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Kapitel 4: Das angefangene Schachspiel

Marjories Vermutung, dass sie in das Büro der Direktorin gehen würden, erwies sich als falsch. Sie überquerten mehrere der Schulflure, deren Böden alle das gleichmäßige Schachbrettmuster zierte.

Vor Rosies Spind hatte sich wieder eine kleine Gruppe Jugendlicher angesammelt, die den Spruch für eine Art Witz zu halten schien. Ein Junge holte sogar sein Handy heraus, um ein Foto zu machen, aber als er die Direktorin sah, steckte er das elektronische Gerät, dessen Nutzung im Schulgebäude zur Unterrichtszeit (Von Acht Uhr morgens bis Sechzehn Uhr Nachmittags – nachzulesen in der Schulordnung) verboten war. Miss Gibson hatte das Handy gesehen, aber sie hatte nicht die Geduld, das Smartphones jetzt zu konfiszieren.

Es gab jetzt wichtigere Dinge.

Marjorie folgte der Direktorin aus dem Schulgebäude heraus und verfluchte die Tatsache, dass sie ihre Jacke nicht mitgenommen hatte. Aber woher hätte sie denn auch wissen sollen, dass die Direktorin anscheinend einen Spaziergang über das halbe Gelände geplant hatte?!

Die aus dunkelgrauem Stein gelegten Wege waren bedeckt von einer rutschigen Schicht aus gefallenem Laub in blassen Orange und Gelbtönen, ein feiner Nieselregen hatte eingesetzt und setzte sich in Marjories Haaren fest.

Es dauerte insgesamt fast fünf Minuten, bis sie das Christie-Haus erreicht hatten. Es gab vier dieser Wohnheime auf dem Gelände der Clearlings Academy. In den Häusern Christie und Monroe lebten Mädchen, in den Häusern Newton und Doyle Jungs.

„Du kannst dir vermutlich denken, wo wir hingehen.", sagte Miss Gibson plötzlich und drehte sich zu der frierenden Marjorie um.
„Rosies Zimmer.", antwortete sie schlicht. „Auch wenn ich ehrlich gesagt nicht verstehe, wieso ausgerechnet ich mitkommen sollte."
„Du wirst es gleich verstehen. Glaub mir.", entgegnete die Direktorin und ging die Treppe hoch, die in den ersten und schließlich in den zweiten Stock führte.
Rosie lebte in Zimmer Nummer 207 und die Tür zu ebendiesem Zimmer stieß Miss Gibson jetzt auf und bedeutete Marjorie, hineinzugehen.

Es war ein hübsches Zimmer. Ein Hoch- und ein einzelnes Bett standen an der rechten Wand, links reihten sich drei Schreibtische aus dunklem Holz nebeneinander. Hinten im Raum lehnte ein dreigeteilter Schrank an der Wand, daneben stand ein Sessel vor dem großen geöffneten Fenster, durch das frische Luft hinein drang, was Marjorie, deren Zähne langsam anfingen zu klappern, nicht besonders begeisterte.

Das hier wäre ein Raum wie jeder andere gewesen, das Möbeliar in Marjories Zimmer unterschied sich kaum von dem in diesem hier; aber es waren die kleinen Dinge, die das Zimmer von irgendeinem Zimmer in Zimmer 207, bewohnt von Rosie, Chelsea und Irvina verwandelte: Langsam verblassende Fotografien von Familien und Freunden, pastellfarbene Bücher mit gebrochenen Buchrücken und langweiligen, fast identischen Titeln und Bettdecken in verschiedenen Farbtönen.
„Ich muss gestehen, dass sich mir die Zusammenhänge von mir und diesem Zimmer noch nicht ganz erschließen.", sagte Marjorie zögernd.
„Warte, bis du das hier siehst.", meinte die Direktorin und zog die Schranktür auf, auf der ein großes R aus bunt bemaltem Papier klebte. Zwischen den verschiedenen Teilen der schlichten Schuluniform und dicken Winterpullovern stand ein Schachbrett.

Ein paar der weißen Felder waren aus irgendeinem Grund leicht lila verfärbt, als hätte jemand versehentlich Wasserfarbe darauf gekippt und bis jetzt nicht wieder weggewischt. An den Rändern hatte jemand, Rosie vermutlich, mit schwarzen Edding Ziffern und Buchstaben notiert. 

„Ich sehe ein Schachbrett. Das Schachspiel ist in vollem Gange. Weiß hat eine deutlich bessere Position. Niemand steht im Schach.", beschrieb Marjorie das vorliegende Spiel, die immer noch nicht verstand, was für eine Antwort sich die Direktorin hier gerade eigentlich erhoffte.

