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Kapitel 81~ In utramque partem disputatur

Das leise Klopfen gegen die Tür ließ sie herumfahren. Eilig wischte sie sich die albernen Tränen aus dem Gesicht und huschte schnell an ihren Schreibtisch. Wahllos griff sie sich eines der Schriftstücke und tat so, als würde sie seit Stunden darin lesen. Geistesabwesend rief sie herein und machte sich nicht einmal die Mühe von ihrem Schriftstück aufzusehen. Immerhin zitterten ihre Hände nicht mehr. Parfum stieg ihr in die Nase. Ihr unangekündigter Besucher war eine Frau. Dem Schweigen nach tippte sie auf ihre andere Schwägerin.
„Es gibt nichts, was du sagen könntest, dass mich von meiner Entscheidung abbringen könnte", sagte Aurelia und hoffte inständig Julia würde sie mit ihren Gedanken allein lassen.
„Ich bin nicht hier, um für meine Enkelin um Gnade zu bitten", erwiderte eine Stimme sanft und überrascht sah Aurelia von ihrem Dokument auf. Ihr gegenüber saß Antonia und musterte sie aufmerksam. Fragend hob Aurelia eine Augenbraue und vergewisserte sich rasch, dass die Tür geschlossen war.
„Ich bin hergekommen, um mich zu entschuldigen", fuhr Antonia leise fort. „Aber ich habe von Agrippinas Plan erst erfahren, als eine vollkommen aufgelöste Julia vor ein paar Stunden in meiner Villa aufschlug und mich anflehte zwischen euch zu vermitteln. Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste. Ich hätte Agrippina aufhalten müssen"
Müde strich sich Aurelia eine Haarsträhne aus dem Gesicht, erhob sich langsam und trat ans Fenster, damit Antonia ihre Gefühle schwerer lesen konnte.
„Sie hat mir keine andere Wahl gelassen", meinte Aurelia tonlos und war überrascht wie kräftig sich ihre eigene Stimme anhörte. Das Rascheln von Stoff und das Knarren des Polsters verrieten ihr, dass Antonia ihrem Beispiel folgte.
„Ich habe dich unterschätzt", gab die Ältere zu und Aurelia wandte den Kopf, um der Großmutter ihres Mannes in die Augen sehen zu können. Antonia wrang nervös ihre Hände, dann fügte sie hinzu: „Ehrlich gesagt, wusste ich nie, was ich von dir halten soll. Gaius hat sich nie die Mühe gemacht mir zu erklären, was es mit dir auf sich hat und eine Zeit lang habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich weiß, dass du unser Gespräch am Abend vor seiner Abreise belauscht hast. Ich habe gesehen, wie du im Schatten verschwunden bist. Aber er hatte recht. Du kannst dich selbst beschützen und das bewundere ich. Nur die Wenigsten hätten mit Agrippina so verfahren. Das war sehr weise von dir und auch wenn du meine Hilfe nicht brauchst, kannst du jederzeit auf meine Unterstützung zählen"
Vollkommen überwältigt nickte Aurelia und wandte den Blick ab. Still blickten sie auf das pulsierende Rom und hingen ihren Gedanken nach. Nach einer Ewigkeit legte sich eine Hand auf ihren Arm und überrascht blickte sie auf Antonia hinunter.
„Herzlichen Glückwunsch", meinte Antonia warm und deutete verschwörerisch auf Aurelias Bauch. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass dies die erste positive Reaktion aud ihre Schwangerschaft war. Eine weitere Welle der Traurigkeit drohte über ihr zusammenzubrechen, aber sie zwang sich zu einem Lächeln und bedankte sich.
