50. Rhaenyra Targaryen
Ihr Vater hatte sie zurückbehalten als er Selaena davon schickte, um von ihr zu verlangen, sich von ihr fernzuhalten. Sie wäre gefährlich. Er wisse nur noch nicht wie sehr.
Doch sie wurde sich nicht von ihr fernhalten, Selaena war ihr noch eine Erklärung schuldig. Sie hatten gesagt keine Geheimnisse: Und doch hielt sie stets etwas verborgen.
Sie hörte Vaelahs Schrei und stürmte zur Drachengrube, wo sie Laenor in die Arme lief.
»Sie ist gesprungen!«, schrie Laenor als er sie erblickte und Rhaenyra wurde blass. »Vaelah hat sie aufgefangen und sie sind in Richtung Meer verschwunden!«
»Nächstes Mal fängst du gefälligst mit dem letzten Satz an!«, blaffte Rhaenyra, doch dann sahen die beiden sich entschlossen an.
Das Laenor und Rhaenyra sie auch nicht wiederstandlos gehen lassen würden, damit rechnete Selaena allerdings nicht.
✶ ✶ ✶
Vaelah war gewaltig, in ihren Flügeln steckte eine riesige Kraft – doch Seerauch und Syrax waren kleiner und schneller.
Es dauerte, doch sie holten sie ein.
Selaena blickte über die Schulter zurück und erkannte die beiden Drachen in ihrem Schatten.
»Schneller, Vaelah!«
Ein Knurren hallte über den Himmel als Vaelah ihre Geschwindigkeit anzog.
»Du drehst sofort um!», schrie Laenor gegen den Wind.
»Lass mich gehen Laenor! Es ist besser so, ich gehöre hier nicht mehr hin.«
»Du rennst jetzt nicht weg!«, schrie Rhaenyra von der anderen Seite, »wenn ich nie den einfachen Weg gehen darf, dann du gefälligst auch nicht! Davonrennen ist keine Option!«
»Wir gehen nach Hause.«
»Ihr seid Zuhause!«, schrie Laenor, »du kannst zumindest Laena sagen, warum du uns im Stich lässt! Und dich von Vhagar verabschieden! Oder möchtest du sie einfach zurücklassen?!«
»Das ist nicht...« so einfach, wollte sie sagen, doch in dem Moment wo Laenor Vhagar erwähnte – hielt Vaelah inne. Seerauch und Syrax gaben gluckernde Geräusche von sich, als sie sich vor Vaelah in der Luft aufbauten.
»Vaelah! Wir gehen nach Hause!«
Ein protestierendes Knurren ertönte aus der Kehle ihres Drachens und sie blickte auf die beiden jungen Drachen. Ehe Vaelah abdrehte, zurück in Richtung Festland.
Ein Hauch von Freude huschte über Rhaenyras Gesicht als auch Syrax und Seerauch mit einem erfreuten Brüllen dem großen Drachen folgten.
»Wer sagte noch einst zu mir: In dem Moment wo das was wir wollen und das was sie wollen, nicht übereinstimmt, wird irrelvant was wir wollen?«, frohlockte Rhaenyra gutgelaunt als sie Vaelah zurück nach Westeros eskortierten.
Vaelah landete in den Sturmlande, nahe den roten Bergen. Syrax und Seerauch taten es ihr gleich, mit grummelnden, aber freundlich klingenden Worten unterhielten die Drachen sich dabei während Rhaenyra und Laenor von den Rücken ihrer Drachen kletterten.
»Kommst du freiwillig runter?«, rief Laenor.
»Ihr werdet kaum so töricht sein und versuchen auf den Rücken eines fremden Drachen zu klettern«, tönte es von oben. Sela verbarg sich auf dem gewaltigen Rücken ihres Drachen, abgeschirmt von ihren Flügeln.
»Gestattest du?«, fragte Laenor zögernd und blickte den Drachen an. Vaelah sah alles andere als begeistert aus.
In dem Moment begann Vaelah sich zu schütteln und auch wenn Rhaenyra zugeben musste, das Sela sich wirklich tapfer hielt – musste selbst sie sich irgendwann geschlagen geben. Vaelah senkte ihre Schulter und das Mädchen rutschte über ihre Flügel hinab auf den Boden.
Unbeeindruckt über ihren bösen Blick richtete Vaelah sich wieder auf und erhob sich in den Himmel.
Ihrem Ruf folgten auch die anderen beiden Drachen.
Rhaenyra vernahm irgendwelche alten valyrischen Worte, so alt, das nicht einmal sie sie kannte. Doch sie war sich sicher das Selaena gerade fluchte, wie ihr Drache sie so hintergehen konnte.
»Wer hätte das gedacht«, bemerkte Laenor, »Vaelah ist in eurer Beziehung die Vernünftige.«
»Warum lasst ihr mich nicht einfach gehen?«
»Warum verschwindest du einfach? Wir haben dich akzeptiert, dann werden es der König und die Prinzessin sicher auch tun!«
Laenor blickte zu Rhaenyra und erwartete unterstützende Worte.
Stattdessen kam von ihr: »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Weil das alles Vergangenheit ist, ich wollte ein neues Leben. Ein Leben als Velaryon. Wie groß sind meine Chancen nun? Ganz einfach, ich habe keine mehr. Es ist vorbei.«
»Wir wollten ehrlich zueinander sein! Und davon erzählst du mir nicht?! Vielleicht hätte ich es ja verstanden! Und dann, anstatt mit uns zu reden, verschwindet du einfach?! Ohne letzte Worte, ohne dich zu verabschieden hättest du uns einfach zurückgelassen?!«
»Der König wird mich nicht hier haben wollen Nyra, bevor ich seinem Urteil gegenüberstehe... ist es besser zu verschwinden!«
Rhaenyra schüttelte den Kopf. »Oh nein, meine Liebe! Wir stehen das zusammen durch...«
Laenor musterte sie als er mit Überraschung feststellte: »Du hast Angst.«
Rhaenyra hielt inne und musterte Selaena. Tatsächlich schimmerte in ihren Augen etwas, was sie noch nie gesehen hatte: Furcht.
»Ich muss gehen, Laenor«, flüsterte sie leise, »der König weiß es, er weiß alles.«
»Das wissen wir auch und wir haben es auch akzeptiert.«
Selaena schwieg. Laenor zog die Stirn kraus. »Wir wissen doch alles, nicht wahr?«
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