Kapitel 14
Still sein. Nichts hören. Nichts sehen. Es aushalten.
Gerade halte ich es nicht aus und würde meine Enttäuschung am liebsten herausschreien. Die Leute im Flur laufen unbehelligt an mir vorbei, wollen mit der Sache nichts zu tun haben. Bis auf Georg, der vor mir hält und mit einem tiefen Seufzen an der Wand zu mir herab gleitet.
»Das sieht übel aus. Lass mich mal sehen.«
Ich verstecke meine verwundeten Arme in der Uniform und ziehe die Knie an den Bauch. »Verschwinde.«
»Sei nicht so unfreundlich. Ich bin der Einzige, der dir hilft.«
Er zieht den Stoff meines Ärmels hoch, der dunkle Striemen und blutige Wunden bis zum Oberarm enthüllt. 50 Schläge mit dem Stock – so lautete meine Bestrafung. Der Schmerz war mit der Zeit schlimmer geworden, doch die Scham übertraf ihn bei weitem. Wie ein Kind hatte ich im Hotelhof stehen und meine Arme ausstrecken müssen. Für eine Viertelstunde war es totenstill gewesen. Nur das Zischen des Stocks, der die Luft zerschnitt, und das Klatschen, als er auf meiner Haut traf, waren zu hören. Und im Halbkreis um mich herum standen wortlos meine Kameraden und die Angestellten des Hotels, die allesamt zusahen, wie ich bestraft wurde. Nach dieser Demütigung kann ich niemandem mehr ins Gesicht sehen.
Eric ist das Letzte. Wenn ich es könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und ihn an der Grenze erschießen. Dann sollen sie mich eben hinrichten, diesen Mistkerl würde ich mit in die Hölle nehmen.
»Was hast du angestellt, um den General so zu erzürnen?«, fragt Georg und trägt eine kühlende Salbe auf meine Wunden auf. »Es ist egal. Du musst dich nicht schämen. Wir stehen hinter dir. Die ganze Einheit.«
Nun hebe ich doch meinen Kopf.
»Die Strafe war unangemessen. Wir denken alle so.« Georg steckt das Döschen mit heilender Salbe in meine Jackentasche. Dann deutet er auf die Leute im Flur und auf Konstantin, der uns einen flüchtigen Blick zuwirft. »Außer er natürlich. Du solltest dich vor ihm hüten. Zum Feiern ist er ganz gut, aber er ist dem General treu ergeben. Zu treu, meiner Meinung nach. Sollen wir denn bei allem ja und Amen sagen, selbst, wenns solche haltlose Strafe wie bei dir ist?«
Mir ist nicht recht bei seinen Worten. Bisher war ich immer allein gewesen, ein Sonderling, der mit seinem Sarkasmus das patriotische Gemeinschaftsgefühl störte. Dass jetzt angeblich die ganze Einheit hinter mir steht, erscheint mir sonderbar.
Wiederwillig lasse ich mich von Georg auf die Beine ziehen. Ohne ihn hätte ich hier wohl bis zum Morgengrauen gesessen und vor mich hin gegrummelt. Er schubst mich sanft in Richtung meines Zimmers.
»Ruh dich aus, wir übernehmen deine Schicht. Halt dich einfach an mich. Wenn etwas ist, kannst du jederzeit zu uns kommen. Denk daran.«
Am nächsten Morgen steht eine Führung für den General durch Großbau an. Zuerst zeigt Reinhard ihm die sauberen Straßen und die schönen Plätze mit bunten Kreisen auf dem Asphalt. Dann die jubelnden Bürger, die brav an den Seiten stehen, austeritische Fähnchen schwingen und ihren geliebten Anführer lobpreisen. Natürlich hatte man ihnen vorher bis aufs kleinste Detail eingetrichtert, wie sie sich zu verhalten hatten, wie sie wundern und staunen sollten. Einige haben Tränen in den Augen, als Eric lächelnd an ihnen vorbei läuft.
Mir hingegen wird mit jedem Wink seiner Hand schlechter. Ich müsste nur zu ihm aufschließen, eine der spitzen Flaggen aus der Menge greifen und sie in seinen Hals zu bohren. Seit der Bestrafung schenkte er mir keine Beachtung. Will er wirklich so zu tun, als wäre nichts geschehen?
Die Jubelrufe übertönen die Raserei in meinem Inneren kaum. Ich denke ständig an Erics warme Hand an meiner Wange. Wie er mich fragte, ob es schmerzte und wie er mich danach selbst schlug. Er muss mich schon in Ketten legen, bevor ich mich nochmal von ihm anfassen lasse.
Seufzend fahre ich mir durchs Gesicht.
Von Nord nach Süß präsentiert Reihnard Eric all die delikaten Seiten der Stadt, auf dass er zu seinem Vater spazieren und über die Mühen hier staunen würde. Zumindest, bis ein Adjutant mit einer Zeitung ins Rathaus eilt. Nachdem Eric die Zeilen überfliegt, laufen seine Wangen rot an. Dann donnert er die Seiten auf den Beratungstisch. Innerlich muss er vor Wut kochen, dass er die Zeitung sogar vergisst, als er aus dem Raum zu General Reihnard stürmt.
Ich werfe einen Blick aufs Papier.
Die Wahre
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28.05.1964, Donnerstag, 109te Ausgabe 3,- *
Verschollene Soldaten – Nicht mal seine Leute kann er beisammen halten?
Nachdem der Sohn des Staatsgeneral gestern in Großbau ankam, verzeichnete man das Fehlen mehrerer Einheitsmitglieder, die für seinen persönlichen Schutz zuständig sind. Anscheinend verlor der gute Herr sie auf seinem Weg in die Berge. Aber Papi wird ihm gewiss beim Suchen helfen. Oder er kauft ihm gleich neue Puppen, die er verlegen kann. Menschenleben sind dieser Familie eh nichts wert. Hoffen wir für die Verschollenen, dass es Deserteure waren, die ihr Leben nun in Bjussel auskosten. Die Autoren der Wahren
Diese Ausgabe lag gestern auf dem Markplatz aus. Kein Wunder, dass sich die Bürger um den Stand sammelten wie Fliegen über einem Kadaver. Keiner der Einheit verliert ein Wort über das Geschriebene. Es ist wahr, dass wir seit der Ankunft einige Männer vermissen. Ihr Wagen war stehengeblieben, sodass sie nachkommen wollten. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr. Eric sprach mit uns nicht darüber. Wir nahmen einfach an, dass er sich darum kümmert.
Es ist Konstantin, der sich aus der Gruppe löst und uns die Zeitung vorhält. »Wer das auch schieb, gefährdet den Frieden, den wir uns so mühsam mit Schweiß und Blut erkämpften.«
Georg reißt sie ihm weg. »Ich bringe sie dem General.«
Damit war die Stimmung hin. Die Männer waren weg. Der Verlag auf freiem Fuß. Und irgendwer musste noch die Miene begutachten.
Leider steckt Eric am nächsten Tag wieder in seinem unerschütterten Anzug des perfekten Musterjungen. Dabei hätte ich zu gern beobachtet, wie er sich in seinem Zimmer grün und blau ärgert. Ich hoffe sehr, dass er meine bösen Blicke sieht.
An der neuen Mine erwarten uns Reinhard und seine Arbeiter. Darunter Luca, der sofort nach meiner Aufmerksamkeit lechzt. Doch ich weiche ihm aus und flüstere mit Georg am Ende der Gruppe.
»Wir haben Sie schon erwartet«, begrüßt Reihnard seinen hohen Gast und bietet ihm ein Glas Sekt zur Einweihung an.
»Die gestrige Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Land. Was eignet sich da besser als eine spektakuläre Schlagzeile in der Tageszeitung, um das Gespött zu überschatten?« Eric nippt an seinem Glas. Dann schwenken seine Augen über die Vorbereitungen. Dem roten Band vor dem Eingang fügte man eine Schleife an und an der Seite steht ein Quartett aus Blechbläsern, die auf Reinhards Zeichen eine preisende Hymne auf Austeritas spielen.
»Ihre gute Laune in Ehren, jemand hat Informationen an den Feind verkauft. Es sollte Sie etwas mehr kümmern.« Als Reinhards Blick an mir hängenbleibt, überkommt mich ein kalter Schauer.
Eric stellt sein Glas auf das Tablett zurück. »Erledigen wir doch, wozu ich anreiste.«
Einer der Arbeiter – seine Brust voller Stolz geschwellt, dass er der Auserwählte ist – überreicht Eric die übergroße Schere. Einen kleinen Schnipp später fällt das Band unspektakulär zu Boden. Dann blitzen die Kameras der Fotographen wie im Sturm auf. Die Beteiligten werden herumgelotst, um die passenden Winkel für die Bilder einzufangen. Und mit ein paar geheuchelte Handschläge ist es schon vorbei.
In der Zeitung wirken derlei Auftritte fürwahr... spannender.