„Weißt du, meine Liebe", fuhr Antonia sanft fort. „Manche Entscheidungen werden uns unser Leben lang verfolgen und wenn ich mir das Schicksal meiner Kinder ansehe, muss ich feststellen, dass ich meine Rolle als Mutter nicht so erfüllen konnte, wie sie es verdienen. Über mein Goldkind habe ich die anderen übersehen und als er nicht mehr da war, verstand ich, dass ich die Beziehung zu Livilla und Claudius nicht mehr retten konnte. Ich weiß noch immer nicht, was ich von Claudius denken soll. Aber für Livilla war meine Erkenntnis definitiv zu spät, sie hatte sich längst gegen ihre Familie und ihre Pflicht entschieden. Wäre es nicht meine Pflicht gewesen, sie von Anfang an auf einen anderen Weg zu führen? Aber als ich Sejanus in meinem Verlangen nach Rache für die Ermordung meines geliebten Germanicus und seiner Frau endlich zu Fall bringen konnte, fiel Livilla mit ihm. Meine eigene Tochter musste fallen, damit meine Enkel leben konnten. Ich bin sehr froh, dass Gaius und Julius dich haben. Du machst deine Sache in jederlei Hinsicht besser als ich. Du gibst allen Frauen Hoffnung, dass ihre Stimme etwas zählt, weil deine Stimme gehört wird und solange ich lebe, werde ich nicht zulassen, dass jemand dich zum Schweigen bringt"
Aurelia seufzte tief und gerade als sie etwas erwidern wollte, öffnete sich ihre Tür und Clemens steckte den Kopf herein. Knapp meldete er, dass Agrippina und Lucius sich gut bewacht auf dem Weg an ihren vorläufigen Verbannungsort befanden. Sie nickte nachdenklich und Clemens ließ sie wieder mit Antonia allein.
„Wann wird diese Familie endlich aufhören sich selbst zu zerstören?", murmelte sie und Antonia musterte sie traurig, denn auch sie kannte die Antwort nicht.

In dieser Nacht konnte sie kein Auge zumachen. Nur der gleichmäßige Atem und die vertraute Wärme ihres Sohnes konnten ihre Unruhe dämpfen. Aufgrund der Ereignisse des Tages hatte Aurelia das groß geplante Abendmahl ausfallen lassen. Immer wieder quälte ihr Verstand sie mit den Fragen, die der Senat ihr gewiss über ihr Zerwürfnis mit Agrippina stellen würde. Sie wusste noch nicht einmal, wie sie es ihrem Sohn erklären sollte, dass er einen seiner besten Freunde auf ungewisse Zeit nicht wiedersehen würde.

Noch vor Morgengrauen gab sie ihre Versuche Ruhe zu finden auf, löste sich von Julius und setzte sich an ihren Schreibtisch. Stundenlang starrte sie auf das leere Blatt und wünschte sich, Gaius alles erzählen zu können, bis Naras Hand sich auf ihre Schulter legte und sie sich für den neuen Tag fertig machen musste. Sie fühlte sich genauso leer wie das Blatt, welches sie auf ihrem Schreibtisch zurückließ.
Auf halbem Weg zum Senat spürte sie die mittlerweile vertraute Übelkeit in sich aufsteigen. Schnell schloss sie die Augen und versuchte den Brechreiz zu unterdrücken, aber das leichte Schaukeln der Sänfte verstärkte ihre Übelkeit nur noch. Suchend sah sie sich in der Sänfte um, aber sie hatte die Möglichkeit nicht bedacht. Fluchend versuchte sie sich zu konzentrieren, aber es half nichts. Besorgt linste Clemens durch die Vorhänge zu ihr herein und brauchte nur einen Augenblick, um eine Lösung zu finden. Er ließ die Sänfte anhalten und reichte ihr seine Hand.
„Vertrau mir", flüsterte er und in dem Versuch ihren Körper noch für ein paar Augenblicke zu kontrollieren, ergriff sie seine Hand und ließ sich von ihm durch die Menge ziehen. Die Menschen machten ihr automatisch Platz und sie zwang sich zu einem entschuldigenden Lächeln. Das Getuschel der Menschen machten ihr Angst. Natürlich erkannte das Volk sie sofort. Unbeirrt zog Clemens sie in eines der Gebäude und schob sie in einen leeren Raum. Entsetzt starrte sie auf das, was im antiken Rom als öffentliche Toilette bezeichnet wurde. Die Mosaike wären bestimmt wunderschön, wenn sie nicht vollkommen mit Schmutz bedeckt wären. Die Malereien an den Wänden hatten ihre Glanzzeiten schon während Ciceros Konsulat lange hinter sich gehabt und auf das, worauf man sich setzten sollte, wollte sie gar nicht erst einen Blick werfen.
