-Austritt und Abschluss-
Seine Entscheidung stand fest, er würde aufhören bei dem Training mitzumachen. Er konnte es nicht mehr ertragen ihn jeden Tag zu sehen. Das Verhältnis zwischen den Beiden war angespannt gewesen, auch wenn sie versuchten es zu verbergen, es gelang ihnen nicht. Sie litten beide unter der Trennung, doch es gab keinen Weg zurück.
Bokuto war immer nur sehr verletzt gewesen, konnte nicht einfach darüber hinwegsehen. Seiner Mutter wollte er vorerst nichts sagen, doch war ihr aufgefallen das ihr Sohn sich immer mehr zurückzog, nicht mehr am Familienleben teilnehmen wollte, auch wenn er es vor seinen Schwestern versuchte zu verstecken, man merkte das er mit sich nicht im Reinen war. Irgendwann war seine Mutter auf ihn zu gekommen, weil sie wissen wollte, warum Keiji nicht mehr herkam.
"Ich habe mich von ihm getrennt.", war seine Antwort gewesen. Nicht mehr und nicht weniger. Einen Grund hatte er ihr nicht gesagt und auch wenn sie anfangs gegen diese Beziehung gewesen war, so hatte sie sich damit abgefunden und Keiji lieb zu gewonnen. Seine Schwestern waren traurig das der Setter nicht mehr zu ihnen kam, um mit ihnen zu spielen und wie kleine Geschwister nun einmal sind gaben sie ihrem großen Bruder die Schuld daran. Denn immerhin hatte dieser die Beziehung beendet. Den Grund nannte er niemanden, es tat viel zu weh darüber zu sprechen. Nur Kuroo wusste es, doch er sagte nichts dazu und darüber war Bokuto auch froh, denn er wollte nicht mehr daran denken. Es tat so weh... Ihn jeden Tag zu sehen machte die Sache nicht besser, deswegen hatte er sich auch geschworen Abstand zu nehmen.
Nachdem Training war es dann so weit gewesen, vorher hatte er mit seinem Trainer darüber gesprochen und ihn seinen Entschluss mitgeteilt. Zwar war dieser nicht erfreut darüber, denn dem Team würde mit Bokuto seinen Ausstieg auch der Captain fehlen, doch konnte ihn niemand von seinem Entschluss abbringen.
"Ich muss euch was sagen.", die Mannschaft hatte sich in einem Halbkreis vor ihn aufgestellt. Keiji stand gerade an der Bank und trank einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Er hatte ein komisches Gefühl, denn normalerweise hielt sein Captain keine Ansprachen. "auch wenn es vielleicht plötzlich für euch kommt und ich kann und werde euch keine Erklärung dafür liefern. Aber ich werde die letzte Zeit auf der High-School nutzen mich auf meine Abschlussprüfung vorzubereiten. Immerhin werde ich in zwei Monaten nach Osaka ziehen. Ich habe mir Gedanken um euren neuen Captain gemacht und ich denke Akaashi wird mich gut vertreten. Das heute war unser letztes gemeinsames Training. Doch.", er sah in die geschockten Gesichter. "ich werde mich immer an euch erinnern und ich habe wirklich die Zeit genossen. Doch jetzt ist es Zeit das ich mich auf meine Zukunft konzentriere. Denn manchmal läuft das Leben anders als erwartet."
"Kōtarō, warte...", drehte sich dann der Setter und somit neuer Captain der Volleyball Mannschaft der Fukurōdani Akademie um.
"Bokuto-san. Und lass gut sein.", hob er ein letztes Mal seine Hand und verließ die Halle.
2 Monate sind eine lange Zeit. Doch können 2 Monate keine Wunden heilen, auch wenn Bokuto sich Mühe gab nicht mehr an Keiji zu denken, er schaffte es nicht. Abends war es besonders schlimm, wenn er allein im Bett lag und es still im Haus wurde. Dann war es mit seinen Gedanken allein. Die Wochenenden verbrachte er oft bei Kuroo, doch in der Woche war er komplett allein, lenkte sich mit lernen ab, was auch relativ gut zu klappen schien, denn seine Noten wurden immer besser. So konnte er noch eine Menge rausholen. Doch nachts...
