein Kind im Haus." Lily seufzte und ließ ein paar Eier dem Mehl folgen. „Weißt du, manchmal bin ich mir da gar nicht so sicher."
Lin lachte leise, während sie ihren Kopf in den Schrank steckte, um nach den Ausstechformen zu suchen, die Lily und Petunia immer benutzt hatten, wenn sie zusammen mit ihrer Mutter in der Weihnachtszeit die Kekse gebacken hatten. Nur noch ein kleiner Teil ihrer dunkelblauen Haare war dabei zu sehen.
Cassy stand recht verloren in der Gegend rum. „Was ist los?", fragte Lily, während sie eine ganze Packung Milch aufschnitt und in die Schüssel kippte. „Naja, ich hab noch nie - ", sie deutete etwas unwirsch auf die ganzen Backzutaten.
„Was? Echt nicht?", fragte Marlene empört und entgeistert. Cassandra schüttelte den Kopf. „Nein, meine Eltern sind nicht gerade die Feiergeister schlechthin. Zu Weihnachten haben die Hauselfen immer gekocht und gebacken, während mein Vater wichtige Meetings im Bürozimmer hatte und meine Mutter ein bisschen Wolle verhext hat, damit es billige Geschenke für die Verwandten strickte."
„Oh, Merlin, das klingt ja schrecklich!", rief Ellie aus und wandte sich vom Fenster ab, gegen welches in just diesem Moment ein Schneeball klatschte. Selbst durch die geschlossenen Küchentür konnte Lily den Schneemann draußen hören, der empört rief: „Etwas vorsichtiger bitte! Ich habe schon genug Farbe verloren!"
„Es ist okay, ich bin es ja nicht anders gewohnt", meinte Cassy schnell. „Das ändern wir jetzt sofort", sagte Ellie und Lily nickte streng. „Genau. Wie willst du das sonst später mit deinem Kind machen? Glaub mir, es macht wirklich Spaß und zusammen geht es auch schnell." Unsicher nickte das Mädchen und während Ellie und Lily ihr erklärten, welche Zutaten sie brauchte und wie sie alles mischen musste, entdeckte Lin endlich die Ausstechformen ganz oben im Küchenschrank.
Marlene hatte unterdessen eine grandiose Idee. Sie hob ihren Zauberstab und rief: „Accio Kamera!" Ein leises Poltern war aus dem oberen Stockwerk zu hören und im nächsten Moment sauste das schwarze Plastikgehäuse der Kamera durch die Küchentür herein. Marlene fing sie geschickt auf, entfernte das Verdeck und richtete sie auf ihre Freundinnen. „Sagt mal Weihnachten!", rief sie laut und drückte prompt auf den Auslöser, als ihr die verdutzten Gesichter zugewandt wurden.
„Was machst du da?", fragte Lily lachend. „Ich nehme ein paar Erinnerungsfotos auf. Weißt du, für später. Irgendwann werden wir alle zusammen hier sein und uns die Bilder von heute angucken und in Erinnerungen schwelgen."
„Oh, eine wunderbare Idee", sagte Ellie. „Lasst uns ein großes Album mit Bildern füllen. Lily, du nimmst diese Kamera jetzt überall mit hin, klar. Nicht umsonst haben wir sie dir geschenkt." Ohne eine Möglichkeit zu widersprechen, wurde sie Lily in die Hand gedrückt und Marlene und Ellie stellten sich Arm in Arm nebeneinander. „Na, los, mach ein Foto von uns."
Lin wusste genau, was Lily gerade dachte, zog langsam ihren Zauberstab hervor und ließ etwas Mehl auf die beiden rieseln, während ihre Cousine grinsend ein Bild schoss. „Jetzt sieht es auch schön winterlich aus", sagte sie lachend, als Ellie sich das Mehl aus dem Gesicht strich und sie böse anfunkelte. „Na warte!", rief sie.
