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Kapitel 15

In meinen Ohren klingt ein schrilles Pfeifen, das auch nach Minuten nicht verstummt, in denen ich regungslos daliege. Ich bin müde, so unfassbar müde. Irgendwo tief in meinem Innersten ist da diese leise Stimme, die mir zuflüstert: »Steh auf.« Doch ich weiß nicht warum.

Ich fühle mich leicht und unbeschwert, spüre außer der Watte in meinem Kopf kaum meinen restlichen Körper. Und obwohl ich so verbleiben will, flüstert die Stimme weiter: »Erinnere dich.«

Woran erinnern?

»Erinnere dich.«

An die Explosion? Die Einheit. Eric, der in der Falle saß. Aber natürlich! Mit einem Mal erwache ich aus dem Traum.

Nachdem mich Luca am Eingang aufhielt, irrte ich abgetrennt vom Konvoi durch die Mine. In der Zwischenzeit hatte die Generalseinheit Eric überfallen und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als den Generator zu sabotieren.

Zuerst erlange ich die Kontrolle über meine Hände zurück, mit denen ich über den Boden taste. Nun, da ich der Ohnmacht entrann, spüre ich die Schmerzen. Meine Haut brennt von den Wellen an Feuer, die mich fast verschlangen und in meinen Knochen hallt noch die Vibration der einfallenden Wände nach. Aber ich lebe. Das einzige was zählt. Hauptsache ich und der General...

Keuchend setze ich mich auf und reiße meinen Kopf in alle Richtung, was mit einem hämmernden Schmerz in meinen Schläfen begleitet wird. Wo ist der General? Lebt er noch? Ich brachte ihn doch nicht um, oder?

Hinter mir plätschert die Ebser, während die gegenüberliegende Seite mit Schutt bedeckt ist. Bei der Explosion musste der Abhang mit mir heruntergefallen sein und mich vor der einstürzenden Decke geschützt haben. Die Struktur der Höhle ist auf den Kopf gestellt. Wo vorher Gänge waren, versperren nun Felsbrocken den Weg. Alles ist beengt wie in einem kleinen Erdloch.

Und nirgends eine Spur des Generals.

Mein Atem geht stoßweise. Wurde er etwa von den Felsen begraben, wie die Männer der Einheit? Bin ich der einzige Überlebende? Ich knabbere am Nagel meines Daumens.

Das ist nicht gut, ganz und gar nicht gut. Zwar wünschte ich Eric nach allem auch den Tod an den Hals, aber doch gefälligst nicht unter meiner Aufsicht! Ich könnte ein Heiliger sein und man würde mich für seinen Tod verantwortlich machen!

Als ich aufzustehen versuche, bringt mich die Realität auf den Boden der Tatsachen zurück. Noch bin ich zu schwach zum Stehen, darum krieche ich auf der Suche nach Eric. Viel Spielraum gibt es nicht. Die Höhle ist auf ein Minimaß geschrumpft, und doch finde ich ihn in keiner Ecke. Ich befürchte schon das Schlimmste, da entdecke ich Eric im Flussbett des nun seichten Gewässers, versteckt hinter einem Felsen. Seine Augen wie in einem sanften Schlummer geschlossen, lehnt er am Gestein. Zum Glück nicht kopfüber im Wasser. In der Ebser sammelte sich ein Staudamm, der den reißenden Strom in ein ruhiges Plätschern verwandelte.

Mir kommen fast die Tränen vor Glück, doch ich lasse mir keine Zeit zum Verschnaufen. Zitternd schiebe ich meine Arme unter seinen Schultern hindurch und ziehe ihn aus dem Wasser. Erleichtert stelle ich fest, dass er noch atmet und keine fatalen Verletzungen trägt. Vermutlich sprang er in letzter Sekunde in die Ebser und rettete sich somit vor dem Einsturz auf der anderen Seite. Das hätte im schlimmsten Fall dazu führen können, dass er im Strom aufgespießt worden wäre. Zum Glück staute sich das Wasser und er wurde nicht fortgetrieben.

Für einen Augenblick erlaube ich mir, der Erschöpfung nachzugeben und falle neben ihn. Atemlos betrachte ich den Körper neben mir. Wenn er so regungslos da liegt, bekäme man bei seinem unschuldigen Anblick fast Mitleid. Doch hinter diesem schönen Gesicht steckt der Teufel. Und wäre diese Welt eine ohne Konsequenzen, wäre ich mit Freuden zu Günter und den anderen gesprungen.

»Sterben Sie mir jetzt bloß nicht weg«, klage ich schwermütig mein Leid. »Wenn Sie jetzt sterben, können Sie mich gar nicht mehr... tyrannisieren...«

Da reißt es mich zurück in die Bewusstlosigkeit.

Als ich das nächste Mal erwache, liegt Eric noch immer regungslos und vor allem klitschnass neben mir. Die Mine ist kühl, feucht und der perfekte Ort für Schimmel und Ungeziefer. Nachdem ich seine erkaltete Haut abtaste, bestätigt sich meine Annahme, dass er unbedingt aus diesen nassen Sachen raus muss.

»Sir...«

Keine Reaktion

»General Goldrat?« Ich ruckele an seiner Schulter, horche seine Brust ab und bewege seinen Kopf. Doch Eric erwacht nicht.

Da beginne ich seinen Gürtel zu öffnen. Bis sich meine Hände versteifen und ich mich frage, was um alles in der Welt ich gerade tue. Das ist das allerletzte, was ich gerade sehen will. Ich würde mir wünschen, dass er sich alles abfriert, bis er zu einem Eisklotz wird.

Doch für solch trivialen Quatsch ist keine Zeit. Im Moment komme ich nur lebend aus dieser Sache heraus, wenn ich Eric wohlbehalten nach Rauheim zurückbringe.

Zumindest kehrt etwas Röte in mein Gesicht zurück, als ich Eric entkleide und die nassen Sachen zum Trocknen auf dem Boden ausbreite. Was ich hier Würdeloses tat, würde keine Seele erfahren. Ich würde es mit ins Grab nehmen.

Noch immer hielt ich mich selbst unter größter Anstrengung wach. Darum lege ich meine Jacke über uns und gebe ein weiteres Mal der Müdigkeit nach.

Wie lange wir so liegen, kann ich nicht einschätzen. Ich weiß nur, dass die Kleidung getrocknet ist, als ich wach werde. Zwei Hände Wasser schöpfe ich aus der Ebser, die ich vorsichtig an Erics Lippen führe. Doch es läuft ihm einfach aus den Mundwinkeln.

Gerade als ich aufgebe, bewegt sich sein Brustkorb ruckartig und er hustet das eingeführte Wasser aus.

Sofort bin ich an seiner Seite. »Sir!«, begrüße ich ihn aus seinem Schlummer. Es fühlt sich an, als würde man mir eine tonnenschwere Last von den Schultern nehmen. »Willkommen zurück unter den Lebenden.«

Ihm scheint es ähnlich wie mir zu gehen. Seine Erinnerungen kehren bruchstückweise zurück.

In dem Moment, in dem ihn die Realität trifft, springt er auf. Allerdings rechnete ich nicht damit, dass er sich plötzlich auf mich stürzen, mich zu Boden pressen und zu würgen beginnen würde. Seine kalten Finger bohren sich grauenvoll in meinen ungeschützten Hals, der sofort rot anläuft.

Ich reiße die Augen auf, zerre an seinen starken Händen, trete mit den Beinen aus. Doch Eric kniet über meiner Hüfte. Ich kann ihn nicht erreichen.

Er wirkt wie ein Wahnsinniger, der sich gerade mit letzterer Kraft aus der Unterwelt kämpfte, um seinen Peiniger mit in die Hölle zu nehmen. Als wäre er nur aus seinem Albtraum erwacht, um mich zu töten. Voller Entschlossenheit nimmt er mir die Luft, bis ich schwarze Punkte vor mir tanzen sehe.

Röchelnd taste ich den Boden neben mir ab, bekomme etwas Hartes zu fassen. Dann ramme ich den Stein gegen Erics Kopf. Der schwankt durch den Aufprall zur Seite und fasst sich erschrocken an die Platzwunde, die ich ihm zufügte. Augenblicklich flüchte ich nach hinten und schnappe nach Luft.

