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Kapitel 43 ~ Fama

Schon bevor Aurelia die Augen aufschlug, spürte sie, dass irgendetwas anders war. Irgendetwas Wichtiges fehlte. Verschlafen richtete sie sich in ihrem Bett auf. Für antike Verhältnisse war es überdurchschnittlich groß, sodass zwei Personen darin schlafen konnten, ohne sich übereinander zu stapeln.
Doch der Platz neben ihr war leer und kalt. Durch den Spalt der halb geöffneten Tür fiel Licht aus Gaius' Arbeitszimmer in ihr Schlafgemach. Aurelia lehnte sich ein Stück vor und entdeckte ihn an seinem Schreibtisch über seinen Dokumenten brüten.
Müde fuhr sie sich durchs Haar, wickelte sich in ihre warme Bettdecke und tappte barfuß zu ihm. Als er ihre Schritte hörte, blickte er auf und lächelte sie entschuldigend an.
„Warum schläfst du nicht?", fragte Aurelia besorgt, trat hinter ihn und legte ihm eine Hand in den Nacken. Erschöpft lehnte er sich gegen sie und schloss die Augen, so als quälten ihn starke Kopfschmerzen. Sanft begann Aurelia seine Schläfen zu massieren und blickte über seine Schulter auf die Dokumente. Zwar hatte sie sich mittlerweile an Transcript gewöhnt, die fortlaufende Schreibweise der Römer ohne Trennung von einzelnen Wörtern, aber im Moment war sie noch zu müde und so verschwammen die Buchstaben vor ihren Augen zu einer undurchschaubaren Masse.
Langsam entspannte sich Gaius. Nach einer Weile schlug er die Augen auf und sein typisches schiefes Grinsen lag wieder auf seinem Gesicht. Als Aurelia ein Stück von ihm zurückwich, um sich auf einem Stuhl ihm gegenüber niederzulassen, legten sich plötzlich seine Hände auf ihre Hüften und zogen sie auf seinen Schoß. Lachend legte Aurelia ihre Arme um seinen Hals. Dann fiel ihr Blick auf die Ringe unter seinen Augen und mit einem Schlag wurde sie wieder ernst.
„Was beunruhigt dich?", fragte sie leise und musterte besorgt sein ausgelaugtes Gesicht. Gaius seufzte tief und begann mit einer ihrer Haarsträhnen zu spielen. Federleicht stupste sie ihn an und ein freudloses Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Dann murmelte er etwas so leise, dass sie ihn nicht verstand. Streng hob sie die Augenbraue. Gaius ließ ihre Haare los und strich sanft über ihre Wange.
„Das Warten macht mich wahnsinnig", gestand er leise und sah ihr fest in die Augen. „Jede weitere Stunde, die verstreicht, ohne dass Macro und Gemellus ihren nächsten Zug ausführen, bist du in Gefahr. Wenn sie mich immer noch beseitigen wollen, können sie dich nicht verschonen. Ich möchte endlich gezielt gegen sie vorgehen können und ihre Pläne zunichte machen, aber dafür muss ich wissen, was sie vorhaben"
Kurz schwieg Aurelia und dachte nach. Dann wollte sie wissen, wie er die von Macro und Gemellus ausgehende Gefahr zu eliminieren gedenke.
„Das Einfachste wäre ihnen Selbstmord zu befehlen", antwortete Gaius prompt und sie starrte ihn entsetzt an.
„Aber am Sinnvollsten wäre ein Gerichtsverfahren", fuhr er schnell fort und versuchte ihr anhand der Prozesse seiner beiden älteren Brüdern zu erklären, wie sie vorgehen mussten.
„Wir könnten diese Perserin benutzen", warf Aurelia ein, doch Gaius schnaubte nur, dass kein Römer dem Wort einer ausländischen Hure mehr glauben würde als einem römischen Bürger – selbst wenn die Aussage der Hure von römischen Bürgern beglaubigt wäre.
„Ich verstehe, dass die Beweise unantastbar sein müssen", erwiderte sie. „Aber wir sind uns einig, dass Macro das größere Problem darstellt. Wenn ich daran denke, dass unsere Sicherheit von ihm abhängt... Mina ist immer noch im Gefängnis deiner Großmutter. Ihr wurde kein Haar gekrümmt. Keiner weiß, wo sie sich befindet. Wir haben das Mädchen bereits in der Hand und sie ist vor allem eines: eigennützig. Wenn wir ihr geben, was sie will, wird sie alles für uns tun. Gemellus hat eine Schwäche für sie. Wenn sie sich bei ihm meldet und um ein Treffen bittet, werden Macro und er darauf eingehen. Wenn wir Gemellus zu einem Geständnis überreden können, wird Macro fallen"
„Das sind ganz schön viele Wenns", murmelte Gaius müde und zog sie näher an sich. Liebevoll fuhr ihm Aurelia durchs Haar.
„Ich weiß, mein Herz", hauchte sie. „Und dafür brauchen wir all unsere Kräfte. Also komm wieder ins Bett und schlaf!"
Wortlos stand Gaius mit ihr in seinen Armen auf und schritt zum Bett. Darauf setzte er sie behutsam ab und da ihre Hände immer noch in seinem Nacken verschränkt waren, zog sie ihn mit sich auf das große, einladende Bett.

Die sanften Strahlen der Wintersonne kitzelten Aurelia wach. Ausgeruht setzte sie sich im Bett auf. Gaius war bereits fort. Missmutig fiel ihr Blick auf eine Wachstafel, die auf seinem Kopfkissen lag. Wachstafeln, die antike Version der Schmierzettel, dachte sie schmunzelnd und griff nach der Tafel. Ihr Schmunzeln verwandelte sich in ein Lächeln, als sie die Worte sah, die ihr Mann nur für sie voneinander abgetrennt hatte. Er kannte sie zu gut. Transcript hätte sie um diese Uhrzeit genervt weggelegt.
Du sahst im Schlaf so friedlich aus, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe dich zu wecken. Leider muss ich mich den ganzen Tag um wichtige Angelegenheiten kümmern. Du hast also einen Tag Ruhe vor mir. Wir sehen uns heute Abend beim Essen.
Ewig der Deine, Gaius
Nachdenklich legte sie die Tafel beiseite, als Belana und Nara mit einem kleinen Tablett ihr Schlafzimmer betraten.
„Guten Morgen, Herrin", wurde sie begrüßt und Aurelia verdrehte die Augen, nahm ihren Becher Milch jedoch schweigend entgegen. Zum Glück hatte Gaius ihr auch etwas Schinken bringen lassen. Denn im Gegensatz zu den Römern, die Honig und Käse bevorzugten, brauchte Aurelia ein herzhaftes Frühstück. Während Aurelia aß, kramten Nara und Belana in ihren Truhen und suchten Kleider, Schmuck und Schuhe heraus, die sie den Tag über tragen würde. Schon bald schob Aurelia ihr Frühstück beiseite und ließ sich von Nara in ihre Kleider helfen. Anscheinend war eine einfache blaue Seidentunika für einen freien Tag angemessen.
Als Belana gerade Aurelias Haare kämmte, platze Drusilla gefolgt von Julia und Agrippina in ihr Zimmer. Im Spiegel beobachtete Aurelia die Schwestern ihres Mannes gelassen und zog eine Augenbraue hoch. Drusilla begann zu kichern.
„Guten Morgen", meinte Aurelia würdevoll, schenkte ihnen durch den Spiegel ein strahlendes Lächeln und wollte wissen, was sie für die drei tun könnte.
„Gaius meinte, dass dir ein Tag in seiner privaten Therme guttun würde", antwortete Julia gelassen.
„Weil unser lieber Bruder wie immer recht hat", mischte sich Drusilla kichernd ein. „Und wir ebenfalls einen Tag der Entspannung und des Faulenzens benötigen, werden wir dich begleiten"
Aurelia runzelte die Stirn. Alles, was ihr zu römischen Thermen einfiel, war, dass sie einmal im Lateinunterricht einen Lektionstext übersetzt hatten, in dem irgendein Senator tot in den Thermen aufgefunden worden war. Aber sie hatte sich schon seit einer Ewigkeit keinen Wellnesstag mehr gegönnt und sie war neugierig, was ihre römischen Freundinnen darunter verstanden. Also drehte sie sich zu ihren Schwägerinnen um und nickte zustimmend.
„Wir sollten Clementina einladen", fügte Agrippina ruhig hinzu und da die anderen Frauen von der Idee sehr angetan waren, setzte Aurelia eine knappe Einladung auf und ein Bote machte sich damit sofort auf den Weg.
Sobald Aurelia für den Tag fertig war, wechselten sie vom Schlafzimmer in ein ebenso geräumiges Wohnzimmer, in das Aurelia bisher noch keinen Fuß gesetzt hatte. Fasziniert blickte sie sich um und genoss die schlichte Eleganz des Raumes. Der Raum war weder mit Gegenständen zugestopft, noch spartanisch ausgestattet. Er war einfach gemütlich.
Drusilla bemerkte Aurelias Begutachtung des Raumes und stupste sie spielerisch an.
„Mein Bruder hat dich wohl am Tag eurer Hochzeit gar nicht schnell genug in sein Bett bekommen können und seitdem nicht mehr aus seinem Bett gelassen, oder?", zog sie Aurelia liebevoll auf, die sofort vor Verlegenheit rot wurde.
„So kann man es ausdrücken", gab sie mit belegter Stimme zu und die drei Schwestern prusteten vor Lachen, in das Aurelia kurz darauf einfiel.
Eine Stunde später betrat Clementina die Gemächer des mächtigsten Ehepaares des römischen Imperiums und blickte sich mit scheuen Blicken um. Bevor Drusilla auch sie aufziehen konnte, fragte Aurelia, wo sich die Thermen in dem großen Palast befanden und Drusilla vergaß die mit ihr selbst verglichenen niedrigen Herkunft Clementinas.
Die Thermen befanden sich im Westflügel des Palastes und waren gigantisch. Es gab Schwitzstuben, Becken mit kaltem, lauwarmen und warmen Wasser, Massage- und Ruheräume, jeweils ein Fitnessstudio für Männer, Prätorianer und Frauen, sowie ein ganzes Kosmetikstudio. Denn egal ob Pedi- oder Maniküre, Wachsen oder Zupfen und unzählige weitere Schönheitsbehandlungen, hier wurde jeder Wunsch erfüllt. Aurelia ließ sich einfach von ihren Freundinnen mitziehen und genoss das römische Verwöhnprogramm.

Gerade spielten sie ohne die schwangere Agrippina so etwas wie antikes Frisbee, als ein Mädchen in der Tür erschien und mit gesenktem Kopf darauf wartete von einer der Damen angesprochen zu werden. Rasch warf Aurelia die Flugscheibe zu Clementina und zeigte an, dass sie kurz aussetzen wollte. Eilig lief sie zu dem wartenden Mädchen und erkundigte sich nach dem Grund ihres plötzlichen Erscheinens.
„Man hat mich geschickt, um Euch mitzuteilen, Herrin, dass Ihr Euch nun für das Abendessen fertig machen müsst", haspelte das Mädchen nervös mit einem stark ländlichen Akzent, den sie von Vespasian kannte. Aurelia schenkte ihr ein mildes Lächeln.
„Wie heißt du?", wollte sie leise wissen und das Mädchen schluckte schwer, hielt aber den Blick weiterhin stur gesenkt.
„Prunia, Herrin", erwiderte das Mädchen leise und Aurelia hob sanft ihr Kinn an, sodass sie endlich ihrem Blick begegnen musste.
„Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast, Prunia", sagte Aurelia freundlich und das Unbehagen verschwand langsam aus den Augen des Mädchens. „Wir hatten so viel Spaß, dass wir während unseres Spiels die Zeit aus den Augen verloren haben"
Dann ließ sie das Mädchen los und wandte sich entschuldigend ihren Freundinnen zu.
„Sehen wir uns heute Abend?", fragte Aurelia in die Runde. Drusilla verdrehte die Augen.
„Was wäre das denn für ein Fest ohne mich?", gab sie theatralisch zurück und lachte schallend auf. Julia verdrehte die Augen, während Clementina ungerührt das Frisbee auf einem Tisch neben sich ablegte. Aurelia nickte und verließ den Raum. Prunia folgte ihr wie ein kleiner Schatten. Diese war immer noch hinter ihr, als Aurelia die Tür zu ihren Gemächern erreichte. Fragend drehte sie sich zu dem Mädchen um.
„Kann ich irgendetwas für dich tun?", verlangte sie zu erfahren. Am Rande fiel ihr auf, dass keine Wache vor ihrer Tür stand. Gaius war also nicht da.
„Der Herr hat mich als Eure Zofe und Sekretärin eingestellt, Herrin", murmelte das Mädchen und schluckte. Aurelia musterte das Mädchen von Kopf bis Fuß. Prunia war höchstens dreizehn. Die vielen Sommersprossen verliehen ihren Gesichtszüge etwas niedliches, die braunen Augen wirkten ebenso unsicher wie klug, ihre Haare besaßen einen sehr hellen Blondton. Aurelia runzelte die Stirn, blickte sich schnell im Gang um, öffnete hastig die Tür und trat ein. Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss klackte, fühlte sie sich weniger beobachtet.
Aurelia rauschte ins Schlafzimmer und stellte überrascht fest, dass Nara und Belana bereits auf sie warteten. Prunia gesellte sich wortlos zu ihnen. Nachdenklich musterte Aurelia die drei Sklavinnen und setzte sich seufzend auf einen Stuhl. Schon bald führte sie ein angeregtes Gespräch mit Belana und Nara, an dem sich Prunia ab und zu sogar beteiligte. Lächelnd musterte Aurelia ihre Mädchen und freute sich, dass diese immer weniger Fremde für sie waren.
An diesem Abend hatte sie sich für ihre Lieblingsfarbe blau entschieden und so war sie von Kopf bis Fuß in blaue Seide gekleidet. Die dezenten Ohrringe und die Kette passten perfekt zu ihrem Verlobungsring, der einst Gaius' Mutter Agrippina gehört hatte. Ihre Haare waren zu einem kunstvollen Knoten aufgesteckt, aus dem sich bereits ein paar Korkenzieherlocken gelöst hatten und ihr spielerisch ins Gesicht fielen. Ihre Zofen hatten sehr gute Arbeit geleistet.

Ihr Herz begann zu flattern, als sie endlich ihren Gaius im Atrium erblickte. Während sie die Treppe zu ihm herabschwebte, verschlang er sie mit seinen Blicken. Kaum hatte sie ihn erreicht, schlang er seine Arme um sie und küsste sie leidenschaftlich. Vollkommen außer Atem lösten sie sich voneinander.
„Guten Morgen", keuchte Aurelia und Gaius lachte leise. Bevor er etwas sagen konnte, erschienen die ersten Gäste im Atrium und verlangten ihre ganze Aufmerksamkeit. Um Aurelia sammelte sich rasch eine Schar Frauen und verwickelten sie in ein langatmiges Gespräch. Selbst während der zwölf Gänge konnte sie kaum ein Wort mit ihrem Mann wechseln, der direkt neben ihr lag. Manchmal spielte er unauffällig mit einer ihrer Haarsträhnen.
Kaum war das Essen vorbei, brach die strikte Ordnung zusammen. Die Gäste erhoben sich und sammelten sich in schwatzenden Grüppchen. Gaius wurde sofort von einigen Senatoren in Beschlag genommen und Aurelia verzog sich diskret an den Rand zu den übrigen Frauen. Schon bald verlor sie ihren Mann aus den Augen.
Nach einer Ewigkeit hatte sie Gaius endlich wiederentdeckt, der allein mit dem Rücken zu ihr stand. Gerade wollte sie auf ihn zugehen, da erstarrte sie wie vom Blitz getroffen. Eine wunderschöne Frau näherte sich ihrem Mann und lächelte ihm verführerisch zu. Wegen der lauten Musik konnte Aurelia die Worte der Fremden nicht verstehen, doch ihrem Gesichtsausdruck nach flirtete sie schamlos. Gerade legte sie ihm ihre Hand auf den Unterarm.
Was Frauen nicht alles taten, um seine Aufmerksamkeit zu erheischen, dachte Aurelia belustigt.
„Es tut weh die beiden zu sehen, nicht wahr?", flüsterte eine dunkle Stimme ihr von hinten ins Ohr und sein warmer Atem strich unangenehm über ihren Nacken. Beherrscht drehte sich Aurelia halb zum Sprecher um und blickte über ihre Schulter direkt in die kalten Augen des Prätorianerpräfekts.
„Ich habe keine Ahnung wovon Ihr sprecht, Präfekt", meinte Aurelia höflich und wollte bereits weitergehen. Doch Macro hielt sie unauffällig am Arm zurück.
„Aber meine Liebe, ich rede von Eurem Mann und meiner Frau", raunte er ihr ins Ohr. „Ihre Affäre begann vor fast drei Jahren und seitdem können sie nicht mehr ohne einander"
Ungläubig schüttelte Aurelia den Kopf. Macros Frau hatte immer noch ihre Hand auf Gaius' Unterarm. Warum stieß er sie nicht endlich von sich?
„Warum glaubt Ihr habe ich mich für Gaius so stark gemacht?", fragte Macro eindringlich. „Ennia und ich waren es, die einen Weg für ihn gefunden hatten Tiberius' Testament zu umgehen. Wir haben Gaius dahin gebracht, wo er heute steht – an die Spitze unseres Staates. Er weiß, dass er vor allem Ennia alles zu verdanken hat. Vermutlich planen sie gerade ihr nächstes Treffen"
In Aurelia herrschte Chaos. Sie wollte ihm nicht glauben. Doch was sie sah und hörte, erschien auf einmal logisch. Hatte sie von dieser Affäre nicht auch bei Sueton oder Tacitus gelesen? Log Gaius sie an? Spielte er mit ihr? Oder benutzte er diese Ennia, um etwas gegen Macro in der Hand zu haben?
„Ihr wollt mir nicht glauben", schnurrte Macro verständnisvoll. „Glaubt Ihr wirklich, Gaius interessiert sich für Euch? Ihr seid wirklich sehr schön, das wird ihm die Sache einfacher machen. Aber in Wahrheit interessiert er sich nur für Euer Erbe, weil er bald Geld brauchen wird, sehr viel Geld. Was auch immer er Euch gesagt haben mag, Ihr solltet eines niemals vergessen: Auf dieser Welt gibt es keinen besseren Schauspieler als Euren Ehemann. Ihr solltet seinen Worten nicht allzu viel Vertrauen schenken, sonst werdet Ihr nur enttäuscht und verletzt"
Übelkeit stieg in Aurelia hoch und ein leichtes Zittern erfasste sie. Gaius konnte jede Frau haben, die er wollte. Warum sollte er sich da auf Dauer mit ihr begnügen? Vor allem wenn sich so schöne und morallose Frauen wie diese Ennia ihm freiwillig jederzeit hingeben würden? Würde er früher oder später schwach werden?
„Entschuldigt mich", murmelte sie und Macro gab sofort ihren Arm frei. Wie in Trance wandelte Aurelia durch die Menschenmasse, ohne etwas anderes als den dumpfen Schmerz in ihrem Inneren wahrzunehmen. Auf ihrem Gesicht war das würdevolle Lächeln einer perfekten Gastgeberin fest fixiert. Irgendwann hielt sie die ineinander verschwimmenden Menschen nicht mehr aus und verzog sich unauffällig in den Garten. Kühler Oktoberwind wehte ihr ins Gesicht und klärte ihre Gedanken. Erschöpft setzte sie sich auf die erstbeste Bank. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper wie Espenlaub. Vollkommen durcheinander vergrub sie das Gesicht in ihren Händen. In ihrem Inneren tobte ein unerbittlicher Krieg zwischen ihrem Verstand und ihrem Herzen, der sie zu zerreißen drohte.
Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sie schrak zusammen. Ertappt hob sie den Blick. Neben ihr stand Agrippina und sah mitfühlend auf sie herab.
„Darf ich mich zu dir setzen?", fragte sie sanft und Aurelia zuckte desinteressiert mit den Achseln. Mit einem kleinen Seufzen setzte sich Agrippina neben sie.
„Was hat Macro eben zu dir gesagt, das dich derart aus der Bahn geworfen hat?", wollte sie leise wissen und Aurelia wich ihrem Blick aus. „Hatte es irgendetwas mit meinem Bruder zu tun?"
Aurelia schloss die Augen und versuchte krampfhaft ihre Tränen zurückzuhalten. Doch es war zu spät. Warme, klebrige Tränen bahnten sich bereits ihren Weg über ihre Wangen. Verzweifelt wandte sie sich der Schwester ihres Mannes zu und schluchzte leise auf. Hastig sah sich Agrippina nach allen Seiten um und zog Aurelia in eine feste Umarmung. Aurelia verlor die Beherrschung über ihren Körper. Sie zitterte, schluchzte und weinte.
„Was auch immer er dir über meinen Bruder erzählt hat, glaub ihm kein Wort", flüsterte sie ihr eindringlich ins Ohr und strich ihr sanft über den Rücken.
„Ich hab solche Angst davor, dass er mir die Wahrheit gesagt hat", gab Aurelia niedergeschlagen zurück. Eine Ewigkeit hielt Agrippina sie einfach nur fest und raunte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Irgendwann legte sich endlich das Zittern ihres Körpers und die Tränen versiegten. Beschämt rückte sie ein Stück von Agrippina ab, wischte sich mit der Hand übers Gesicht und lächelte ihre Freundin verlegen an. Leise dankte sie ihr und Agrippina ergriff ihre Hand.
„Du warst als Einzige für mich da, als ich vollkommen am Ende war", gestand Agrippina mit ruhiger Stimme. „Wenn du mich brauchst, werde ich immer für dich da sein"
Entschlossen erhob sich Agrippina und betrachtete den Weg zurück zu der hell erleuchteten Villa.
„Wir sollten zurückgehen", meinte sie ernst und Aurelia nickte. Am Eingang wartete bereits unauffällig Belana und brachte im Schatten schnell Aurelias Gesicht in Ordnung. Vor Macro wollte sie keine Schwäche zeigen. Sobald Belana sich wortlos zurückzog, hakte sich Agrippina bei ihr unter und gemeinsam betraten sie den Festsaal. Ein betrunkener Senator wankte ihnen entgegen und grinste Aurelia vielsagend zu. Bevor er nach ihr greifen konnte, schob sich eine große Gestalt zwischen sie und der Senator verzog sich sofort mit Unschuldsmiene. Besorgt drehte sich Sabinus zu ihr um und erkundigte sich leise, ob alles in Ordnung sei. Aurelia schenkte ihm ein dankbares Lächeln und nickte, dann wurde sie auch schon von Agrippina weitergezogen.
Gaius war wieder in ein Gespräch mit irgendwelchen Speichelleckern vertieft, die zu Aurelias Erleichterung allerding alle männlich waren. Als sich ihre Blicke begegneten, zwinkerte er ihr verschwörerisch zu. Aurelia nickte ihm knapp zu und folgte ihrer Freundin, die sie zum Glück nicht zu ihrem Bruder bringen wollte.
Während sie halbherzig dem Gespräch zwischen Gaius' Schwestern und Clementina lauschte, versuchte sie Macros wachsamen Blick zu ignorieren. Mit einem Mal wurde sie unglaublich wütend.
„Ich bin gleich wieder da", unterbrach Aurelia Drusilla und machte auf dem Absatz kehrt. Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, begann sie zu rennen. Erst vor der Tür des Fitnessraums blieb sie stehen und rüttelte verzweifelt an der Klinke. Sie gab sofort nach. Vorsichtig vergewisserte sie sich, dass sie allein war.
Erleichtert schlüpfte Aurelia in den Raum. Der Anblick von mannsgroßen Trainingspuppen beruhigten sie. Entschlossen schnappte sie sich eines der Schwerter, die an der Wand hingen und begann ihren Frust an einer der Puppen auszulassen. Wie sehr hatte es ihr gefehlt eine Waffe in der Hand zu halten. Doch durch ihre Hochzeit und den Umzug in Gaius' Palast waren Vespasian und sie nicht mehr zum Trainieren gekommen.
Plötzlich wurde hinter ihr ein Schwert aus der Scheide gezogen und ohne nachzudenken wirbelte sie herum. Metall traf klirrend auf Metall. Keuchend erwiderte sie Clemens' vorwurfsvollen Blick.
„Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was passiert wäre, wenn Macro dich gefunden hätte?", zischte er leise, steckte sein Schwert wieder in die Scheide und streckte fordernd seine Hand nach ihrem aus. Betreten reichte sie ihm das Schwert, welches er gleich wieder in seine Halterung an der Wand aufräumte. Warum war er hier?
„Es tut mir leid", sagte Aurelia kleinlaut. „Ich musste mich abreagieren"
Clemens schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Leise erklärte er, dass Gaius ihn unauffällig auf die Suche nach ihr geschickt hatte. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie lange sie bereits hier war. Draußen ging gerade die Sonne unter.
Schweigend verließen sie den Raum und machten sich auf den Weg zurück zu den Feiernden, die bald aufbrechen würden.
„Ich hab gesehen, wie Macro mit dir geredet hat", unterbrach Clemens die Stille und Aurelia zuckte zusammen. Weil sie ihrem verwirrten Geist nicht traute, blieb sie stumm.
„Rede mit Gaius", seufzte Clemens, dann verstummte auch er.
Zu ihrer Erleichterung waren bereits die meisten Gäste gegangen. Trotzdem setzte sie eine unbeschwerte Miene auf und gesellte sich zu Agrippina, die das Geschehen vom Rand aus beobachtete.
„Wo warst du?", fragte sie leicht gereizt und Aurelia schüttelte nur leicht den Kopf. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch. Widerwillig ließ Agrippina das Thema fallen.
„Glaubst du, sie schlafen miteinander?", fragte Aurelia leise und Agrippina blickte sie verwirrt an.
„Na, Gaius und Ennia", gab Aurelia gequält zurück und nahm einem vorbeilaufenden Sklaven dankbar einen Kelch ab. Dem Geschmack nach handelte es sich zum Glück nicht um Wein, denn dieser würde ihre Laune gerade nur verschlechtern und ihre gerade erst zusammengekratzte Kontrolle zum Einsturz bringen.
Nachdenklich schüttelte Agrippina den Kopf. Dann meinte sie leise: „Ich glaube nicht. Aber die Wahrheit kannst du nur von Gaius erfahren. Ennia kannst du nicht trauen. Also rede mit ihm"
Aurelia nippte an ihrem Kelch, dann wechselte sie schnell das Thema. Macro war ihnen bereits gefährlich nah gekommen. Bald verlor er das Interesse an ihren Mädchengesprächen und verzog sich aus der Hörweite. Aurelia lächelte in sich hinein. 
Irgendwann traten Sabinus und Clementina zu ihnen, um sich zu verabschieden. Schon bald reihten sich weitere Gäste ein und irgendwann gesellte sich Gaius zu ihnen. Aurelia versuchte sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen und war froh darüber, dass Gaius in der Öffentlichkeit eine angemessene Distanz zwischen ihnen wahrte.
Irgendwann verschwand der letzte Gast. Agrippina wandte sich mit einem ermutigenden Lächeln an Aurelia und zog sie in eine schwesterliche Umarmung.
„Rede mit ihm", flüsterte sie ihr ins Ohr. Als sie sie losließ, wünschte Agrippina allen eine gute Nacht und verschwand in Richtung ihrer Gemächer. Mit einem verschwörerischen Lächeln wandte sich Gaius an Aurelia.
„Wollen wir?", fragte er verführerisch und bot ihr seinen Arm an. Müde erwiderte Aurelia sein schiefes Grinsen und ließ sich von ihm nach oben geleiten. Während er über alles Mögliche zu plappern begann, blieb Aurelia stumm.
Kaum fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss, fiel ihre künstliche Ausgelassenheit von ihr ab und sie löste sich entschlossen von ihm.
