
14. Sela
Es war bereits Nacht als sie Hochfluth mit den Pferden wieder erreichte, sofort waren zwei Stallburschen zur Stelle, um ihr die Pferde abzunehmen. Charon blubberte leise und schmiegte den Kopf zum Abschied an sie, ehe er dem anderen Pferd nach ging. Während der zweite Stallbursche nur neben ihm her ging.
Er mochte es nicht, dennoch ließ er sich mittlerweile von dem ein oder anderen führen – oder wie es die Stallburschen gerne nannten: Er durfte begleitet werden. Sela hatte gelacht als sie das zum ersten Mal gehörte hatte.
»Gebt ihnen noch etwas Hafer, sie haben einen langen Ritt hinter sich.«
»Sehr wohl, Mylady. Eine angenehme Nacht.«
»Ihr sollt mich Sela nennen, schon vergessen«, rief sie ihnen nach, woraufhin sie ihr lachen vernahm als sie in Richtung der Ställe verschwanden. Sela zog sich die Handschuhe von den Händen und ging in Richtung Schloss.
Das Kerzenlicht flackerte über die hellen Wände von Hochfluth und brachte Licht in die ansonsten dunkle Burg, schnell huschte sie durch die Stufen und Treppen in Richtung des Turmes, wo Laenas und ihre Zimmer lagen. Sie wollte eben in den Gang einbiegen, der nach oben führte als sie Laenor ihren Namen sagen hörte.
»Und, auch endlich wieder zuhause?«, neckte er sie.
»Es war ein langer Rückweg«, entgegnete sie, »und der Weg war es doch wirklich wert, oder nicht?«
»Du hast Laena das wohl schönste Geschenk gemacht, welches du ihr machen konntest... sie hört gar nicht mehr auf zu strahlen«, stellte er belustigt fest.
»Nicht jeder hat dein Glück, im Kindsalter einen Drachen für sich beanspruchen zu können«, entgegnete Sela grinsend.
»Wohl war«, er hielt ihr den Arm hin, zur Aufforderung sich bei ihm unterzuhaken, »Mutter und Vater wollen dich sprechen.«
»Um was geht es?«
»Kannst du dir das nicht denken?«, fragte er lachend und sie betrachtete ihn nachdenklich, ehe sie seinen Arm ergriff und sie gemeinsam in den Raum gingen, wo sie bereits erwartet wurden. Rhaenys und Corlys saßen auf ihren gemütlichen Stühlen vor dem Kaminfeuer.
»Seht an wer heimgekehrt ist«, bemerkte Rhaenys strahlend, »bitte setzt euch.«
Die beiden nahmen auf den Stühlen ihnen gegenüber Platz. Sela saß kerzengerade, die Beine überschlagen legte sie die Hände feinsäuberlich auf ihren Knien ab und sah sie abwartend an.
»Wie hast du das mit Vhagar gemacht?«, fragte der Lord.
»Ich habe ihre Rufe gehört und nach ihr gesucht... sie ist einsam gewesen und ich dachte, vielleicht ist es an der Zeit das sie wieder einen Reiter bekommt. Laena und sie passen gut zusammen.«
»Warum hast du sie nicht für dich beansprucht?«
Ihre Antwort dauerte eine Sekunde zu lang als müsste sie erst darüber nachdenken, was sie sagte: »Ich trage kein Targaryenblut in mir... ich bin kein Drachenreiter.«
Rhaenys lächelte. »Du hast ihr damit und unserem Haus ein wundervolles Geschenk bereitet.«
»Wieder einmal«, fügte der Lord hinzu, »wir möchten das du ein Velaryon und offiziell Teil unseres Hauses wirst. Deshalb wollen wir, dass das nächste Fest, welches auf Hochfluth stattfindet, die Hochzeit von euch beiden wird.«
Die beiden sahen zwischen Sela und Laenor hin und her, bevor Rhaenys vorsichtig sagte: »Ihr müsst euch nicht sofort entscheiden«, ihr Gemahl wollte etwas sagen, doch ein Blick seiner Gattin brachte ihn zum Schweigen, »wir wollen nur, dass ihre diese Option in Betracht zieht. Ihr könnt nun zu Bett gehen, oder in deinem Fall, lässt du dir wohl lieber noch ein Bad ein.«
Rhaenys rümpfte die Nase über den Pferdegeruch, welcher an ihr haftete.
✶ ✶ ✶
Schweigend gingen die beiden nebeneinander durch das Schloss bis Laenor schließlich auf der Brücke stehenblieb und nach ihrer Hand griff. Fragend drehte sie sich zu ihm und sah ihn an, sie sah die Zerrissenheit in seinen Augen als er sich kopfschüttelnd an die Mauern stellte und hinab auf den Hof sah. Über ihnen thronte der Mond und tauchte alles in ein silbernes Licht.