„Wir haben mit Rosies Zimmermitbewohnerinnen gesprochen. Du hast oft mit ihr Schach gespielt. Ist das richtig?", fragte die Direktorin und ließ die Frage so beiläufig klingen, dass Misstrauen in Marjories Hals stieg: „Am Anfang des Schuljahres. Ich habe ihr das Schach spielen beigebracht."

Die Direktorin nickte, als hätte sie exakt diese Antwort erwartet: „Und in letzter Zeit? Habt ihr da viel gespielt?"
„Nein. Rosie hat viel für ihre Prüfungen gelernt. Sie hatte keine Zeit."
Miss Gibson horchte auf: „Rosie hatte keine Zeit mehr fürs Schach spielen?"
„Ja."
„Weil sie durchgehend gelernt hat?"
„Nein. Das lernen war ein Teil. Dann war da noch ihr soziales Leben, dass sie ungerne sterben lassen wollte."
„Wann hast du zuletzt mit ihr Schach gespielt?"

Marjorie zuckte mit den Schultern, den Blick immer noch auf das im Schrank versteckte Schachbrett gerichtet. Sie hatte alle Figuren gezählt, der weißen Seite fehlten nur drei Bauern, der schwarzen Seite hingegen fehlten ein Bauer, ein Springer und der Läufer, der sich quer über dies schwarzen Felder bewegt hatte.
„Ich habe kein Datum aufgeschrieben. Aber falls sie glauben, dass das hier eines unserer Spiele wäre; das ist es nicht."
„Bist du dir da sicher?", fragte die Direktorin scharf. „Du hast nicht kurz vor ihrem Verschwinden mit ihr Schach gespielt? Oder die weißen Felder violett angemalt?"
„Ich bemale keine Schachfelder.", antwortete Marjorie schlicht und wandte sich endlich von dem Schachbrett ab. „Darf ich ihnen eine Gegenfrage stellen?"
Miss Gibson kniff kurz die Augen zusammen, rang sich dann aber ein ehrliches Lächeln an: „Einverstanden. Was ist deine Frage, Marjorie?"

„Wieso fürchten sie sich so sehr vor diesem Schachbrett?"

Marjorie hatte erst ein paar Mal gesehen, wie Leuten die Gesichtszüge entgleisten. Niemand hatte es je so gut verstecken können wie Miss Gibson, doch das gleichzeitige Zucken ihres Mundes und ihrer Augenlider verriet sie. Ihr täuschendes Lachen erklang eine halbe Sekunde zu spät. Marjorie quittierte es mit einem unschuldigen Lächeln, aber ihr Blick machte deutlich, dass die Frage kein Scherz war.

„Es tut mir leid.", antwortete die Direktorin schließlich. „Aber es fällt mir schwierig, die Frage zu verstehen."
„Das Gefühl kenne ich."
Miss Gibson fuhr mit ihrem rechten Zeigefinger einmal über die Fensterbank und pustete etwas Staub von ihrer Fingerkuppe. Das laute Pochen ihrer profillosen Stiefel vermischte sich mit dem hellen, gleichmäßigen Ticken von Chelseas Wecker, als sie einmal durch das Zimmer schritt und bei der Tür innehielt, um sich wieder zu Marjorie umzudrehen: „Du bist ein schlaues Mädchen, Marjorie. Nicht wahr?"
„Jede Antwort, die ich jetzt geben würde, wäre falsch.", entgegnete Marjorie.
„Ist Rosie auch ein schlaues Mädchen?"
Es war eine so harmlose Frage, aber es steckte so viel Ungewissenheit in den wenigen Worten. Marjorie zögerte: „Sie hat immer vergessen, ihre Figuren zu schützen. Vor allem ihre Bauern. Nur auf die Läufer passte sie auf – aber das auch nicht besonders gut."

Die Direktorin nickte schlicht, ohne direkt auf die erhaltene Antwort zu reagieren und deutete mit dem rechten Arm auf die geöffnete Tür: „Gut. Du kannst gehen. Danke, Marjorie."
„Kein Problem.", sagte Marjorie und ging bis zur Türschwelle, bevor sie sich ein letztes Mal umdrehte. „Miss Gibson: Wo glauben sie, dass Rosie ist?"

Die Direktorin überlegte kurz, öffnete den Mund und schloss ihn wieder, bevor sie zu ihrer finalen Lüge ansetzte: „In Sicherheit. Und jetzt gehen sie bitte wieder zurück in ihren Kurs."


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