Kapitel 48 ~ Mala memoria
Unzufrieden fummelte Gaius am Verschluss seines Brustpanzers. Schon seit Tagesanbruch saß er auf dem Stein neben der Pferdekoppel und wartete auf Vater. Vater hatte gestern versprochen ihn weiter im Wagenlenken zu unterrichten und so saß Gaius auf seinem Stein und wartete geduldig. Die Soldaten, die an ihm vorbeikamen, grüßten ihn fröhlich.
Hier in Vaters Lager fühlte er sich wohl. In Rom hatte er wie die anderen Jungen seines Alters und Standes eine toga praetexta getragen. Mit den breiten Purpurstreifen am Saum hatte sie genau so ausgesehen wie Vaters Senatorentoga. Doch für das Leben im Lager war die dicke, schwere Wolle nicht geeignet und so durfte Gaius wie Vater und die Legionäre eine Uniform tragen. Auf jeden Fall behandelten die Legionäre Gaius wie einen von ihnen. Meistens riefen sie ihn bei dem Spitznamen, dem sie ihm verpasst hatten, als er noch klein gewesen war. Caligula, Soldatenstiefelchen. So nannten sie ihn liebevoll, seit er denken konnte.
Solange er im Lager war, fühlte er sich wohl. Doch Drusus und Nero, seine beiden älteren Brüder, hatten dieses Leben nie geführt, weshalb sie ihn in Rom bei jeder Gelegenheit damit aufgezogen hatten. Mutter war böse geworden und hatte die beiden bestraft. Später war sie zu ihm gekommen und hatte Gaius erklärt, dass seine Brüder ihn beneideten, weil sie nicht so viel Zeit mit Vater verbringen konnten wie er. Ihre Attacken waren danach zwar subtiler geworden, doch jedes Mal, wenn sie ihn Caligula nannten, klang es wie ein böses Schimpfwort. Zum Glück hatten Vater und Mutter ihn nicht wie seine anderen Geschwister bei amita Livia in Rom zurückgelassen.
Hier im Lager an diesem heißen Ort gab es nur Mutter, Vater und die kleine Julia Livilla, die vor einer Weile Mutters Bauch verlassen hatte. Julia war winzig und putzig. Nicht so fies und grob wie Nero und Drusus. Zwar konnte sie noch nicht sprechen und schlief eigentlich nur den ganzen Tag, doch von seinen anderen Schwestern wusste er, dass sie irgendwann anfangen würde sich wie ein Mensch zu verhalten.
Seine Ungeduld wuchs. Am liebsten würde er aufstehen und irgendetwas tun. Doch in einem Lager musste jeder Mann seinen Platz einnehmen und sein Platz war es hier auf diesem Stein wie jeden Morgen geduldig auf Vater zu warten. Pflicht, Disziplin und Kameradschaft hielten eine Legion zusammen. Vater war der Anführer des Lagers und er würde Gaius niemals absichtlich warten lassen. Sicher erfüllte er gerade seine Pflicht und so ziemte es sich für Gaius als braver Sohn zu warten.
In seinem Kopf malte er sich die Abenteuer aus, von denen Vater ihm immer vor dem Einschlafen berichtete. Vater war ein wahrer Held, der für sein Land alles tat. Wahre Helden fielen in heroischen Schlachten, doch für Gaius war sein Vater unbesiegbar. Sein Vater war kein Achilles oder Hektor und erst recht kein Ajax. Sein Vater war Germanicus, eine lebende Legende. Wenn Gaius eines Tages erwachsen war, wollte er genauso sein wie Vater.
Plötzlich rief jemand seinen Namen und riss ihn aus seiner Abenteuerwelt. Wachsam blickte Gaius sich um und entdeckte Vaters Leibsklaven Ermaias, der eilig auf ihn zu gerannt kam. Erleichtert kam der Grieche vor ihm zum Stehen.