„Das ist widerlich", protestierte sie schwach, aber bevor sie von Clemens eine Erklärung bekommen konnte, stieg der Brechreiz in ihr auf. Getrieben von Ekel und Übelkeit eilte sie zur nächstbesten Öffnung und übergab sich. Sie fühlte sich vollkommend elend. Angewidert wich sie ein Stück zurück und versuchte nicht den Stock anzustarren, der neben der Öffnung in einem kleinen Eimer steckte. Der Erfinder des Toilettenpapiers war ihr neuer Held. Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter, während eine andere ihr ein blütenweißes Taschentuch anbot. Dankbar nahm sie das Taschentuch entgegen und merkte erst in der Sekunde, als sie es ergriff, wie stark ihre Hand zitterte. Schnell wischte sie mit dem Tuch ihren Mund ab und versuchte durchzuatmen. Seufzend vergrub sie das Gesicht in den Händen und horchte in sich hinein, ob die Übelkeit überstanden war. Nach einer Weile wollte sie emotionslos wissen, wer freiwillig diese Toiletten aufsuchen würde.
„Nun, viele Wohnungen der einfachen Bevölkerung haben keine eigene Toilette. Die Menschen haben keine andere Wahl als die öffentlichen Einrichtungen aufzusuchen", erklärte Clemens sanft und half ihr auf. Im dämmrigen Licht klopfte sie ihre Kleidung aus und suchte nach verräterischen Überresten. Aber sie wusste, dass es keine gab. Wenn es so wäre, wäre ihr immer noch übel. Dennoch erkundigte sie sich bei ihrem Prätorianerpräfekten, ob sie etwas übersehen hatte. Statt zu antworten schüttelte Clemens nur den Kopf. Etwas wackelig auf den Beinen machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte aus dem Gebäude. Clemens folgte ihr wie ein zweiter Schatten. Sobald sie hinaustrat, schenkte sie den Menschen ihr Lächeln und ihre Aufmerksamkeit. Nach einer Weile erreichte sie ihre Sänfte und stieg ein. Den Rest des Weges zum Senat kreisten ihre Gedanken über die Situation der öffentlichen Toiletten. Irgendetwas musste sie dagegen unternehmen. In einer großen Stadt wie Rom war Hygiene ungeheuer wichtig, um den Ausbruch von Seuchen zu minimieren.
Zu ihrer Erleichterung hatte die Sitzung des Senats noch nicht begonnen. Bevor sie die Sänfte verließ, atmete sie kurz tief ein, dann mischte sie sich unter die Senatoren. Kaum hatte sie ihr ersten Gespräch hinter sich, erklärte einer der Auguren die Auspizien für günstig und sie betrat den Tempel. Die Kühle des Innenraumes linderte ihre Kopfschmerzen.
Routiniert erklärte sie die Sitzung für eröffnet und nahm auf ihrem kurulischem Stuhl Platz. Während der erste Tagespunkt besprochen wurde, drifteten ihre Gedanken immer wieder zurück zu ihrem jüngsten Erlebnis mit einer öffentlichen Toilette. Plötzlich spürte sie alle Blicke auf sich. Überrascht blickte sie in die Runde und erhob sich langsam.
„Meine Herren, entschuldigt bitte meine Zerstreutheit", fing sie an und strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. „Auf dem Weg hierher habe ich eine entsetzliche Entdeckung gemacht. Wann hat einer von Euch das letzte Mal eine öffentliche Toilette aufgesucht?"
Die Gesichter der Magistrate waren ein buntes Mosaik der Emotionen von irritiert über pikiert bis verständnislos und überrascht. Sie konnte den Rädchen in ihren Köpfen beim Arbeiten zusehen. Einer der jungen Senatoren, der ziemlich weit hinten saß, vermutlich ein Quästor, sprang von seinem Platz auf und verlangte zu erfahren, weshalb sie diese Frage stellte. Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen nickte sie ihm dankbar zu, ehe sie ernst fortfuhr: „Nun, meine Herren, weil ich vor wenigen Minuten das Vergnügen hatte, ebenso einen Ort aufsuchen zu müssen. Was ich dort gesehen habe, war widerlich. Bitte zwingt mich nicht Euch die Einzelheiten zu erzählen. Der Anblick wird mich vermutlich noch wochenlang in meinen Träumen verfolgen. Aber glaubt mir, wenn ich sage, dass niemand dorthin gehen würde, wenn er eine andere Wahl hätte. Sicherlich fragt Ihr Euch, worauf ich hinaus möchte. Nun, ich werde es kurz machen. Wie können wir uns das größte aller Völker nennen, wenn unser Volk wie Barbaren in seinem eigenen Dreck lebt? Ist es nicht unsere Aufgabe Rom und dessen Volk zu dienen?"