Keuchend und hechelnd knien wir uns gegenüber, auf den anderen lauernd wie in die Enge getriebene Tiere. »Bitte... warten Sie! Ich kann alles erklären!«

Plötzlich entdeckt Eric etwas in der Ebser. Nach genauerem Betrachten stellt es sich als seine Waffe heraus. Fluchend springe ich dem General hinterher, als er sich in den Fluss stürzt. Es ist nur noch ein schmutziger Kampf darum, wer zuerst die Pistole erreicht. Wir stoßen uns gegen die Felsen, weichen den Schlägen aus und kämpfen mit allen dreckigen Mitteln, bis wir schließlich unsere Hand nach der Waffe ausstrecken. Wer sie zuerst erreicht, der würde den anderen töten. Das steht für Eric fest.

Da springt mir das Herz aus der Brust, als ich nur eine Sekunde früher die Pistole zu fassen kriege und ihren Lauf sofort auf Erics Kopf richte. Zuerst sitzt ihm der Schock über seinen bevorstehenden Tod in den Knochen. Kurz darauf fällt er allerdings erschöpft zurück in die Ebser, in der wir stehen. Das Adrenalin gab uns beiden einen kurzfristigen Schub, für den wir nun den Preis zahlen.

»Tun Sie es«, presst er kalt zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich werde mit erhobenem Haupt sterben und Ihnen dabei in die Augen sehen, damit Sie mich niemals vergessen.«

»Stopp! Bitte...« Den Lauft weiterhin auf Eric gerichtet, falle ich ebenfalls auf die Knie. »Sonst bringen wir uns wirklich noch gegenseitig um.«

Erics Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben, rechnete er fest damit, dass ich sofort schießen werde.

Tief atme ich durch. »Ich habe nichts mit der Generalseinheit zu tun noch wusste ich von ihren Plänen. Ich bin genauso ahnungslos wie Sie in ihre Falle getappt. Wenn ich Ihren Tod wollen würde, warum leben Sie dann noch, war ich doch vor Ihnen wach! Ich zog Sie aus dem Wasser, wachte über Sie und entledigte Sie Ihrer...«

Zum ersten Mal realisiert mein Vorgesetzter, dass er nichts außer einer Unterhose trägt. Entsetzt schielt er zum Häufchen Kleidung am Rand. Für ihn jedoch alles andere als Beweis genug. Trotzdem streckt er mir die Hand entgegen. »Dann geben Sie mir die Waffe.«

Ein nervöses Lachen verlässt meine Kehle.

»Wenn Sie unschuldig sind, warum missachten Sie dann meinen Befehl?«, hakt Eric mit verengten Augen nach. »Ich wiederhole mich nur ein einziges Mal. Die Waffe. Jetzt.«

»Was werden Sie dann tun?«

»Es ist nicht Ihre Aufgabe Fragen zu stellen.«

Allmählich beruhigt sich unser beider Atem. Der Schock über das plötzliche Erwachen lässt nach und wir können endlich klar denken. Von Erics Stirn tropft Blut sein Gesicht hinab in den Fluss. Seine Augen gleichen denen einer wilden Bestie, die ihren Feind auch mit aufgeschlitztem Bauch noch verfolgt. Obwohl ich derjenige mit der Waffe bin, sieht er deutlich bedrohlicher aus.

Langsam senke ich die Pistole.

Da springt der General wie ein Luchs hervor und entwaffnet mich.  Er reißt mich am Kragen zu sich heran und drückt mir den Lauf der Pistole mitten auf die Stirn. Unsere Augen liegen wachsam aufeinander.

»Ich habe Sie gerettet.« Meine Brust hebt und senkt sich zitternd. »Wenn Sie mich töten, finden Sie hier nicht mehr heraus.«

Eric schnaubt verächtlich.

