Immer noch im Wald
Warm scheint die Sonne auf mein Gesicht. Und wie am Tag zuvor, werde ich auch dieses Mal vom Gezwitscher der Vögel um mich herum geweckt. Vogelgezwitscher! Vorbei ist es mit meinem Schlaf. Panisch reiße ich meine Augen auf, in der Hoffnung nicht mehr im Wald zu sein. Dass die Erlebnisse von gestern nur ein Traum waren.
Aber die grünen Äste der Bäume um mich herum belehren mich eines Besseren. Ich bin immer noch in diesem unbekannten, verdammt großen Wald. Verdammt noch mal.
Ich will nicht in 'nem blöden Wald sein. Wo ich absolut keine Ahnung habe wo ich bin, und wie ich wieder nach Hause komme. Die ganze Situation ist mir zu viel, und langsam, aber sicher nähere ich mich einem Tränenanfall. Verursacht durch diese Situation, die mich heillos überfordert.
Und als wäre das Ganze nicht schon schlimm genug meldet sich mein Magen auch noch lautstark. Super. Essen ist was ich brauche und nicht wirklich habe. Notgedrungen esse ich ein paar Traubenzucker damit ich wenigstens irgendwas an Energie habe, aber optimale Ernährung schaut definitiv anders aus.
Langsam montiere ich meine Übernachtungsutensilien, aka Bandagen, ab. Mit feuchten Augen, einige Tränen kann ich nicht verhindern. Auf dem Boden angekommen, meine Sachen alle geschultert, laufe ich weiter, anderes bleibt mir nicht übrig. Hoffend etwas zu finden, was sich essen lässt. Ich meine, ein paar Waldbeeren sind doch sicher zu finden. Die Zuversicht, die ich gestern hatte, was zu finden, schwindet mit jedem Schritt. Und mit jedem Schritt wird auch mein Hunger größer.
Das einzig gute ist der Wasserlauf an meiner Seite dem ich beharrlich folge. Und dass der Waldboden nicht all zu hart zum Laufen ist. Schon ein paar wurzeln etc. sind schon da, aber damit kann ich leben. Nur ein Wasserfall und damit eine Klippe wären ein Problem. Dem fließenden Wasser folgend marschiere ich weiter. Hoffend auf Zivilisation, schließlich wird oft an Flüssen gebaut und diese Tatsache ist was mich weiterlaufen lässt.
Und mit jeder Stunde, die vergeht, wird mein Hunger, schlimmer. Und meine Panik größer. Es kann doch nicht sein, dass ich nix finde. Kein Dorf, nix. Nicht mal ein verlassenes Haus, welches mir zeigen würde, Zivilisation ist hier irgendwo, habe ich gefunden.
Der Wasserlauf neben mir ist in der Zwischenzeit angewachsen. Noch kann ich ihn überqueren, aber bald werde ich dafür 'ne Brücke oder so brauchen. Was für mich ein enormer Erfolg wäre. Denn Brücke heißt Menschen, die sie gebaut haben, und ein Weg, dem ich folgen kann.
Meine Tränen vom Morgen sind lange schon versiegt. Auch wenn mir immer noch zum Heulen zu Mute ist. Aber es bringt mir im Endeffekt ja auch nichts. Alles, was ich tun kann, ist immer weiter gehen und einen Weg hier rauszufinden. Denn ich hoffentlich bald finden werde. Immer optimistisch bleiben oder so. Auch wenn es mir immer schwerer fällt.
Das einzig gute das mir dieser Wald bring ist der Schatten, den seine Bäume werfen. Denn ich merke, wie die Temperaturen steigen, ein Zeichen dafür, dass es wohl so gegen Mittag sein wird. Ein halber Tag vorbei und immer noch nichts gefunden.
Oder doch. Da vorne die Beeren sind wahrscheinlich ein paar Himbeeren.
Es sind zwar nicht viele, aber es ist doch immerhin etwas. Selten haben Himbeeren so gut geschmeckt wie jetzt. Eigentlich sollte ich so etwas genießen. Aber der Hunger ist zu groß und so sind die Beeren schneller in meinem Magen als man schauen kann. Vielleicht hab ich ja ein Gekkei Genkai. Schnell essen oder so. Und so langsam komme ich mir auch vor wie, ich weiß nicht ein Indianer oder so. Ninja wäre ja cooler, aber ich bin ja komplett alleine, da ist nicht viel Ninja mäßiges an meiner Situation. Mit neuer Energie und schmunzelnd über meine Gedanken, mache ich mich wieder auf den Weg.
Was etwas Essen ausmachen kann. Meine Zuversicht und meine Laune haben sich rapide gehoben. Plötzlich schaut nicht mehr alles so schwarz aus, und ich beginne sogar ein wenig vor mich hinzusummen.