Sie gestattete sich noch einen kleinen Exkurs zur Wichtigkeit von Hygiene und Sauberkeit zur Verhinderung von Seuchen und endete ihre Rede dann mit der Frage, ob jemand eine Idee hätte, wie die unangenehme Situation der öffentlichen Toiletten behoben werden könne. Sobald sie wieder auf ihrem kurulischen Stuhl saß, blickte sie erwartungsvoll in die Runde. Aber die Senatoren wichen ihrem Blick aus. Einige der Jüngeren wirkten so, als würden sie ernsthaft über ihre Frage nachdenken, während die Älteren einfach nur dasaßen oder miteinander tuschelten.
Irgendwann stand einer der jüngeren Magistrate auf und erklärte, dass es nicht zum Aufgabenfeld der Aedile gehöre sich um die Sauberkeit der Toiletten zu kümmern. Da sprang einer der ehemaligen Konsuln auf und rügte den jungen Mann, der aufgrund der fehlenden dignitas seines Amtes sich zurück auf seinen Platz setzen musste und den Tadel still erdulden musste. Es war seltsam diese republikanischen Mechanismen in Aktion zu sehen. Vor ihren Augen entbrannte eine hitzige Debatte, die nach uralten Regeln ablief. Je höher das Amt, desto größer war der Anspruch auf Redezeit. Sie sah Aedile, die es gar nicht erwarten konnten sich zu Wort zu melden, nur um von Praetoren und Konsuln kurz darauf zum Schweigen gebracht zu werden. Aber vor allem faszinierte Aurelia, wie sehr die Senatoren versucht waren in ihrem Sinne zu agieren. Sie überschlugen sich mit Vorschlägen, aber sie alle drohten an einem wichtigen Punkt zu scheitern: der finanziellen Mittel zur Umsetzung. Keiner der Aedilen war bereit die Säuberung und Sanierung der öffentlichen Toiletten zu finanzieren und wer konnte es ihnen verdenken. Das Projekt würde Millionen von Sesterzen verschlingen.
Irgendwann hielt es sie nicht mehr auf ihrem Stuhl, augenblicklich setzte sich der ehemalige Praetor und alle Aufmerksamkeit richtete sich gespannt auf sie.
„Ich stimme Euch zu, dass uns aufgrund der Invasion Britanniens nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung steht", meinte sie ruhig. „Ebenfalls ist mir bewusst, dass die Reinigung und Sanierung aller öffentlichen Toiletten Jahre dauern kann. Aber mir gefällt die Idee die Reinigungskräfte zu nutzen, die den Aedilen zur Verfügung stehen. Ich bin mir sicher, dass die aktuellen Aedile Rufus, Caecilius, Aemilius, Probius, Metellus und Celer gemeinsam die Koordination und Organisation bewältigen können. Natürlich werde ich einen Teil meines privaten Vermögens zur Verfügung stellen, aber nicht einmal wenn wir all unsere Reichtümer zusammenlegen, wären damit alle Kosten abgedeckt. Mir scheint es, als wäre eine Toilettensteuer die einzige Lösung"
Sofort wurde eifrig genickt, bis Marcus Celer, einer der Praetoren, das System dieser Steuer wissen wollte. Schnell erklärte sie, dass die Benutzung der Toiletten nur durch die Bezahlung eines kleinen Betrages ermöglicht werden sollte. Fassungslos blickte Marcus Celer sie an.
„Aber das ist moralisch verwerflich", warf Celer ein. Ausdruckslos erwiderte Aurelia den Blick des Senators. Ihre Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln.
„Geld stinkt nicht",erwiderte sie und registrierte im Stillen, dass der Satz von nun an nicht mehr auf Vespasian, sondern auf sie zurückgehen werde.

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