»Wenn wir hier raus sind, werde ich entscheiden, was ich mit Ihnen mache«, sagt er und lässt mich los, zielt mit der Waffe jedoch weiterhin auf meinen Kopf. »Eine Bewegung und ich schieße.«

Demonstrativ hebe ich meine Hände vor die Brust. Ohne mich aus den Augen zu lassen, wirft er sich seine Kleidung über, dann nickt er zu dem schmalen Spalt zwischen der Ebser und dem Weg dahinter.

»Sie gehen vor. Eine falsche Bewegung...«

»...und Sie schießen«, beende ich seine Drohung angespannt. »Ich habe es verstanden.«

Weil wir in dieser neuen, engen Höhle, die sich durch den Einsturz gebildet hat, eingesperrt sind, führt einzig die Ebser hinaus. Wir quetschen uns durch einen tiefen Spalt im eingestürzten Gestein. Dann folgen wir dem unbekannten Weg dahinter.

Als ich meine Hände senke, befiehlt mir der General hinter meinem Rücken: »Hände hoch! Da wo ich sie sehen kann«, was ich sofort wieder tue.

Einige der Glühbirnen funktionieren noch, darum stoßen wir auf meine Stofffetzen, die ich in die Wände klemmte. Leider hört Eric nicht auf mich, als ich ihm davon berichte. Er entscheidet den anderen Weg zu nehmen, der in eine Sackgasse führt. Wir wenden.

»Was ist vorhin geschehen?«, durchbreche ich die Stille. Dabei kann keiner von uns sagen, wie lange dieses Vorhin her ist. Es ist möglich, dass erst einige Stunden vergingen, wir konnten allerdings auch schon Tage hier liegen.

Eric ist auf der Lauer. Von meinen Versprechungen hält er nicht viel, alles andere wäre auch naiv. »Reihnert und ich wurden getrennt. Sie fielen zurück und ich war allein mit meiner Einheit«, erklärt er schließlich. »Die Explosion musste bis in die Stadt zu hören gewesen sein. Man wird nach mir suchen. Könnten ich doch bloß Konstantin eine Nachricht zustellen.«

Da fällt mir auf, dass dieser gar nicht unter den Verrätern war. In der Dringlichkeit der Situation habe ich nicht auf die Details geachtet.

»Was denken Sie, wer dahinter steckt?«

Erics scharfes Zungenschnalzen hallt im Gang wieder. »Müssten Sie das nicht am besten wissen?«

Auf seine Sticheleien gehe ich gar nicht ein und erzähle weiter: »Wenn General Reihnert dahinter steckt, kann er das kaum allein geplant haben. Er muss Unterstützung aus Rauheim bekommen.«

Da habe ich eine schreckliche Vorahnung. Mein Magen zieht sich zusammen, wenn ich daran denke, dass die Einheit aus Männern des Staatsgenerals bestand. ›Er ist ganz froh, nicht ständig durch seinen Vater kontrolliert zu werden‹, waren Konstantins Worte.

Eric stößt mich unsanft vorwärts. »Als ob ich das mit Ihnen bespreche. Bewegen Sie Ihre Beine, na los!«

Am anderen Ende des Ganges erwartet uns eine zweite enttäuschende Sackgasse. Es scheint, als wären wir eingesperrt.

»Wir sollten rasten«, schlage ich vor.

»Damit Sie mich im Schlaf meucheln können? Für wie dumm halten Sie mich? «

Unter seinen misstrauischen Augen gleite ich an der Wand hinab. »Wir können uns kaum auf den Beinen halten. Und so einfach finden wir nicht hinaus. Sollen wir durch das Gestein laufen?«

Wiederwillig setzt sich Eric in drei Metern Abstand auf einen flachen Brocken. Die Wunde an seinem Kopf, deren Blutung in der Zwischenzeit stoppte, beginnt wieder zu rinnen. Er tupft sie mit seinem Ärmel ab.