„Ich habe überall nach Euch gesucht, junger Herr", brachte der Sklave schwer atmend heraus. „Eure Mutter schickt mich. Ihr sollt sofort zu ihr kommen"
Gaius sprang sofort von seinem Stein und lief neben Ermaias her, der nur mit Mühe seine Eile an Gaius' kurze Beine anpassen konnte. Immer wieder musste sich der Grieche ermahnen und entschuldigte sich leise für sein fehlerhaftes Benehmen. Irgendetwas an dem Sklaven versetzte Gaius in Panik, die er gekonnt hinunterschluckte. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte - auch wenn er sich noch so oft sagte, dass er sich etwas einbilde.
Nach einer Ewigkeit erreichten sie Vaters Zelt und Ermaias sah sich hastig nach allen Seiten um, bevor er die Plane ungeduldig zurückschlug und Gaius fast schon in das Innere des geräumigen Feldherrenzeltes zerrte. Aus Vaters Schlafbereich drang leises Stimmengemurmel und Ermaias gab Gaius ein Zeichen weiterzugehen.
Mit klopfendem Herzen betrat Gaius den Schlafbereich. Alle waren um Vaters schmales Bett versammelt, in dem er immer noch mit geschlossenen Augen lag. Sofort registrierte er die Anwesenheit der Ärzte, Mutters besorgte Miene und die Schweißperlen auf Vaters Stirn. Plötzlich fiel Gaius wieder ein, dass Vater nach dem gestrigen Abendmahl nicht wohl gewesen war. Sofort schallte er sich gedanklich dafür, dies vergessen zu haben und heute morgen so selbstverständlich zum Übungsplatz aufgebrochen zu sein. Wie nachlässig von ihm. In Zukunft würde er ein besserer Sohn sein.
Mutter hob als Erste den Blick und scheiterte kläglich bei dem Versuch ein Lächeln zustande zu bringen. Ihre Augen waren leer und die Angst schlug ihm mit ihren scharfen Krallen mitten ins Herz. Stumm deutete sie auf den Flecken neben sich und sobald er bei ihr war, schob sie ihn sanft vor sich, legte ihm von hinten die Hand auf die Schulter und drückte ihm geistesabwesend einen Kuss aufs Haar. Vater stöhnte leise und unbeabsichtigt krallte Mutter ihre Hand fest in seine Schulter. Gaius zuckte leicht zusammen und der Druck auf seiner Schulter ließ sofort nach. Entschuldigend fuhr sie ihm durchs Haar. Verunsichert drehte er sich zu Mutter um.
„Was...?", setzte er an, doch Mutter schüttelte bestimmt den Kopf. Vaters Kopf kippte in ihre Richtung und seine Lider flatterten. Schwerfällig öffnete er die Augen und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln, als er seinen Sohn erkannte. Träge streckte er die Hand nach ihm aus und Mutter schob ihn sanft zu Vater. Ohne zu Zögern ergriff Gaius Vaters viel zu warme Hand.
„Mein Sohn", wisperte Vater und drückte seine Hand. „Hör mir jetzt gut zu. Deine Brüder sind verdorben und werden es in Rom zu nichts bringen. Ihr unersättlicher Ehrgeiz gepaart mit ihrer Dummheit wird sie einen nach dem anderen zu Fall bringen. Aber du bist anders als sie. In dir erkenne ich so viel von mir wieder, deshalb musst du mir versprechen zu überleben. Du bist klug und voller Potential. Nutze deine Talente. Achte auf deine Schwestern und deine Mutter. Aber vor allem, mein lieber Gaius, überlebe. Du kannst alles schaffen, was du willst, wenn du nur überlebst. Ich glaube fest daran, dass du eines Tages den Platz einnehmen wirst, der mir nun für immer verwehrt bleiben wird"
Hinter ihm schluchzte Mutter auf und verblüfft blickte Gaius hinter sich. Stumme Tränen rannen ihr über das schöne Gesicht, der Blick war starr auf Vater geheftet. Ernst wandte er sich wieder Vater zu.
„Versprichst du es mir, mein Sohn?", drängte Vater, richtete sich mit schmerzverzerrtem Gesicht mühsam auf und umklammerte Gaius' Hand so fest, dass es weh tat. Doch Gaius verzog keine Miene. Seine Schmerzen waren geringer als Vaters, weshalb sollte er sich dann beklagen, wenn Vater es nicht tat?
