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Einige Monate später...
Geduldig wartete ich zusammen mit Caspian und Stella auf Amy und Maxine. Die beiden Frauen hatten es sich in den Kopf gesetzt ein Wellness Tag ohne Aufpasser und Babysitter - wie sie es nannten - zu verleben.
Chris jedoch war nicht so locker wie wir. Er lief minutenlang wild fluchend auf und ab und hatte immer noch an der kleinen, aber saftigen Auseinandersetzung mit Amy zu knabbern. Diese hatte ihm nach mehrmaligem erklären praktisch einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen und ihm entgegen gebrüllt, daß es genug war. Sie wollte ein normales Leben, endlich weitermachen ohne ständig in Angst und Panik zu leben - und auch wenn ich sie verstand, so kam ich nicht umhin auch Chris zu verstehen. Er sorgte sich...
Endlich hörten wir den Wagen in der Einfahrt. Gegen meinen Impuls, sofort aufzustehen und hinaus zu laufen, blieb ich sitzen und versuchte so entspannt wie möglich zu wirken. Es war schwer, doch wurde von mal zu mal besser, einfacher.
Maxine trat zuerst ins Haus, dann kam Amy. Beide schienen in ihren Gedanken gefangen, weniger freudig über den gelungenen Tag. Jetzt war ich doch nicht mehr Herr der Situation und stand fast sprunghaft auf. Caspian und Stella beäugten die Lage ruhig. "Was ist los? Ist was passiert?" sprudelte es aus mir heraus. Düstere Gedanken füllten meinen Schädel. Amy brach schließlich in Tränen aus und lief direkt auf mich zu. Meine Arme schützend um sie geschlungen hielt ich sie fest und ließ ihr Zeit sich zu beruhigen, hatte keine Ahnung was passiert war. Maxine beobachtete uns betroffen. "Sie hat es verloren." sagte sie schließlich und schaute zu Boden. Niemand rührte sich oder sagte ein Wort, denn alle hatten hinsichtlich des Verlusts Fragezeichen um den Kopf. "Das Baby, Aurelio. Sie hat es verloren. Wir kommen grad von der gynäkologischen Abteilung im Krankenhaus. Sie hätte eigentlich mindestens eine Nacht dort bleiben sollen, aber das wollte sie nicht."
Ich brauchte keinen Spiegel um zu sehen wie ich von meiner natürlichen Farbe im Gesicht zu weiß wechselte. Ich wusste nichts davon und war jetzt vollkommen überrollt. Fragend sah ich Maxine an, die meinen Blick deutlich erwiderte. Stella und Caspian hingegen schauten traurig aus, aber genauso unwissend wie ich. "Wir wissen es erst seit 6 Wochen. Sie wollte es dir als Überraschung mitteilen, euch allen. Vor ein paar Tagen dann fingen die Schmerzen an, und... Naja.... Der Arzt meinte es sei alles in Ordnung und die Chance erneut schwanger zu werden sei hoch, trotzdem kann ich mir vorstellen..."
Sie verstummte. Alle in diesem Raum waren beängstigend ruhig - das einzige was hörbar war, waren die Geräusche die Amy während ihres Heulkrampfs hatte.
†
Eine Weile lang sagte niemand ein Wort bis Stella sich durchringen konnte und auf ihre Tochter zu kam. Amy löste sich von mir um Trost in den Armen ihrer Mutter zu finden. Diese rieb ihr beruhigend über den Rücken und murmelte mir unverständliche Worte.
Caspian kam dann schließlich auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter. Als sich unsere Blicke kreuzten sagte er, wie leid es ihm tat. Alle waren zutiefst betroffen und traurig.
†
Am selben Abend zuhause war es gespenstisch still. Ich hatte die Neuigkeit noch immer nicht verdaut, war regelrecht wütend aber auch traurig. Das neue Leben, von dem ich nichts wusste, war viel zu schnell beendet worden - ohne jeglichen Grund.
Wütend darüber - und über Amy's heimliches Manöver - schlug ich mit voller Wucht gegen die Wand. Eine Vase im Regal fiel zu Boden und zerbrach... Doch selbst darauf hatte Amy nichts gesagt. Sie zog sich zurück und ich wusste sie litt, doch mir ging es nicht anders. Jeder - auf seine Weise - musste mit dem Verlust zurecht kommen.
Ich wollte weg, wollte der Situation die unangenehm und zermürbend war entkommen, doch ich blieb und saß stundenlang im dunklen Wohnzimmer auf dem Sofa ohne mich zu bewegen. Ich starrte nur geradeaus. "Ich hab auch etwas verloren, Aurelio. Nicht nur du." hörte ich Amy schließlich hinter mir sagen. Ich drehte mich nicht um. "Ich wollte bis zur Hochzeit in zwei Wochen warten. Und dann, wenn wir zusammen den Kuchen anschneiden, wollte ich es verkünden. Dir, meiner Familie. Ich hatte schon alles geplant und genau durchdacht." erklärte sie weiter. Ich wollte sie anschreiben, so wütend war ich. Doch ich besann mich darauf, daß es etwas gab das wesentlich wichtiger war. Das was wir hatten, was wir waren. Was wir durchlebt und durchleidet hatten... Es war zu wichtig, viel zu wichtig. Es durfte an nichts zerbrechen. "Komm her." murmelte ich schließlich. Amy ließ sich auf meinem Schoß nieder und sah mich an. Ihre Arme legten sich um meinen Nacken. "Du hättest es mir sagen sollen und ich bin wütend das du es nicht getan hast. Aber... Wir beide schaffen es auch durch diese Krise. Und unser Baby wird dabei nie in Vergessenheit geraten. Niemals."
Amy's Augen füllten sich wieder mit Tränen. "Ich dachte heute wenn du es erfährst das du mich nicht mehr heiraten willst und mich verlässt. Ich hatte so eine Angst dich zu verlieren." hauchte sie, geschüttelt durch tiefe schluchzer. Ich erinnerte mich an ihre Stärke und wie sie im Kampf den Kopf stets oben gehalten hatte als ich es nicht konnte - und tat nun genau dasselbe. Ich war für sie nun der Rettungsanker, die Schulter zum anlehnen. Derjenige, der stark sein musste, für uns beide. "Ich hab dir gesagt ich will dich bis an mein Lebensende an meiner Seite haben. Und daran ändert nichts und niemand etwas." gab ich schließlich zurück und zog sie noch dichter an mich heran.
Ich hielt sie, während wir beide den Verlust betrauerten... Doch ich wusste, dass wir für alles gewappnet waren und die Zukunft noch weitere Überraschungen und Wendungen parat hatte.
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