Und wenn der Bach weiter so wächst, finde ich vielleicht auch Fische im Wasser. Und das wäre ja mal übelst cool. Problem ist nur wieder, wie an die Fische rankommen? Angel hab ich keine, und auch die Materialien, die ich habe, eignen sich nicht dafür eine Angel zu basteln. Höchstens 'ne Falle kann ich machen, und da ist es auch noch fraglich, ob ich erfolgreich bin. Aber hey, probieren ist besser als studieren. Und wenn ich es nicht versuche, kann ich doch nicht wissen, ob es klappt.
Einen neuen Plan im Kopf laufe ich zum Flussufer. Ausschau haltend nach einer geeigneten Stelle für meine Idee. Am besten seichteres Wasser und ein Stein oder Ast oder so an dem ich was befestigen kann. Als seil müssen wohl oder übel wieder meine Bandagen herhalten.
Ach so langsam komme ich doch den Ninja nahe, rede ich mir ein. So alleine auf Mission oder so. Oder so eine Art Prüfung. Ob ich alleine in der Wildnis klar komme. Schön wäre es, wenn das der Grund für mich in dem blöden Wald ist. Dann wären wenigstens versteckt wer um mich herum der mir helfen würde wenn's gar nicht mehr geht. Was mich wieder zur Frage bringt, was ich überhaupt in dem Wald mache. Und auch warum ich, einen Blick auf mein Handy werfend, immer noch in einem Funkloch befinde. Leise fluchend schalte ich das Gerät wieder aus, um Akku zu sparen.
Über diese Fragen und ihre nicht vorhandene Lösung nachdenkend schaue ich aufs Wasser. Darüber wundernd, warum denn ich so vom Glück verlassen bin. Aber all meine Fragen und das Nachdenken darüber bringen mir nichts. Besser meinen Plan umsetzen.
Was ich, endlich einen geeigneten Platz findend, auch gleich im die Tat umsetzen kann. Über dem Bach liegt ein Baumstamm, nicht zu dick, aber immer noch dick genug, um wohl nicht abzubrechen.
Die Tasche die ursprünglich Steine als Inhalt hatte, muss jetzt als Beutenetz reichen, mit den Bandagen am Baum festgebunden, mit dünnen Stöckchen offen gehalten setze ich mich auf dem Baum und warte. Bis ein Fisch in die Falle schwimmt. Bereit den Beutel mit Fisch herauszuholen. Auch wenn ich den Fisch nicht salzen oder würzen kann, es ist immerhin etwas. Ein paar Proteine mehr, die mir sehr zugutekommen.
Jetzt muss nur noch so ein Fisch in meinen Beutel schwimmen. Und das ist etwas, was ich nicht beeinflussen kann. Leider. Cool wäre es schon, wenn ich das könnte. Aber dann bräuchte ich auch keine Falle zu bauen. Dann hätte ich den Fisch leichter als ich es, unter gegebenen Umständen habe. Denn obwohl ich schon eine ganze Weile warte. Fisch ist mir noch keiner ins provisorische Netz gegangen.
Langsam, aber sicher werde ich ungeduldig. Mir ist bewusst, dass mir das nichts bringt. Aber irgendwann ist eben Schluss mit der Geduld. Vor allem wenn man in einer Situation ist, wie ich mich grade.
Und wenn nicht bald ein Fisch in den blöden Beutel schwimmt, kann ich wieder ohne Abendessen schlafen gehen. Was nicht so wirklich mein Tagesziel ist. Aber dem aktuellem Stand der Dinge nach, ist es wohl nix mit Fisch zum Abendessen.
Unverrichteter Dinge mache meine Konstruktion vom Baum los, und suche mir wieder ein Plätzchen im Wald. Aber dieses Mal am Boden. Denn egal wie sehr ich mich fürchte. Auf 'nem Baum zu schlafen ist nicht das bequemste. Die unbewusste Angst runterzufallen, hilft da auch nicht. Daher vermeide ich es besser. Zu meiner Sicherheit aber, entzünde ich mir trotzdem ein kleines Lagerfeuer. Welches mich warm hält, meine Angel Utensilien trocknet und auch potenzielle Tiere abhält, und eventuell Menschen zu mir führt. Ich bin an einem Punkt, an dem ich einfach nur noch froh bin überhaupt ein Gesicht zu sehen.
Am Feuer sitzend, die restlichen Himbeeren, die ich unterwegs gepflückt habe, essend holt mich der Schlaf trotz allem ein. Und auch wenn ich sicher nicht gut schlafen werde, so versuche ich es dennoch, denn ich weiß, dass ich meine Energie Reserven morgen wieder brauchen werde.
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