„Ich verspreche es dir, Vater", antwortete Gaius ernst, erwiderte sanft den Druck und Vater sank zurück in die Kissen.
„Du bist wahrlich der beste Sohn, den ein Mann sich wünschen kann", raunte Vater und begann zu husten. Sofort wandte er das Gesicht von Gaius ab und hielt sich seine freie Hand vor den Mund. Als er sie nach seinem Anfall wegzog, klebte Blut an ihr. Resigniert musterte er sie, dann blickte er über Gaius' Schulter zu Mutter.
„Jetzt wissen wir mit Sicherheit, dass es Gift war", gab er trocken von sich und Mutter schniefte. Gift? Wer würde einen Helden wie Vater vergiften? Was hätte so ein Verbrechen für einen Sinn? Vater hustete erneut und Gaius klammerte sich an seine Hand. Vater stirbt, dachte Gaius entsetzt. Das Reich, die Legionäre, Gaius - sie alle brauchten Vater. Vater durfte einfach nicht sterben. Das war nicht richtig.
Sobald Vaters Körper sich beruhigte, entzog er ihm sanft seine Hand und fuhr ihm zärtlich durchs Haar. Bedauernd richtete er seinen Blick auf Ermaias am Eingang des Schlafbereiches.
„Schaff ihn hier weg! Ich will nicht, dass er mich so sieht", befahl Vater und während Ermaias Gaius am Arm packte, klammerte sich Gaius wieder an Vaters Hand. Bittend sah er in Vaters Augen, die so klar und blau waren wie der Himmel. Gequält erwiderte Vater seinen Blick.
„Geh, mein Gaius!", befahl er ihm leise. „Geh und werde eine Legende! Ich liebe dich sehr, mein Sohn"
Dann nickte Vater Ermaias zu und dieser zog Gaius bestimmt vom Bett seines Vaters fort. Gaius leistete keinen Widerstand. Warum auch? Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Der Sklave war viel stärker als er, ein Jungen von sieben Jahren. Vater lächelte ihm traurig nach, während Mutter sich auf seine Bettkante setzte und behutsam seine Stirn befühlte, wie sie es bei Gaius tat, wenn er krank war. Bevor sich die Plane hinter ihm senkte, sah Gaius, wie sich seine Eltern tief in die Augen blickten, während Vaters Körper anfing von einem Krampf geschüttelt zu werden.
Sofort wollte er zurück an Vaters Seite, doch Ermaias zog ihn unerbittlich weiter. Gaius nahm kaum war, wie sie das Zelt verließen und der Grieche den Wachen davor erklärte, Gaius dürfe unter keinen Umständen das Zelt noch einmal betreten. Die ganze Zeit über konnte Gaius nichts anderes tun, als verwundert auf seine bebende Hand hinab zu starren. Als sich der Grieche abwandte, versuchte Gaius aus einem Impuls heraus hinter ihm durch die Plane zu schlüpfen. Doch die Wachen bekamen ihn zu packen und zogen ihn fort. Plötzlich fühlte Gaius, wie seine Gefühle, die er so lange mit der im Lager eisern erworbenen Disziplin kontrolliert hatte, ihn zu übermannen drohten.
Gehetzt machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte ohne Rücksicht auf seine dignitas zu dem einzigen Ort, an dem er die Kontrolle verlieren durfte: dem Zelt seiner Schwester, Julia Livilla. Diesmal hinderte ihn niemand daran das Zelt zu betreten. Kaum hatte er die Plane zurückgeschlagen, stürmte er zu der in ihrer Wiege quengelten Schwester und hob sie behutsam hoch. Überrascht verstummte die kleine Julia und blickte aus riesigen Augen in das Gesicht ihres Bruders. Aus einem Nebentrakt tauchte plötzlich die Amme im Zimmer auf.
„Kommt Ihr, um Eure Schwester zu sehen, junger Herr?", fragte die Gallierin erfreut.