Es kam, wie es kommen musste: Zehn Minuten später sah die Küche aus, als hätten die Rumtreiber versucht zu backen. Mehl klebte an ihren Gesichtern und lachend zog sich Lin etwas Eigelb aus dem Haar, während Lily und Ellie sich angrinsten, die Gesichter kreidebleich.
„Gut, jetzt kommen wir aber zum wirklichen Backen", sagte Marlene energisch, um ein Magenknurren ihrerseits zu verbergen und mit einem Wink ihres Zauberstabes waren sie alle befreit von Backzutaten und auch die Küche sah nicht mehr so aus, als hätte eine Mehlbombe eingeschlagen. Grinsend langte Lily nach der Schüssel, die mit einer ordentlichen Portion Teig gefüllt war und kippte sie auf die Arbeitsplatte.
„Jedes Weihnachten habe ich mit meiner Mutter und meiner Schwester zusammen in der Küche gestanden und wir haben genau diesen Teig gemacht", sagte sie. „Es hat uns so viel Spaß gemacht, die verschiedenen Formen auszudrücken und sie nach dem Backen zu dekorieren." Cassy beobachtete recht interessiert, wie Lily sich ein Nudelholz schnappte und auf gute, alte Muggelart den Teig ausrollte, während Marlene die Augen verdrehte und ihren Zauberstab wieder wegsteckte. „Wenn man es selber macht, schmeckt es sowieso besser."
Lin verteilte die Formen auf der Fläche und jede schnappte sich sofort eines der Teile, um daraus Plätzchen zu machen. Von draußen ertönte lautes Lachen und das empörte, angsterfüllte Schreien des Schneemanns.
Während ihre Freundinnen damit beschäftigt waren, die Kekse in den Backofen zu schieben, Dekorationen hervorzukramen und den Teig zu naschen, wischte sich Lily die Hände ab und ging nach draußen. Buntes Licht ließ den Schnee in allen Farben erscheinen, als sie aus der Haustür trat. Ein sanfter Schneefall hatte eingesetzt und Lily betrachtete mit einem glücklichen Lächeln, wie ihr Haus in weihnachtlichem Glanze erstrahlte. Sie hatte schon die Befürchtung gehabt, sie würde alles selber machen müssen, aber James, Sirius, Peter und Remus hatten wirklich ganze Arbeit geleistet – wobei sie vermutete, dass das Meiste auf Remus' Konto ging.
Ein großer, schneeweißer Hirsch stand im Garten und jemand – Lily vermutete ganz stark Sirius – hatte dem Schneegebilde eine Lichterkette um den schlanken Hals gehangen. Über die Regenrinne zogen sich weitere der bunten Ketten und einige der Girlanden, die Marlene verschont hatte. Blinkend und leuchtend sah das Haus der Potters nun wesentlich mehr nach einer Leuchtreklame für Weihnachtsdekoration aus, aber Lily könnte nicht zufriedener sein.
Sie trat um die Ecke des Hauses und sah dann prompt, dass die vier Rumtreiber noch nicht fertig waren.
„Oh, Lily!", rief Sirius, der gerade Schnee auf den Körper eines großen Hundes klopfte. „Wie ich sehe, wart ihr äußerst fleißig", meinte sie lachend und begutachtete die Schneetiere, die die Jungs aufgebaut hatten. Neben dem Hirsch im Vorgarten, gab es einen großen Hund, einen Wolf mit einer Ratte auf dem Kopf und eine Hirschkuh, die alle zu gut aussahen, als das Lily glauben würde, hier wäre keine Magie im Spiel gewesen.
Schnee fiel aus James' Haaren, als er leicht den Kopf schüttelte und dann aufstand. „Wir haben nur deinen Rat befolgt und waren kreativ mit dem Schnee", meinte er grinsend und Lily konnte nicht umhin, als zu bewundern, was die Jungs in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt hatten. „Und, die wievielte Ladung Kekse ist bereits im Ofen?"
