Kapitel 33
Kapitel 33
Ihr Puls überschlug sich und auch, wenn sie versuchte ruhig zu atmen, konnte sie nicht anders als nach oben zu blicken mit dem Versuch etwas zwischen den minimalen Abständen der Stegbretter zu erkennen.
Angst machte sich in ihr breit. Suchte man vielleicht schon nach ihr? Hoffentlich nicht. Sie waren doch kurz vor ihrem Ziel!
Die Hufe der Pferde erklangen nun über ihnen und die Männer hielten inne.
„Der Hafen scheint sicher zu sein. Kaum eines der Schiffe ist beschädigt", erklärte eine Stimme, die Aurelia bekannt vorkam.
Sie schluckte und ließ sich von Remus an dessen Brust ziehen. Zitternd legte sie sich eine Hand über Mund und Nase, um sich zu zwingen nicht zu laut zu atmen. Keine Geräusche machen.
Mehr musste sie nicht tun.
Sie durften nur nicht entdeckt werden.
Die Soldaten würden gehen und sie würden das Schiff erreichen und fliehen können.
Sie mussten nur ruhig sein.
Die Soldaten wirkten allerdings nicht, als würden sie sehr bald von hier verschwinden. Aurelia hörte sogar, wie einer von ihnen von seinem Pferd stieg.
„Ich würde viel lieber dabei helfen die Stadt zu sichern", erklang die mürrische Stimme eines Wachmannes. Aurelia biss sich auf die Lippen.
„Wir haben die Aufgabe den Hafen zu sichern", erklang eine weitere männliche und befehlsgewohnte Stimme.
Die Wache seufzte und Schritte über Aurelia und Remus erklangen.
„Natürlich kriegen wir wieder die Dreckarbeit", murrte er und schien an der Satteltasche seines Pferdes rumzukramen.
Doch das war Aurelia egal. Sie mussten hier irgendwie weg kommen!
Doch wie sollten sie das anstellen? Sie konnten natürlich auch warten, bis die Wachen wieder weg waren, doch dann waren sie erfroren. Vor allem, da es langsam dunkel wurde und somit noch kälter. Auch wenn die Temperaturen gar nicht so kalt waren, so war das Wasser doch viel kälter, weil der Ozean so groß war.
„Können wir unter dem Steg hindurch?", fragte Aurelia leise. Sie brauchte einen Überblick, damit sie wusste, welches Schiff sie nehmen mussten.
Remus blickte in die gedeutete Richtung und musterte die anderen Stege.
„Vielleicht wenn wir tauchen", hauchte Remus leise, dicht neben Aurelias Ohr, damit nur sie ihn hörte.
Diese nickte. Sie mussten aus dem kalten Wasser raus und mussten möglichst unentdeckt bleiben. „Wir halten nach einem Schiff Ausschau, welches eine Meerjungfrau als Figur hat, die eine blaue Kugel hält", flüsterte sie, damit Remus das Schiff auch erkannte. Offiziell waren diese hier, um Handel zu treiben.
Remus nickte und löste langsam und so leise wie nur irgendwie möglich seinen Griff von ihr.
Mit einem erneuten, stummen Nicken deutete er ihr nun unterzutauchen.
Aurelia nickte ebenfalls, nahm einen leisen, aber tiefen Atemzug und tauchte dann langsam unter, um sich unter dem Wasser fortzubewegen.
Im Gegensatz zu den Höhlen war das Wasser hier klarer und so war es für beide einfacher einen Weg auszumachen.
Umso wahrscheinlicher war es jedoch auch, von den Wachen entdeckt zu werden. Besonders für Aurelia, deren rotes Haar so sehr aus dem Blau stach, wie eine pinke Blüte aus grünem Gras.
Sie tauchten tief genug, um außerhalb der Sicht der Männer zu sein, dennoch mit der beständigen Angst und dem Risiko entdeckt zu werden.
Außerdem mussten sie irgendwo wieder auftauchen und Aurelia wusste noch nicht wo. Es war gefährlich zu lange unter Wasser zu bleiben und sie spürte, wie ihr langsam die Luft ausging.
In der schützenden Nähe eines Schiffes tauchte sie kurz auf, holte Luft und tauchte dann wieder unter, um sich am Schiff entlang zu tasten, um auf die andere Seite zu gelangen, in der Hoffnung dort wäre sie sicher. Sie traute sich jedoch nicht unter dem Schiff hindurch zu tauchen. Das war ihr zu gefährlich.
Sie wusste nicht, wo ihr Schiff war, oder ob es nicht vielleicht doch schon weg war, weil zu viele Fragen gestellt wurden. Das wäre wohl das schlimmste aller Szenarios. Nein... das war nicht der Fall. Das wäre viel zu unwahrscheinlich.
Remus tauchte ein Stück von ihr entfernt wieder auf und Aurelias Kehle verlies ein erleichtertes Seufzen. Ihm ging es gut.
Zuerst blickte er sich zu den nun entfernten Wachen um, nur um sicher zu gehen, dass sie sie nicht bemerkt hatten.
„Hast du es gefunden?", fragte Remus leise und wischte sich mit einer Hand über das nasse Gesicht.
Aurelia blickte sich noch immer zwischen den Schiffen um und wirkte ein wenig unschlüssig, bis sie die Meerjungfrau erkannte und ihre Angst in Erleichterung verwandelt wurde. Sie waren noch da!
„Ja", hauchte sie und hatte Mühe nicht zu schreien.
Remus folgte ihrem Blick und blickte wieder zurück zu Aurelia. Der Anblick ihres strahlenden Lächelns, verleitete auch ihn dazu, breit zu grinsen.
„Wollen wir?", fragte Remus und stieß sich mit gefrorenen Gelenken vom Schiff, in Richtung ihrer Flucht, ab.
Aurelia nickte und folge ihm. Es war wirklich verdammt kalt und wäre die Aufregung und Hoffnung nicht, hätte Aurelia vielleicht schon aufgegeben. Aber jetzt war sie ihrer Rettung so nah. Auch wenn ihr langsam schwindlig wurde, konnte sie noch nicht aufgeben.
Auch, wenn Remus vor Erschöpfung bereits keuchte, schwamm er immer weiter in großen Zügen. Aurelia dicht hinter ihm.
Ihr war alles gleich.
Ob ihre Gliedmaßen bereits blau verfärbt waren. Ob ihr Vater am Boden zerstört sein würde, weil sie ihn verlassen hatte. Oder auch, ob dieses Reich irgendwann sein Ende fand.
Sie hatte Remus und wollte sich ein neues Leben aufbauen.
Mehr brauchte sie nicht.
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