"Es regnet. " Die Stimme kam von hinten. Rauchig, tief und doch so sanft. "Ja", sagte ich einfach. "Und es ist Nacht", stellte das Mädchen fest. "Ja", antwortete ich, als wäre es das natürlichste der Welt, um zwei Uhr nachts in einer Vollmondnacht draußen auf der Straße zu liegen. Bei strömendem Regen. "Warum bist du dann hier?" Die Frage überraschte mich nicht. "Du bist doch auch hier", entgegnete ich. Stille. "Gib es zu. Du bist nicht wegen mir hier. Sondern weil du raus musst. Weil der Mond dich angezogen hat. Weil du schon immer mal in einer warmen Sommernacht auf einer Straße liegen wolltest und den Schimmer der Pfützen, das Glitzern der Sterne und den milden Duft nach Regen in dich einschließen wolltest. Nur um ihm in deinem Herzen einen Platz zuzuordnen und dich in allen Zeiten, ob gut, ob schlecht, darauf verlassen zu können, dass es dich stark macht", brach ich das Schweigen. "Und wegen dir." Diese zarte Verletzlichkeit, dieser Schmerz in ihrer Stimme. Anhand dessen wusste ich, dass sich die schweren Regentropfen die ihr ins Gesicht fielen gerade mit heißen, salzigen Tränen vermischten und auf dem Boden in tausende, schimmernde Partikel zersprangen. "Wegen... Mir? Wieso wegen mir?" Verwirrung. "Ich weiß nicht." Ich drehte mich um und erhaschte noch, wie sie mit den Schultern zuckte. "Doch. Doch du weißt wieso." Kurz war ich von der glasklaren Bestimmtheit in meinen Worten geschockt, doch da antwortete sie auch schon. "Ich habe ganz normal geschlafen. Da habe ich dich gesehen. In meinem Traum. Du standest direkt vor mir und hast leise vor dich hin gemurmelt. Dann hast du mir direkt in die Augen geschaut. Ab dem Moment wusste ich, dass du mich brauchst." Und sie hatte Recht. Ich brauchte sie. Jetzt gerade. Genau hier.
Ganz genau hier brauche ich sie.
Tief in meinem Herzen.