»Es tut mir leid...«, sage ich kleinlaut. Ich ziehe meinen Kragen herunter, um ihm die Würgemale zu präsentieren. »Aber Sie wollten mich umbringen, was sollte ich schon tun?«

Erics eiskalter Blick reicht aus, damit ich kein Wort mehr darüber verliere. Da der General und ich uns fürs Erste nicht mehr in Lebensgefahr befinden, schließe ich die Augen. »Wenn Sie nicht schlafen, dann tue ich es.«

Geweckt werde ich durch das Klappern von Steinen. Eric kniet am verschütteten Gang, neben ihm ein Haufen mit Geröll, den er abtrug.  Anscheinend arbeitete er während ich schlief an einem Durchgang. Doch so fest er auch an den übrigen Haufen zerrt, so will sich kein weiterer Stein lösen.

Als er bemerkt, dass ich wach bin, sagt er: »Da passe ich nicht durch. Aber...«

»Aber ich könnte es schaffen«, beende ich seine Gedankengänge.

Gerade, als ich einen Arm durch das Loch strecke, versperrt er mir den Weg. Seine Augen bohren sich tief in mir fest, sodass eine Gänsehaut über meinen Körper huscht. »Denken Sie, ich lasse Sie gehen und verrotte in dieser Höhle?«

»Ich komme zurück.«

»Natürlich tun Sie das.« Eric zieht mich von dem Loch weg zur anderen Seite des Ganges, an der er mich absetzt. Dann kniet er sich an die zweite verschüttetet Wand. »Sie bleiben hier.«

Jede Minute, in der ich ihm beim erfolglosen Buddeln zusehe, komme ich mir armseliger vor. Dabei könnte ich mich durch das bereits offene Loch quetschen und nach einem Ausweg suchen!

Verstohlen schiele ich hinter meinen Rücken. Erics Arbeit macht ganz schön Lärm und bis er mich bemerkt, vergehen vielleicht drei bis vier Sekunden. Genug Zeit, um zum Loch zu kommen.

Nachdem ich tief durchatme schleiche ich leise nach hinten. Wie erwartet bemerkt mich Eric zu spät. »Stehengeblieben!«, brüllt er noch, da quetsche ich mich durch das Gestein auf der anderen Seite.

Er rast mir nach, doch ich bin längst hinter der Wand. »Sommer!«, hallt seine wutverzerrte Stimme in der Höhle. »Sie elender Feigling!  Bekomme ich Sie noch einmal in die Finger, bringe ich Sie um! Da können Sie mir versprechen und säuseln was Sie wollen! Ich hätte Ihnen kein Wort abkaufen sollen!«

Nach dem kleinen Sprint schnaufe ich erschöpft. »Ich komme zurück, sobald ich etwas finde, mit dem ich Sie dort rausbekomme«, versichere ich, bevor ich mich auf den Weg mache.

Eine ganze Weile noch höre ich Erics Wettern, Schimpfen und Toben. Wie ein streunender Hund, dessen Beute unter seiner Nase verschwunden war. Selbst ein paar kleine Steinchen schmeißt er mir im süßen Versuch hinterher, mich aufzuhalten.

In meinem Magen kribbelt es warm. Dass Eric so verzweifelt ist, bringt mir eine ungeahnte Schadenfreude. Sobald ich ihn befreie, wird seine Wut schon verfliegen. Zumindest hoffe ich das.

Auf dieser Seite der steinernen Mauer ist genauso wenig wie auf der anderen. Ein paar Wege, viel Schutt und vor allem Staub. Während ich so laufe, fällt mir auf, dass hier ungewöhnlich viele Kiesel von der Decke regnen. Das hätte Warnung genug sein sollen.

Wie ich einen Fuß vor den anderen setze, fällt plötzlich der Boden unter mir in sich zusammen. Mit einem wortlosen Schrei rutsche ich ein Stockwerk tiefer und lande direkt auf meinem Bauch. Hektisch rollte ich mich zur Seite, bevor alles einstürzt und mich beinahe unter sich begräbt.

Nun wach, springe ich auf und klopfe mir den Schmutz von der Kleidung. Hier unten sind keine Glühbirnen angebracht. Nur vom Loch in der Decke flimmert es zu mir herab. Dafür stehen Lastwagons mit abgetragenem Schutt herum und an der Wand hängt eine unbenutzte Fackel. Anscheinend sind hier die Bauarbeiten noch nicht beendet worden.

