E I N S
Warme Tränen liefen meine Wangen hinunter und tropften auf den feuchten Waldboden.
'Was hast du nur wieder für eine Scheiße gebaut?' fragte ich mich und beschleunigte meinen Gang. Die Schritte hinter mir wurden immer lauter und die Entscheidung von vor ein paar Stunden, mir High Heels anzuziehen, kam mir immer dümmer vor.
Ein kühler Wind wehte und ließ den Rock meines Kleides um meine Beine herum tanzen. Hätte ich mein Handy nicht bei meinem Ex-Freund liegen gelassen, hätte ich schon längst den Notruf gewählt, doch in dem Moment hatte ich wohl andere Dinge im Kopf.
Mein Verfolger blieb weiterhin einige Schritte hinter mir, und ich fragte mich, wieso er mich nicht schon längst eingeholt hat. Ich meine, man kann jetzt nicht behaupten, dass ich schnell unterwegs bin, und bei seinem Anblick, mit dem breiten Kreuz und den langen Beinen, scheint meine Geschwindigkeit für ihn eine Lachnummer zu sein.
Es scheint, als würde er mit mir spielen wollen, was das ganze noch viel gruseliger machte, als es eh schon war. Ab und zu schien ein wenig Mondlicht durch die dichten Blätter des Waldes, doch ich konnte kaum den Weg vor meinen Füßen erkennen.
'Du schaffst das, Aurelia. Es ist nichtmehr weit, dann bist du zuhause.' versuchte ich mir selbst optimistisch zuzusprechen, doch meine Hoffnung war verloren, als etwas hartes gegen meinen Schuh stieß und ich vorne über in den Matsch kippte. Ich wollte mich mit den Händen halten, doch es war vergebens. Als mein Kopf auf den Boden aufschlug wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
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»Es tut mir ja leid, Boss. Sie ist selber gefallen, ich habe sie nichtmal berührt.« sagte eine tiefe Stimme, als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Mein Kopf pochte vor Schmerzen und in meiner Hand steckte eine Nadel mit einem Schlauch.
»Du solltest sie nur hierherbringen. Ich wollte nicht, dass unser erstes Treffen auf der Krankenstation stattfindet.«sagte eine andere Stimme, aus der ich leichten Ärger heraushören konnte.
Ich öffnete mit Kraft leicht meine Augen und erkannte weiße Wände und typische Krankenhaus-Lampen. Nach einem Blick zur Seite erkannte ich einen älteren und einen jüngeren Mann, welche von mir abgewandt an der Tür standen. Ich lag in einem Krankenhausbett, in einem kleinen, mir unbekannten, Raum.
Der jüngere Mann drehte sich um und ich erkannte alleine an seinen Umrissen, dass er mein Verfolger war. Instinktiv wich ich, so weit es möglich war, zurück und gab einen erschrecken laut von mir. Auch der ältere Mann drehte sich um und erkannte, dass ich wach war.
»Du kannst jetzt gehen.« sagte er zu dem jüngeren und deutete auf die Tür.
»Die goldene.« sagte er und trat auf mein Bett zu.
Ich schaute ihn nur fragend an und musterte ihn kritisch.
»Aurelia. Die Goldene. Ziemlich passend, wenn man deine Haarfarbe betrachtet.« antwortete er auf meine unausgesprochene Frage und ließ sich in den Sessel neben meinem Bett gleiten.
Er war sicher schon über 50 und man konnte bereits einige graue Haare erkennen. Er hatte einen langen Bart und einen weißen Kittel an, welcher locker um seinen schlackzigen Körper hing.
»Ach, wie unhöflich von mir.« sagte er und schlug seine Hand gegen seine Stirn. »Ich bin Dr. Woods.«
»Wo bin ich hier? Was wollen Sie von mir? « stotterte ich und setzte mich auf.
»Tut mir leid, aber das kann ich dir noch nicht verraten. Es wird sich alles klären, und du wirst es alles verstehen, aber du musst dich noch ein bisschen gedulden.« sagte er und fuhr sich über seinen Bart.
»Wann kann ich wieder zurück?«fragte ich ihn direkt und er lachte auf.
»Tief in deinem Inneren weißt du die Antwort doch schon. Du gehörst hierher, Aurelia.«antwortete er ruhig und ich starrte ihn verwirrt an.
»Was? Warum sollte ich? Ich weiß doch nichtmal wo ich hier bin.« rief ich ein wenig zu laut und wollte aufstehen, doch ließ mich nach dem Versuch wieder stöhnend nach hinten fallen.
»Du musst tief in dich hineinhören. Nur hier bist du sicher. Nur hier kannst du du selbst sein.« sagte er überzeugt und erhob sich.
»Ich weiß nicht wovon sie reden, aber ich muss dringend nach Hause.«
»Es tut mir leid, aber du hast keine andere Wahl als hierzubleiben. Ruh dich etwas aus, ich bin bald zurück.« sagte er und verließ den Raum.
'Was hast du nur getan, Aurelia? '
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