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Kapitel 66 ~ Mulieres

Gaius hatte wirklich versucht Gemellus' Brief weiterzulesen. Aber er konnte sich nicht überwinden den Namen zu lesen, der alles ändern konnte. Beunruhigt nahm sie ihm den Brief aus der Hand und überflog die Nachricht. Ihre Miene zeigte keine Regung, dann runzelte sie die Stirn.
„Mina", murmelte sie. „Er hat Mina geheiratet"
Mit einem Mal strahlte sie eine solche Ruhe aus, dass er sich automatisch ebenfalls entspannte. Mina, keine Familie, die er kannte – also musste sie keine Bedeutung haben.
„Ich verstehe das nicht", meinte Aurelia und legte den Brief auf einer Truhe ab. „Ich dachte, Senatoren dürfen Freigelassene nicht heiraten"
Plötzlich machte es Klick. Gemellus hatte seine Perserin geheiratet. Erleichterung durchströmte Gaius.
„Das stimmt", hauchte Gaius und konnte seine Freude kaum verbergen, als er ihr schönes Gesicht mit beiden Händen umfasste. „Indem er sie heiratet, gibt er nicht nur seine politische Karriere auf – die er, solange ich lebe, sowieso nicht hätte weiterführen können, sondern all seine Kinder werden niemals Ansprüche geltend machen können. Er hat sich und seine Nachfahren politisch für immer kaltgestellt. Verstehst du, was das für uns bedeutet"
Langsam nickte Aurelia und Tränen schimmerten in ihren Augen.
„Wir sind in Sicherheit", raunte sie. „Zumindest für den Moment"
Dann schlang sie die Arme um ihn und küsste ihn stürmisch und Gaius ließ sich fallen. Plötzlich sog Aurelia scharf die Luft ein und sofort zog er sich zurück. Besorgt strich er über ihre Wange. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie kalt ihr Körper gewesen war, nachdem sie in das Triclinium zurückgekehrt war.
„Geht es dir gut?", fragte er, zog die Decke vom Bett und hüllte sie beide ein. Aber als er das Lächeln auf ihrem Gesicht bemerkte, ließ seine Sorge nach. Statt direkt zu antworten, legte sie seine Hand auf ihren Bauch und runzelte angestrengt die Stirn, während sie so aussah, als horche sie tief in sich hinein. Bevor er sich wundern konnte, fühlte er etwas sacht gegen seine Handfläche stupsen. Blinzelnd erwiderte er ihren warmen Blick und versuchte das Erlebte zu verstehen. Leise erklärte sie, dass sich das Kind in ihrem Bauch bewegte.
„Hast du Schmerzen?", wollte Gaius besorgt wissen und wie zur Bestätigung fühlte er einen weiteren Stups. Doch Aurelia lachte nur leise auf und schüttelte den Kopf. In dieser Nacht lagen sie stundenlang beisammen und unterhielten sich mit ihrem Kind. Gaius hatte sich niemals träumen lassen, dass er eines Tages mit dem Bauch seiner schwangeren Frau reden würde. Aber mit Aurelia fühlte es sich an wie die natürlichste Sache der Welt und er spürte, wie seine Liebe für das ungeborene Kind in ihrem Bauch mit jedem Stups wuchs. Als Aurelia die Erschöpfung übermannte und sie friedlich in seinen Armen einschlief, versprach er sich im Stillen die beiden vor allen Gefahren zu beschützen – auch wenn er dabei sich selbst opfern musste.

Anfang Mai war endlich seine Überraschung für Aurelia fertig, doch als er sie ihr zeigen wollte, besuchte sie bereits mit seinen Schwestern ihre Freundin Clementina. Widerwillig fand Gaius sich mit dem Gedanken ab, dass er sich noch ein paar Stunden gedulden musste. In diesem Moment betrat sein Sekretär Hesiod seine Bibliothek.
„Eine kleine Gesandtschaft aus Pontos ist soeben eingetroffen, Herr", sagte Hesiod mit seiner angenehm ruhigen Stimme. Irritiert runzelte Gaius die Stirn. Wenn er sich recht erinnerte, wurde Pontos immer noch von seiner entfernten Verwandten Antonia Tryphaina regiert. Oder war ihr jüngster Sohn Polemon bereits volljährig? Gaius' Erinnerungen an Polemon waren verschwommen, er war im gleichen Alter wie dessen Bruder Kotys. Nach der Ermordung ihres Mannes hatte Tryphaina ihre beiden Söhne im Haus von Gaius' Urgroßmutter Livia ausbilden lassen. Zur gleichen Zeit war Gaius mit seinen Schwestern in ihre Obhut gegeben worden, weil die Spannungen zwischen seiner Mutter und Tiberius eskaliert waren. Deshalb waren seine Erinnerungen an die beiden Königssöhne von der Sorge überschattet, die er damals für seine Mutter empfunden hatte.
