21. Rhaenyra Targaryen
Während die Erwachsenen über ihre Zukunft verhandelten, hatte sich die Prinzessin mit Laenor zusammen an den Strand begeben, um ihm etwas anzubieten: Sie wusste von seinen Vorlieben und sie wusste von ihren eigenen, auf die sie nicht verzichten wollte. Daher waren sie zu einer Übereinkunft gekommen. Die es beiden ermöglichte, nach ihrer Vorstellung zu leben, sobald sie ihre königlichen Pflichten erfüllt hätten.
Die Prinzessin lief den steinernen Weg hinauf als sie über die Schulter zurückblickte. Sie sah Laenor unten am Strand stehen, dort wo sie ihn nach ihrem Gespräch zurückgelassen hatte als das Mädchen aufgetaucht war, von dem ihr Onkel gesprochen hatte: Sie saß auf dem ungesattelten Rücken eines schwarzen Pferdes und war eines der schönsten Mädchen, die sie je gesehen hatte.
Und die beiden wirkten vertraut miteinander.
Sie wusste nicht viel über sie, nur dass, was ihr Onkel Daemon ihr bei einem seiner letzten Besuche erzählt hatte: Er hatte ihr von einer jungen Frau berichtet, wunderschön wie es nur denjenigen, mit valyrischem Blut nachgesagt wurde. Und er hatte ihr von ihrer Begegnung mit Caraxes berichtet.
Nachdenklich drehte sie sich ab und setzte ihren Weg fort, da trat ihre Cousine Laena neben sie.
»Hallo Prinzessin. Was führt euch nach Hochfluth?« Es war im Land bekannt, dass Rhaenyra auf der Suche nach einem Gemahl war, mit ihren beinahe siebzehn Jahren war sie in einem heiratsfähigen Alter. Weshalb Laena eine Vermutung hatte, was ihre Cousine hierherführte.
»Laena, schön dich wieder zu sehen«, entgegnete Rhaenyra lächelnd als sie sie erblickte.
»Mein Vater, der König, möchte dem Lord und seiner Gemahlin das Angebot unterbreiten unsere beiden Häuser zu verbinden«, fügte sie hinzu und beobachtete Laena genau. So dass ihr der flüchtige Blick, den sie ihrem Bruder und dem Mädchen zuwarf, nicht entging.
»Unsere Häuser hätten schon einmal verbunden werden können«, murmelte Laena, auch wenn sie nicht traurig darüber war, nicht mit einem Mann verheiratet worden zu sein, der drei oder viermal so alt war wie sie selbst. Auch wenn sie dadurch Königin geworden wäre und ihr Vater endlich das Ziel erreicht hätte, nach dem er sein ganzes Leben strebte: Sein Haus auf dem eisernen Thron.
Dennoch beneidete sie Alicent nicht um dieses Schicksal: In ihrem Alter, war sie bereits Mutter gewesen.
Wohingegen Laena hoffte, jemanden heiraten zu können, den sie liebte.
Ein Schmunzeln huschte über das Gesicht der Prinzessin, doch sie sagte nichts zu der Bemerkung ihrer Cousine. Immerhin hatte sie selbst erfahren, dass selbst Männer, die ihr Großvater sein könnten, sich einbildeten sie zur Frau zu nehmen.
»Wer ist sie?«
Laenas Blick schweifte hinunter zum Strand, wo sie in der Dämmerung des Abends ihren Bruder und Selaena erkennen konnten. Charon folgte ihr auf dem Fuße.
»Sie gehört zu unserer Familie«, entgegnete Laena schließlich ausweichend, da sie nicht wusste, was sie jetzt sagen durfte. Wenn der König um die Hand ihres Bruders gebeten hat, war sie sich sicher, dass die Hochzeit von Laenor und Selaena Geschichte war.
Rhaenyra musterte sie aufmerksam von der Seite: »Mein Onkel Daemon hat mir von ihr erzählt«, bemerkte sie, »ich muss zugeben, seine Erzählungen werden ihr nicht gerecht... stimmt es, was man über sie erzählt?«
»Was erzählt man denn?«
»Sie sagen, dass du Vhagar durch sie kennengelernt hast und selbst Caraxes bei ihr zahm wird.«
Laena blickte nachdenklich geradeaus als sie meinte: »Sie hat eine besondere Verbindung zu ihnen... es ist sonderbar, so etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Ist sie schon einmal einen eurer Drachen geritten?«
Laena schüttelte den Kopf. »Nein... aber sie verbringt gerne Zeit mit ihnen... Seerauch wird bei ihr verspielt und anhänglich wie ein junger Hund, er tollt um sie herum. Vhagar habe ich einmal beobachtete, wie sie zu ihr ging als sie sich am Strand niedergelassen hatte um zu lesen. Sie legte sich zu ihr«, Laena lächelte über dieses eigenartige Bild. Neben Vhagars riesigem Kopf konnte man ihre zierliche Person leicht übersehen, dennoch hatte sie sich ohne Furcht gegen sie gelehnt, ihr riesiges Maul mit den Schwertlangen Zähnen direkt über ihrem Kopf, während Vhagar hinter ihr geschlafen hatte.
»Ich habe so etwas noch nie gesehen«, meinte Laena, »es ist erstaunlich... aber sie ist noch nie einen bestiegen. Sie hat auch uns noch nie gefragt, ob sie mit uns fliegen kann.«
»Denkst du, es würde funktionieren?«
»Soweit wir wissen, funktioniert die Verbindung, die uns mit unseren Drachen vereint solange wir leben. In dieser Zeit dulden sie keinen anderen Reiter«, ihr Blick wurde nachdenklich, »aber sollten sie es bei jemandem tun, dann bei ihr.« Sie dachte an die Momente, wenn Seerauch sie im Spiel anstupste, seine Schulter senkte und verharrte – genau so, wie wenn er Laenor aufsteigen lassen wurde.
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