Als nächstes steht eine Besichtigung auf dem Plan. Die Herrschaften mitsamt Schwanz aus Gefolge betreten die Mine. Da passt mich Luca am Eingang ab. »Warte bitte!«
Ich entreiße ihm meinen Arm, doch er fängt mich gleich wieder ein. Dabei fasst er genau in die Wunden, weshalb ich stöhne. »Bleib weg von mir!«
»Gib mir zwei Minuten. Danach hass mich ruhig.«
Ich sehe Georg hinterher. Er verschwindet im Schwarz der Höhle, wie der Rest des Aufmarschs. Wenn ich sie später bloß wiederfinde...
»Was im Tal geschah... Du wirst mich nicht melden, oder?«, fragt Luca mit sanfter Stimme. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber so bin ich nun einmal geboren. Andere haben eben dunkle Haut oder kein Augenlicht. Macht mich das zu einem Verbrecher?«
»Verschone mich damit!«, klage ich. »Du vergleichst dich mit Dingen, die keiner beeinflussen kann. So verdorben wird man nicht geboren!«
Meine Worte treffen Luca. Er lässt die Schultern hängen. »Wenn du so darüber denkst, dann melde mich eben. Aber ich weiß, dass du es nicht tun wirst.«
»Ah ja?«, hake ich gereizt nach.
»Ja.« Luca sieht mich direkt an. Trotzig erwidere ich es. »Geh. Sie suchen wahrscheinlich nach dir.«
Leichter gesagt als getan. Schon bei der ersten Abzweigung habe ich keinen Schimmer, welche Richtung die Anderen nahmen. Da mich Luca den rechten Gang entlang führte, schlussfolgere ich, dass dieser auch für die Besichtigung vorgesehen ist. Fünf Minuten später habe ich mich verlaufen.
Hilflos drehe ich mich im Kreis. Vor und zurück sind Lichter, neben mir, über mir und alles sieht gleich aus. Nicht mal die Ebser höre ich, an der ich mich hätte orientieren können.
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Fluchend stampfe ich den steinigen Weg entlang, quetsche mich durch eine Felsspalte und komme am selben Startpunkt wieder heraus. Oder bin ich woanders? Wo in alles in der Welt muss ich lang?
»Hallo?«, beginne ich zu rufen, in der Hoffnung, man würde mich wie ein verlorenes Schäfchen einsammeln. »Ist da jemand?«
Natürlich ist da niemand. Es ist ja nicht so, als hätte sich jemand in der Wand versteckt, um darauf zu warten, verirrte Menschen zurück zur Zivilisation zu bringen.
Schließlich komme ich in einer Sackgasse an. Luca meinte zwar, dass die neue Mine eine der größten im Land sei, verschwieg aber, dass man eine Landkarte bräuchte, um wieder herauszufinden.
Ich massiere mir die Schläfen. Dann öffne ich meine Uniformsjacke und beginne damit, das Unterhemd zu zerreißen. Anschließend stecke ich den Stofffetzen zwischen eine Spalte in der Wand. Wenn ich schon nicht weiß wo lang, dann zumindest, wo nicht mehr entlang. Und gerne schreibe ich die Kosten für ein neues Hemd auf Erics Rechnung.
In jede Abbiegung klemme ich nun ein Stück meines Hemdes, um mich daran orientieren zu können, wo ich schon war. Und tatsächlich schaffe ich es in einen unbekannten Gang, in dem ich laut und deutlich die Ebser plätschern höre.
Da zischen plötzlich die Glühbirnen und das Licht geht aus. Ein Stromausfall? Nicht das noch. Da helfen mir auch meine Brotkrumen nichts! Mein Leben verfluchend klebe ich mich an die Wand und taste mich Schritt für Schritt voran.
Alles ist pechschwarz. Nicht wie in der Nacht, in der zumindest der Mond die Straßen erhellt. Oder in den Baracken, in denen man sich eine Kerze anzünden kann. Ich sehe rein gar nichts.
Darum ist es nicht verwunderlich, dass ich über eines der Stromkabel stolpere und einen nahen Abhang hinunter schlittere. Doch bevor ich mich über meine aufgeschürften Handflächen ärgern kann, realisiere ich, dass es das beste ist, was mir passieren konnte. Auf allen Vieren krabbele ich blind am Boden herum, bis ich das Stromkabel zu fassen bekomme. Wo es mich auch hin führt – am Ende wartet in jedem Fall ein Generator oder der blaue Himmel auf mich!
Je weiter ich komme, desto lauter vernehme ich die Ebser. Noch dazu klingt sie hallend, als nähere ich mich einem hohlen Raum, dessen Decke mehrere Meter nach oben reicht.
Dann spüre ich einen kalten Luftzug und höre lautes Keuchen. Die Person scheint sich körperlich bis an die Grenzen zu verausgaben. Aber nicht, als würde sie Erze abtragen, nein, als würde sie kämpfen!
Füße stampfen über den Boden, das Klappern von Metall, das aufeinander schlägt, ist zu hören. Das sind mehrere Menschen – Das Konvoi um den General.
Noch immer ist alles pechschwarz, sodass ich nur erahnen kann, was dort passiert. Wenn ein Kampf ausbrach, mussten sie in Schwierigkeiten stecken. Dieses Labyrinth ist perfekt, um seine Kontrahenten in Schach zu halten. Waren die Freiheitskämpfer bis in die Berge vorgedrungen?
Vorsichtig richte ich mich auf. Doch nach ein paar Schritten rutscht meine Fußspitze in eine unbekannte Leere, als wäre ich an der Schwelle eines Abgrunds. Sofort knie ich mich zurück auf den sicheren Boden.
Da brüllt auf einmal jemand auf, als würde er einen großen Schmerz erfahren. Es folgt das Platschen von Wasser, als hätte man ihn in den Fluss geworfen. Danach ist es wieder still. Es ist eindeutig, dass jemand versucht, die Dunkelheit zu seinem Vorteil zu nutzen und leise an den Feind anzuschleichen.
Ich sortiere meine Gedanken. Den Geräuschen zufolge sind die Anderen unten bei der Ebser, während ich mich oberhalb eines Abhangs befinde. Von meiner erhöhten Postion aus habe ich einen strategischen Vorteil, der mir allerdings nichts nützt, solange ich im Dunkeln tappe. Ich muss mich beeilen.
Dem Kabel weiter folgend stoße ich schließlich auf ein großes Gerät, das ich als Generator identifiziere. Es ist der gleiche, den mir Luca vorführte. Darum weiß ich welchen Knopf ich zu drücken und welchen Hebel ich zu ziehen habe.
Auf einmal knirschen und knistern die Glühbirnen wie Funkenkonfetti. Zuerst flackert das Licht über meinem Kopf auf, dann rattert das Gerät wie verrückt und versorgt die große Höhle mit Strom.
Das Kampfgeschehen stoppt augenblicklich. Doch was ich, nun, da es hell ist, unter mir erkenne, setzt mein Herz für einen Schlag aus.
Nicht die Freiheitskämpfer hatten Eric überfallen. Es ist die Generalseinheit, die ihn umzingelt.
Mit dem Rücken zum Fluss sieht er voll Zorn zu mir auf, als stieß ich ihm gerade ein Messer in den Brustkorb. Da wird mir bewusst was ich angerichtet habe. Unten bei ihnen steht ein zweiter Generator, den er eigenhändig sabotierte, damit der Strom ausfiel. Die Dunkelheit war Erics einzige Chance gegen vierzehn Männer. Und ich habe sie ihm mit einem Knopfdruck genommen.
Mein Atem bleibt mir in der Kehle stecken. Die Einheit hatte so wenig Interesse an ihrem General gezeigt, wie Steinmetze am Musizieren. Nun sind sie jedoch ausgerüstet, tragen ihre Waffen, sichere Kleidung und entschlossene Gesichter.
Auf dem Boden liegen die toten Körper der hilflosen Mienenarbeiter, die sich gegen die ausgebildeten Elitesoldaten nicht wehren konnten. Ihr Blut sammelt sich zu einer Pfütze, die in der Ebser mündet und sie in dunkles Rot färbt.
Von Reihnard und seinen Männer fehlt jede Spur.
Auf einmal hält sich Georg vor Lachen den Bauch. »Das hast du gut gemacht, Felix! Du hast uns hier wirklich den Hintern gerettet!«
Mir rinnt der kalte Schweiß von der Stirn, als ich am Abgrund knie und wortlos zu Eric starre, der aus einer Wunde am Hals blutet. Ich will rufen, dass ich nichts davon wusste und ich unschuldig bin. Aber der Hass in seinen Augen reicht aus, um zu verstehen, dass ich mein Kleid nicht mehr rein waschen kann. Für ihn sieht es aus, als nutze ich diese einmalige Gelegenheit, um mich zu rächen.