„Oh, die erste", meinte Lily verlegen. „Was? Ihr habt fast zwei Stunden gehabt. Was habt ihr bitte gemacht?", fragte James, halb erstaunt, halb belustigt. „Najaaah", erwiderte sie und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Wir haben uns unterhalten."
James zog eine Augenbraue nach oben. „Ich würde dir ja wirklich gerne glauben", sagte er und lächelte verschmitzt. „Aber man kann euch hören." Er deutete mit dem Daumen auf das Küchenfenster, welches mittlerweile zwar durch eine Jalousie verdeckt war, aber trotzdem noch hell erleuchtet schien. „Und 'Nimm das Ei aus meinen Haaren!' kling nicht nach 'Unterhalten'."
Lily blies empört die Wangen auf. „Wenn du es wusstest, warum fragst du dann?" James lachte leise und legte eine Hand an ihr Gesicht. „Weil es viel mehr Spaß macht, wenn du Ausflüchte suchst", raunte er und drückte ihr dann einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Außerdem bist du so süß, wenn du verlegen bist."
Lily trat nach ihm und er sprang sofort zurück. „Hey!", lachte er. Sie wandte sich um, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. „Wenn ihr fertig seid, kommt rein. Es gibt dann Kekse und was zu trinken."
„Oh, klasse", konnte sie Sirius noch hören, als sie schon um die Hausecke war. Der Schneemann bedachte sie mit einem tadelnden Blick – so gut das mit einem Auge eben möglich war. „Du hast ein viel zu weiches Herz, Rotschopf", meinte er und Lily seufzte. „Wahrscheinlich. Aber das ist in Ordnung."
Sie ließ die Tür hinter sich zufallen und ging wieder in die Küche. Dort roch es bereits herrlich nach frischen Keksen und ihre Freundinnen waren bereits dabei, eine neue Ladung in den Ofen zu schieben. „Lily! Gerade rechtzeitig zum Dekorieren", sagte Marlene und drückte ihr eine Packung mit Kokosraspeln in die Hand. Sie selbst hatte eine Schüssel mit Zuckerguss aufgetrieben und Ellie naschte gerade von den Schokoperlen.
Als die Jungs wieder ins Haus kamen – mit Schnee in den Haaren und roten Gesichtern – war gerade die dritte Ladung mit Plätzchen fertig dekoriert worden, während die vierte noch fröhlich vor sich hin backte. Mit dem Schwung ihres Zauberstabes erschienen neun Tassen auf dem Tisch und eine große Kanne mit heißem Kakao verteilte sich darin. Lin konnte es sich nicht nehmen lassen, auch noch eine ordentliche Portion Sahen überall aufzusprühen.
„Was für ein Fest", sagte Sirius genüsslich, als er einen Schluck der Schokolade nahm und ein kleiner Teil der Sahne sich in seinem stoppeligen Bart verfing. „Und es geht doch erst richtig los", fügte Ellie grinsend hinzu und biss einem Plätzchenbär den Kopf ab.
„Nächstes Jahr wird das hier noch ein bisschen voller sein", sagte Lily und lächelte Cassy an. Das Mädchen errötete leicht. „Zwei kleine Gäste mehr."
„Ich kann es kaum noch abwarten", schwärmte Marlene und Ellie lachte. „Man könnte meinen, du wärst hier die Schwangere, Marls!"
„Ach, aber ist das nicht aufregend? Ich fand Kinder schon immer ganz toll." Lily hob eine Augenbraue. „Wieso hast du dann am Anfang des sechsten Jahres diesen Hufflepufferstklässler beinahe die Marmortreppe runtergeschubst?"
„Weil der nervig war!", rief sie empört aus, als wäre es eine Beleidigung, dass Lily dies überhaupt hinterfragte.
„Aber sicher", lachte Ellie und schob sich den Rest des Kekses in den Mund.
„Warts nur ab. Ich werde die beste Patentante überhaupt sein!"
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...und für eine kurze Zeit wird sie es auch sein.
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