Seufzend stellte sie sich neben Laenor und sah ihn abwartend an. Mehrmals setzte er zum Sprechen an, schloss den Mund aber dann ohne ein Wort zu sagen bis beide hinab auf den Hof sahen.
Irgendwann bemerkte sie wie Laenor sie von der Seite ansah, schließlich nach ihrer Hand griff und abermals zu ihm zog. Er legte die Hand unter ihr Kinn und hob ihren Blick an, so dass sie sich in die Augen sahen.
Die beiden standen sich direkt gegenüber, er war so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte.
»Was machst du?«
»Ich... ich möchte etwas probieren... halt einfach stillt«, murmelte er und sah ihr in die Augen, ehe er die wenigen Zentimeter überbrückte und vorsichtig seine Lippen auf ihre legte. Er überwand die letzten Zentimeter und legte seine Hände an ihre Taille.
Der Kuss war nur der Hauch eines Moments, doch es fehlte das Prickeln, das Feuer auf mehr und sie spürte das es Laenor auch so ging. Sie mochte ihn und hatte ihn in den letzten Monaten lieben gelernt, aber nicht auf diese Art und Weiße.
Laenor trat zurück und raufte sich durch die Haare. Sie bemerkte seine Wut und ging zu ihm, dieses Mal legte sie ihre Hand auf seine.
»Laenor...«
»Es tut mir so leid, es...«
»Wofür entschuldigst du dich?«, fragte sie mit schiefgelegtem Kopf.
»Ich wusste, was meine Eltern vorschlagen, die Idee ist seit dem Fest des Sieges in ihrem Kopf herangereift und ich dachte es sei die Lösung«, er sah sie beinahe verzweifelt an, »du bist anders wie jedes Mädchen, welches ich bisher kennengelernt habe: Du reitest und kämpfst besser als jeder Ritter der mir bisher begegnet ist. Du bist wunderschön, klug und witzig... und ich mag dich... aber das ist...«
Sie drückte seine Hand und sah ihn lächelnd an als sie ergänzte: »... falsch... es fühlt sich nicht richtig an.«
Er nickte niedergeschlagen.
»Wenn wir einer Meinung sind, was bedrückt dich dann?«
»Weil ich dich dennoch heiraten würde.«
Irritiert runzelte sie die Stirn.
Er lächelte etwas. »Mit dir mein Leben lang Zeit verbringen zu müssen, ist nicht gerade das Schlechteste, was ich mir vorstellen könnte und meine Eltern wären zufrieden, ich würde sie stolz machen und vielleicht würden sie dadurch auch einen Enkel bekommen, um das Haus Velaryon fortbestehen zu lassen und sie hätten eine Tochter gewonnen, die sie tatsächlich auch wollen«, bemerkte er lachend, »denn das, was ich will, kann ich ohnehin nicht haben...«
»Laenor«, sie drückte seine Hand leicht und lachte etwas, »ich bin ein genauso hoffnungsloser Fall für dein Haus.«
Verwundert sah er sie an, bevor er grinsend bemerkte: »Warum? Wir hätten sicherlich schöne Kinder.«
Sie lachte und wiegte nachdenklich den Kopf: »Damit könntest du Recht haben... nur kann ich keine Kinder bekommen. Deshalb wäre ich für kein Haus von Vorteil. Nur wissen deine Eltern davon noch nichts.«
Ihr Lächeln verschwand etwas und sie schien in ihre Erinnerungen abzudriften: »Sag ihnen, du kannst mich nicht heiraten, weil ich keine Kinder bekommen kann und es dann keine Nachkommen geben würde...»
»Du nimmst es auf dich?«
»... oder du heiratest mich.«
»Wie bitte?«
»Ich wäre wieder ein Teil einer Familie«, erklärte sie lächelnd, »und diesen Gedanken habe ich schon so lange verworfen, dass ich es vergessen hatte, wie es ist Teil eines Hauses und einer Familie zu sein. Wir wissen beide, dass wir uns nie auf diese Art und Weiße lieben werden... und wenn die Frage aufkommt, warum wir nie ein Kind hatten, dann liegt es eben an mir.«
Er sah sie mit großen Augen an. »Das würdest du tun? Aber was ist mit...«
Sie zuckte lächelnd die Schulter. »Du bist ein guter Mensch Laenor und für mich ist es ok, dass du und Gottfrid...«
»Und das würdest du auf dich nehmen, für mich?«
»Ich könnte mir schlimmeres vorstellen als mit meinem besten Freund verheiratet zu sein.« Sie zwinkerte ihm zu.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro