35. Laenor Velaryon
Sieben Tage waren seit seinem Tod nun vergangen, sieben Tage der Feste hätten vor ihnen liegen können, stattdessen hatte er seine erste Liebe verloren.
Gottfrids Gesicht war zertrümmert worden. Nie wurde er diesen Anblick vergessen, wie sein Schädel unter den Schlägen nachgegeben hatte. Dieses Geräusch war grauenhaft gewesen.
Als er vor den Altar treten musste, war seine Leiche weg, doch das Blut war geblieben – so viel, dass es eine riesige Pfütze bildete.
Totgeschlagen, von einem Ritter der Königsgarde. Dem geschworenen Schild seiner Frau.
Ein Ritter, der einen Eid geschworen hatte, darauf das Königshaus zu beschützen – nicht seine Gäste kaltblütig zu erschlagen.
Die ganze Welt hatte es gesehen. Alle hatten nur zugeschaut.
Doch als wäre das nicht genug, wurde Ser Kriston Kraut nicht einmal zur Rechenschaft gezogen. Er lief noch immer frei herum und war Teil der Königsgarde.
Haus Lonmund hatte seinen Kopf gefordert, doch als der Ritter vor dem König vorsprechen musste, hatte er eine Geschichte parat: Der offiziellen Version nach, plante Gofftrid einen Attentat auf die Prinzessin um die Hochzeit zu verhindern. Der Dolch, welchen er gezogen hatte, galt hierfür als Beweis – obwohl er sich damit nur verteidigt hatte.
Die Königin war auf der Seite des Ritters gewesen und unterstütze ihn, niemand widersprach ihr und Ser Kriston konnte alles behalten. Er dagegen hatte alles verloren und konnte nicht einmal die Wahrheit sagen.
Die wirkliche Wahrheit kannten nur drei Menschen: Selaena, Rhaenyra und er. Doch die Wahrheit war mit seinem Geliebten gestorben, denn dann hätten er ihre Beziehung zugeben müssen und die Übereinkunft, die er mit der Prinzessin getroffen hatte.
Er war zum Schweigen gezwungen: Sein Vater war schon wütend über seinen Gefühlsausbruch gewesen als er zu sich gekommen war und vor Schmerzen geschrien hatte nachdem er Gottfrid gesehen hatte.
Laenor drehte den goldenen Ring zwischen seinen Fingern, dass Siegel von Gottfrids Haus war darauf eingestanzt – es war das einzige, was ihm geblieben war.
Sein Leichnam ging zurück an sein Haus, um dort bestattet werden zu können. Es war ihm verboten worden, ihm dorthin zu folgen und Abschied zu nehmen. Niemand sollte wissen, dass der zukünftige König einen Jüngling als Geliebten hatte.
Die Tür zu seinen Gemächern öffnete sich und wurde leise wieder geschlossen, auf ebenso leisen Füßen schlich diejenige durch sein Zimmer und verharrte an der Tür. Er spürte den Blick als sie ihn beobachtete, wie er am Fenster saß und hinab auf den Hof sah – ohne wirklich etwas zu sehen. Es war als hätte man der Welt alle Farben genommen
»Verschwinde!«
»Du weißt doch gar nicht, wer...«
»Selaena, du bist die Einzige, die sich hier überhaupt hinein traut!«, knurrte Laenor ungehalten.
»Wir wollen heute zurück nach Driftmark gehen... ich wollte fragen, ob ich bleiben...«
Laenor fuhr herum, die Welt verschwamm vor seinen Augen als er schrie: »VERSCHWINDE! RAUS HIER!«
Ihre ohnehin schon helle Haut, schien noch blasser zu werden als sie ihn erschrocken aus großen Augen anblickte. Jetzt tat es ihm schon fast weh sie so angeschrien zu haben. »Ich möchte allein sein«, fügte er mit brüchiger Stimme hinzu.
Selaena schluckte und sah ihn aus unendlich traurigen Augen an. Dann drehte sie sich um und verschwand wieder aus seinen Augen.
Nun war er wieder allein mit seiner Einsamkeit. Sie und Laena waren die Einzigen, die noch zu ihm kamen.
Nicht einmal seine Mutter kam noch zu ihm ins Zimmer, wenn er auch nicht schuldlos daran war: Sie war schuld daran, dass das alles passierte, sie hätte es verhindern können, wenn sie Vater nur widersprochen hätte. Und das hatte er ihr auch ins Gesicht geschrien.
Diese Entscheidung allein hatte dazu geführt dass sie nach Königsmund gekommen waren, hätte sie sich gegen Vaters Willen gestellt wären sie nie hierher gekommen und ein abgewiesener Ritter hätte ihm nicht das Wichtigste nehmen können. Er hätte glücklich auf Hochflut werden können, mit Sela und Gottfrid an seiner Seite.
Er seufzte als sein Blick zu der geschlossenen Tür ging, vielleicht hätte er sie aufhalten sollen – wenn Laena und sie gingen, war er hier allein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro