F Ü N F
Vor uns standt Lino bei dem Jungen, dessen Namen ich nicht wusste. Er war mit Blut überströmt und kniete auf dem Boden.
»Thea!« schrie Cleo aufgeregt, als sie die Treppe hinunter rannte.
Oben öffnete sich eine Tür und Thea und Elain stürmten hinaus.
»Was ist passiert?« schrie Cleo aufgebracht und kniete sich zu ihm.
»Ich musste nur kurz was erledigen.« hauchte er, während seine Augen Immer wieder zufielen.
»Hilf mir mal.« rief Lino zu Damian und machte Anstalten, den Jungen hochzustützen.
Damian bewegte sich zu ihm und zog ihn Richtung Krankenstation, in der auch ich die letzte Nacht verbracht habe.
Ich fühlte mich aufeinmal so nutzlos. Alle wussten was zu tun ist, außer ich.
Sie zogen ihn in eine der dutzenden Türen und legten ihn auf ein Bett.
»Bist Du bereit?« fragten Sie Thea, welche sich zu ihm stellte und nickte. Sie griff nach seiner Hand und ihre Augen färbten sich in ein dunkles Lila. Sie atmete tief aus und drückte seine Hand fester. Die Lichter des Raumes begannen zu flackern, bis sie erstickt einatmete und seine Hand schreckhaft losließ.
Sie stolperte zurück und fiel Elian in die Arme.
»Es ist.. Er wird wieder.« hauchte sie und Cleo atmete erleichtert ein.
Ich stand nur doof daneben, fasziniert darüber was grade geschehen ist, und schaute dem Geschehniss zu.
»Heilerin.«sagte Damian, als er meinen Gesichtsausdruck erkannte.
Nach einem fragenden Gesichtausdruck fügte er hinzu: »Sie kann von Leuten die Wunden heilen und ihnen den Schmerz nehmen, oder einfach nur analysieren, wie es um sie steht. Heilen ist echt nicht einfach und kann für die Person die heilt auch eine große Belastung sein.«
Ich schaute ihn dankbar an, bevor er sich wieder an Thea wendete.
»Alles in Ordnung?« fragte er und sie nickte schwach.
»Ich glaube ich brauche jetzt nur ein wenig Schlaf. Es war echt.. Viel« sagte sie, woraufhin Elian mit ihr zusammen das Zimmer verließ.
»Wir sollten ihm jetzt etwas Ruhe lassen.« sagte Damian und zog mich aus dem Zimmer, sodass nurnoch Cleo und Lino im Raum blieben.
»Wollen wir etwas zu essen machen?« fragte mich Damian und grinste mich an.
Ich lächelte ihn an und nickte. Erst jetzt spürte ich meinen knurrenden Magen. Er zog mich an der Hand in die Küche und deutete auf einen der Hocker, die an der Theke standen. Ich setzte mich und er stellte sich vor den Herd.
»Bist du eher so der Spaghetti- oder Reis-Mensch?« fragte er mich und als ich die Frage hörte musste ich einfach anfangen zu lachen.
»Man kann nie genug Spaghetti essen« antwortete ich und er grinste mich an.
»Super.« sagte er und begann alle Zutaten aus den Schränken zu holen. Ich lehnte mich an die Thecke und stützte mein Kinn auf meine Hände.
Erst jetzt fiel mir auf wie gut Damian eigentlich aussah. Seine blonden Haare lagen geordnet auf seinem Kopf und sein Lächeln sah aus, als würde es geradewegs aus einer Zahnpasta-Werbung stammen.
Sein Blick schoss zu mir und er erwischte mich direkt beim starren auf seine Armmuskeln. Ein grinsen schlich sich auf seine Lippen, aber er machte ohne etwas dazu zu sagen weiter. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
»Wenn du jetzt zuhause wärst, was würdest du wahrscheinlich grade machen?« fragte er mich aufeinmal und drehte sich zu mir um. Er kreuzte seine Arme und starrte zu mir.
»Gute Frage. Ich würde wahrscheinlich mit Kim..« sprach ich, doch stoppte dann. Nein, ich würde nichts mit Kim machen.
»Ich würde..« fing ich an, doch mir fiel einfach nichts ein. Erst jetzt realisierte ich, wie erbärmlich mein Leben eigentlich war. Ich habe keine Freunde mehr, irgendwie auch keine Familie und mein Freund hat mich hintergangen.
»Baden. Ich würde jetzt Baden.« antwortete ich deshalb einfach und hoffte, dass er sich mit der Antwort zufrieden gibt. Er nickte nur und ich konnte sogar ein wenig Mitleid in seinem Blick erkennen.
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Ich verbrachte den Tag größtenteils zusammen mit Damian, da Thea erschöpft war, Elain bei Thea war und alle anderen mich nicht besonders mochten.
Mittlerweile war es spät abends und ich lag in meinem Bett auf der Krankenstation. Dr. Woods ist noch immer unterwegs und Damian wusste nicht, ob ich daher bereits in eines der Zimmer im oberen Stockwerk ziehen sollte.
Ich starrte an die weißen Decke und dachte über den Tag nach. Was mache ich hier nur?
Ich schreckte auf, als ich aufeinmal ein dumpfen Ton aus der Dunkelheit hörte. Als ich in die Ecke des Zimmers schaute entdeckte ich die Silhouette eines Menschens und atmete laut ein.
»Keine Sorge, ich bin nicht hier um dich umzubringen.« sagte die tiefe Stimme, die ich sofort erkannte.
»Wieso bist du hier? Solltest du dich nicht ausruhen? Du bist heute Morgen fast gestorben.« sagte ich und starrte den Jungen an, der sich amüsiert in den Sessel neben meinem Bett setzte. Er fuhr sich durch seine gelockten braunen Haare und starrte mich an.
»Ist nicht das erste Mal passiert, Aurelia. « antwortete er und ich erkannte in seinen Augen, was für einen Spaß mein Unwissen ihm brachte.
»Das ist ja schön für dich.« antwortete ich genervt und ließ mich wieder zurück in meine Kissen sinken.
»Und, wie war dein erster Tag so?« fragte er mich und ich schaute ihn verwirrt an.
»Möchtest du jetzt Smalltalk mit mir führen? Kein Interesse. Es ist doch offensichtlich, dass ihr mich alle nicht leiden könnt.« antwortete ich auf seine Frage und er hob überrascht seine Augenbrauen, bevor er wieder gelassen antwortete:
»Wir werden uns wohl oder übel an dich gewöhnen müssen.« Er zuckte mit den Schultern und erhob sich.
»Warte.« rief ich, bevor er das Zimmer verließ.
»Wie heißt du?« fragte ich und er drehte sich wieder um.
»Liam.« antwortete er und seine braunen Augen glitzerten Silber auf, bevor er sich einfach vor meinen Augen in Luft auflöste.
Krass.
Er hat sich einfach vor meinen Augen wegteleportiert.
Wie kommen sie eigentlich überhaupt auf die Idee, dass ich sowas cooles wie Telepathie, Unsichtbarkeit, oder sonst was beherrschen könnte. Ich, die es gefühlt nichtmal schafft 10 Meter zu laufen, ohne sich auf die Fresse zu legen.
Was mache ich denn überhaupt hier?
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