„Raus hier!", blaffte Gaius die Sklavin grob an und in ihren Augen flackerte Angst auf. Doch Gaius war viel zu sehr damit beschäftigt seine Gefühle vor der Sklavin zu verstecken, als dass er ihre Angst vor ihm wahrnehmen konnte. Hastig setzte sie sich in Bewegung und sobald ihre eiligen Schritte verklungen waren, verlor Gaius die Kontrolle über sich. Das Schluchzen, welches ihm bereits im Hals gesteckt hatte, als er Vaters Hand ergriffen hatte, brach aus ihm heraus und mit ihm die Tränen. Erschrocken begann Julia ebenfalls zu weinen und Gaius glitt mit ihr auf dem Arm zu Boden. Julia streckte ihre kleinen Ärmchen nach ihm aus, als wollte sie ihn trösten und Gaius versteckte das Gesicht an der Schulter seiner kleinen Schwester. Erst jetzt begriff er, dass er Vater nie mehr wiedersehen würde. Dabei gab es noch so vieles, was Vater ihm hatte zeigen und beibringen wollen. Es gab noch so viele Geschichten, die Vater noch nicht hatte erzählen können und ihm auch nie mehr erzählen würde. Er brauchte seinen Vater und ein Leben ohne ihn würde düster und freudlos sein. Doch irgendwer hatte ihn seines Vaters beraubt. Aber genauso weinte er um den Verlust seiner Schwester, die keine Erinnerungen an Vater haben würde. Die ihn nie lachen oder scherzen hören würde. Der sie niemals hoch in die Luft werfen würde, wenn er abends nach Hause kam. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so verloren gefühlt.
Schweißgebadet fuhr Gaius aus seinem Traum hoch, sein Herz raste, Tränen rannen ihm übers Gesicht, sein ganzer Körper bebte. Gehetzt blickte er sich um und im Schein des Sonnenlichts erkannte er seine Gemächer in Rom wieder.
Vollkommen fertig streckte er den Arm aus, doch das Bett neben ihm war kalt. Gequält fuhr er sich mit der Hand durchs klitschnasse Haar und schloss die Augen. Aurelia war bereits fort, um die Geheimnisse der Bona Dea zu erlernen. Selbstsüchtig wünschte er sich, sie wäre bei ihm. Stattdessen zog er ihr Kopfkissen an sich, hielt es sich an die Nase und inhalierte tief ihren beruhigenden Duft. Langsam beruhigte sich sein Herz und das Zittern seines Körpers legte sich.
Sein Vater Germanicus war ein wahrer Held gewesen, eine Legende. Wahre Helden fielen in heroischen Schlachten. Doch Vater war nicht im Dienst für Rom gestorben. Rom hatte ihn aus Eifersucht und Habgier vernichtet, sodass Vater nicht den würdevollen Tod bekommen hatte, der ihm eigentlich zugestanden hätte. Auch hatte Gaius nicht auf seine Mutter achten können. Seine Mutter war nie über Vaters Ermordung hinweggekommen, da jedoch der Hauptverdächtige lieber Selbstmord begangen hatte als sich dem Tribunal zu stellen, hatte sie Tiberius nie Beweise vorlegen können. Irgendwann hatte sie aufgehört den Menschen um sich herum zu vertrauen - vor allem ihrer Familie misstraute sie zutiefst. Nero fiel, dann Drusus und schließlich seine Mutter. Nun hatte Gaius keine andere Familie mehr als seine Schwestern und seine Aurelia.
Plötzlich erschien ihm das Bett ohne Aurelia viel zu groß. Aufgewühlt stand er auf und stellte sich unter das prasselnde Wasser des Duschbades. Sobald er seine Gemächer verließ, musste er funktionieren. Die Ludi Plebi waren vorbei und der Senat würde heute tagen. Schwäche konnte sich Gaius nicht erlauben.
Endlich verließ der letzte Klient des Tages sein Arbeitszimmer und Gaius schloss dankbar für die Stille seine Augen. Mittlerweile plagten ihn starke Kopfschmerzen. Zu seinem eigenen Verdruss waren seine Gefühle durch seine Erinnerung an Vaters Ermordung immer noch aufgewühlt und er verzehrte sich nach Aurelias Lächeln, das ihn alles Schlechte vergessen lassen würde.
Plötzlich klopfte es an der Tür und Gaius schlug widerwillig die Augen auf. Hatte er eine Veranstaltung vergessen, an der er teilnehmen musste? Sein Sekretär steckte den Kopf herein und meinte leise, dass ein weiterer Besucher um eine kurze Unterredung mit ihm bat.