Nun, da man wieder sehen kann, wohin mal zielt, zieht Georg seine Waffe und richtet sie auf den Kopf seines Vorgesetzten. »Sie schlugen sich gut. Aber hier ist Schluss.«
Eric steht seinen Männern wacker gegenüber, obgleich sein Atem rast und seine Schritte ihn rückwärts führen. »Wer hat euch beauftragt? Seid ihr dumm genug, zu glauben, dass er euch leben lässt, nachdem ihr mich erschossen habt? Ihr werdet sterben. Ob durch ihn oder meinen Vater, eines ist gewiss – Das Land wird nicht ruhen, bevor nicht eure Familien ausgerottet wurden.«
»Sehen Sie doch selbst. Niemand steht auf Ihrer Seite.« Georg breitet die Arme aus und zeigt auf all die Verräter. Dann auf Eric, der ihnen ausgeliefert ist. »Weil niemand Sie leiden kann. Sie sind ganz allein.«
Ein zustimmendes Raunen geht durch die Männer.
Mir sind die Hände gebunden. Stelle ich mich auf Erics Seite, erschießen sie mich einfach mit. Doch laufe ich zu ihnen über, kommt das Selbstmord gleich! Wie können sie so töricht sein und nicht verstehen, dass man sie entsorgt, sobald sie die Miene verlassen?
Meine Augen heften sich an den Stromgenerator. ›Hier ist viel Benzin drin. Wenn das roten Kabel reißt, geht die ganze Miene hoch‹, warnte mich Luca. Kopfschüttelnd mahne ich mich selbst des Wahnsinns.
Unter mir spitzt sich die Situation zu. Anstatt den General sofort auszuschalten, kosten es meine Kameraden aus, ihren Unmut über ihn zum Ausdruck zu bringen. So verfehlt Georg seinen Kopf und schieß stattdessen Eric vor die Füße. Der weicht erschrocken zurück und hält sich taumelnd davon ab, in die Ebser zu stürzen. Ein reißender Strom mit spitzen Felsen, die aus der Oberfläche ragen. Sich darin bloß das Genick zu brechen, wäre noch der gnädigere Tod.
Peter und Frido tragen beide einen Schlagstock, der mit Erics Blut beschmiert ist. Gerne würden sie ihn in einer weiteren Runde des Gefechts den Kopf damit einschlagen, das sehe ich ihnen an. Die Gewaltbereitschaft der Einheit ist erschreckend groß.
»Komm zu uns!« Georg winkt mich zu sich herunter. »Heute Nacht gebe ich fünf - ach was - zehn Runden aus! Reihnard wird uns Großbau zu Füßen legen!«
Als ich regungslos an meinem Platz verharre, hakt er nach: »Worauf wartest du? Halte dich an mich, das sagte ich dir doch. Denk einfach nicht weiter nach! Alles wird gut.«
Ich unterdrücke ein panisches Lachen. Jetzt verliere ich endgültig den Verstand. Ich kann doch nicht wirklich...
Mechanisch rutsche ich zum Stromgenerator, bis ich an den Kasten mit Kabelgewirr reiche. Einen letzten Blick werfe ich zu der ausweglosen Situation unter mir. Dann bete ich zu Gott und dem Himmel, dass sie mir meine Dummheit verzeihen und zerreiße das rote Kabel.
Da rumort es im tiefsten Inneren der Mine. Binnen weniger Sekunden schallt ohrenbetäubender Lärm von den Wänden, die explodieren und in der Höhle herumfliegen. Alles bricht in sich zusammen. Die Anderen heben gerade noch ihren Kopf, bevor sie unter der herabfallenden Decke zerquetscht werden.
Unter mir zerbricht der Boden und der Staubwirbel wird von dem Flammenmeer verschlungen, das durch die Gänge lodert und dem ich in meinem letzen Augenblick mit Schrecken entgegensehe.
Nachwort
Willkommen zurück!
Wie ihr bestimmt schon festgestellt habt, verschob ich die Geschichte aus dem Bereich „Erotik" in den Bereich „Liebe". Noch ist das nicht meine endgültige Entscheidung, aber zur Zeit denke ich, dass die Geschichte besser hierher passt.
Übrigens werde ich in den nächsten Tagen die vorherigen Kapitel überarbeiten. Die grundlegende Handlung bleibt bestehen. Ich werde allerdings ein paar Szenen überarbeiten. Und damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Ich ändere die Währung dieser Story von „Chips" zu „Marken".
Ich wünsche euch eine tolle Vorweihnachtszeit und einen tollen dritten Advent! ^^
Liebe Grüße
Goldkirsche
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