Alpträume plagten ihn, raubten ihn den Schlaf, oft wachte er schweißgebadet auf, weinte und manchmal schrie er auch im Schlaf, doch es half nichts. Denn er musste da durch, er hatte diesen Weg gewählt. Auch wenn er steinig war, er wollte es so. Diese Träume fühlten sich immer sehr real an, zeigten ihn immer wieder den Moment wo sie beide im Park standen und die Zeit stand still. Auch nach dem Aufwachen hatte er starke Angst wieder einzuschlafen, weil er das alles nicht mehr sehen wollte und konnte. Weshalb er danach meistens wach blieb und lernte. Bloß nicht wieder einschlafen. Der Schlafmangel und auch die starke Angst vor dem Einschlafen, auch über den Tag verteilt hielt diese an, sorgte dafür das Bokuto in seiner psychischen und sozialen Funktionsfähigkeit beeinträchtigt wurde. Außer Kuroo ließ er niemanden mehr an sich heran. Zwar schrieb er hin und wieder mit seinem alten Team, doch meistens waren es kurze und knappe Sätze.
Auch in der Schule war er müde, doch schleppte er sich jeden Tag hin, ignorierte die Blicke der anderen und zog es einfach durch.
"Oh Gott, wie siehst du eigentlich aus? Isst du eigentlich noch? Schläfst du noch, Bro?", es war wieder Wochenende und er saß bei Kuroo auf dem Sofa und dieser fing so langsam an sich ernsthafte Sorgen, um seinen besten Freund zu machen. Sicherlich war eine Trennung heftig, doch was er sah war nicht mehr Bokuto, er war nur noch ein Schatten seiner Selbst. War in sich gekehrt, aß kaum noch was, hatte abgenommen und wirkte wie eine leblose Hülle.
"Ich habe keinen Hunger mehr.", erklärte er und streckte seine Beine auf dem Sofa aus.
"Du hattest immer Hunger... du musst was essen. Soll ich uns was kochen?"
"Ich weiß nicht...ich bekomme kaum was runter. Mir wird dann immer schlecht."
"Du hungerst dich aber nicht runter, oder?", sah der Schwarzhaarige ihn nun ernst an. Er wollte ihn definitiv nicht noch eines Tages im Krankenhaus besuchen kommen, oder schlimmeres.
"Keine Sorge. Ich habe keine Essstörung, nur keinen Appetit. Es schmeckt halt nicht. Alles schmeckt gleich. Selbst ein Hungergefühl habe ich nicht mehr. Mach dir keine Sorge."
"Ich bin dein bester Freund, natürlich mache ich mir da Sorgen um dich. Schläfst du überhaupt noch?"
"Wenig. Denn ich habe Angst davor..."
"Wovor?"
"Vor dem Einschlafen...", kam es kleinlaut vom Grauhaarigen.
Hypnophobie war die Angst vor dem Einschlafen. Betroffene verbinden mit dem Schlafen gehen keine Erholung, sondern empfinden dabei Stress und Angst. Bokuto selbst zerbrach sich den Kopf über verschiedenste Frage, meistens ging es dabei um ihn und Keiji, oder Probleme und fand keine ruhige Minute. Diese Angst konnte zu einer Begleiterscheinung einer Schlafstörung führen. Er fragte sich immer mehr ob das alles normal war, ob er normal war... und eine Antwort fand er dabei nie. So war dort nun eine innere Unruhe in ihn, welche sich durch starkes Zittern und immer öfters auch durch ein Unsicherheitsgefühl wie Schwindel, Herzrasen, und Schweißausbrüchen äußerte.
Doch gab es einen Ort, an dem all das Vergessen schien: Kuroo seinen Armen.
"Aber wenn du bei mir bist, schläfst du doch, oder?", sanft fuhr er ihm durch seine Haare und sah ihn in die Augen. Tja, wenn er Tsukishima nicht hätte, dann. egal... doch wenn es dort niemanden geben würde, so wären sie sicherlich ein Paar, oder? Doch diesen Gedanken verwarf der Dunkelhaarige schnell, denn es wäre nicht richtig und eigentlich gab es dort keine Gefühle, die in diese Richtung gingen, auch wenn er ihm wichtig war.
"Ja, wenn du bei mir bist, kann ich schlafen."