Es ist keine gute Idee, in einer geschlossenen Höhle ohne frische Luft, Feuer zu machen. Da ich jedoch sehen muss, um voranzukommen, entfache ich die Fackel mit dem Feuerzeug, das die Bauarbeiter hier zum Anzünden lagerten. Das Feuerzeug verschwindet in meiner Jackentasche. Dann gehe ich weiter.

Die Explosion ließ diesen Teil der Mine fast unbeschadet. Womöglich liegt es daran, dass die Gänge hier unbearbeitet sind und stärker mit Balken gestützt werden. Leider ist dieses Geschoss ein völlig neues Gewölbe für sich. Drei Stunden irre ich herum, bis ich an einem Aufzug ankomme. Der selbstverständlich nicht geht.

Da ich mit Fackel nicht klettern kann, muss ich sie zurücklassen, um mich an dem Seil bis zum nächsten Geschoss zu hangeln. Ab hier hilft mir nur das kleine Feuerzeug, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Ich rätsele, ob sich Eric noch immer grün und blau ärgert. Wenn ich daran denke, ab jetzt mit ihm zusammenarbeiten zu müssen, vergeht mir gleich die Hoffnung darauf, zu überleben. Da ich bezweifele, dass es in Großbau noch sicher für uns ist, wäre es also nicht damit getan, einfach aus der Miene zu entkommen, wir müssen...

Plötzlich stoße ich mit dem Fuß gegen Metall. Abschätzend hebe ich eine der Spitzhacken auf, die man hier in den Wagons deponierte. So ein Werkzeug habe ich zwar noch nie benutzt, aber zwanzig Meter vor mir tut sich eine perfekte Möglichkeit auf, es auszuprobieren.

Mit beiden Händen am hölzernen Ende hebe ich die Hacke über den Kopf. Dann lasse ich sie mit aller Kraft auf die verschüttete Wand nieder sausen. In meiner Vorstellung zersprang gleich die Hälfte der Trümmer, in Echt bröckeln drei müde Steinchen ab. Meine Mundwinkel ziehen sich tief zu Boden.

Das wird einige Zeit brauchen.

Es dauert sogar so lange, dass ich ein paar Stunden an dieser einen Wand sitze. Und das auch nur so kurz, weil die Steine vorher schon lose waren und nun auseinanderfielen, wenn sie erschütterten.

Doch zu meiner Überraschung kenne ich diesen Gang. Meine Schritte beschleunigen sich wie von selbst, bis ich renne. In mir schwellt eine unbekannte Freude auf, als ich Eric entdecke, der an demselben Platz wartet, an dem ich ihn verließ. Seine Finger sind blutig gearbeitet, seine Augen von müden Augenringen gekennzeichnet.

Verblüfft hebt er den Kopf von der Hand, mit der er sich nachdenklich stützte. »Felix?« Seine Stimme ist kalt und dunkel wie die Nacht. Doch sein Körper richtet sich sofort auf und seine Augenbrauen heben sich vor Verwunderung mich zu sehen.

»Ich versprach Ihnen doch zurückzukehren«, prahle ich.

In wenigen Schritten ist er bei mir und packt mich am Schlafittchen, bevor ich ausweichen kann. »Was fällt Ihnen eigentlich ein?«, brüllt er zornig und rüttelt an mir wie an an einem klapprigen Tisch. »Ich befahl Ihnen, sich nicht von der Stelle zu rühren! Was glauben Sie wer Sie sind, dass Sie mich sitzenlassen? Dafür sollte ich sie auf der Stelle mit dem Leben bezahlen lassen!«

»Das könnten Sie tun... Oder Sie folgen mir zu dem Aufzug, den ich fand«, werfe ich schnell ein.

Da setzt er zu einer harten Ohrfeige an... die er jedoch nicht ausführt. Stattdessen sieht er mir knurrend in die Augen, als bräuchte es seine volle Kraft an Selbstbeherrschung, mir nicht den Kopf abzureißen. »Sie sind wirklich...!«

Dann umschließt er mein Handgelenk so fest, dass nicht mal zehn Pferde uns trennen könnten und marschiert mit mir in die Richtung, aus der ich kam.

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