Es beunruhigte Gaius, dass sie ihm eine offizielle Gesandtschaft schickte. Was immer sie von ihm wollten, musste etwas sehr Wichtiges für sie und etwas schwer Machbares für ihn sein. Sonst hätten sie ihm einen Brief geschrieben und ihn einfach darum bitten können.
„Führe sie in mein offizielles Arbeitszimmer und veranlasse, dass sie mit Getränken versorgt werden", befahl Gaius und legte die Schriftrolle sorgfältig auf dem Beistelltisch ab. Hesiod nickte und wandte sich zum Gehen.
„Ach, und informiere meine Frau über unsere Gäste", fügte Gaius hinzu, dann erhob er sich und strich seine Tunika glatt. Typisch, kaum hatte er sich mal aus seiner Toga wickeln lassen, kam ein unangekündigter Besucher und Gaius musste sie in Rekordgeschwindigkeit anlegen lassen, damit die Wartezeit nicht den Rahmen der Höflichkeit sprengte. Eine Sekunde überlegte er, ob er sich nicht besser gleich auf den Weg machen sollte, verwarf den Gedanken rasch wieder. Eine offizielle Gesandtschaft verdiente einen offiziell und würdevoll gekleideten Princeps. Mit einem Seufzen verließ Gaius seine Bibliothek und ging in seine Gemächer, in denen seine Sklaven bereits mit einer frischen Toga auf ihn warteten. Auf Hesiod war wirklich immer Verlass.
Als er die letzte Stufe herabstieg und seinen Fuß auf die Fliesen des Atriums setzte, öffneten sich die schweren Eichentüren und er sah, wie eine Sänfte vor seinem Haus zum Stehen kam. Clemens tauchte in seinem Sichtfeld auf, die Vorhänge der Sänfte wurden zurückgezogen und eine kleine Gestalt stieg die dargebotene Hand des Prätorianerpräfekts ignorierend aus der Sänfte. Das warme Sonnenlicht traf auf eine Strähne, die sich unter ihrem Schleier hervorgestohlen hatte und die Strähne blitzte golden im warmen Licht der Sonne auf. Als sie den Kopf hob und ihre Blicke sich trafen, verzogen sich ihre Lippen zu einem strahlenden Lächeln. Ihr Kleid folgte träge flatternd ihren Bewegungen, als sie die drei Stufen erklomm und durch die offene Tür rauschte. Auf seinem Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus, dann kam er mit langen Schritten auf sie zu und nahm ihre Hand. Sie war eisig.
„Geht es dir gut?", fragte er besorgt und Aurelias Augen blitzten auf wie zwei Saphire im Sonnenlicht.
„Natürlich", entgegnete sie. „Aber wir haben Gäste und wir sollten sie nicht länger warten lassen"
Lächelnd zog sie ihn zu seinem offiziellen Arbeitszimmer und erzählte ihm mit ruhiger Stimme von ihrem verkürzten Treffen mit ihren Freundinnen. Als sie um die Ecke bogen und die leicht geöffnete Tür seines offiziellen Arbeitszimmers erblickten, verstummte Aurelia. Sie atmete tief ein und aus, dann strafte sie ihre Haltung und ein höffliches Lächeln erschien auf ihrem Lächeln. Sie war bereit. Stolz entflocht er ihre ineinander verschlungenen Finger und platzierte ihre Hand auf seinem Unterarm, sodass sie sich elegant bei ihm unterhakte. Wortlos betraten sie gemeinsam sein offizielles Arbeitszimmer und als er die kleine Gesandtschaft auf den extra für sie aufgestellten Stühlen sitzen sah, war er froh über Aurelias Anwesenheit. Sobald sie über die Schwelle traten, erhob sich Tryphaina graziös und ihre Gefolgsmänner folgten eilig ihrem Beispiel. Ihr Blick huschte zu Aurelia und Neugier flackerte für einen Wimpernschlag über ihr Gesicht, bevor sie sich mit ihrem warmen Lächeln Gaius zuwandte.
„Was verschafft mir die Ehre die Königin von Pontos persönlich in meinem bescheidenen Haus willkommen zu heißen", meinte Gaius und Tryphaina legte lachend den Kopf in den Nacken. Sofort entspannten sich ihre Begleiter. Aus dem Augenwinkel registrierte Gaius anhand ihrer Kleider, dass sie vermutlich Händler waren.
„Ich bin schon lange keine Königin mehr, Gaius, aber es ist sehr schön dich wiederzusehen", begrüßte sie ihn herzlich, kam auf ihn zu und ergriff seine Hände. Höflich erwiderte Gaius ihren Gruß, dann machte er die beiden Frauen rasch miteinander bekannt. Nachdem der Höflichkeit genüge getan wurde, erkundigte er sich nach dem Grund ihres Besuches. Mit keinem Wort wies er darauf hin, dass ihr Kommen unangekündigt gewesen war. Tryphaina konnte ihre Augen nicht von Aurelia abwenden und einen Moment fragte er sich, was seine Großmutter Tryphaina wohl über seine Frau erzählt hatte.
„Ich bin im Namen meiner Söhne hier", erwiderte Tryphaina lächelnd. „Wir wollen deiner Frau und dir die Ehre erweisen unsere Hochzeitsgeschenke persönlich zu überbringen"
Fragend hob Gaius die Augenbraue hoch und Tryphainas Lächeln wurde eine Spur breiter. Dann klatschte sie in die Hände und aus dem Nebenraum traten zwei Sklaven zu ihnen. Der eine trug ein Kissen, auf dem eine Schriftrolle thronte, der andere führte eine überdimensional große Katze herein. Aurelias Augen weiteten sich kaum merklich. Lächelnd fuhr Tryphaina fort: „Mein Sohn Kytos hat dir diese Schriftrolle mit einer Abschrift des Tatenberichts über Alexander den Großen von Kallisthenes von Olynth zur Erinnerung an eure gemeinsame Ausbildung hier in Rom ausgesucht. Dieses hübsche Tier ist für Euch, meine Liebe. Es wurde von seiner Mutter verstoßen und als ich es fand, war es halbtot. Seitdem ist es an Menschen gewöhnt und zahm"
Fasziniert hielt Aurelia ruhig der großen Katze ihre Hand entgegen, begeistert schnüffelte die Katze an ihr, dann trat sie einen Schritt nach vorn und schmiegte sich in ihre Handfläche. Lächelnd begann Aurelia das Tier hinter den Ohren zu kraulen. Die gigantische Katze schnurrte tief und laut wie ein kleines Kätzchen.
„Sie mag Euch", sagte Tryphaina erleichtert und Gaius musterte seine Verwandte streng.
„Ich wusste nicht, dass es Tiger in Pontos gibt", sagte Aurelia und brachte ihn vollkommen aus der Fassung. Interessiert musterte er die gestreifte, große Raubkatze. Als kleiner Junge hatte ihm seinen Vater immer wieder die Geschichten von dem Tiger erzählt, den die indische Gesandtschaft dem großen Augustus geschenkt hatte. Mit eigenen Augen hatte Gaius noch nie einen gesehen und er fand sie noch beeindruckender als die Schilderungen seines Vaters. Das Tier musste ein Vermögen wert sein und dies machte Gaius misstrauisch. Welchen Gefallen wollte sich Tryphaina durch einen Tiger erkaufen? Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er dem Gespräch der beiden Frauen nicht folgen konnte. Irgendwann spürte er alle Augen auf sich gerichtet. Schnell bedankte er sich für die Geschenke und lud die Gesandtschaft zum Abendessen ein. Nach ein paar Minuten erklärte Tryphaina, dass sie sich nun gerne zurückziehen würde, um sich von den Strapazen der Reise zu erholen. Kurz darauf waren sie endlich allein. Noch immer streichelte Aurelia den Tiger. Vorsichtig hielt er dem Tier seine Hand entgegen, wie bei Aurelia schnupperte es kurz an ihm und presste dann seinen Kopf gegen seine Handfläche. Das Fell fühlte sich überraschend weich und seidig an – ganz anders als bei einem Hund oder einem Pferd. Andächtig strich er über das seidige Fell der Katze. Nach einer Weile blickte Aurelia lächelnd zu ihm auf.
„Wenn du jetzt auch noch einen fliegenden Teppich hast, ist es beinahe wie in Aladdin", scherzte sie und richtete sich langsam auf. Verständnislos blickte er sie an und wartete auf eine Erklärung. Doch Aurelia war bereits zu tief in die ihm verborgene Welt ihrer Gedanken versunken, sodass sein Warten vergebens war.
„Ich habe keinen fliegenden Teppich", meinte er schmunzelnd. „Aber mein Hochzeitsgeschenk für dich ist gerade fertig geworden. Komm, ich möchte es dir gern zeigen"
Fragend reichte ihr seine Hand. Als er die Tür hinter sich schließen wollte, fiel sein Blick auf das Stück Stoff, welches er bereits vorsorglich herausgelegt hatte. Rasch holte er es und verband vorsichtig ihre Augen. Voller Vertrauen ließ sie sich von ihm durch die Gänge führen, der Tiger lief ruhig neben ihr her. Als sie in den Garten traten, runzelte Aurelia verwirrt die Stirn. Die Luft im Garten war angenehm mild, dennoch vergewisserte er sich, dass sie nicht fror. Endlich erreichten sie den Ort, den er für sie hübsch machen ließ. Aufgeregt trat er hinter sie und löste behutsam den Knoten der Augenbinde.
„Darf ich schon gucken?", wollte sie unsicher wissen und er musste ein kleines Lachen unterdrücken.
„Natürlich", erwiderte er und stellte sich neben sie, damit er ihre Reaktion nicht verpasste. Flatternd schlug sie Augen auf und ihr klappte die Kinnlade herunter. Ihre Augen leuchteten vor Freude. Zufrieden mit sich selbst musterte er den Pavillon aus hellem Marmor, den er eigenhändig geplant hatte. Fasziniert stieg sie die Treppen empor und er folgte ihr stumm. Während sie sich im Inneren des Pavillons umsah, fuhren ihre Fingerspitzen gedankenverloren über die Marmorsäule zu ihrer Rechten. Besonders gut gefiel ihm das Bodenmosaik, auf dem verschiedene Blüten und Ranken abgebildet waren.
„Den Innenraum kannst du allein nach deinen Vorstellungen einrichten", erklärte er ihr und sie nickte nur. Schließlich blieb sie vor der Statue stehen, dem einzigen Gegenstand, den er bereits hier aufstellen ließ und sein Herz setzte einen Schlag aus. Sofort hatte er einen Kloß im Hals. Der Bildhauer hatte ganze Arbeit geleistet und die Statue sah ihr erschreckend ähnlich. Für die Farbe ihrer Haare hatte er echtes Gold verwenden lassen, nur das tiefe Blau ihrer Augen hatte er nicht einfangen können. Ihre Lippen umspielte ein mildes und zugleich geheimnisvolles Lächeln. Um ihre Füße strich ein Pfau, dessen dunkelblaue Federn sich von ihrem hellblauen Kleid abhoben und die Farbe ihre Augen aufgriff. Ob sie erkannte, welche Göttin sie verkörperte? Warum sagte sie nichts, sondern starrte stumm die Statue an mit diesem undurchdringlichen Gesichtsausdruck? Gefiel ihr seine Überraschung nicht?
„Gefällt sie dir?", fragte er besorgt und Aurelia erwiderte endlich seinen fragenden Blick.
„Sie ist wunderschön", gestand sie leise. „Und wirklich täuschend echt. Wie hast du eine Statue von mir machen lassen, ich habe doch nie für jemanden Modell gestanden?"
Gaius lächelte in sich hinein, dann erzählte er ihr von dem Künstler, den er auf ihre Gastmähler eingeladen hatte und der nicht nur diese Statue geschaffen hatte, sondern auch ein Gemälde von ihr für die Galerie im Westflügel angefertigt hatte.
„Ich hatte mir gedacht, dass wir dort eine Statue von mir aufstellen können", fuhr er fort. „Dann können wir uns Tag und Nacht in die Augen sehen"
Sofort musterte sie nachdenklich die Stelle, auf die er zeigte und runzelte die Stirn in dem Versuch, es sich vorzustellen.
„Ist sie noch nicht fertig?", wollte sie wissen und Gaius schüttelte den Kopf. Er hatte zuerst ihre Statue gewollt, seine würde in ein paar Monaten fertig sein, vermutlich Anfang September. Gerade als er dachte, ihr würde der Pavillon nicht gefallen, begann sie aufgeregt kreuz und quer durch den Innenbereich zu laufen und die Einrichtung zu planen. Erleichtert beobachtete er sie und langsam verließ das Unbehagen seinen Körper. Plötzlich blieb sie wie vom Donner gerührt stehen und blickte ihn traurig an. Sofort war er bei ihr und nahm sie in seine Arme.
„Ich habe gar nichts für dich", wisperte sie betrübt und erleichtert küsste er sie. Sofort schmolz sie dahin.
„Du bist alles, was ich brauche", raunte er zwischen zwei Küssen und er spürte, wie sich ihre Lippen unter seinem Mund zu einem Lächeln verzogen.
Als Nächstes zeigte er ihr die Galerie im Westflügel, die bereits vom großen Augustus angelegt worden war. Tiberius hatte die meisten Gemälde ändern lassen, sodass sie mehr seinem kitschigen und vulgären Geschmack entsprachen. Es hatte Gaius sehr großes Vergnügen bereitet, jedes dieser Bilder eigenhändig abzunehmen und durch das Ursprüngliche zu ersetzen. Tiberius' Bilder waren nun irgendwo in einer kleinen Kammer im Keller untergebracht.
„Normalerweise hängen im Atrium einer jeden Familie die Totenmasken der Vorfahren", erklärte Gaius und Aurelia nickte aufmerksam. Natürlich wusste sie das bereits. „Augustus hat die Masken der wichtigsten Mitglieder unserer Familie auf Gemälde übertragen lassen. Zugleich hat er alle lebenden Mitglieder zeichnen lassen. So hat er hier eine einzigartige Galerie für unsere Familie geschaffen, in der sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen"
Fasziniert musterte Aurelia die Gesichter, bis sie vor einem Gemälde erstarrte. Ruhig trat er neben sie und musterte ebenfalls die ernsten Gesichter seiner Eltern. Sie wirkten so erhaben und würdevoll und lebendig, dass sich Gaius danach sehnte ihnen Aurelia vorstellen zu können.
„Ich habe mich immer gefragt, wie deine Eltern ausgesehen haben", gestand sie leise und schmiegte sich an ihn. Mit einem traurigen Lächeln beobachtete er sie dabei, wie sie das kleine Gemälde betrachtete. Dann zog er sie behutsam zum nächsten Bild, welches beinahe seine ganze Familie zeigte. Es war kurz nach dem Triumphzug seines Vaters gemalt worden. Julia fehlte auf dem Bild, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren worden war. Aufgeregt musterte Aurelia das Bild und ihr Blick blieb sofort an ihm hängen. Seine Mutter hatte ihre Hand stolz auf seiner Schulter gelegt und diese kleine Geste zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Er konnte sich daran nicht mehr erinnern – immerhin war er damals gerade mal fünf Jahre alt gewesen.
„Du warst sehr süß", stellte Aurelia fest und Gaius lachte leise. Den nächsten Bildern schenkte sie nur wenig Beachtung und sie blieb erst wieder stehen, als sie das neueste Gemälde erreichte. Es zeigte sie beide und wie auf allen anderen Bildern, war ihr Gesichtsausdruck ernst und erhaben, als wollten sie auf alle Ewigkeit gemeinsam die Welt herausfordern es besser zu machen.
„Er hat deine Augen nicht richtig einfangen können", murmelte Aurelia und kurz bevor ihre Fingerspitzen die Farbe berühren konnte, zog sie ihre Hand zurück. Das war ihm bisher noch gar nicht aufgefallen, weil er bisher nur auf ihr hübsches Gesicht geachtet hatte. Ungerührt zuckte er mit den Schultern. Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen bohrten sich ihre meerblauen Augen in die seinen.
„Ich liebe deine Augen", gestand sie leise und schlang die Arme um seinen Hals. Automatisch nahm er sie in seine Arme und inhalierte ihren wunderbaren Geruch.
„Wie zwei unendlich weite, klare Himmel", wisperte sie und er lächelte sie schief an. Etwas lauter bedankte sie sich bei ihm für seine Geschenke und gestand, dass sie vollkommen überwältigt von deren Schönheit sei und er war vollkommen glücklich.
Den Rest des Tages verbrachten sie gemeinsam in seiner Bibliothek. Mit geschlossenen Augen lauschte Aurelia seiner Stimme, während er ihr aus der neuen Schriftrolle vorlas. Gegen Abend erinnerte Hesiod sie daran, dass es nun Zeit für das Abendmahl sei und zusammen machten sie sich auf den Weg zum Triclinium. Als sie dort ankamen, trennten sie sich und mischten sich unter die Gäste. Aurelias Anwesenheit schüchterte die anderen Frauen so sehr ein, dass er sich nur mit den Schleimern herumplagen musste.
Nach einer Weile gesellte er sich zu seiner Großmutter, die etwas abseits stand und die Gäste beobachtete.
„Was hast du zu meiner Frau gesagt, avia?", wollte Gaius mit gedämpfter Stimme wissen. Seine Großmutter verschluckte sich an ihrem Wein und starrte ihn mit großen Augen an.
„Hat sie denn noch nicht mit dir gesprochen?", fragte seine Großmutter ungläubig und er widerstand den Drang ihr eine genervte Antwort zu geben. Es war ihre Spezialität eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, aber er würde sie nicht mit sich spielen lassen. Auf ihre Strategie war er bereits als Kind nicht hereingefallen, also lächelte Gaius sie an, als würden sie ein belangloses Gespräch zwischen Großmutter und Enkelsohn führen. Forschend musterte Großmutter sein Gesicht und ihr Lächeln, das dem seinen so ähnlich war, verrutschte keinen Millimeter. Nach einer Weile wandte sie den Blick ab und betrachtete Aurelia, die gerade in ein Gespräch mit Tryphaina vertieft war. Gaius schob die in ihm aufkeimende Ungeduld beiseite und wartete äußerlich vollkommen gelassen. Einige Augenblicke später wiederholte seine Großmutter den Rat, den sie seiner Frau gegeben hatte. Nun wunderte es ihn nicht mehr, dass Aurelia in letzter Zeit immer wieder tief in Gedanken versunken aus der Realität geglitten war. Zum ersten Mal, seit Gemellus Rom hinter sich gelassen hatte, spürte er die Dunkelheit in sich auflodern. Immer noch lächelnd beugte er sich zu seiner Großmutter herunter.
„Wenn ich eins auf Capri gelernt habe, avia", raunte er ihr ins Ohr. „Dann mich zu kontrollieren. Sie ist alles, was ich brauche. Misch dich nie wieder in meine Ehe ein"
Er schenkte ihr einen letzten, bedeutungsschweren Blick und das Lächeln auf seinen Lippen erreichte seine Augen nicht. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und gesellte sich zu Aurelia und Tryphaina. Sobald seine Frau ihren hübschen Kopf hob und ihn mit ihrem strahlenden Lächeln glücklich ansah, verscheuchte sie die Dunkelheit in seinem Inneren.

Am nächsten Morgen beobachtete Gaius lange Zeit nachdenklich seine schlafende Frau und wartete darauf, dass sie endlich erwachte. Er musste dringend mit ihr reden. Es interessierte ihn nicht, dass sie ihm nicht von dem Gespräch mit seiner Großmutter erzählt hatte. Aber er trug seit einer Weile einen Gedanken mit sich herum, den er gern mit ihr teilen wollte und langsam lief ihm die Zeit davon. Doch mit jeder Minute, die verstrich, wurde ihm bewusst, dass sie diese Entscheidung nicht wie sonst gemeinsam treffen konnten. Aurelia würde jedes einzelne seiner
Argumente entkräften und er würde nachgeben. So schwer es ihm fiel und wie sehr er sich um die möglichen Konsequenzen sorgte, er musste diese Entscheidung selbst treffen. Eine Weile lauschte er ihrem ruhigen Atem und verlor sich in ihrer Schönheit, dann beugte er sich zu ihr und hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Ein Teil von ihm wünschte sich, sie würde nun endlich die Augen aufschlagen und ihn von seinem Plan abbringen. Aber sie schlief ungerührt weiter und er verließ auf Zehenspitzen ihr Schlafzimmer. Sobald sich die Tür hinter ihm geräuschlos schloss, winkte er einen seiner Sklaven herbei und erteilte schweren Herzens alle weiteren Befehle.
An diesem Morgen war zu seiner Erleichterung der Strom an Besuchern, die ihn aufsuchten, nur sehr schwach. Vermutlich hatte die Anwesenheit des Sekretärs seines Onkels die anderen Besucher eingeschüchtert.
„Weißt du, was Narcissus von mir will?", erkundigte Gaius sich leise bei Hesiod. Mit ebenso gedämpfter Stimme gab Hesiod zurück, dass Narcissus lediglich vorausgeeilt war, weil Onkel Claudius unbedingt mit ihm reden wollte. Anscheinend hatte Narcissus die Aufgabe erhalten, tatsächlich alle anderen Besucher zu verscheuchen. Unmerklich nickte Gaius dem Sklaven zu, dann schritt er in sein offizielles Arbeitszimmer und hörte sich die Bitten der drei Klienten an, die Narcissus nicht hatte vergraulen können. Zwei konnte er bereits mit dem Versprechen abspeisen, sich ihre Bitte zu überlegen. Der Dritte war zwar etwas hartnäckiger, aber dennoch war das Atrium mit Ausnahme von Narcissus frei, als sein Onkel kurz darauf über die Schwelle trat. Gaius saß an seinem Schreibtisch und wartete geduldig. Von hier konnte er die Vorgänge im Atrium nicht hören. Endlich öffnete sich die Tür und Hesiod steckte seinen Kopf ins Zimmer.
„Euer Onkel ist da, Herr", meldete der Sekretär und Gaius nickte nur. Routiniert zupfte er an seiner Toga und überlegt, ob er nicht besser aufstehen sollte. Doch in diesem Moment betrat sein Onkel bereits den Raum und lächelte ihn warm an.
„Was kann ich für dich tun, Onkel?", erkundigte sich Gaius geschäftsmäßig und deutete auf den leeren Stuhl. Claudius' Mundwinkel zuckten. Die Tür fiel hinter ihm mit einem leisen Klicken ins Schloss, dann setzte er sich auf den ihm zugewiesenen Platz und erklärte: „Für mich musst du nichts tun, mein lieber Junge. Ich bin nur hier, weil meine Mutter glaubt, ich könnte dich nach eurem gestrigen Gespräch umstimmen. Aber da ich deine Meinung in dieser Hinsicht vollkommen teile, bin ich nur hier, damit sie mir nicht weiter auf die Nerven geht oder dir eine deiner Schwestern auf den Hals hetzt"
Genervt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und massierte sich die pochenden Schläfen.
„Sie wird niemals aufhören sich einzumischen, oder?", fragte Gaius und Onkel Claudius schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln.
„Ich bin fast 48 Jahre alt und sieh mich an", antwortete Onkel Claudius ernst. „Hier bin ich, um meine Rolle in den Plänen meiner Mutter zu spielen"
Gespielt genau musterte er seinen Onkel von oben bis unten, dann begann er zu lachen.
„Dir ist bewusst, dass du ihr über jedes einzelne Wort Bericht erstatten musst, Onkel?", scherzte Gaius und Onkel Claudius fiel in sein Lachen ein.
„Ich werde mir etwas ausdenken", versicherte Onkel Claudius mit einem Augenzwinkern, dann lenkte Gaius das Gespräch auf das neuste Geschichtsprojekt seines Onkels, von dem Aurelia ihm erzählt hatte. Sofort leuchteten die Augen seines Onkels auf und mit der Begeisterung eines Kindes, welches endlich die Aufmerksamkeit erhielt, die es sich immer gewünscht hatte, sprudelten die Worte nur so aus seinem Onkel heraus.
Plötzlich wurde die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufgerissen und überrascht blickten sie beide auf, während Aurelia in das Zimmer hereingerauscht kam. Ihr Kleid flatterte hinter ihr her und ihre Haare fielen ihr wirr über die Schulter. Sie sah aus, als wäre sie eben erst aus dem Bett gesprungen und auf direktem Wege zu ihm gekommen. In ihren Augen schimmerten Tränen. Sofort sprang Gaius auf und war mit einem Satz bei ihr. Behutsam umfasste er ihr schönes Gesicht mit beiden Händen. Ihr Blut pulsierte viel zu schnell unter seinen Fingerspitzen. Bevor er fragen konnte, was sie so in Aufruhr versetzt hatte, wollte sie mit bebender Stimme wissen, ob er sie wirklich fortschicke und sie blickte ihn voller Hoffnung an, dass er ihr widerspreche möge. Aber Gaius konnte ihrem Blick nicht standhalten. Ihre zarten Finger schlossen sich überraschend hart um sein Kinn und zwangen ihn ihr wieder in die Augen zu sehen. Lautlos rannen ihr die Tränen über die Wangen.
„Wieso tust du das?", fragte sie und die Angst in ihrer Stimme brach ihm das Herz. Sanft zog er sie an sich und vergrub das Gesicht an ihrem Hals. Ihr göttlicher Geruch stieg ihm in die Nase und er ertappte sich bei der Frage, wie er die kommenden Wochen nur ohne sie überstehen sollte. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper wie Espenlaub. Ohne sie loszulassen führte er sie behutsam zu einer Liege und zog sie auf seinen Schoß. Sofort schlang sie ihre Arme um seinen Hals und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Beruhigend strich er über ihr seidiges Haar und drückte federleichte Küsse auf ihren Scheitel. Nach einer Weile ließ das Beben ihres Körpers nach, aber er hielt sie weiterhin fest und genoss ihre Nähe.
„Jeden Sommer verwandelt sich Rom in die reinste Seuchenstadt", erklärte er sanft und sie hob langsam den Kopf. Ihre Augen musterten ihn ruhig. „Deshalb flieht jeder von Stand und Rang auf seine Landgüter. Aber wenn die Sommerpause des Senats beginnt, wirst du nicht mehr reisen können und ich muss dich und das Kind aus der Stadt bringen, bevor die erste Welle Rom erreicht. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn euch etwas zustoßen würde, nur weil ich zu egoistisch bin, um ohne dich zu sein. Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich dich sofort begleiten, aber das Volk und auch der Senat brauchen mich. Ich schwöre dir, sobald die letzte Sitzung des Senats vorüber ist, wird meine Kutsche als Erste Rom hinter sich lassen"
Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe und Gaius musste seine ganze Willensstärke aufbringen, um sie nicht zu küssen. Nach einer Weile nickte sie langsam, dann schüttelte sie den Kopf und kuschelte sich an ihn.
„Ich möchte dich nicht verlassen", gestand sie leise und zeichnete unsichtbare Formen auf den Stoff seiner Toga. Gaius seufzte leise und versicherte ihr, dass er sie niemals fortbringen würde, wenn er eine andere Möglichkeit wüsste. Plötzlich schoss sein Kopf in die Höhe. Er hatte seinen Onkel ganz vergessen. Suchend blickte er sich im Raum um, aber von seinem Onkel fehlte jede Spur und die Tür war geschlossen. Seufzend vergrub er das Gesicht in ihrem Haar. Es gab nichts Wichtigeres, als die Sicherheit seiner kleinen Familie.
Gaius konnte nicht sagen, wie lange sie so ineinander verschlungen in seinem Arbeitszimmer saßen und einfach nur den Atemzügen des anderen lauschten. Den Rest des Tages verbrachten sie keinen Augenblick getrennt. Als sie ihm am nächsten Morgen einen letzten Kuss gewährte und viel zu früh in die Kutsche stieg, spürte Gaius, wie sein Herz mit ihr davonfuhr.

Die nächsten Wochen rauschten ohne Bedeutung an ihm vorbei. Jeder Tag ohne sie war ein verlorener Tag ohne Farbe und Freude. Seine Sehnsucht zu ihr trieb ihn an den Rand des Wahnsinns und er begann die Tage zu zählen, bis der Senat endlich in seine Sommerpause ging. Mit der Zeit hatte er das Gefühl, dass alle Frauen Roms sich gegen die seine verschworen hatten. Mit jedem Tag, der seit ihrer Abreise verstrich, wurden sie aufdringlicher und beanspruchten seine Nerven.