„Lass ihn herein", befahl Gaius, setzte sich aufrecht hin und setzte eine höfliche Miene auf. Aurelia nannte es sein Kaisergesicht, obwohl er noch nicht ganz wusste, wie er diese seltsame Anspielung auf seinen Beinamen finden sollte.
Lässig schlenderte sein guter Freund Vespasian ins Zimmer und grinste ihn breit an. Sofort stand Gaius auf und kam seinem Freund entgegen. Breit lächelnd hielt er ihm den Arm entgegen und Vespasian ergriff ihn.
„Was kann ich für dich tun?", fragte Gaius und Vespasian alberte herum, er würde gerne Ädil im nächsten Jahr werden. Dabei war die Wahl längst durch und Vespasians Amt bestätigt. Gaius verdrehte die Augen und wiederholte seine Frage.
„Ich dachte mir, du könntest vielleicht eine Pause von deinen Speichellecker und Bittstellern gebrauchen", erklärte Vespasian. „Und weil wir in letzter Zeit kaum die Gelegenheit hatten uns ungestört zu unterhalten, erschien mir diese Art von Treffen ideal"
Dankbar rief Gaius nach Wein und kurz darauf stießen ihre Becher kameradschaftlich aneinander. Es tat gut mit Vespasian zu reden. Nachdem sie alle aktuellen Gesprächsthemen behandelt hatten, erkundigte sich Vespasian nach Aurelia. Sofort wurde Gaius ernst.
„Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass sie mich zum Mann genommen hat", antwortete er ruhig. „Sie hätte sich gefreut dich fernab der Gastmähler zu sprechen, doch sie dient gerade der Bona Dea, sonst hätte ich sie schon längst eingeladen zu uns zu kommen"
„Soll sie in diesem schlangenverseuchten Tempel wirklich nur die Rituale für diese eine Nacht lernen oder hast du sie im Geheimen damit beauftragt die Göttin um etwas anderes zu bitten? Immerhin ist die Bona Dea eine Fruchtbarkeitgöttin, die viele verheiratete Frauen um eine ganz gewisse Hilfe anrufen", wollte sein Freund wissen und wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen. Gaius sah ihn nur finster an.
„Solange Macro und Gemellus gegen mich konspirieren, wäre ein Kind, ob bereits geboren oder nicht, einer zu großen Gefahr ausgesetzt", erwiderte er trocken und starrte düster aus dem Fenster. Gedankenverloren nippte er an seinem Kelch. Ob Aurelia Kinder wollte? Er hatte sie nie gefragt, aber in ihrer Zeit war vieles so anders. Irgendwo dort drüben war der geheimniskrämerische Tempel der Bona Dea, in dem Aurelia in die Geheimnisse seiner Zeit eingeweiht wurde, die ihm für immer verborgen bleiben würden. Vespasian hob beschwichtigend die Hände und lenkte Gaius' Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Ich mein ja nur", erwiderte er ruhig. „Das Volk würde sich über die Nachricht freuen und allein die Verheißung auf einen Erben würde eure Position stärken. Wenn Aurelia der Bona Dea auffällt, wird sie eine solche Bitte gewiss liebend gern erfüllen"
Gaius blieb stumm und starrte weiterhin aus dem Fenster. Nach einer Weile hörte er das Rascheln von Kleidung und das Kratzen eines Stuhles auf dem Boden, dann sich entfernende Schritte. Gaius gab vor es nicht zu bemerken. Auf der Schwelle drehte sich sein Freund noch einmal zu ihm um.
„Du bist der Princeps, Gaius", erinnerte er ihn und widerwillig drehte ihm Gaius den Kopf zu. „Ihr werdet niemals wirklich sicher sein. Jedes eurer Kinder wird in jedem Atemzug in Gefahr schweben, weil euer Blut durch seine Adern fließt. Die Geburt meiner Nichte und meines Neffen hat aus meinem Bruder einen besseren, aber vor allem glücklicheren Menschen gemacht. Versperrt dich nicht vor diesem Glück, nur weil du Angst hast es zu verlieren"
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