„Was ist los?", fragte Gaius alarmiert. Aurelia schnaubte nur und ließ ihn stehen. Genervt legte sie ihren Schmuck ab und schickte ihre wartenden Sklavinnen fort. Am Rande nahm sie wahr, dass Gaius es ihr gleichtat. Sobald sie wirklich allein waren, wiederholte er die Frage. Aurelia ignorierte ihn und begann sich die Nadeln aus ihren Haaren zu ziehen. Sobald sich ihre Haare in langen Locken über ihren Rücken ergossen, nahm sie sich eine Bürste und fuhr damit routiniert durch ihr Haar. Doch diese einfache Tätigkeit beruhigte sie nicht. Ihre Augen wanderten im Spiegel immer wieder zu dem wartenden Gaius hinter ihr und ihre Hände begannen wieder unkontrolliert zu zittern. Frustriert legte sie die Bürste weg und wandte sich widerwillig ihrem Mann zu.
„Rede mit mir, Aurelia", bat er sie leise und ein hysterisches Lachen entwich ihrer Kehle. Weil Reden ja auch immer so einfach war. Gaius musterte sie irritiert und Aurelia schluckte eine bissige Antwort herunter.
„Hast du mit ihr geschlafen?", kamen ihr die Worte wie von selbst über die Lippen. Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern, so sehr fürchtete sie sich vor seiner Antwort. Doch Gaius starrte sie nur verständnislos an. Bemüht ruhig bat er sie die Frage lauter zu wiederholen.
„Hast du mit ihr geschlafen, ja oder nein?", schrie Aurelia ihre verwirrten Gefühle heraus und er sah aus, als hätte sie ihn geschlagen. Mit offenem Mund starrte er sie an, dann begann er zu lachen.
„Das hat Macro dir also eingeflüstert", brachte er prustend heraus. Doch Aurelia funkelte ihn nur zornig an und verschränkte die Arme vor der Brust. Um einen ernsteren Gesichtsausdruck bemüht, kam er ein Stück auf sie zu. Sofort wich Aurelia vor ihm zurück und mit einem Schlag war ihre Angst wieder da, die sie am Anfang in seiner Gegenwart aufgrund der antiken Überlieferung über ihn verspürt hatte. Augenblicklich wurde Gaius ernst.
„Nein", meinte er ruhig und Aurelia zuckte zusammen. „Ich habe noch nicht einmal mit ihr geflirtet und ich habe auch nicht vor etwas daran zu ändern, weil ich dich von ganzem Herzen liebe. Von ihr habe ich mich nie angezogen gefühlt, weil sie genauso falsch ist wie ihr Mann. Ennia ist intrigant, aufgeblasen und gekünstelt. Sie glaubt klüger und schöner zu sein als jede andere Frau und bis sie dir begegnet ist, ließ sie dies auch jeden spüren. Abgesehen von ihrem abturnenden Charakter ist sie zu alt für mich und verheiratet"
Aurelia merkte, wie sie bei jedem Wort sich weiter entspannte. In seinen Augen konnte sie seine tiefe Aufrichtigkeit erkennen. Wie hatte sie auch nur für eine Sekunde an ihm zweifeln können? Weinend warf sie sich in seine Arme.
„Es tut mir so leid", schluchzte sie und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Beruhigend legte Gaius die Arme um sie und presste sie fest an sich. Vollkommen aufgelöst murmelte sie immer wieder, wie leid es ihr tat und dass sie niemals an ihm hätte zweifeln dürfen. Gaius hielt sie einfach nur fest und strich ihr sanft über den Rücken.
„Das ist also ihr Plan", murmelte Gaius und strich Aurelia sanft die im matten Licht der Öllampe schimmernden Tränen aus dem Gesicht. „Sie versuchen einen Keil zwischen uns zu treiben, damit sie dich gegen mich verwenden können, wie Sejanus es bei meinen älteren Brüdern geschafft hat"
In Aurelia entflammte eine neue Entschlossenheit. Niemand würde sich jemals zwischen sie drängen.
„Ich werde nie wieder an uns zweifeln", versprach sie und Gaius' Mund verzog sich zu einem feinen Lächeln. „Nie wieder werde ich mich von meinem Verstand täuschen lassen und von nun an nur noch auf mein Herz hören"

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