Aurelias Briefe waren für ihn auch keine Lichtblicke in der Eintönigkeit des aurelialosen Roms. Sie waren nichtssagend und bereits nachdem er den ersten Brief begierig gelesen hatte, war er sich sicher, dass sie ebenso sehr unter der Trennung litt wie er. In jedem Brief erzählte sie ihm von ihren Spaziergängen, die sie auf seinem Gut unternahm. Bis sie in einem Briefe schrieb, dass Clemens und die Hebamme ihren Spaziergängen ein jähes Ende gesetzt hatten. Seitdem war die Länge ihrer Briefe von Mal zu Mal drastisch geschrumpft, ganz so als hätte sie nichts erlebt, was sich zu erzählen lohnt. Auch wenn sie es nicht schrieb, wusste er genau, wie sie sich fühlte: abgeschnitten von der Welt, eingesperrt an einem Ort, an dem sie nicht sein wollte und betäubt von Sehnsucht und Eintönigkeit. Nachts wenn er stundenlang wach lag, weil ihre Seite des Bettes kalt und leer war, zweifelte er am meisten an dem Sinn ihrer Trennung. Ein paar Mal ertappte er sich dabei, wie er plötzlich an seinem privaten Schreibtisch saß, einen Papyrus vor sich ausgerollt und den Calamus bereits in Tinte getaucht bereit sie anzuflehen zurückzukehren. Jedes Mal legte er mit einem Seufzen die Schreibutensilien zurück an ihren Platz und kehrte zurück in sein mittlerweile viel zu großes Bett. Seit sie fort war, waren seine Nächte wieder von seinen Albträumen beherrscht und wenn er sich schreiend aus den Laken kämpfte, war er froh, dass seine Schwestern in einem anderen Flügel untergebracht waren. Er hätte es nicht ertragen, dass sie ihn so schwach sahen.

Reglos wie eine Statue saß Gaius auf seinem kurulischen Stuhl und ließ seinen Blick über die versammelten Senatoren schweifen. Nur noch vier Sitzungen, dann war er endlich frei. Ein Seufzen unterdrückend zwang er sich für die Rede des Praetors Interesse zu heucheln. Es spielte keine Rolle, was die Senatoren sagten. Am Ende würden sie in seinem Sinne abstimmen. Wie immer.
Unauffällig musterte Gaius die Gesichter der anderen zuhörenden Senatoren und da sah er ihn: Nervös stand er auf der Schwelle und versuchte verzweifelt seine Aufmerksamkeit zu erringen, indem er aufgeregt mit den Armen wedelte. Zweifellos ein Sklave. Etwas Würdeloseres hatte Gaius in seinem gesamten Leben noch nicht gesehen. Wie konnte ein erwachsener Mann sich zu einem solchen Verhalten hinreißen lassen? Dann registrierte er die tiefe Bestürzung, die sich auf dem Gesicht des Mannes abzeichnete. Sofort war sein Interesse geweckt. Unauffällig nickte er dem Sklaven zu, während er unbeirrt der letzten Rede vor der Abstimmung folgte. Aber er griff in das Geschehen nicht ein, als der erste Konsul die Abstimmung verkündete. Geduldig blieb Gaius auf seinem Platz, bis die Stimmen ausgezählt waren und das Ergebnis vorlag. Erwartungsgemäß hatten sich alle Senatoren seinem Willen gebeugt. Würdevoll erhob er sich und schritt auf den Sklaven zu, der immer noch am Eingang auf ihn wartete. Für seinen Geschmack kam er viel zu langsam voran. Sobald er sich aus einem Gespräch befreien konnte, stand schon der nächste Senator neben ihm und verwickelte ihn in ein Gespräch. Als er endlich den Sklaven erreichte, wich dieser seinem Blick aus. Im Stillen seufzte Gaius genervt auf. Aurelia hatte recht, es war sehr unangenehm, wenn einem die Menschen nicht in die Augen blickten, während man sich mit ihnen unterhielt. Erst jetzt bemerkte Gaius wie jung der Sklave war, noch ein halbes Kind. Freundlich erkundigte er sich, welche Botschaft der Junge für ihn habe.
„Eure Schwester Agrippina schickt mich zu Euch, Herr", sagte der Junge nervös. „Die Wehen der Herrin haben eingesetzt"
Irritiert runzelte Gaius die Stirn. Weshalb sollte Agrippina ihn benachrichtigen, dass Aurelia in den Wehen lag? Aurelia war auf seinem Landgut – einen Tagesritt von Rom entfernt. Außerdem würde sie nicht zuerst seine Schwester, sondern ihn informieren.
„Meine Frau?", bohrte Gaius nach und der Junge hob überrascht den Kopf.
„Nein, Herr", stotterte er. „Eure Schwester, Drusilla"
Voller Entsetzen starrte Gaius den Jungen an, während sein Denken für eine Sekunde aussetzte. Im nächsten Moment schrien seine Gedanken in seinem Kopf wild durcheinander und sein Herz begann zu rasen. Blind für die Welt um sich herum schob Gaius sich an dem jungen Sklaven vorbei und eilte aus dem Senat.

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