"Wollen wir heute nicht einfach hier bleiben uns eine Pizza bestellen und einen Film schauen? Ich habe auch keine große Lust feiern zu gehen. Die Woche war wirklich heftig. Ich musste so viel Papierkram erledigen wegen der Uni. Und auch die Schule... ätzend...", grinste der Kater nun und griff im selben Moment noch nach seinem Handy und bestellte Pizza für sie.
"Tetsu? Kann ich dich mal etwas fragen?"
"Klar!", sagte dieser und schob den leeren Pizzakarton von sich weg. Erfreulich stellte dieser dabei fest das auch sein bester Freund seine Pizza verdrückt hatte.
"Akaashi... ist wohl immer noch eifersüchtig auf dich. Findest du das wir beide zu eng miteinander sind?"
"Nein! Ich meine wir sind beste Freunde. Okay, wenn du hier bist, schläfst du in meinen Bett und meistens kuschelst du dich auch an mich, aber ich würde niemals mehr von dir wollen.", sagte er ehrlich.
"Weil?"
"Wie weil? Weil du mein bester Freund bist?"
"Findest du mich etwa komisch?"
"Bokuto, was soll das jetzt? Versuchst du herauszubekommen, ob du ein schlechter Mensch bist? Oder machst du dir Gedanken darüber, wieso er fremd gegangen ist? Ob es an dir lag?"
Was war denn nun in die Eule gefahren? Über so etwas hatten sie sich noch nie unterhalten, es stand immer völlig außer Frage das zwischen ihnen mal mehr als nur Freundschaft seien konnte und Kuroo hatte sich vorher nie Gedanken darüber gemacht einmal intim mit ihm zu werden. Sicherlich sah Bokuto nicht schlecht aus und er war ihm verdammt wichtig und genau das war auch schon der Grund, er war ihm wichtig. ZU WICHTIG, um das Alles aufs Spiel zu setzen.
"Ich bin einfach unsicher, warum das passiert ist. Ich meine ich habe bei dir immer das Gefühl, das du mich nimmst, wie ich bin.", er konnte sich gerade nicht von den Lippen des Schwarzhaarigen losreißen. Diese wirkten heute so anders auf ihn. War er wirklich so untervögelt?
"Guck mich nicht so an. Egal was du denkst... bitte..."
Kuroo entging der Blick seines besten Freundes nicht, doch er wusste das sie damit eine Grenze übertreten würden und er hatte keineswegs vor Tsukishima zu betrügen.
"Ich glaub wirklich ich bin untervögelt... tut mir leid.", versuchte er sich nun von ihm zu lösen.
Selbstverständlich lief nichts zwischen den beiden und es würde auch nichts passieren, doch war ihre Freundschaft schon etwas sonderbar. Immer wieder sprang da ein Funken über und sorgte für eine sonderbare Atmosphäre zwischen ihnen.
Es kam der besagte Tag an dem Bokuto diese Schule verlassen würde und er war nervös als sein Name aufgerufen wurde, er aufstand, um sein Zeugnis zu holen. Auch wenn er sich immer wieder umsah, konnte er nirgends Keiji sehen, es machte ihn traurig denn er hatte gedacht das er heute hier sein würde. Doch warum sollte er? Immerhin hatte er sich von ihm getrennt. Sicherlich hatte Akaashi sich mit dem Gedanken angefreundet das es vorbei war.
Seine Alpträume waren zwar nicht besser geworden, aber er hatte gelernt damit umzugehen, hatte er sie einfach akzeptiert. Auch seine Essgewohnheiten waren besser geworden, zwar schmeckte es nicht, aber Kuroo zwang ihn dazu zu essen, denn er wollte nicht das er abnahm. Und auch Bokuto merkte das es ihm nicht guttat, er hatte weniger Kraft als sonst und wenn er schwach werden würde, dann wäre es auch hinfällig in der neuen Mannschaft gut mitspielen zu können und das wollte er nicht.
Seine Zukunft würde beginnen.
In knapp einem Moment wäre alles vorbei, er würde einiges zurücklassen. Doch es war okay, denn er würde nach Osaka ziehen und er freute sich. Noch immer fühlte es sich nicht richtig an, doch es wäre das Beste.
So saß er nun zu Hause und wartete geduldig auf den Tag an dem ihn ein Flugzeug in seine Zukunft fliegen würde.
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